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  #1  
Alt 21.02.2007, 12:23
Nicole1009 Nicole1009 ist offline
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Registriert seit: 09.02.2007
Beiträge: 3
Standard Mein Dad stirbt

Hallo,

Mein Vater hat im märz06 einen Darmtumor entfernt bekommen. Danach etliche Chemos in Tablettenform. Im September hieß es es wäre alles Gut. Im November sind dann aber lebermetastasen entdeckt worden - er sollte sofort eine Chemo machen. Da er sehr dickköpfig ist, wollte er aber erst im Januar anfangen, weil er nochmal nach Spanien zu seinem zweiten wohnsitz wollte.

Mittlerweile liegt er seit Wochen im Bett, seit 8 Tagen jetzt auch im KH. Am Montag rief uns abends die Ärztin an, dass wir sofort kommen sollten es stehe sehr schlecht um ihn. Bis heute morgen hat sich ein Zustand zumindest stabil gehalten, wenn nicht ein bißchen gebessert (hat einen Gallenblasenverschluss und ist gelb).

Am Montagabend war ich echt fertig. Ich konnte nur an seinem Bett stehen und heulen. Er ist um Jahre gealtert und abgemagert.

Wie soll ich damit umgehen, dass er nur noch Stunden evtl. Tage zu leben hat? Was soll ich mit ihm reden? Ich möchte ihm Hoffnung geben, kann es aber nicht, da ich selber kaum noch Hoffnung habe.

Er will nicht künstlich ernährt werden - er meint: er könne selber essen. Tut er aber nicht, sondern meint er hätte keinen Hunger.

ich kann ihm das Essen doch ein einprügeln - aber dadurch könnte er noch ein paar Tage gewinnen (die Ärztin meinte, wenn die Gelbsucht weg geht und er einigermassen auf dem Damm ist, könnte man sogar noch eine Chemo machen)

Er will darüber nicht reden, er blockt sämtliche Gespräche ab. Ich weiß gar nicht so genau, ob er sich über seinen Zustand im Klaren ist.

Mir zerreisst es das Herz ihn so zu sehen und ihm nicht helfen zu können. Was kann ich für ihn in seinen letzten Tagen noch gutes tun?

Verzweifelte Grüße


Nicole
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  #2  
Alt 21.02.2007, 12:35
Vierm Vierm ist offline
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Registriert seit: 22.08.2005
Ort: Aachen
Beiträge: 157
Standard AW: Mein Dad stirbt

Hallo Nicole,

es ist extrem schwer als Aussenstehender "Schlaue Ratschläge" zu geben.

Ich versuche es trotzdem.

Zitat:
Wie soll ich damit umgehen, dass er nur noch Stunden evtl. Tage zu leben hat? Was soll ich mit ihm reden?
alles das was Du immer sagen wolltest aber nie gesagt hast. Sage ihm einfach wie sehr Du ihn liebst.

Was Essen, oder Reden betrifft: Er weiss wie es um ihn steht, sei Dir da sicher.
Man kann einen sterbenden Menschen nicht belügen, denn er weiss wie es um ihn steht. Diesen Satz haben mir einmal 2 Ärtze gesagt (Onkologen) und ich weiss heute das es stimmt.

Mach "Deinen Frieden" mit ihm; Lass ihn Wissen das er "gehen" kann.

Es hört sich seltsam an, aber das ist es was sterbenden wichtig ist. Sie wissen wieviel Trauer und leid ihr Tod erzeugt.

Sei einfach da und gönne ihm seinen Frieden, wenn es so um ihn bestellt ist wie Du schreibst.


Ciao Wolfgang
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wir freuen uns über Besuche und Gästebucheinträge:
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  #3  
Alt 21.02.2007, 12:58
Nicole1009 Nicole1009 ist offline
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Registriert seit: 09.02.2007
Beiträge: 3
Standard AW: Mein Dad stirbt

Hallo wolfgang,

danke für deine Antwort.

Ich weiß auch, dass man als Ausenstehender keine Antworten geben kann. Ich lese hier im Forum seit ein paar Tagen und es zieht mich einfach runter, dass diese Krankheit soviele Opfer findet und genau damit sovielen Leuten Trauer bereitet.

Wie gesagt, mein Dad blockt alle Gespräche ab und will davon nichts wissen. Am Montag war er ganz "geschockt" das wir alle bei ihm waren (sind eine große Familie ich habe neun Geschwister). Gestern morgen hat er als gefragt, was wir alle gestern bei ihm wollten.

Er will noch nicht gehen und kann doch nicht bleiben.

lg

Nicole

p.S. Mein Beileid.
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  #4  
Alt 22.02.2007, 10:37
Benutzerbild von Bigga
Bigga Bigga ist offline
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Registriert seit: 12.02.2007
Ort: Saerbeck
Beiträge: 92
Standard AW: Mein Dad stirbt

Hallo liebe Nicole,

alles, was ich jetzt nur machen kann, ist Dich ganz dolle zu umarmen und Dir erzählen, wie es bei uns war.

Im Frühjahr 2004 erkrankte meine Mutter an Eierstockkrebs. Sie bekam Tabletten-Chemo, dann mußte sie wieder aufgebaut werden und dann kamen die Tropf-Chemos. Ja, dann wurde sie im Oktober 2004 operiert, Total-Op. Sie mußte nachdem, sie entlassen wurde direkt nachts wieder in die Unikklinik. Eine Woche haben sie meine Mama auf Lungenentzündung behandelt, kurz bevor es fast zu spät war, entdeckten die Ärzte, dass man während der Total-OP den Darm angekratzt hatte. Sie war also kurz davor innerlich zu vergiften. Sie lag dann ein paar Wochen mit offenem Bauch im Koma. Irgendwann ging es ihr besser. Sie kam aus dem Krankenhaus, hatte einen künstlichen Darmausgang und bekam immer wieder Chemos. Und sie magerte ab hatte immer Schmerzen. Ohne Schmerztabletten konnte sie nicht mehr leben. Dann hörte der Magen letztes Jahr auf zu arbeiten, da der Krebs sich wieder verbreitet hatte. Sie war so schwach, sie konnte nichts mehr essen, erbrach nur usw.. Es ging nicht mehr anders, sie mußte künstlich ernährt werden und das ging sogar Zuhause. Wir gaben nie die Hoffnung auf. Bis letzten Montag. Der Arzt sagte am Sonntag zwar meiner Schwester und meinem Stiefvater, dass es nur noch Tage oder Stunden dauern könnte, aber wir realisierten es nicht wirklich. Ich weiß nur, dass jeder ihrer drei Kinder und mein Stiefvater das Bedürfnis hatten, ihr noch zu sagen, wie sehr wir sie lieben und ich sagte ihr, wie dankbar ich bin, dass sie meine Mutter ist. Ich habe versucht, so oft wie möglich im Krankenhaus zu sein, einfach bei ihr zu sein. Auch wenn sie schlief. Sie bekam zu guter letzt sehr viel Morphium und war schwach und schlief viel. Aber als die Nachtschwester uns letzten Dienstag um 3:30 Uhr morgens anrief, meine Mutter wollte das eigentlich, aber die Schwester tat es trotzdem, fuhren meine beiden Schwestern, mein Stiefvater und unsere beiden Männer dorthin. Es tat doch irgendwie gut, ihr in der letzten Stunden nochmals tschüß zu sagen. Auch wenn der Schmerz in mir noch so groß ist. Manchmal weiß ich nicht, wie es weitergehen soll, aber es muß. Denn ich habe drei Kinder, die zur Schule müssen.

Bitte Nicole, versuche die nächste Zeit die Nähe Deines Vaters zu genießen und zeige ihm, dass Du da bist und seine Entscheidungen akzeptierst. Ich habe auch nicht mit Mama darüber reden können, das dies ihre letzten Tage sind. Sie sprach es nur einmal kurz an, als der Arzt morgens bei ihr war. Und erzählte mir davon, und davon, was sie dem Arzt sagte, dass sie weiß, wie es um sie steht. Manchmal frage ich mich, hätte ich mit ihr darüber reden sollen? Was hätte ich sagen können? Aber anscheinend wollte sie nicht darüber reden und das akzeptiere ich, auch wenn es sehr wehtut.

Ich hoffe, dies alles war nicht zu bedrückend für Dich, verliere nie die Hoffnung.

Alles liebe

Birgit
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  #5  
Alt 22.02.2007, 12:50
HeikeF HeikeF ist offline
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Registriert seit: 08.02.2007
Ort: NRW
Beiträge: 351
Standard AW: Mein Dad stirbt

Er will darüber nicht reden, er blockt sämtliche Gespräche ab. Ich weiß gar nicht so genau, ob er sich über seinen Zustand im Klaren ist.
Denke auch, daß man aus diesem Verhalten ableiten kann, daß er es in etwa weiß. Denn jeder Mensch kennt seinen Körper und fühlt wenn es ernst ist.

Vielleicht, blockt er weil es ihm zu weh tut darüber zu reden.
Denke, er versucht evtl. erst einmal damit selbst klar zu kommen.
Seit einfach da und wenn er reden möchte wird er es tun.

Denke, Ihr werdet instinktiv richtig handeln, verlass Dich auf Dein Bauchgefühl.
Ihr kennt ihn ja wie er ist.

In einem Buch sind die Phasen ganz gut erklärt, es hat mir geholfen vieles anders zu sehen.

Schicke Dir ein virtuelles Kraftpaket
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Leben ist, zeichnen ohne Radiergummi (K.Snyder)

Für alle die Kraft brauchen:
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  #6  
Alt 04.03.2007, 11:26
AnneS AnneS ist offline
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Registriert seit: 27.02.2007
Beiträge: 2
Standard AW: Mein Dad stirbt

Hallo, bin neu hier und auch mein Vater stirbt gerade. Er hat Lungen- und Rippenfellkrebs, wohl schon seit Jahren, aber erst seit Januar 07 diagnostiziert und da es keine Heilungschancen gibt, hat er sich auf den Weg gemacht. Er ist fast 78 Jahre alt und sitzt jetzt - müde und antriebslos - in seinem Lieblingssessel und 'wartet'. Ich denke, er hat sich auf den Weg gemacht und er möchte auch keine Umwege mehr nehmen, er wirkt auf mich sehr entschlossen. Nur meine Mutter kann das nicht akzeptieren, für sie läßt er sich hängen und das kann sie nicht ertragen! Sie schimpft mit ihm, versucht ihn zum Aufstehen zu bewegen, lädt alle möglichen Leute ein, die ihn besuchen sollen und redet von einem Urlaub auf Rügen! Ich bin entsetzt, denn mein Vater kann kaum vom Schlaf- ins Wohnzimmer gehen und wie soll er nach Rügen kommen!???
Ansonsten nimmt sich meine Mutter selbst auch Auszeiten (was ich sehr gut finde), da sie natürlich sehr angespannt und belastet ist. Mein Vater hat bisher alles in Haus und Garten geregelt und ich denke, sie hat jetzt Angst, wie es weitergehen soll. Müßte sie aber nicht, denn meine beiden Schwester und Schwäger sind in der Nähe (im selben Haus) und haben alles super im Griff.
Ich finde es sehr schade, daß meine Mutter nicht die Zeit mit meinem Vater noch für sich und ihre gemeinsame Beziehung nutzt, solange er noch da ist bzw. reden kann.
Ich würde mir wünschen, daß er nicht durch tausend Aktivitäten belastet wird, sondern in Ruhe gelassen wird. Leider sagt er das nicht, sondern klinkt sich einfach aus allem aus, indem er nur da sitzt und starrt.
Aber ich habe keine gute Beziehung zu meiner Mutter und habe - nach einem Horrorbesuch dort - mich von meinem Vater verabschiedet und mich entschlossen, ihn nicht noch mehr zu belasten und Abstand zu meiner Mutter zu halten.
Ich finde hier in den Beiträgen fast nur Leute, die sehr traurig und verzweifelt sind und die sich auch sehr stark einbringen und helfen und unterstützen.
Ich glaube, daß ich meinen Vater am besten unterstütze, indem ich ihn in Ruhe (sterben) lasse und meine Mutter nicht noch mehr nerve.
Ist das egoistisch von mir? ich glaube nicht!
Anne
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