Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Eierstockkrebs

Thema geschlossen
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 23.08.2009, 18:01
flipaldis flipaldis ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.11.2008
Beiträge: 312
Standard AW: Ich Und Meine Gefährtin ``LEA``.

Da heute Sonntag ist, hatte ich noch etwas Zeit, hier also Teil 2.

Die OP

Pünktlich um 6.00 h wurde ich am nächsten Morgen von der diensthabenden Schwester geweckt, die mit einer opulenten Frühstücksgabe vor mir stand. Diese bestand aus einem Becher dampfenden schwarzen Kaffee, frisch gebratenem Schinken mit Ei und frischen Brötchen und Croissants. Wenigstens stellte ich mir das so vor während ich schlaftrunken meine Augen öffnete. Weit gefehlt.
Vor mir lagen 3 Einmalrasierer, für die Intimrasur, 1 paar Thrombosestrümpfe, ziehen Sie bitte sofort an und 2 L...m...a.A....-Pillen, die werden sie etwas beruhigen, sowie das wohlbekannte hinten freizügig geschnittene OP-Hemdchen. Sie werden um 8.00 abgeholt und dann sofort eingeschleust.

Ab unter die Dusche, rasiert, zurück ins Zimmer, Strümpfe an Füße, Hemdchen an Körper, hat irgendwas von Pippi Langstrumpf, diese Kluft, dachte ich noch und schluckte die beiden Tabletten.

Da ich niemals Beruhigungs- oder Schlafmittel nehme, wurde ich hiervon total abgeschossen. Wie im Traum wurde ich durch die endlosen Khkorridore gefahren, bis wir den OP erreichten. Dort tauschte ich mein Bett gegen ein anderes ein, mein Hemdchen wurde gegen warme Tücher getauscht, irgendjemand erzählte noch etwas in meinem Rücken und mich umfing tiefe Dunkelheit bis ich auf der Intensivstation wieder wach wurde. In dieser Aufwachphase gehöre ich wohl zu den Patienten, die man besser nicht aus den Augen lässt, denn nach meiner großen OP führte ich einen engagierten Kampf mit der Intensivschwester, die immer wieder meinte, mir die Röhrchen mit dem Sauerstoff in die Nase zurückstecken oder den Pulsmesser am Finger befestigen zu müssen. Damals stellte meine eigenmächtige Entfernung der Nasenschlundsonde sie vor ihre Grenzen. Die kriegte sie nicht zurück.

Na ja, diesmal hatte ich nicht so viel Equipment an mir befestigt. Ich tastete durch mein Gesicht, keine Nasenschlundsonde, kein Sauerstoff, tastete weiter, traf auf die knochigen Finger meiner Mutter, die wie immer, neben mir sass. Sagte Hallo, und entfernte den Pulsmesser, - stört.
Das rief natürlich die Schwester auf den Plan, da mein Puls verdächtig nach nichts klang.
Wieder aufgesetzt, Schwester tritt ab, habe ich mir das Teil vom Finger gerissen, meiner Mutter aufgesetzt und bin mit den Worten: Halt das mal, wieder eingeschlafen.
Ich kann euch sagen, dass machte die Runde auf der ITS, jeder wusste Bescheid über meine Pulsfälschung, sie haben es sogar dem Operateur erzählt, als er nach mir schaute.
Schon am nächsten Morgen konnte ich, versehen mit dem nötigsten, sprich ZVK(Zentralvenenkatheter) PDK (Periduralkatheter), 2 Braunülen im li. Arm, sowie einem frisch gesetzten Port, die Intensivstation verlassen.
  #2  
Alt 08.01.2010, 12:01
flipaldis flipaldis ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.11.2008
Beiträge: 312
Standard Das Krankenhaus und die Hygiene

Wie ihr wisst, benutze ich diesen Thread ja hin und wieder um mir etwas von der Seele zu schreiben.
Heute geht es um die Hygiene im Krankenhaus.

Einer meiner Hunde wird Morgen einen Eignungstest für den Einsatz als Therapiehund in Krankenhäusern und Altenheimen machen.

Aber was ist mit der Hygiene??????

Von meinem Hund kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass er keine Problemkeime mit sich rumschleppt. Ich dagegen habe das KH das erste Mal mit einer nahezu unbeherrschbaren Blasenentzündung, das zweite Mal mit einer Entzündung der unteren Atemwege verlassen. Beides schrie nach dem Einsatz ganz ausgefallener Antibiotika. Oder was war mit dem Putzen der Krankenzimmer? Morgens früh um 7.30 h erschien eine Dame im blauen Kittel, verteilte großzügig ein Schnapsglas voll Wasser auf den 9 qm, wischte es breit und verschwand wieder. Fertig!
Erinnere dich doch mal an die Thrombosestrümpfe. Nachdem sie bei der ersten OP komplett vergessen worden waren, was allerdings erst nach 2 Wochen auffiel, bekam ich sie bei der 2. OP direkt zugeteilt. – Allerdings hatte man die Socken zum Wechseln vergessen. – Super!!! Nach 2 Tagen, bei 38 °C im Schatten habe ich sie mir von den Füßen gerissen und saß , so lange stehen konnte ich noch nicht, gemütlich vor meinem Waschbecken um sie auszuwaschen, als plötzlich ein Arzt reinkam. Der sah, was ich machte und verschwand sofort wieder. Mit Lichtgeschwindigkeit lagen meine neuen Thrombosestrümpfe vor mir. Tut uns sehr leid, haben wir vergessen.
Ach ja, genauso wie das Wechseln des Drainagebeutels?? In meinem Bauch waren noch 2 Schläuche befestigt, durch die mit steter Regelmäßigkeit das Wundsekret in einen Beutel tropfte. Nach 3 Tagen bei den oben erwähnten Temperaturen stank es. Oder ich stank. Mein Sohn weigerte sich mich zu umarmen, Mitpatientinnen rückten unauffällig von mir ab, wenn ich mich irgendwo hinsetzte.
Frage an Stationsarzt:„Können Sie bitte den Drainagebeutel wechseln oder die Schläuche ziehen?“ „Tut mir leid, das muss der Chef entscheiden!“ (Hallo, man muss wirklich 12 Semester Medizin studiert haben und eine 3jährige Facharztausbildung angeschlossen haben, um nicht entscheiden zu dürfen, ob bei einem Patienten ein Beutel gewechelt werden darf. Klar, doch!) Inzwischen war alles so überfüllt, dass das Sekret an den Schläuchen vorbei in die Unterwäsche lief. Und noch ein neues Pflaster drauf. 5 Slips später, wie gut dass meine Mutter regelmäßig mit frischer Wäsche kam und dass ich ausgesprochen geduldig bin, habe ich dem Personal ein Ultimatum gestellt. Entweder ich habe innerhalb von 10 min einen neuen Drainagebeutel oder ich ziehe sie raus.
Zur Sicherheit habe ich 15 min gewartet und erst dann eigenverantwortlich die Schläuche gezogen. Sofort stand ich einer Pfütze eines besonders hygienischen stinkigen Wundsekrets, als tatsächlich der Chef reinkam. (Haben Chefs so an sich, dass sie immer in den ungünstigsten Momenten auftauchen.) Na das war vielleicht ein Aufstand.......
Wie können Sie nur?
Das haben wir hier ja noch nie erlebt?
Was machen Sie eigentlich beruflich, noch nie hat sich ein Patient einen Drain gezogen?

Wenn ich mir das alles noch einmal durchlese und vor meinem geistigen Auge Revue passieren lasse komme ich endgültig zu dem Schluss, dass ich meinem Hund den Einsatz als Therapiehund nicht gestatten kann. Die hygienischen Verhältnisse in den Kliniken sind einfach unzureichend.

In diesem Sinne
ein schönes Wochenende
flipaldis
  #3  
Alt 08.01.2010, 13:57
BirgitL BirgitL ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 01.12.2008
Beiträge: 470
Standard AW: Ich Und Meine Gefährtin ``LEA``.

Hallo flipaldis,

lese gerade deinen neuen Eintrag und muss - wie meistens, wenn du so berichtet hast - stark schmunzeln

In vielen Dingen - insbesondere jetzt bei dem Passus über das zum Putzen verteilte Glas Wasser - kann ich auch nichts anderes von hier berichten......so sind se, die Sauberfrauen...........alles streng nach Vorschrift, und nach jedem Zimmer die Möppe wechseln......

hier bei uns kommt jeden Morgen eine ganze Armada von Damen:
vorweg eine, die mit dem Staubwedel alles über Kopfhöhe abfegt.......

danach eine, die mit einem (!) Lappen alle Tische, Fensterbänke und glatten Flächen abputzt (glaub ja nicht, dass der zwischendurch ausgewaschen wird)....

dann kommt eine, die für das Bad zuständig ist......

und schlußendlich die Dame, die - wie von dir angegeben - den Zimmerboden säubert (die Ecken sind nachher aber rundgewischt)!

Mit den Zuständigkeiten ist das bei Chefarztbehandlung auch hier so eine Sache..... aber hier liegen die Probleme meist im Bereich Kommunikation.....
auf einmal ist der Chef weg, und keiner ist mehr zuständig für die Patienten......
als meine Schwiegermutter noch dort lag und es ihr schlecht ging, habe ich ab 10 Uhr morgens versucht, irgendeinen Arzt zu finden----Fehlanzeige!
Ich bekam immer nur die Auskunft, ich kenne die Pat. nicht, oder das ist nicht meine Pat. oder sie ist Privatpat. und der Chef ist nicht da.
Gegen 16 Uhr schlug dann ein Pfleger Alarm und sie wurde mit einer Sepsis auf die ITS gebracht................

Ein anderes Mal stand eine Rektumuntersuchung an, für die sie angeblich "nüchtern" bleiben musste. Als nachmittags gegen 17 Uhr noch immer nichts gelaufen war, fragte ich höflich nach. Man gab mir die Auskunft, dass der Chef die Untersuchung bereits vormittags abgesagt hatte............
und warum hatte die Frau um 17 Uhr noch immer nichts zu essen bekommen?

Ich habe mich dann beim Chef beschwert und er bat um Entschuldigung.
Die ausgefallene Untersuchung wolle er am Morgen des nächsten Tages nachholen - und dafür brauche meine Schwiegermutter nicht nüchtern bleiben......

Am nächsten Mittag "wartete" meine Schwiegermutter noch immer auf die Untersuchung........und, was glaubt ihr......wieder nüchtern


Ich wünsche dir und deinen Lieben ein schönes Wochenende, deinem Hund ein Paar Hundepfotenhandschuhe......für den Kliniktest,
und freue mich auf weitere Berichte von dir

Gruß Birgit
  #4  
Alt 09.01.2010, 12:47
Marie_S Marie_S ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.06.2009
Ort: NRW
Beiträge: 166
Standard AW: Ich Und Meine Gefährtin ``LEA``.

Hallo Flipaldis,

bei deinem Bericht musste ich auch sehr schmunzeln! Toll wie du schreiben kannst. Ich habe bisher kaum Erfahrungen dieser Art machen müssen - bis auch den Teil mit den Trombosestrümpfen: der hätte von mir sein können.
Trotzdem habe ich mir auch direkt zu Beginn deines Eintrages gedacht: ein Hund im Krankenhaus - das geht gar nicht! Auch wenn ein Tier noch so "sauber" sein kann, im Krankenhaus gibt es zu viele anfällige Patienten, die sich da irgendetwas mitnehmen können.

LG
Marie
  #5  
Alt 09.01.2010, 17:50
Benutzerbild von Steffel
Steffel Steffel ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 01.11.2008
Beiträge: 320
Standard AW: Ich Und Meine Gefährtin ``LEA``.

Liebe Flipaldis,

auch von mir ein kurzes Hallo und dass ich über Deinen Bericht schmunzeln musste, mir aber an der Stelle, wo Du geschrieben hast, dass Du Dir selber die Drainageschläuche gezogen hast, die Kinnlade heruntergefallen ist!

Ehrlich, das ist ja der Hammer! Bestimmt stehst Du in Eurem KH schon auf der roten Liste "Gefährliche Patienten - verschärfte Überwachung!". Jedenfalls war das ein richtig schöner lustiger Bericht, was ja auch sein darf, auch wenn die Hintergründe davon eigentlich nicht zum Schmunzeln sind!!

Viele Grüße und vergess nicht die
Hundepfotenhandschuhe,
Monika
  #6  
Alt 09.01.2010, 18:04
flipaldis flipaldis ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.11.2008
Beiträge: 312
Standard AW: Ich Und Meine Gefährtin ``LEA``.

Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für eure Kommentare.
Ja, Monika, du hast recht. Das Ziehen der Drainageschläuche hat mir keine Nominierung zum Patienten des Jahres eingebracht.
Ich war aber in dem Moment so sauer und ich hatte es ja angekündigt.
Der operierende Arzt hat mich einmal gefragt, ob ich mich nicht am liebsten selbst operieren wolle?
Ich habe ihm gesagt, dann müsse er an der Decke des OPs einen großen Spiegel anbringen und dann würde ich ihm sicher gerne helfen.

flipaldis
  #7  
Alt 10.01.2010, 10:42
HeikeL HeikeL ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 03.11.2007
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 493
Standard AW: Ich Und Meine Gefährtin ``LEA``.

Hallo Flipaldis !

Da muss ich ja mal mit Dir schimpfen.
Sich eine Magensonde zu ziehen ist eine Sache. Hatte ich auch überlegt, aber die Drainagen... Das kann wirklich daneben gehen. Nicht dass das jetzt nachgeahmt wird.
Ansonsten kenne ich diese Situation nur zu gut und kann Dir beipflichten.
Leider sind Hunde im Krankenhaus nicht zugelassen, obwohl sie eine Menge Gutes bewirken könnten.
Ich kann mich nur noch allzugut an meinen Einsatz auf einer Intensivstation (während meiner Ausbildung an einer Uniklinik in Berlin) erinnern.
Dort war ein alter Patient nach Reanimation, dessen größter Wunsch es war nochmal seinen Hnd zu sehen und ihn zu knuddeln. Was wurde gemacht ? Der Patient wurde mit allem Drum und Dan zum Hinterausgang gefahren , wo sein Hund auf ihn wartete.
Ich habe selten einen glücklicheren Menschen gesehen.
Leider ist soetwas die absolute Ausnahme

Also, mach was Gutes mit Deuinem Therapiehund und sonst nicht allzu viele Dummheiten.

Liebe Grüße
Heike
Thema geschlossen

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 21:08 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55