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  #1  
Alt 08.01.2008, 21:25
WilliamMatthew
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Standard AW: Unzufrieden mit Informationen durch Arzt

Regine, das Schlimme ist: niemand kann dir deine Sorgen nehmen. Man ist in dieser Phase so fernab jedweden gutgemeinten Rates. Warum? Weil man den Trost nicht sucht, sondern die Entscheidung. Wer kann schon trösten, während du auf heißen Kohlen stehst, weil du für einen unsagbar langen Moment scheinbar das Laufen verlernt hast und in einer Art Wartezustand verharrst?!

Regine, du musst dir irgendwoher Kraft ziehen, um dies alles aushalten zu können. Ich kann nur wiederholen, was uns der Arzt gesagt hat: nicht nur der Vati leidet, sondern im selben Ausmaß auch die Familie. Also brauchst auch du ganz viel Stärke.

Als ich vor 1 1/2 Monaten hoffte und bangte, habe ich diese Zeilen hier im Forum gesehen. Aber irgendwie hab ich sie nicht gelesen. Sie konnten mich begleiten, aber nicht meiner Hilflosigkeit berauben.

Ich wünsch Deinem Vater, Deiner Familie und Dir selbst alles Gute, Regine.
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  #2  
Alt 13.01.2008, 13:52
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Redaktöse Redaktöse ist offline
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Standard AW: Unzufrieden mit Informationen durch Arzt

Liebe destiny, lieber William,

wie sich diese endlos langen Wochenenden doch hinziehen! Unter der Woche bin ich wenigstens durch die Arbeit im Büro abgelenkt. Aber mich am Wochenende zu einem Kinobesuch oder einem Spaziergang oder zur Kontaktpflege zu Freunden aufzuraffen, schaffe ich einfach nicht.

Der histologischer Bericht ist inzwischen da: Adenocarcinom. Ach nein, tatsächlich?! Und dafür hat es dann eine Hirn-OP gebraucht. Das ist ja ein Witz!

Morgen hat Papa seine 1. Chemotherapie-Sitzung, allerdings nur einen Tag, dann folgen Bestrahlungen. Er ist inzwischen so kraftlos, dass er kaum noch die Treppe hochkommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das noch Nebenwirkungen dieses Epilepsiemedikamentes sein sollen (Cortison bekommt er nicht mehr.), ich glaube, wir gehen einfach auf das Ende zu. Und wenn das stimmt und die Entwicklung so weitergeht, dann stirbt er binnen der magischen Drei-Monatsgrenze nach der Diagnose, von der ich so viel einst gelesen habe. Im Therapieplan tauchte nun auch zum ersten Mal das berühmte Wort auf: "palliativ". Achja, und angeblich hat Papa jetzt doch Metastasen in der Nebenniere und der Leber.

Und wie geht es mir? Ich habe keine Ahnung. Es ist, als fühle ich mich selbst nicht mehr richtig. Aber solche Sehnsucht nach dem alten, normalen Leben vor der Diagnose habe ich.

Regine
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  #3  
Alt 13.01.2008, 20:05
WilliamMatthew
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Standard AW: Unzufrieden mit Informationen durch Arzt

Hallo Regine,

zwischen den Zeilen erlaube ich mir herauszulesen, dass du mit dem Informationsfluss der Ärzte nicht zufrieden bist. Vielleicht hast du ja auch das Gefühl wie ich vor ein paar Wochen: ich werde langsam gefüttert... jeden Tag ein bißchen mehr... mal der Arzt... mal die Ärztin... mal die Meinung... mal der Therapieplan... dort ein undeutliches Abnicken... da ein hartes Urteil zwischendurch.

Einfach mitgehen, Regine, einfach mitgehen! Der Weg ist vorgezeichnet; vielleicht den Ärzten auch schon vom Zeitablauf her wohlbekannt. Mach alles so, wie du es kannst (und selbst erträgst). Für Deinen Vater. Aber auch für Dich selbst.

Wonach du dich sehnst, ist mir auch so gegangen. Ich wollte einfach auch diese Überbelastung meiner Nerven loswerden und wünschte mir daher die Vor-Krankheits-Zeit zurück. Nun...
Aber du kannst dies hier schaffen... es zerrt dich aus, doch du schaffst es.
Ich drücke Euch die Daumen für weniger Schmerz.
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  #4  
Alt 14.01.2008, 22:16
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Redaktöse Redaktöse ist offline
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Standard AW: Unzufrieden mit Informationen durch Arzt

Hallo William,

ja, ich werde langsam gefüttert, oft habe ich ganz viel Hunger und bekomme nichts, dann wieder verschlucke ich mich fast an einem großen Brocken.

Heute hatten wir ja mit dem Beginn der Chemotherapie gerechnet, doch der Arzt hat sich plötzlich umentschieden. Er glaubt nun, dass es sich vielleicht doch eher um Darmkrebs mit Metastasen u. a. in der Lunge handelt. Papa ist wieder im Krankenhaus und wird auf eine Darmspiegelung morgen vorbereitet. Die Chemo soll dann Donnerstag beginnen.

Ich habe heute eine Phase, da ist es mir fast schon egal, welcher Krebs es nun ist. Bei dieser Streuung bleibt das Ergebnis ja eh dasselbe. Ich bin so müde und ausgelaugt. Aber ich kann nicht mal richtig weinen. Ist das normal?

Regine
die sich am liebsten unter der Bettdecke verstecken würde
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  #5  
Alt 14.01.2008, 23:21
WilliamMatthew
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Standard AW: Unzufrieden mit Informationen durch Arzt

Regine, am liebsten würde ich jetzt lieber schweigen, weil ich so ein ganz ungutes Gefühl habe bei dem, was du da schreibst. Dieses Hin und Her, mal Ja, mal doch Nein... da erinnert mich irgendwie an meinen Vati. Wir hatten ja auch einen Termin zur Chemo am 07.12.2007. Dann wurde es vorverlegt auf den 30.11.2007. Dann nochmals neue PEG-Magensonde legen. Dann auch das verworfen... - plötzlich war der Lungentumor das Eine, aber die Metastasen im Lymphsystem wichtiger.... dann kam der 29.11.2007.... UND DANACH die Aufklärung

Mensch Regine, bleib stark.
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  #6  
Alt 17.01.2008, 21:19
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Standard AW: Unzufrieden mit Informationen durch Arzt

Merkwürdig, nun habe ich fast die ganze Woche über gedacht, dass man sich an alles gewöhnen kann, sogar an Krebs. Nicht einmal im Büro fragt jemand mehr nach meinem Vater. Dann öffne ich dieses Fenster, um ein wenig zu schreiben, und plötzlich fange ich an zu weinen. Aber nur eine Minute, dann ist schon wieder alles unter Kontrolle. Dabei war ich doch immer jemand, aus dem die Gefühle nur so heraussprudeln.

Papa hat eine neue Diagnose: Adeno-CUP, TxNxM1. Den Primärtumor finden sie nicht, es bleiben (noch) eine Metastase im Hirn, eine in der Lunge, mehrere in Nebenniere und Leber. Gestern wurde mit der Chemotherapie begonnen, nächste Woche gehen die Bestrahlungen des Kopfes los. Papa ist wieder daheim, aber wohl einfach dauernd müde. Nach dem Anziehen morgens ist er schon so erschöpft, dass er sich wieder hinlegen muss. Das war allerdings die Tage vor der Chemo schon so.

Vor einer Woche habe ich noch gedacht, er stürbe bald, mittlerweile habe ich alles wieder schön verdrängt und hoffe wieder, dass alles gut wird und ich mich nie wieder mit dem Tod auseinandersetzen muss.

Morgen fliege ich wieder zu meinen Eltern, und ich gebe zu, dass mich langsam doch die Angst beschleicht. Ich habe Papa drei Wochen nicht mehr gesehen. Wird er so sein, wie meine Mama ihn schildert, ein gebeugter Mann mit plötzlich dürren Beinchen und einem unnatürlich dicken Bauch? Was, wenn ich ihn ansehe und auf einmal Gewissheit von etwas habe, das ich gar nicht wissen will?
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  #7  
Alt 17.01.2008, 21:38
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Ute 2007 Ute 2007 ist offline
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Standard AW: Unzufrieden mit Informationen durch Arzt

Hallo Regine,

es verwirrt mich doch sehr zu lesen das die Ärzte das Primärkarzinom nicht finden. Woher wissen sie denn das es in der Lunge, Leber, Niere Metastasen sind. Verstehe ich nicht.
Bei mir hat man auch Adeno-Zellen in den Lymphknoten gefunden und ich habe einen kleinen Herd in der Lunge. Bei mir hieß es sofort Bronchial-ca..

Das du nach drei Wochen Angst hast deinem Vater gegeüberzustehen kann ich verstehen. Während der Behandlung sieht man schon manchmal schlimm aus und man fühlt sich auch so. Das hat aber meistens nichts damit zu tun, das es zu Ende geht sondern eher damit das der Körper mit der Krankheit ganz schön zu tun hat.
Also bleib lieber bei dem Gedanken, das es wieder gut werden kann. Von anderen Gedanken habt ihr beide nichts, weder dein Vater noch du.

Liebe Grüße

Ute
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