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  #1  
Alt 19.11.2010, 22:02
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Danke, Andrea.
Oh, es ist nicht leicht...doch ich kann nicht so tun als wäre "Nichts gewesen".
Ich bin gerade mal wieder...überrascht...dass "1. Mal" schon 20 Jahre her sein soll (+12.12.1990). Manchmal...schreibe ich noch bei "Lungenkrebs". Bei "Weichteiltumor/Sarkom"...auch...doch meistens nicht, weil ich niemand erschrecken möche.

Helmut und Hartmut...Da habt ihr mit Tippfingern und Tipphufen mal wieder ins Schwarze getroffen!

LG
Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #2  
Alt 20.11.2010, 00:51
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......... Hartmut kommt mir nicht an meine Tasta! Der würde sie mit seinen Hufen in Null-Komma-Nix zertrümmern. Es ist auch nicht so, als würde ich zielen. Ich habe bei "Myriam" aufgehört. Lange hab ich überlegt, ob ich nochmal einen neuen Thread eröffne. OK, ich habs getan. Warum?

Es gibt ein Leben "danach"!

Ein Leben mit allen Aufs und Abs, die das da Leben zu bieten hat. Natürlich gibt es auch jetzt noch die "Anderen". Doch das Hauptgewicht liegt auf den alltäglichen Geschehnissen. Ich möchte anderen Mut machen. Ihnen zeigen, dass es geht, sich zu lösen. Dass dieser schwarze, riesige Berg irgenwann nicht mehr so bedrohlich ist. Man kann es schaffen. Ich auf meine, jeder auf seine Art. Meine ist ganz sicherlich nicht allgemeingültig. Wenn ich bei Irgendjemandem irgendwelche Gedanken damit auslöse, dann bin ich zufrieden. Oder auch mal nen sanften Tritt ......

Heute Abend dröhnt auch andere Musik aus den Boxen: Status Quo - Down Down, Again And Again, Mystery Song, Rocking All Over The World, Whatever You Want ........ Um 22:10 war Feierabend im Laden. Ein erfolgreicher Tag, wie gestern auch schon. Wenn es mit der Weihanchts-Event-Woche so weiter geht, werden Töchterlein und ihre Angestellte im Laden übernachten müssen. Die Plackerei im Vorfeld hat sich gelohnt. Meine Älteste, der Freund von Töchterlein und ich wechseln uns ab, um den Beiden alles vom Hals zu halten, was nicht unbedingt mit Floristik zu tun hat. Sauber machen, den Kunden behilflich sein, ihre Einkäufe ans Auto zu bringen, die Tür aufhalten. Ausserdem gibts Glühwein oder Sekt und selbstgebackenes Weihnachtsgebäck, die Tassen und Gläser müssen gespült werden. Materialnachschub und was weiss ich noch.

Welche kerzen hätten sie gerne? Rot? Ok, Moment ..... ab ins Lager. Die Durchgefärbten? Gross? Klein? Ab ins Lager ..... Dunkelrot? Ab ins Lager ..... Oder etwas heller? Aber gerne. Ab ins Lager .............. Neeee, dann lieber doch weiss.

Im Nachhinein kann man Gottseidank darüber lachen. Doch es gibt auch andere Kunden. Die wissen, was sie wollen. Wenn es denn nicht gerade vorätig ist, wird es nach Absprache und Beratung als Bestellung aufgenommen. Oder Kunden, die freundlich, gut gelaunt und fröhlich sind. Das steckt an. Es wird auch viel gelacht.


Liebe Birgit,

Lieder, die einen tiefen Sinn haben, eine Botschaft, kann man eh nicht wörtlich übersetzen. Denn genau das würde dabei verloren gehen. Es wäre hölzern. Ich finde, deine Schwägerin hat den tieferen Sinn sehr gut erfasst und rübergebracht. Ich weiss nicht, ob ich es damals ertragen hätte, dieses Lied auf der Trauerfeier zu hören. Ich hatte mir ursprünglich das Lied "Where have All The Flowers Gone" ausgesucht. Ich habs dann sein lassen. Auch aus Rücksicht auf die Trauergäste. Denn dieses Leid kannten auch die Älteren als deutsche Version. Ich glaube (berechtigterweise), einige hätten das nicht ertragen können, wären vielleicht sogar zusammengebrochen.

liebe Morgana,

jepp. "Stolz auf mich bin". Das kannst du ruhigen Gewissens.

liebe Andrea,

nein, der Fürst Ludwig ist nicht vergessen. War schon lange nicht mehr dort. Denke aber jedesmal an ihn (und dabei auch an dich), wenn ich in der Nähe vorbeifahre. Vielleicht schaffen wir es ja doch noch in diesem Jahrhundert? Soll ich Hartmut mitbringen?


Birgit, Morgana, Andrea,

ich mag eure Beiträge (andere natürlich auch). Warum ich gerade euch erwähne? Ihr seit mir oft einen Schritt voraus und eure Schreibweise klingt für mich, wie soll ich sagen ..... gesetzt. Will sagen, dass das, was ihr schreibt, nicht nur gedacht sondern auch verinnerlicht ist. Danke.


Alles Liebe

Helmut

PS: Im Moment bläst gerade Rocking-Canned-Heat sein "Let's Work Together" durch die Boxen dass die Kerze auf dem Wohnszimmertisch flackert. Passt doch
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  #3  
Alt 20.11.2010, 21:05
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Heute konnte ich eine Geschichte lesen. Eine sehr aufschlussreiche Geschichte, sie handelt von einem Misthaufen. Misthaufen? Ja, doch. Es handelt sich dabei um all den Mist, den das Leben so ungefragt über uns ausschüttet. Auch wenn, vielleicht gerade weil wir ihn nicht bestellt haben.

Ich möchte hier meine Interpretation dieser Geschichte zum Besten geben und meinerseits eine Geschichte in zwei Varianten schreiben:

Der Misthaufen, I

Ein kleines, schwaches Menschlein kommt nach Hause und findet besagten, riesigen Misthaufen vor seiner Tür. Zudem ist es müde und ausgelaugt von der Arbeit. Es geht nach drinnen, ignoriert den Misthaufen, den Gestank. Freunde wollen helfen. Das Menschlein sagt:

"Ich kann nicht. Ich bin müde. Bin ein kleines, schwaches Menschlein. Ich schaff das nicht. Ich mag auch nicht."

Es bleibt im Haus, verriegelt Fenster und Türen, schliesst die Läden, um den Misthaufen nicht zu riechen und zu sehen. Doch der Gestank kommt durch jede Ritze, er wird unerträglich. Das Menschlein im Haus wird immer mutloser, schwächer bis es irgendwann kein Menschlein mehr ist sondern Teil des Misthaufens. Niemand ist mehr da, der ihm helfen könnte.


Der Misthaufen, II

Ein kleines, schwaches Menschlein kommt nach Hause und findet besagten, riesigen Misthaufen vor seiner Tür. Zudem ist es müde und ausgelaugt von der Arbeit. Es geht nach drinnen, ignoriert den Misthaufen, den Gestank. Doch es hat gute Freunde, die die verriegelte Tür eintreten und sagen:

"Hei, alter Freund. So geht das nicht! Dein Misthaufen verpestet die ganze Gegend mit seinem Gestank."
"Ja und? Hab ich ihn da hingepackt? Soll der ihn wegmachen, der ihn hingelegt hat."
"Nix da. Keiner weiss, wer das war. Der Misthaufen muss weg. Wir helfen dir."

Geagt, getan. Am nächsten Tag, obwohl müde von der Arbeit, gehen sie gemeinsam ans Werk. Am Abend ist der Misthaufen schon ein kleines Stück weniger riesig. Alle sind stolz auf ihre Arbeit. Auch das kleine, schwache Menschlein. Natürlich haben die Freunde nicht immer Zeit zu helfen. Dann macht sich das Menschlein halt alleine an die Arbeit. Und siehe da, auch das geht. Oft quält ihn ein fürchterlicher Muskelkater und es möchte aufgeben. Doch die Freunde kommen immer mal wieder.

Mit jeder Schubkarre, die hinters Haus gefahren wird, wird der Misthaufen kleiner und das Menschlein grösser. Es spürt, wie seine Muskeln sich straffen. Die Arbeit macht längst nicht mehr die Mühe wie am Anfang. Als dann die Arbeit getan ist, ist das kleine, schwache Menschlein garnicht mehr klein und schwach, sondern ein starker Mensch, der weiss, wie schwer es ist, einen riesigen Misthaufen hinters Haus zu schaffen. Der stolz auf seine Arbeit die Früchte ernten kann, die plötzlich in seinem Garten wachsen. So viele, dass er sie an Freunde und Nachbarn verschenken kann, Sogar an Fremde, die zufällig vorbei gehen.


Ja und? Ist alles gut und schön. Naja, ich sag mal so: ohne den Misthaufen wäre das kleine, schwache Menschlein immer noch klein und schwach. Es hätte nie erkannt, was es zu leisten vermag und auch niemals, welcher Lohn ihm durch seine Leistung zuteil wird.


Ich geh noch mal vors Haus, gute Nacht

Helmut
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  #4  
Alt 21.11.2010, 10:51
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Guten Morgen.

Totensonntag.

Für Viele der letzte Sonntag des dunklen Monats. Ein Monat voller dunkler Sonntage, Friedhofsbesuche. Noch einmal die Gräber schmücken, fertig machen für den langen Winter. Bei manchen ist die Trauer noch ganz frisch, andere kommen schon viele Jahre hier her. Es gibt Gräber, die sind richtiggehend aufgemotzt. Die einen sollen zeigen, wie gross die Trauer immer noch ist, wie lieb einem der oder die Verstorbene ist. Andere sagen: schaut mal, wie ich trauere. Andere sind geschmückt, weil man es eben so macht an diesem Tag. An manchen Gräbern hängt eine Mahnung der Friedhofsverwaltung, mit der Bitte, das Grab wenigstens nicht ganz verkommen zu lassen. Nach dem Gottesdienst, den etliche immerhin noch besuchen an dem Tag, geht's auf den Friedhof. Man zeigt sich, redet mit Bekannten, ein kurzes, stilles Gedenken. Danach geht der Trott wieder weiter.

Der nächste Monat wird hell und leuchtend. Geschäftiges Treiben. Vorbeitungen laufen. Stellenweise macht sich Hektik breit. Am nächsten Sonntag brennt bereits die erste Kerze auf dem Adventskranz. Sind die Plätzchen gebacken? Alle Geschenke besorgt? Hab ich jemand vergessen? Was gibts am Weihnachtsabend zu essen? Wann kommt die Familie zu Besuch? Gibt es wieder den gleichen Hickhack wie letztes Jahr?

Totensonntag

Ein Termin im Kalender (genau wie Allerheiligen), den man nicht vergessen darf. Mit der Besonderheit der zusätzlichen Belastung wie oben beschrieben. Ein Termin ist abgehakt, während man schon den nächsten anvisiert.

Boah. Ist es das?

Totensonntag

Ein Feiertag, ein Ehrentag. Kein trauriger Tag. Ja, auch, doch nicht nur. Ein Tag um wieder mal die Bremse zu ziehen. Einen Punkt zu machen. Sich mal auf eine Sache zu konzentrieren. Nicht wie sonst auf viele gleichzeitig. Wie an so vielen Feiertagen im Jahr. An Weihnachten, Ostern schaut man nach vorne. Heute zurück. Auf die Toten, auf sich selbst. Sich bewusst werden, wie schön es war, als die Lieben noch bei uns waren und dafür dankbar sein. Sich bewusst werden, was Leben heisst. Sich bewusst werden über den Unterschied zwischen Tot und Leben. Versöhnung mit dem Leben. Das eigene Leben spüren und akzeptieren. Jeder für sich und auf seine eigene Weise.

Totensonntag

Ein besinnlicher Tag. Ja, doch kein trauriger. Kann man das nicht das ganze Jahr über? Warum also ein einzelner Tag im Jahr? Sie haben es verdient, dass sie gefeiert werden. Sie haben diesen Ehrentag verdient. Unsere Verstorbenen. Nicht zwischen Tür und Angel wie sonst oft in der Hektik des Alltags. Auch wir Überlebende haben diesen Tag verdient. Zum Anhalten, zum Luftholen, zum Kraftschöpfen, zum Aufräumen. Zurück an den Start und dann mit neuem Schwung weiterleben. Dazu muss man nicht an einen Gott glauben. Jeder auf seine Weise.

Der Totensonntag hat alle Vorausetzungen, ein friedlicher, ein fröhlicher, ein ausgeglichener Tag zu sein.


Ich wünsche euch von Herzen einen solchen Tag,

Helmut


PS: Die Menschen, die diese Feiertage "erfunden" haben, wussten sehr genau, was sie da tun. Was wir heute in diesen Tagen sehen, was in sie hinein interpretiert wurde und immer noch aufs Neue wird, ist eine andere Geschichte.
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Geändert von HelmutL (21.11.2010 um 10:59 Uhr) Grund: Ergänzung
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  #5  
Alt 22.11.2010, 16:55
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Ehrlich gesagt ist der Totensonntag total an mir vorübergegangen, aber das war auch ok
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Papa (20.12.1949-03.10.2010) -
die Zeit die ich mit Dir haben durfte war schön, ich wünschte Du hättest mehr davon gehabt - ich hoffe es geht Dir besser da wo Du jetzt bist! Und ich hoffe Du kannst mich von irgendwo noch sehen und an meinem Leben teilhaben, wenn Deins schon so plötzlich enden musste .
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  #6  
Alt 22.11.2010, 19:09
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Liebes Karolinchen,

ist auch nicht furchbar tragisch. Mir gingen diese Gedanken auch nur durch den Kopf, weil just an diesem Wochenende in den Blumenläden in weitem Umkreis Weihnachten eingeläutet wird. Weiss nicht, ob das sonstwo auch so ist. Kann es mir aber vorstellen. In der Woche davor ist noch lange nach Ladenschluss hektische Betriebsamkeit um für Weihnachten gerüstet zu sein. Freitags wird dann bis spät in die Nacht der Laden komplett umgebaut. November raus, Weihnachten rein.

Ein Kontrast? Ja. Ein Wiederspruch zu diesem Feiertag? Nein. Tod und Leben gehören zusammen, untrennbar. Nicht nur da, sondern auch überall. Beides bewusst erleben. Friede, Freude ..... nicht Eierkuchen! Nach dem Friedhof ein Bummel durch die Blumenläden. Glühwein, Sekt, Weihnachtsplätzchen, Kerzenschein. Wir (Über)Lebenden brauchen diesen Kontrast nicht nur an diesem Wochenende.

Was heisst eigentlich: Feiertag?


Alles Liebe,

Helmut
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  #7  
Alt 23.11.2010, 11:09
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Daumen hoch AW: Hinterblieben, nur wo?

Es ist heller Tag. Ich bin in der Stadt unterwegs. Vom Schloss aus gehe ich über die Brücke am Staatstheater nach St. Johann. Viele Menschen sind unterwegs. Auffällig viele. Die Gassen um den Markt sind verstopft, ich komme nur langsam vorwärts. Was ist da los? Keine Ahnung. Die Hände tief in den Taschen, es ist kalt, die Sonne scheint.

An der Ecke bleibe ich stehen und sehe mir das Treiben auf dem Marktplatz an. Alle Restaurants und Geststätten sind geöffnet. Zahllose Tische und Stühle uaf dem Platz, alles besetzt. Ich will weitergehen. Wohin? Keine Ahnung, hab nichts besonderes vor ..... und bleibe wie angewurzelt stehen. Mir bleibt die Luft weg.

Da drüben, mitten auf dem Platz unter den Menschen sitzt sie mit dem Rücken zu mir. An einem grossen Tisch, zusammen mit anderen. Sie ist es, da gibt es keinen Zweifel. Ich höre Unterhaltung, Lachen. Was tun? Hingehen? Weglaufen? Einfach weitergehen? Ich bleibe einfach stehen. Kann nicht weiter. Freude, Trauer, Weinen und Lachen purzelt durch meinen Kopf. Kann nicht definieren, was mich gerade bewegt. Ich möchte ... ich kann nicht. Möchte hingehen und weglaufen.

Plötzlich dreht sich Myriam auf ihrem Stuhl um. Den rechten Arm auf der Stuhllehne sieht sie mich an. Obwohl es kalt ist, hat sie nur eine Bluse an. Die rote, karierte. Jetzt schauen alle aus der Gruppe interessiert, abwartend herüber. Myriam lächelt, steht auf und kommt zu mir. Lächelnd gibt sie mir einen kleinen Begrüssungskuss, so wie früher, wenn ich nach Hause kam. Ihre Augen strahlen.

Ohne ein Wort dreht sie sich um und geht zurück zur ihrer Gruppe. Bevor sie den Tisch erreicht, sieht sie mich noch einmal fragend an, lächelt, setzt sie sich hin und die Unterhaltung geht weiter wie gehabt. Niemand beachtet mich mehr. Wie vom Blitz getroffen stehe ich an der Ecke. Möchte ihr nach, etwas sagen und kann mich nicht bewegen, nicht rufen .... nichts. In mir tobt ein Orkan. Alles purzelt durcheinander. Der kleine Kuss brennt auf meinen Lippen.

Langsam löst sich meine Erstarrung. Ich gehe nach rechts um den Brunnen herum. Schaue nach ihnen. Keiner beachtet mich. Ich sehe, wie sie sich unterhalten, sehe die Gestik ihrer Hände. Keiner beachtet mich. Verwirrt, unsicher gehe ich Richtung Innenstadt. Bleibe stehen. Sieht sie nochmal rüber? Nein. Ich drehe mich um, gehe schweren Herzens in die Gasse, lasse den Marktplatz hinter mir. Keine Ahnung, ob sie mir jetzt nachschaut. Ich drehe mich nicht mehr um.

Ok, ein Traum. Nur ein Traum? Nein. Nicht nur ein Traum. Es ist nicht der Erste. Ich denke, ich habe verstanden. Wenn auch mit einem flauen Gefühl in der Magengegend. Danke.


Helmut
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