Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 14.02.2009, 10:06
Taddl Taddl ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.06.2008
Ort: Mittelfranken
Beiträge: 106
Standard AW: Viel Hoffnung, viel Angst, viele Fragen...

Liebe Tine,

genau das ist es was ich meinte.

Als die Krankheit diagnostiziert wurde, war ich verzweifelt, es war ein Schock. Ein Gefühl, den Boden unter den Füssen zu verlieren. Ich hatte das Gefühl, gar nicht mehr aus dem Horror zu erwachen. Alles lief an mir vorbei.

Meine Mutter hat mir mal gesagt, es gibt keinen Nachteil, wo kein Vorteil dabei wäre und umgekehrt. Und irgendwann während dieser Zeit wo mein Stiefvater noch lebte, begann ich, für mich den "Vorteil" zu suchen. Und ich glaube, die Erkenntnis, ICH muss lernen mit mir zufrieden zu sein, damit ich irgendwann mit gutem Gewissen abtreten kann, war es.

Es war und ist sehr schwer, das mein Vater, der immer gesund und kräftig war, nicht mehr bei uns ist. Doch ich lernte mit 40, wir werden geboren um irgendwann zu sterben.
Wobei ich schon mit dieser Erkenntnis hadere und es schmerzt, wenn es sich um Kinder oder sehr junge Menschen handelt.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

LG Taddl

LG
__________________
In unserer Sanduhr fällt das letzte Korn,
ich hab gewonnen und hab ebenso verlorn'.
Jedoch missen möcht ich nichts,
alles bleibt unser gedanklicher Besitz.



Mein (Stief) Papa:
27.10.1948 - 08.10.2008
BSDK-Diagnose im April 08
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 15.02.2009, 10:29
Benutzerbild von Tine70
Tine70 Tine70 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.06.2008
Beiträge: 387
Standard AW: Viel Hoffnung, viel Angst, viele Fragen...

Hallo Taddl,

ja, es schmerzt sehr...und mir geht es da ebenso: Ich merke jetzt, dass mein Stiefvater, der immer groß, stark und ein Mann der Tat war, einfach nicht mehr da ist. Das ist so unfassbar, dass ich es mir nicht wirklich vorstellen kann und gerade im Alltag, der ja einfach weiter und weiter geht, macht sich das Fehlen an so vielen Dingen fest, scheinbaren Kleinigkeiten, doch darin zeigt es sich. Wenn ich auf dem Friedhof stehe, kann ich einfach nicht glauben, dass wir an seinem Grab stehen...

Aber du hast Recht, die große Lektion des Lebens ist wohl unter anderem das Akzeptieren, dass unsere Zeit hier begrenzt ist und es an uns ist, das Beste daraus zu machen.

Es gibt da sogar einen philosphischen Ansatz, der sich mit Minimum/Maximun und Optimun beschäftigt, ist glaube ich, von Leibnitz und findet sich unter "Die Beste aller möglichen Welten", daran musste ich denken, als du schriebst, was deine Mutter über Vorteil und Nachteil sagt.

Trotz allen Wissens, das dem so ist, tut es leider trotzdem furchtbar weh...

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag,
alles Liebe,
Martina
__________________
An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser

-Charlie Chaplin-
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 15.02.2009, 13:57
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 05.06.2008
Beiträge: 842
Standard AW: Viel Hoffnung, viel Angst, viele Fragen...

Liebe Martina,

möchte Dich heute einfach mal drücken, Du Tapfere!.
Hast immer ein liebes, tröstendes Wort für Alle, obwohl es Dir auch nicht gut geht.

Ich glaube, dass die Lektion des Akzeptierens eine der schwersten ist.
Im Alltag funktioniert mein Wahlspruch "Love it - change it - leave it", d. h. wenn uns etwas nicht paßt haben wir die Wahl es zu akzeptieren, zu änderen oder was Neues zu suchen. Das nimmt uns in die Verantwortung, unser Leben selber in die Hand zu nehmen, nicht auf "was Besseres" zu warten.

Aber bei Krankheit, Krieg und Tod funktioniert das nicht mehr. Wir haben die Wahl nicht. Aber Akzeptieren können wir doch auch nicht. Ich habe weder eine fatalistische Einstellung noch ein Vertreuen in Gott, und woher soll man die Ruhe des Akzeptierens nehmen? Der Schmerz ist doch da und läßt sich nicht weg-philosophieren. Aber vielleicht können wir eher den Schmerz und die Trauer akzeptieren. Weil beides gut und richtig ist.

Auch Dir einen schönen Sonntag von Kirsten.
__________________
Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009


Alle im Forum von mir verfassten Beiträge dürfen ohne meine Zustimmung nicht weiter verwendet werden.
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 17.02.2009, 13:35
Benutzerbild von Tine70
Tine70 Tine70 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.06.2008
Beiträge: 387
Standard AW: Viel Hoffnung, viel Angst, viele Fragen...

Liebe Kirsten,

danke für die Umarmung, ein bisschen Stütze brauche ich die letzten Tage mehr denn je.

Ja, wir werden nicht gefragt, wir haben keine Wahl und gerade das lässt mich so fassungslos sein,manchmal sogar wütend.
Es wird nicht leichter, kein Stück,je bewusster es mir wird, umso schwerer fällt es mir, die Bilder anzusehen.
Ich habe keine Ahnung, wie ich den Tag heute hinter mich bringen soll, weil ich mich am liebsten in eine Ecke setzen und heulen würde und mich außerstande sehe, meinen Job heute ordentlich zu machen. Meiner Mutter geht es auch sehr schlecht, das macht mir natürlich auch noch Sorgen.
Ich fühle mich so hilflos und überfordert, so traurig und fassungslos.
Und es ist so ungerecht, dass mein Stiefvater immer so viel gearbeitet hat, mit 59 so krank wurde und seinen 60 Geburtstag nun nicht mehr erlebt.
Ich weiß, nach Gerechtigkeit und dem Warum dürfen wir nicht fragen, doch meine Gedanken drehen sich im Kreis.
Es tut so weh, es tut einfach furchtbar weh...

Euch allen hier und dir, liebe Kirsten, einen schönen Tag!

Alles Liebe,
Martina
__________________
An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser

-Charlie Chaplin-
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 17.02.2009, 15:45
Maria+Willi Maria+Willi ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 05.08.2008
Beiträge: 248
Standard AW: Viel Hoffnung, viel Angst, viele Fragen...

Liebe Martina,

es tut mir leid, dass es Dir und Deiner Mam nicht gut geht. Es ist einfach
noch zu frisch.

Ich glaube die Frage nach dem "Warum" kommt immer wieder. Wie soll man so etwas auch begreifen können. Es geht einfach nicht.

Trotzdem alles Liebe für Euch

Maria
__________________
Mein geliebter Schatz
06.04.1960 - 07.12.2008
__________________________________

Du wirst immer in meinem Herzen bleiben!
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 17.02.2009, 16:21
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 05.06.2008
Beiträge: 842
Standard AW: Viel Hoffnung, viel Angst, viele Fragen...

Liebe Martina,

dann möchte ich Dir auch weiterhin gerne eine Stütze sein.... möchte Dir helfen, wenn ich es kann.

Bei Annett und Conny wurde die Frage diskutiert, wann es denn aufhört mit dem Schmerz und der Trauer. Es ging um die Frage von Außenstehenen "Du bist ja immer noch traurig" und die Antwort "Er ist ja auch immer noch tot". Ich glaube, dass da so viel tiefgreifend Wahres drin liegt. Aber es geht auch immer wieder darum, dass sich die Trauer irgendwann verändert und in den Alltag integriert wird. Und jeden Tag für sich zu sehen, einen Tag nach dem anderen, um sich nicht so zu überfordern, sich nicht mehr zuzumuten, als kräftemäßig geht.

Aber letztendlich bleibt, dass es keine Antwort gibt auf die Frage nach dem Warum. Und dass wir uns verändern mit der Diagnose Krebs bei einer nahestehenden Person. Es wird nichts wieder so sein, wie vorher, weil wir nicht mehr sind wie vorher.

Ich kann auch gut verstehen, dass Du Dich um Deine Mutter sorgst. Da geht es mir sehr ähnlich und ich weiß, dass auch auf uns dort noch eine schwierige Zeit zukommt.

Und dennoch wünsche ich Dir, dass es bald wieder bessere Tage gibt für Dich, an denen Du zuversichtlich Dein Leben lebst, mit schönen Erinnerungen.



Kirsten.
__________________
Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009


Alle im Forum von mir verfassten Beiträge dürfen ohne meine Zustimmung nicht weiter verwendet werden.
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 17.02.2009, 21:34
chris66 chris66 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.10.2008
Ort: Hamburg
Beiträge: 69
Standard AW: Viel Hoffnung, viel Angst, viele Fragen...

Liebe Martina,
ich kann dich nur zu gut verstehn...geht es mir doch nicht anders
Ich leide noch immer wie ein hund....bin seit der erkrankung und stärker noch,
nachdem meine mama gestorben ist, nicht mehr ich selbst. Hab mich ein ganzes stück weit verloren...bin sehr empfindlich, reagiere angriffslustig und zum teil aggressiv...leider weiß ich das selbst auch und finde irgendwie noch keinen weg daraus...mein partner hat es wirklich nicht leicht mit mir im moment. Dazu kommt natürlich auch die wut und hilflosigkeit.....immer doch wieder das warum???????...es zu akzeptieren wird wohl noch lange dauern!!
Man sucht sich doch immer etwas um die ohren zu haben und doch ist alles im mom zuviel...nichts macht richtig spaß.....
entschuldige wenn ich das alles bei dir ablasse, aber ich denk, nur wer auch in der gleichen lage steckt, kann es wirklich nachempfinden.
Sei ganz lieb gedrückt und ich hoffe auch für dich und deine familie das es bald besser wird. Bin auch für dich immer da


chris

__________________________________________________ _______________

Meine geliebte Mama 17.01.1931 - 06.01.2009
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 23:36 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55