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  #1  
Alt 23.12.2008, 21:44
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
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Registriert seit: 20.09.2008
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Standard AW: Mögen die Engelchen dich begleiten, liebste Mama

Hallo meine lieben,

jetzt hab ich gerade den Wohnungsputz erledigt, nachdem sich jetzt für morgen doch noch kurzfristig Besucher angemeldet haben. Die letzten Wochen, die ich mich um Mama gekümmert habe, ist der Haushalt total auf der Strecke geblieben. Und die letzte Woche auch. Wegen mir hätte das auch noch so bleiben können. Aber ist ja peinlich...

Tja, wie soll ich sagen. Ich habe Papa gesagt, dass ich komme. Aber ich habe ihm auch gesagt, dass ich sofort wieder gehe, wenn ich merke, dass er betrunken ist. Das ertrage ich nicht. Er sagte, er würde sich daran halten. Aber jetzt warten wir mal ab. Er hat schon viel gesagt und es wäre nicht das erste Mal, dass er an heilig Abend besoffen ist. Aber ganz allein lassen kann ich ihn auch nicht. Da hab ich ein schlechtes Gewissen. Er tut mir ja auch irgendwie leid. War jetzt eh 2 oder 3 Tage nicht mehr dort. Aber ich bin eben sauer. Er lässt meine Schwester und mich alles alleine machen und dann beschwert er sich, weil kein Kreuz auf dem Sarg oder der Todesanzeige war. Dann soll er halt eins drauf malen, wenns ihm so wichtig ist. Wenn Mama sehr christlich gewesen wäre, hätte ich es gemacht. Aber wie sie auf die Segnung des Pfarrers an ihrem Todestag reagiert hat, war nicht gerade sehr erfreut. Deshalb lass ich das :-)

Er schiebt Gelder ein, die wir per Trauerkarten bekommen, versäuft es, aber ich zahle den Todesschein, die Sterbeurkunden, etc. Er fragt nicht mal, ob das was kostet. Freundlichweise sagte er, ich kann das Geld aus Mamas Geldbeutel behalten. Wie nett. Aber ich kann das Geld noch nicht rausnehmen. Das fühlt sich noch wie Diebstahl an. Ich kanns noch nicht. Meine Schwester hat heute das Handy mitgenommen und abgemeldet. Die Handtasche hängt an meiner Wohnzimmertüre. Ich habe schon reingeschaut. Aber ich kann sie nicht ausräumen.

Seit Samstag vergeht kein Tag, an dem ich nicht leide. Ich weine sehr viel. Es tut unsagbar weh. Es würgt mich den ganzen Tag. Ich kann kaum essen. Was würde ich alles geben, wenn ich meine Mama wieder haben könnte?? ALLES. Ich würde auf Zeitungspapier unter einer Brücke schlafen. Sie könnten mir Gliedmaßen abtrennen. Ich würde meine Seele verkaufen. Wenn ich doch nur meine Mama wieder haben könnte. Ich vermisse sie jetzt schon so sehr. Manchmal sitze ich da und weiss nicht, wie es weitergehen soll. Ich weiss nicht, wie mein Leben aussehen soll ohne sie. Wie ich einfach ohne Mama leben soll. Ein Teil von mir ist mitgestorben.

Mein Herz wurde mir rausgerissen. Also kann ich auch auf Weihnachten verzichten. Ich werde morgen wohl Geschenke bekommen. Aber keines von Mama. Ich kann Mama nächste Woche nicht anrufen und ihr ein gutes neues Jahr wünschen, wie ich es jedes Jahr gemacht habe. Mama hat Silvester nie gefeiert. Außer letztes Jahr. Da wurde gerade die Darmkrebsbehandlung abgeschlossen und sie hat darauf angestoßen, dass 2008 so viel besser werden wird... Und an meinem Geburtstag in zwei Wochen wird Mama nicht, wie jedes Jahr, um 9 Uhr zum Frühstück kommen. Und mir auch kein Lied im Hausflur singen, sodass alle Nachbarn wussten, dass ich Geburtstag habe.

Ich kann euch leider kein frohes Fest wünschen, weil ich es im Moment verfluche und froh wäre, wenn es nicht stattfinden würde.

Viel Spass mit euren Familien und viel Kraft für alle gleichfühlenden....

Eure Susanne
__________________


Für meine geliebte Mama
13.06.1964 - 16.12.2008
http://de.youtube.com/watch?v=PP_NQPrbRvM

Geändert von Susanne85 (23.12.2008 um 21:57 Uhr)
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  #2  
Alt 24.12.2008, 10:21
pialotte pialotte ist offline
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Ort: Flensburg
Beiträge: 98
Standard AW: Mögen die Engelchen dich begleiten, liebste Mama

Hallo Susanne,
ich möchte Dir trotzdem ein paar ruhige Tage wünschen!
Ich hoffe Dein Vater hält sich daran was ihr abgemacht habt!
Es tut mir alles sehr leid für Dich und ich denke an Dich!

Ich schicke Dir viel Kraft und einen stillen gruss,
Pia
__________________
Eines Morgens wachst Du nicht mehr auf,
die Vögel aber singen wie sie immer sangen.
Nichts ändert diesen Tageslauf.
Nur Du bist fortgegangen.

***
Mein Vater *12.02.1948 +27.09.2008


Diagnose: Hochmalignes Non-Hodgkin Lymphom der T-Zellreihe Stadium IIIB
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  #3  
Alt 24.12.2008, 14:56
Benutzerbild von MS78
MS78 MS78 ist offline
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Beiträge: 46
Standard AW: Mögen die Engelchen dich begleiten, liebste Mama

Hallo Susanne,

auch von mir schöne Weihnachten. Versuche das beste daraus zu machen. Wenn ich Deine Einträge lese, merke ich richtig wie verzweifelt Du bist und ich finde es sehr traurig. Ich werde demnächst auf den Friedhof fahren und Mama besuchen… Mir ist Weihnachten auch ziemlich egal. Auch ich würde alles dafür geben dass Mama wiederkommt. Sie fehlt mir so…

Übrigens, das Lied von Glashaus habe ich auch dauernd im Kopf! Ein so schöner Text…

Viele liebe Grüße und ganz viel Kraft für die nächsten Tage

Markus
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  #4  
Alt 24.12.2008, 19:00
Cindy 69 Cindy 69 ist offline
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Registriert seit: 08.10.2008
Ort: Raum Böblingen
Beiträge: 135
Standard AW: Mögen die Engelchen dich begleiten, liebste Mama

Liebe Susanne,

auch für mich könnte das Weihnachtsfest am liebsten ausfallen...
Ich leide auch wie ein Hund...

Am Montag, 22.12. ist meine Oma von uns gegangen... Es tut furchtbar weh. Als nächstes wird es meine Mama sein.

Und ich kann das alles nicht stoppen. Wir alle nicht. Alles was geschieht müssen wir annehmen.

Liebe Susanne, ich nehme dich in den Arm und drücke dich ganz fest, bei all dem Leid.
Weiss auch nicht wo mir der Kopf steht...

Traurige Grüsse
Cindy
__________________
Meine geliebte Oma: 04.02.1916 - 22.12.08
Meine geliebte Mama: 07.04.1950 - 22.01.09

Menschenleben sind wie Blätter die von Bäumen fallen,
all unsere Liebe vermag es nicht zu verhindern...
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