Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 01.06.2009, 15:29
Alison Alison ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 11.02.2009
Beiträge: 6
Standard Hat jemand einen guten Rat?

Hallo,
ich bin im Moment noch ein stiller Leser, wie wohl die meißten am Anfang um ein paar Anregungen zu bekommen wie ich mit der jetzigen Situation zurecht kommen könnte. Bisher bin ich aber trotzdem irgendwie Ratlos und dachte ich schreib jetzt einfach mal meine Erlebnisse und Gedanken zu meinem persönlichen Schicksal hier rein.
Meine Mama ist 50 und bekam Anfang des Jahres die Diagnose Krebs. Sie wurde im Februar operiert (mit Verdacht auf Ovarialkarzinom, mittlerweile ist aber die Diagnose Peritonealkarzinose bei CUP (Siegelringkarzinom)).
Das heißt der Ursprungstumor konnte nicht wirklich gefunden werden. Eierstöcke waren befallen, Bauchfell, Darmäußeres. Mehr weiß ich auch nicht dazu.
Jedenfalls hatte sie nach der OP dann Chemo. 3 Wochen nach dem Ende des ersten Chemozyklus (danach wäre Reha dran gewesen) hatte sie dann wieder Schmerzen und ihr Bauch ist wieder dicker geworden, Gefahr zu Darmverschluss. Sie ist wieder im Krankenhaus, sollte den Darm nach 3 Tagen nach außen gelegt bekommen, ging aber nicht weil die Ärzte bis dahin gar nicht mehr durchkamen (alles voller Tumorzellen). Heißt, die Chemo hatte gar nicht angeschlagen und der Krebs ist sehr aggresiv und schnell weitergewachsen.
Ich weiß, klingt alles furchtbar schrecklich und das ist es auch. Vor allem sicher für meine Mutter, aber auch für mich, weshalb ich jetzt hier schreiben musste.

Seit sie von der Krankheit weiß war es für sie nur noch ein Schock. Sie hatte Lust auf gar nichts mehr, weniger Gesprochen, konnte nicht mehr Lachen, nicht mehr weinen und einfach nur noch voller Angst. Ich glaube sie konnte die Krankheit auch nie akzeptieren (Kann man das überhaupt?) und dass ausgerechnet sie es so schlimm getroffen hat, obwohl sie immer gesund gelebt hat. Sie wollte sich auch gar nicht damit auseinandersetzen, geschwiege denn darüber sprechen wenn sie nicht musste.

Jetzt liegt sie da im Krankenhaus, fühlt sich unwohl wegen dem prallen Bauch, wird immer schwächer weil sie nichts mehr essen darf (außer künstlicher Ernährung) und bekommt Schmerzmittel. Sie kotzt alles an und man kann ihr nichts gutes mehr tun, aber loslassen kann/will sie auch nicht. Keiner weiß wie lange das jetzt noch so gehen wird und ich hab auch keine klare Vorstellung davon was sie selber denkt über ihre Situation.
Ich wünsche mir einfach dass sie erlöst wird, so schnell und sanft es überhaupt noch geht in dieser Situation. An ein Wunder kann man jetzt wohl kaum noch glauben...wenn man alles realistisch betrachtet.
Für ihre Lebensgefährtin und mich ist es so schwer, weil wir nicht mehr wissen wie wir mit ihr jetzt umgehen sollen. Ich schaffe es nicht länger als zwei Stunden neben ihr zu sitzen, weil ich am besten nichts machen soll außer ruhig dasitzen. Das geht eine Weile aber dann muss ich raus. Nur dann hab ich das Gefühl ich lasse sie allein. Sie sagt ja auch nicht dass ich jetzt gehen soll oder so....
Für ihre Freundin wird es auch immer schwerer weil sie so schwer aus ihrer Haut kann (ist quirlig, redet viel) und es ihr schwer fällt die ganze Zeit ruhig dazusitzen. Sie begleitet meine Mama ja auch von Anfang an und weiß eigentlich gar nicht mehr wo vorn und hinten ist und wie sie mit dem Verlust klarkommen soll. Der ganze Stress mit dem Kampf.

Was habt ihr damit für Erfahrungen? Gibt es einen allgemeinen guten Rat wie man das durchsteht und trotzdem noch für die betroffene Person da sein und stark sein kann? Ist jeder in dieser Situation so wie meine Mama oder ist da jeder anders?

Ich habe jetzt auch selber große Angst dass es mich auch irgendwann treffen könnte. Lese viel im Internet über diese Krankheit, auch über Krebspersönlichkeit usw. Mich macht es immer ziemlich fertig, vor allem weil ich nicht weiß wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist selbst zu erkranken und wie genau ich da überhaupt vorsorgen kann, weil die Krebsart ja nicht wirklich bekannt ist..... Alles Fragen die mich derzeit sehr quälen und ich irgendwie gerne ein paar Antworten hätte.

Wie geht ihr um mit solchen Gedanken? Habt ihr solche Gedanken überhaupt?

Ich würde mich über ein paar hilfreiche Tipps sehr freuen und hoffe einfach dass es welche gibt.

Viele Grüße
Ally
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 02.06.2009, 08:48
Benutzerbild von missgoolightly
missgoolightly missgoolightly ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.03.2009
Beiträge: 93
Standard AW: Hat jemand einen guten Rat?

Liebe Ally ,

kann Deine Situation gut nachempfinden.
Ich habe da gleich zwei Vergleiche.
Meine Mum ist im Nov.2007 an Lungenkrebs erkrankt und ist im Zuge der gesamten Behandlung (Chemo und Bestrahlung) psychisch komplett zusammengebrochen.
Psychose und sogar Aufenthalt in der geschlossenen Abteilung des Krankenhauses folgten.
Selbst heute 18Monate später ist Sie total lethargisch ,interessiert sich für nichts und niemanden und denkt auf der Couch liegenden nur über das Elend an ,dass Ihr wiederfahren ist.
Irgendwann ,nach harten zwölf Monaten habe ich erkannt ,dass ich meine Mutter nicht retten kann ,sondern dass sie das selber auch wollen muss und dass ich mir noch so ein Bein rausreissen kann ,helfen kann Sie sich nur selbst.
Denn meine Mum hat jegliche Hilfe abgelehnt ,sogar Kur und Psychotherapie ,da sind einem als Kind die Hände gebunden.
Der andere Fall ist meine über alles geliebte Omi ,die nie geklagt hat und immer fröhlich war und
um Ostern 6Wochen nach Diagnosestellung an Leber/Knochenkrebs gestorben ist.
Sie hat sich schon kurz nach dem klar war ,dass Sie sterben muss von uns zurückgezogen.
Wollte nicht mehr sprechen ,nicht mehr berührt werden.
Ich glaube ,dass das ein ganz normaler ,aber auch sehr einsamer und schmerzhafter Abnabe-lungsprozess ist ,den beide Seiten durchmachen müssen.
Der aber leider auch die Hölle ist.
Ich habe Sie so gut es geht einfach gehen lassen um es Ihr nicht schwer zu machen.
Denn ich weiß ,dass Sie uns nie wehtun wollte.
Ich hoffe Du findest die Kraft in Deinem Umfeld mit der höllisch schwierigen Situation umzugehen.
Versuch wenn Du es hinbekommst Dir einen kleinen Bereich zu schaffen ,für Dich selbst ,wo die Krankheit keinen Zutritt hat..

Liebe Grüße
Deine
Kerstin
__________________
Papa , mein Held 05.09.49 - 27.07.97
Omi , mein Engel 02.05.26 - 30.03.09

Mama , Lungenkrebs mit Lymphknotenbefall , Diagnose 15.10.2007 , OP im November 2007 , Chemo-Bestrahlungen , andauernde Psychosen , Prognose ungewiss , momentan Tumorfrei
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 02.06.2009, 14:45
Alison Alison ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 11.02.2009
Beiträge: 6
Standard AW: Hat jemand einen guten Rat?

Hallo Kerstin,

ich danke dir ersteinmal für deine lieben Worte. Ich finde es toll, wie du für dich rausgefunden hast mit der Situation und dem Verhalten zurechtzukommen.
Dennoch ist es immer wieder schwer einfach nur zuschauen zu müssen, aber du hast recht wenn du sagst dass jeder für sich selbst entscheiden muss was er will und was nicht und dass man niemanden zwingen kann zu etwas.
Das musste ich in der letzten Zeit auch erst lernen und es gibt zum Glück eine sehr liebe Bekannte in meinem Umfeld die uns da eine große Hilfe ist.

Ich wünsche dir für dich alles Gute und weiterhin viel Kraft!!

Liebe Grüße,
Ally
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 03.06.2009, 22:09
Benutzerbild von IreenS
IreenS IreenS ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.05.2008
Ort: Oberfranken
Beiträge: 448
Standard AW: Hat jemand einen guten Rat?

Hallo Alison,

ich hoffe, deine Mama erholt sich
und wird wieder zuversichtlicher.

Leider steht man ziemlich hilflos da,
man möchte gerne helfen und kann es doch nicht.

Sei einfach so viel wie möglich bei ihr.

Ireen

Ich wünsche Dir einen Engel
und sei er noch so klein,
er möge immer -
mit und bei dir sein.
Ich wünsche dir einen Engel
direkt im Herzen,
der es stets bewacht-
und bewahrt vor Schmerzen.
Ich wünsche dir einen Engel
der immer zu dir steht,
auch in schlechten Zeiten -
der immer mit dir geht.
Ich wünsche dir einen Engel
der dir schenkt viel Kraft,
um diesen Weg zu geh'n
den du da vor dir hast!

__________________
http://www.myvideo.de/watch/4892460/...ume_leben_ewig


Wolfgang *03.04.1947 - +18.10.2008

Christel *17.05.1950 - +12.04.2011
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 06:18 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55