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Alt 10.07.2010, 08:25
Katrin&Mark Katrin&Mark ist offline
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Registriert seit: 18.04.2010
Beiträge: 56
Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Ein Freund gestaltete uns ein hübsches Plakat und verteilte es im Krankenhaus. Alle die wir kannten und Dienst hatten waren zumindest kurz anwesend und teilten uns ihre Glückwünsche mit. Ihr Psychologe hatte an unserem Hochzeitstag frei, ließ es sich aber auch nicht nehmen vorbei zu schauen. Einer nach dem anderen drängte sich zu uns. Wir waren regelrecht belagert.

Katrin saß im Rollstuhl und ich stand neben Ihr und hielt Ihre Hand als uns die Gäste gratulierten. Am liebsten hätte ich Sie für mich alleine gehabt aber Sie genoß die Aufmerksamkeit.

Beim anschneiden der Hochzeitstorte zitterte meine Hand, mein Liebling führte mich.
Es gab sehr viel zu essen. Jede Menge Kuchen. Katrin probierte alles durch. Einige staunten nicht schlecht über Ihren Appetit. Die Aprikosencremetorte mochte Sie am liebsten.

Marco, ein Bekannter von mir und Fitnesstrainer, erzählte ich von Katrin. Ich erwähnte auch das mein Schatz nicht zum Krebssport wollte. Sie wollte keine besondere Behandlung.

Wir hatten auch immer wieder darüber gesprochen einen Behindertenausweis zu beantragen. Sie verschob es immer wieder. Die Vorstellung als behindert zu gelten war für Sie unerträglich.

Jedenfalls bot Marco sich unentgeltlich an mit Katrin regelmäßig zu trainieren. Katrin lehnte ab. Also erkundigte ich mich über Heimtrainer und fragte auch unsere lieben Anverwandten ob sie auf ihre Gerätschaft für eine Weile verzichten können. Die Ereignisse überschlugen sich wenig später und eine solche Anschaffung machte keinen Sinn mehr. Katrin lag von da an fast nur noch im Bett und war froh wenn die Lymphdrainage anschlug.

Unser gemeinsames Namensschild an der Klingel blasst immer mehr aus. Ich werde es abfotografieren, ausdrucken, nachzeichnen und erneuern.

Das Buch von Liz Nickles, Für jetzt und alle Ewigkeit, das ich euch empfohl, habe ich bis auf die beiden letzten Kapitel gelesen und werde sie auch nicht lesen. Ich mag kein trauriges Ende. Ich denke mir mein eigenes Ende. Nicki wird wieder gesund, sie und Michael werden gemeinsam alt, haben entzückende Kinder und lieben sich wie am ersten Tag.

Ich habe so viel Zeit verschwendet mit Recherche. Ich hätte lieber noch ein paar Stunden mehr an Katrins Seite sein sollen, Sie lieb haben und ihr ein gutes Gefühl vermitteln sollen. Dazu gehört auch ihr Vertrauen in die Ärzte und Behandlung zu stärken; das wäre der richtige Weg gewesen. Das weiß ich heute. Ich habe öfter vor Ihr meinen Unmut über die Behandlung und über die Informationspolitik zum Ausdruck gebracht. Es blieb Ihr nichts anderes, als Vertrauen und wenn das zerstört wird geht auch die Hoffnung.

Ich bin dankbar für die Zeit die wir zusammen verbrachten und traurig das wir nicht mehr Zeit hatten. Meine Gefühle, Empfindungen, mein Schmerz sind ein Teil von mir und dagegen kämpfe ich nicht. Ich lasse sie zu und nehme dadurch am Leben teil. Irgendwann wird es nicht mehr so weh tun aber im Moment ist es die Hölle.

Gestern erst hat mir eine Bekannte von einem Freund erzählt der jetzt auch Krebs hat. Ich bekam sofort am ganzen Körper Gänsehaut. Dieser Scheiß läßt einen nicht los. Man wünscht sich immer wieder könnte ich nur was tun. Letztlich ist man völlig machtlos und kann nur da sein. Aber das ist schon sehr viel.
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Geändert von gitti2002 (03.11.2016 um 23:24 Uhr)
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