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  #1  
Alt 08.11.2008, 22:55
Benutzerbild von Ramonali
Ramonali Ramonali ist offline
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Standard AW: ich ziehe Bilanz

Liebe silverlady,
lese oft in deinem Thead mit und bin immer sehr tief berührt! Kann nachempfinden wie es dir geht und das du dich in Arbeit eingräbst...Aber du solltest deinen Weg gehen, ob mit oder ohne Schwiegermutter! Ohne schlechtes Gefühl im Bauch, Gewissensbisse, denn du tust jeden Tag das, was dir möglich ist! Wer vermag da zu urteilen?
Ich wünsche dir für die nächste Zeit ganz viel Kraft und bin in Gedanken bei dir...
Ramona
  #2  
Alt 08.11.2008, 23:34
Benutzerbild von Conny44
Conny44 Conny44 ist offline
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Standard AW: ich ziehe Bilanz

Liebe Silverlady,

genau wie du frage ich mich jeden Tag nach dem Sinn? Eine Antwort wird es wohl niemals geben, auch wenn so viele der Meinung sind, dass alles einen Sinn macht. Ich bin davon nicht überzeugt. Wenn ein Mensch in so jungen Jahren unter Qualen und Schmerzen gehen muss, nur noch Sehnsucht und Leid für uns übrig bleiben, dann ist das einfach nur schrecklich.

Bei mir ist es bald ein halbes Jahr her, und es tut mehr denn je verdammt weh. Ich kann dich so unwahrscheinlich gut verstehen. Was sind schon 2 Jahre, wenn die größte Liebe des Lebens nicht mehr da ist.

Es wäre zu schön, könnte man aus dem bösen Traum erwachen.
Ich fühle mit dir-
__________________
Traurige Grüße von Conny (& Jörg - seit 15.5.08 nur noch in liebevollen Gedanken)

Ein Millionär und ein Bettler haben statistisch gesehen jeweils 1/2 Million!
Soviel zu Statistiken!

_____________________________________________________
mein geliebter Mann: BSDK 06.06.1959 - 15.05.2008
mein Pa: BSDK 17.01.1941 - 08.07.2007
meine Mutti: Akute Leukämie 18.11.1941 - 30.03.2011
  #3  
Alt 29.11.2008, 00:40
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: ich ziehe Bilanz

Hallo, silverlady,

manchmal schaue ich mir an, was Menschen, die bei mir schreiben und lesen, selbst für Gefühle, Gedanken, Erlebnisse, Sorgen und Nöte haben und seh mir ihre sonstigen Beiträge an. Ich möchte sie dadurch besser kennenlernen. Auch heute habe ich das so gemacht und bin dabei auf deinen Thread hier gestossen. Ich hab ihn mir von Anfang an durchgelesen und lange überlegt, ob ich dir etwas schreiben soll und kann.

Wir kennen uns nicht und haben uns noch nie gelesen. Trotzdem hat mich das, was du geschrieben hast, tief berührt. Ich lese von deinen Qualen, deinen Ängsten, deiner Trauer. Ich lese von deiner Art, diese Trauer zu bewältigen und das alles tut mir weh.

Du vergräbst dich bereits jetzt. Warum? Deine Arbeit ist sicher sehr ehrenvoll und nützlich. Aber, wie du bereits gemerkt hast, kann sie dich nicht vor deiner Trauer beschützen. Du läufst weg vor deiner Trauer aber die ist schneller als du. Sie wird dich immer wieder einholen bis du irgendwann nicht mehr weglaufen kannst weil du keine Kraft mehr dazu hast. Dann hat sie dich wirklich am Wickel und es wird für dich umso schwerer, da wieder raus zu kommen. Ich kann dir nur aus eigener Erfahrung heraus den Rat geben: stell dich deiner Trauer. Biete ihr die Stirn. Du sollst ja dabei deinen Mann nicht vergessen, sondern irgendwann wieder von Herzen lachen können. Dein Leben unter Volldampf hilft dir dabei nicht. Im Gegenteil, irgendwann machen dir dein Körper und dein Kopf die Rechnung auf.

Bitte sei mir jetzt nicht böse, wenn ich dir schreibe, was ich denke. Ich möchte dir damit helfen. Ich möchte dir helfen über dich selbst klar zu werden. Wo stehst du? Was willst du? Wo läuft dein Leben hin? Ich bin kein Psychologe oder sowas ähnliches. Aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass du, unbewusst, deine Patienten benutzt. Zum Ersten, um deine Trauer zu bewältigen, zum Zweiten, um vermeintlich versäumte Dinge nachzuholen.

Jeder Mensch hat die Liebe in sich, du in besonderem Masse. Jedoch ist diese Liebe immer wieder anders, jenachdem, wem du sie gibst. Du glaubst, deinen Patienten die Liebe zu geben, die du vermeintlich an anderer Stelle zu geben versäumt hast. Das geht nicht. Das grosse Stück deiner Liebe, die ansich unendlich ist, das du deinem Mann gegeben hast, kann die Unendlichkeit der Liebe in dir nicht schmälern. Diesen Teil deiner Liebe wirst du nie mehr einer anderen Person geben können und auch ganz bestimmt nicht wollen. Dieser Teil ist nicht übertragbar. Er gehört deinem Mann ganz alleine.

Du weisst sicher aus Erfahrung und aus Gesprächen mit Kollegen und Kolleginnen, wie gefährlich es in deinem Beruf ist, sich zu sehr emotional mit den Patienten zu beschäftigen. Ich weiss es aus vielen Gesprächen mit PflegerInnen, Ärzten, Krankenschwestern und -pflegern. Du machst dich damit selbst kaputt und damit ist deinen Patienten am allerwenigsten geholfen. Ich finde, du solltest das aus eigenem und aus Interesse an deinen Patienten vermeiden. Was nützt es ihnen, wenn du zusammenklappst und nicht mehr für sie dasein kannst? Du lebst doch jetzt bereits hart am Limit. Wie lange noch geht das gut?

Bitte versteh mich richtig. Das sind meine Gedanken und sie müssen sich nicht mit deinen decken. Denk darüber nach. Wenn du sie gut findest, so wirst du das eine oder andere übernehmen wollen. Wenn du sie nicht gut findest, so ist das für mich auch in Ordnung. Ich bin weiss Gott nicht unfehlbar und kann mich auch irren. Jeder von uns muss seinen eigenen Weg finden. Du genauso wie ich und alle anderen hier.

Ich habe heute an anderer Stelle einen Beitrag über die Liebe in uns in der speziellen Situation eines Hinterbliebenen (auch ich bin einer) geschrieben. Da ich nicht weiss, ob du ihn akzeptieren kannst, habe ich bewusst hier keinen Link hineingestellt. Wenn du ihn lesen willst, er ist nur 4 Mausklicks entfernt. Du weisst, wie du ihn ganz leicht finden kannst. Aber wundere dich nicht, er wiederspricht dir in vielen Dingen.

Der Weg, den du letztlich einschlagen wirst, ist dein Weg und ist richtig für dich.

Diesen Satz kannst du dir jedenfalls schon mal einprägen. Niemand kann dir das wirklich streitig machen.


Ich wünsche dir viel Kraft und Liebe für deine Mitmenschen

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
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  #4  
Alt 29.11.2008, 19:43
silverlady silverlady ist offline
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Standard AW: ich ziehe Bilanz

lieber Helmut


ich danke dir für deinen Beitrag. In einigen Punkten stimme ich dir zu. Ich bin hart am Limit. Ich weiß das nur zu genau.
Auch das ich der Trauer und der Traurigkeit nicht davonlaufen kann spüre ich täglich. Aber ich weiß auch was ich auf einmal aushalten kann. Deshalb lasse ich dieses Gefühl nur in kleinen Dosen zu. Sonst klappe ich zusammen.

Meine Arbeit mit meinen Patienten benutze ich mit Sicherheit nicht in der Weise wie du meinst. Ich arbeite seit 18 Jahren so, nur als mein Mann noch lebte hat er mir immer einen Stock ins Rad gesteckt. Jetzt kann er mich nicht mehr bremsen deshalb gehe ich so oft über meine Grenzen.

Auf die Art habe ich gelernt mit dem Tod meines Sohnes zu leben und ich weiß auch das ich noch lange brauchen werde um mit dem Tod meines Mannes umzugehen.

Ich ziehe immer wieder rechtzeitig die Bremse wenn auch manchmal auf den letzten Drücker.
In den Zeiten der besonderen Jahrestage lassse ich meine Trauer zu. Ich nehme mir von der Arbeit frei und weine. Ich weine bis ich keine Tränen mehr habe.
Danach geht es dann wieder etwas besser.

Ich war noch nie ein geselliger Mensch, ich war immer ein Eigenbrötler. Das heißt aber nicht das ich keine Kontakte nach draussen habe. Nur bin ich abends einfach müde. Aber wen ich Lust habe gehe ich aus raus.

Die Welt hat sich weiter gedreht. Weitergedreht obwohl für mich die Zeit stehengeblieben ist. Ich muss weitergehen auch wenn es schwer ist. Das dauert aber noch lange bis ich alles verwunden habe.

Übrigens habe ich deine Geschichte auch schon lange still mitgelesen und ich habe hochachtung vor deiner Kraft. Ich habe mich ehrlich gefreut über deinen Beitrag.

silverlady
  #5  
Alt 19.03.2009, 19:18
silverlady silverlady ist offline
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Beiträge: 1.974
Standard AW: ich ziehe Bilanz

geliebter Schatz

in den letzten Tagen ist mir meine Einsamkeit wieder einmal richtig bewußt geworden.

Nachdem ich am Sonntag mal eben schnell 900 km nach Mama hin und zurück gefahren bin kam ich hier völlig kaputt an. Mir ist mein Rücken fast auseinandergebrochen. Das Mama sich am Tag vorher den Arm gebrochen hatte belastete mich zusätzlich.
Montag habe ich wieder Powertour in der Pflege gefahren.
Anschließend bin ich rüber zum Campingplatz gefahren. Ich muss den Platz aufgeben und weiß nicht ob es richtig ist. Du warst dort immer so glücklich und für mich wird es zur Belastung.
Zusammen mit meinem Kompagon habe ich alles auf den Hänger gewuchtet.
Und Zuhause wieder alles runter.
Nachts bin ich dann vor Schmerzen aufgewacht und habe morgens nur mit Mühe die Patienten versorgt
Dann habe ich bis heute richtig flachgelegen, noch nicht mal hier konnte ich mich länger aufhalten. ich bin einfach nur psychisch und physisch fertig.

und ich war allein, mußte mich immer wieder aufrappeln und habe einfach nur geweint.

War die Entscheidung richtig, deinen Platz aufzugeben?
Ich werde es nie erfahren.

du fehlst mir so sehr
  #6  
Alt 19.03.2009, 19:22
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: ich ziehe Bilanz

liebe silverlady...
ich nehme dich virtuell einfach mal in den arm.
in jedem wort steckt dein schmerz...es tut mir so leid...

deine ylva
  #7  
Alt 19.03.2009, 19:50
silverlady silverlady ist offline
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Standard AW: ich ziehe Bilanz

liebe Ylva

danke
silverlady
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