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  #1  
Alt 04.10.2009, 11:51
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder Alexander

Alexander,
wir sind wieder da und im Moment geht es uns ganz gut. Mom hat in der Reha sogar zugenommen und als sie gestern bei mir war, habe ich gedacht, sie ist ja wieder so wie früher... Unheimlich, aber ich muss die Zeit geniessen, in 2 Monaten ist die nächste Nachsorge und wir wissen ja leider, was alles so kommen kann. Wir haben lange gequatscht und auch über Dich gesprochen, da kamen Deine letzten Stunden wieder hoch. Ich hab Mom erzählt, was ich zu Dir gesagt habe, als sie kurz bei der Pflegerin war, weil sie immer noch nicht glauben konnte oder wollte, dass Du gehst. Und drei Stunden später hast Du losgelassen, genau in dem Moment, als ich aufgestanden bin, meine Hand weggezogen habe und Dir über den Kopf gestreichelt habe. Du weisst, ich bin immer noch nicht sicher in meinem Glauben an Gott, aber ich bin so dankbar für diese letzten Stunden und unser Abschiednehmen. Siehst Du, wie sehr wir Dich vermissen? Nächste Woche bekommst Du neue Blumen, diesmal in Weiss und dunkellila, hab schon alles geplant. Wir werden so oft auf das schöne Grab angesprochen, stell Dir das mal vor, aber es ist doch das einzige, was wir noch machen können. Ich würde so gerne mit Dir reden und Deine Stimme hören, manchmal so wie heute kommt es wieder richtig hoch und ich weiss, dass das nie aufhören wird. Mein Bruder, ich hab Dich sehr lieb
Deine Sista
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  #2  
Alt 15.12.2009, 20:20
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder Alexander

Alexander,
warum ist immer alles so schwer? Geht mir mal wieder garnicht gut, alles ist so dunkel und diese besch... Weihnachtszeit. Ich denke, es ist noch schlimmer als letztes Jahr, da waren Mom und ich in die Sonne gefahren und alles war so weit weg... So viele Gedanken und Bilder kommen hoch, ich sehe Dich noch ganz genau und wie um Du diese Zeit im Leberkoma lagst, und wie wir Weihnachten verbracht haben und Du warst wie ein Kind.Bist nur noch Zuschauer auf der Couch oder im Bett gewesen, wenn Du mal wach warst... Es tut mir so weh. Heute vor 1 Jahr und 9 Monaten bist Du weggegangen, so lange her und doch wie gestern. Verdammt! Es macht mich wahnsinnig, weil ich nicht weiss, wo Du bist und Du mir auch kein Zeichen gibst, träume noch nicht mal von Dir. Und mit Gott die Sache hat sich jetzt für mich auch erledigt, Du warst Dir da ja auch nicht sicher... Mom hat eine Überlebensprognose von 20 % in 5 Jahren... Auch wenn es ihr im Moment ganz gut geht, haben wir natürlich totale Angst... C`s Vater ist ja auch gegangen, aber immerhin nach einem erfüllten Leben mit 82 Jahren, nicht wie Du mit 38 oder Mom, die im Januar 70 wird. Oder unser Vater mit 33 Jahren, drei Monate, bevor Du geboren wurdest. Wie wehleidig bin ich heute? ich hasse mich selbst dafür... Ich vermisse Dich so sehr, heute zerfliesse ich in Selbstmitleid... hab auch noch Ärger auf der Arbeit, will woanders hin, aber mein Chef will mich nicht gehen lassen, bin ja schon 20 Jahre den Stress gewohnt, aber jetzt geht es nicht mehr und zum Glück bin ich unkündbar... er will mir helfen und baggert mich dabei ständig an... da hast Du zu Deinen Lebzeiten schonmal gesagt, pass auf! Ja, hattest mal wieder recht! Ach Mensch, und Mom hat Dir wieder einen kleinen Engel gebracht, siehst Du, wie sehr Du uns fehlst? Mom hat ihre Krankheit nicht einfach so bekommen...BSDK heisst nicht umsonst "Ärgerkrebs". Will schreien, aber ändert nichts.....
Will mit Dir Kerzen für Weihnachten anzünden wie in der Zeit, als wir beide noch Hoffnung hatten und Dich sehen und sprechen, bitte verzeih mir
Vermisse Dich so stark, kann es immer noch nicht begreifen, obwohl wir Abschied genommen haben. Das Weihnachten gibt es für mich so nicht mehr
so wie früher...
Ich weiss, Du würdest ganz gewaltig mit mir schimpfen, aber so bin ich im Momemt halt drauf

Deine grosse deprimierte Sista, die Dich niemals vergisst


Deine grosse
Gib mir bitte Kraft
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  #3  
Alt 02.01.2010, 20:38
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder Alexander

Alexander,
zum Glück sind die schlimmen Tage vorbei! Wobei ich sagen muss, wir haben sie ganz gut überstanden, lag wohl daran, dass wir die schlimmen Gedanken meistens verdrängen konnten. Hoffentlich bleibt das so. Du warst immer in unserer Mitte, aber sogar Mom konnte mal lachen und manchmal haben wir geweint.Aber dann waren wir froh, denn Du musst nicht mehr leiden. Keine Angst mehr in der Nacht, keine Unruhe, kein Palladon mehr schlucken, was Dir manchmal im Hals stecken blieb,aber Du hast die Stunden bis zur nächsten Einnahme gezählt, nie mehr den Löffel fallen lassen, weil Du zu schwach zum Essen warst...es bei klarem Bewusstsein zu erfahren, wie sehr Dein Körper verfällt und aufgibt. So ist es besser.Hast Du die weissen Rosen von mir gesehen? Wo bist Du? Hast Du den leuchtenden Stern in meinem Küchenfenster gesehen? Nach Jahren habe ich ihn wieder aus dem Keller geholt, hab mir gedacht, wenn Du mal vorbeikommst, in welcher Form auch immer, dann siehst Du, wo Deine Schwester ist... Vermisse Dich. Drück uns die Daumen, dass wir Ende Januar mit C. in die Sonne fahren können, bitte hab ein Auge auf unsere Mom...
Deine Sista, die kämpft und Dich sehr lieb hat
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  #4  
Alt 21.01.2010, 22:23
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder Alexander

Alexander, mein Bruder
es geht mir zur Zeit ganz gut, ich habe schon fast ein schlechtes Gewissen und warte auf den nächsten Knall. Aber ich will und muss auch leben und nicht immer nur traurig sein, ich werde sonst krank, und das wolltest Du nicht.. ich kann die schlimmen Gedanken meistens verdrängen, wenn auch nicht immer... Vergessen werde ich Dich eh nie und Du bist immer in meinem Herz dabei. Heute war ich endlich in der Ausstellung Körperwelten und habe das gesehen, was ich wollte. Ein stark vergrössertes Herz und Milz und eine Metastasenleber. Ich habe mir das ganz bewusst angesehen, denn ich will doch mal verstehen, was Dich so zerstört hat.Die Organe sind so viel grösser und arbeiten nicht richtig, das hat die nette Ärztin in der Notaufnahme auch zu mir gesagt. Und jetzt begreife ich, warum Du so Schmerzen hattest, es war doch gar kein Platz für das alles in Deinem Körper. Es tut mir so leid.
Bitte hab ein Auge auf unsere Mom, am samstag fliegen wir auf die Kanaren, sie ist relativ gut drauf, aber nicht mehr so belastbar wie früher. Geht es dir gut? Leider gibst Du mir kein Zeichen, oder ich sehe es nicht? Vielleicht, weil es mir im Moment ganz gut geht?
Ich komme morgen zu Dir zum Verabschieden und bringe Dir meine Tulpen, ich liebe Dich über alles
Deine grosse Schwester
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  #5  
Alt 13.03.2010, 22:59
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder Alexander

Alexander,
mir geht es wieder garnicht gut, der Schmerz ist wieder da und ich bin so unruhig und deprimiert. Heute vor zwei Jahren hat die nette Ärztin vom Umzug ins Hospiz gesprochen und Mom ist bald zusammengebrochen. Da war das Wort, vor dem wir so Angst hatten, hat es doch das letzte winzige und eigentlich unsinnige Stückchen Hoffnung weggenommen. Einen Moment lang hab ich geheult, Mom ist auf die Couch geschwankt und Du hast uns getröstet, hast gesagt, nehmt doch nicht immer alles so schwer,wenn es so ist, ist es auch nicht so schlimm... Was solltest Du auch sonst sagen? Mom hat es so weh getan, dass Du durch diese verfluchte Krankheit erst Dein geliebtes Irland verlassen mussest, dann Deine kleine Wohnung und jetzt die Palliativstation, wo Du Dich so wohl gefühlt hast.Nirgendwo konntest Du bleiben, und Mom hat die Ärztin fast angebettelt, damit Du noch dort bleiben konntest. Mom war eben Deine Mom... Am abend haben wir beide im Dunkeln im Wintergarten gesessen, Du im Rollstuhl mit der Bettdecke über Deinen dicken Elefantenbeinen und wir hatten eines der intensivsten Gespräche, was
ich nie vergessen werde.
Ach Shit, ich vermisse Dich so sehr. Ich muss aufhören, kommt nur negatives raus und ich will das nicht. Vermisse Deine Augen und Dein Schnufen, einfach alles. Wenn es geht, gib mir bitte Kraft, ich will doch, das Du stolz auf mich bist.
Hab Dich sehr lieb
Deine Sista
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  #6  
Alt 25.08.2011, 21:07
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder Alexander

Mein Bruder,
nach langer Zeit will ich Dir wieder schreiben, was aber nicht heisst, ich hätte Dich vergessen, im Gegenteil. Aber das weisst Du ja.Vieles hat sich bei mir geändert, zum Positiven, ich denke manchmal, Du hast da nachgeholfen... der Gedanke macht mich froh und auch traurig. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, das macht unsere Liebe füreinander und Du passt auf mich auf. Weiss immer noch nicht, was ich glauben soll. Meine Trauer ist anders geworden, ich kann sie oft beiseite schieben, wenn ich merke, es kommt wieder hoch, nur manchmal eben auch nicht. So wie heute. Ich lebe mein Leben und plötzlich kommt irgendeine Situation wieder hoch, Bilder,wie es Dir so schlecht ging und wie Du ausgesehen hast, vor allem in Deinen letzten Monaten... es tut mir immer noch so unendlich leid für alles, was Du durchmachen musstest. Du warst so tapfer und dafür bewundere ich Dich immer noch.
Onkel P. ist ja jetzt auch nicht mehr da, das hat mich auch ein bisschen runtergezogen. Aber Mom geht es noch gut, es ist wirklich ein Wunder. Danke, denn da bin ich mir ziemlich sicher, da sorgst Du für. Hoffentlich kann das noch so bleiben.
Wenn ich Apple höre, muss ich sofort an Dich denken, heute kam ja die Nachricht von Steve Jobs` Rücktritt. Er hat ziemlich abgenommen, so wie Du damals ganz am Anfang. Die langen dünnen Beine in der Jeanshose und die Arme und Schultern. So sahst Du aus, als Du mit dem Flieger ankamst...
Heute muss ich ein bisschen um Dich weinen, aber ich denke, Du verstehst das. Ich vermisse Dich so wahnsinnig, ich hab Dich schrecklich lieb
Machs gut und pass auf Dich auf
Deine sista
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