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Alt 15.12.2007, 22:57
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struwwelpeter struwwelpeter ist offline
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Standard AW: ***weihnachtsgeschichten***

Interview mit dem Weihnachtsmann



Von Erich Kästner


Es hatte schon wieder geklingelt. Das neuntemal im Verlauf der letzten Stunde! Heute hatten, so schien es, die Liebhaber von Klingelknöpfen Ausgang. Mürrisch rollte ich mich türwärts und öffnete.
Wer, glauben Sie, stand draußen? Sankt Nikolaus persönlich! In seiner bekannten historischen Ausrüstung. "Oh", sagte ich. "Der eilige Nikolaus!" - "Der heilige, wenn ich bitten darf. Mit h!" Es klang ein wenig pikiert. "Als Junge habe ich Sie immer den eiligen Nikolaus genannt. Ich fand's plausibler." - "Sie waren das?" - "Erinnern Sie sich denn noch daran?" - "Natürlich! Ein kleiner hübscher Bengel waren Sie damals!"
"Klein bin ich immer noch." - "Und nun wohnen Sie also hier." - "Ganz recht." Wir lächelten resigniert und dachten an vergangene Zeiten.
"Bleiben Sie noch ein bißchen!" bat ich. "Trinken Sie noch eine Tasse Kaffee mit mir!" Er tat mir, offen gestanden, leid.
Was soll ich Ihnen sagen? Er blieb. Er ließ sich herein. Erst putzte er sich am Türvorleger die Stiefel sauber, dann stellte er den Sack neben die Garderobe, hängte die Rute an einen der Haken, und schließlich trank der mit mir in der Wohnstube Kaffee.
"Zigarre gefällig?" - "Das schlag ich nicht ab." Ich holte die Kiste. Er bediente sich. Ich gab ihm Feuer. Dann zog er sich mit Hilfe des linken den rechten Stiefel aus und atmete erleichtert auf. "Es ist wegen der Plattfußeinlage. Sie drückt niederträchtig." - "Sie Ärmster! Bei Ihrem Beruf!" - "Es gibt weniger Arbeit als früher. Das kommt meinen Füßen zupaß. Die falschen Nikoläuse schießen wie die Pilze aus dem Boden."
"Eines Tages werden die Kinder glauben, daß es Sie, den echten, überhaupt nicht mehr gibt." - "Auch wahr! Die Kerls schädigen meinen Beruf! Die meisten von denen, die sich einen Pelz anziehen, einen Bart umhängen und mich kopieren, haben nicht das mindeste Talent! Es sind Stümper!" - "Weil wir gerade von Ihrem Beruf sprechen", sagte ich, "hätte ich eine Frage an Sie, die mich schon seit meiner Kindheit beschäftigt. Damals traute ich mich nicht. Heute schon eher. Denn ich bin Journalist geworden." - "Macht nichts", meinte er und goß sich Kaffee zu. "Was wollen Sie seit Ihrer Kindheit von mir wissen?" - "Also", begann ich zögernd, "bei Ihrem Beruf handelt es sich doch eigentlich um eine Art ambulanten Saisongewerbes, nicht? Im Dezember haben Sie eine Menge Arbeit. Es drängt sich alles auf ein paar Wochen zusammen. Man könnte von einem Stoßgeschäft reden. Und nun ..." - "Hm?" - "Und nun wüßte ich brennend gern, was Sie im übrigen Jahr tun!"
Der gute alte Nikolaus sah mich einigermaßen verdutzt an. Er machte fast den Eindruck, als habe ihm noch niemand die so naheliegende Frage gestellt. "Wenn Sie sich nicht darüber äußern wollen ..." - "Doch, doch", brummte er. "Warum denn nicht?" Er trank einen Schluck Kaffee und paffte einen Rauchring. "Der November ist natürlich mit der Materialbeschaffung mehr als ausgefüllt. In manchen Ländern gibt's plötzlich keine Schokolade. Niemand weiß wieso. Oder die Äpfel werden von den Bauern zurückgehalten. Und dann das Theater an den Zollgrenzen. Und die vielen Transportpapiere. Wenn das so weitergeht, muß ich nächstens den Oktober noch dazunehmen. Bis jetzt benutze ich den Oktober eigentlich dazu, mir in stiller Zurückgezogenheit den Bart wachsen zu lassen."
"Sie tragen den Bart nur im Winter?" - "Selbstverständlich. Ich kann doch nicht das ganze Jahr als Weihnachtsmann herumrennen. Dachten Sie, ich behielte auch den Pelz an? Und schleppte 365 Tage den Sack und die Rute durch die Gegend? Na also. - Im Januar mache ich dann die Bilanz. Es ist schrecklich. Weihnachten wird von Jahrhundert zu Jahrhundert teurer!" - "Versteht sich." - "Dann lese ich die Dezemberpost. Vor allem die Kinderbriefe. Es hält kolossal auf, ist aber nötig. Sonst verliert man den Kontakt mit der Kundschaft." - "Klar." - "Anfang Februar lasse ich mir den Bart abnehmen."
In diesem Moment läutete es wieder an der Flurtür. "Entschuldigen Sie mich, bitte?" Er nickte. Draußen vor der Tür stand ein Hausierer mit schreiend bunten Ansichtskarten und erzählte mir eine sehr lange und sehr traurige Geschichte, deren ersten Teil ich mir tapfer und mit zusammen-gebissenen Ohren anhörte. Dann gab ich ihm das Kleingeld, das ich lose bei mir trug, und wir wünschten einander auch weiterhin alles Gute. Obwohl ich mich standhaft weigerte, drängte er mir als Gegengeschenk ein halbes Dutzend der schrecklichen Karten auf. Er sei, sagte er, schließlich kein Bettler. Ich achtete seinen schönen Stolz und gab nach. Endlich ging er.
Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, zog Nikolaus gerade ächzend den rechten Stiefel an. "Ich muß weiter", meinte er, "es hilft nichts. Was haben Sie denn da in der Hand?" - "Postkarten. Ein Hausierer zwang sie mir auf." - "Geben Sie her. Ich weiß Abnehmer. Besten Dank für Ihre Gastfreundschaft. Wenn ich nicht der Weihnachtsmann wäre, könnte ich Sie beneiden."
Wir gingen in den Flur, wo er seine Utensilien aufnahm. "Schade", sagte ich. "Sie sind mir noch einen Teil Ihres Jahreslaufs schuldig." Er zuckte die Achseln. "Viel ist im Grunde nicht zu erzählen. Im Februar kümmere ich mich um den Kinderfasching. Später ziehe ich auf Frühjahrsmärkten umher. Mit Luftballons und billigem mechanischen Spielzeug. Im Sommer bin ich Bademeister und gebe Schwimmunterricht. Manchmal verkaufe ich auch Eiswaffeln in den Straßen. Ja, und dann kommt schon wieder der Herbst - und nun muß ich wirklich gehen."
Wir schüttelten uns die Hand. Ich sah ihm vom Fenster aus nach. Er stapfte mit großen, hastigen Schritten durch den Schnee. An der Ecke Ungerstraße wartete ein Mann auf ihn. Er sah wie der Hausierer aus, wie der redselige mit den blöden Ansichtskarten. Sie bogen gemeinsam um die Ecke. Oder hatte ich mich getäuscht? Eine Viertelstunde danach klingelte es schon wieder. Diesmal erschien der Laufbursche des Delikatessengeschäftes Zimmermann Söhne. Ein angenehmer Besuch! Ich wollte bezahlen, fand aber die Brieftasche nicht gleich. "Das hat ja Zeit, Herr Doktor", meinte der Bote väterlich. "Ich möchte wetten, daß sie auf dem Schreibtisch gelegen hat!" sagte ich. "Nun gut, ich begleiche die Rechnung morgen. Aber warten Sie noch, ich bring' Ihnen eine gute Zigarre!" Die Kiste mit den Zigarren fand ich auch nicht gleich. Das heißt, später fand ich sie ebensowenig. Die Zigarren nicht. Die Brieftasche auch nicht. Das silberne Zigarettenetui war auch nicht zu finden. Und die Manschettenknöpfe mit den großen Mondsteinen und die Frackperlen waren weder an ihrem Platz noch sonstwo. Jedenfalls nicht in meiner Wohnung.
Ich konnte mir gar nicht erklären, wohin das alles geraten sein mochte. Es wurde trotzdem ein stiller hübscher Abend. Es klingelte niemand mehr. Wirklich, ein gelungener Abend. Nur irgend etwas fehlte mir. Aber was? Eine Zigarre? Natürlich! Glücklicherweise war das goldene Feuerzeug auch nicht mehr da. Denn das muß ich, obwohl ich ein ruhiger Mensch bin, bekennen: Feuer zu haben, aber nichts zum Rauchen im Haus, das könnte mir den ganzen Abend verderben!





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Alt 17.12.2007, 22:59
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Das geflügelte Geschenk


Eine Weihnachtsgeschichte von Jan A. Loeffler


Früher war alles ein bißchen anders, auch Weihnachten. Mehr als 50 Jahre ist es her; damals als wir unsere Wünsche auf einen Wunschzettel schreiben durften.


«Liebes Christkind; ich fand kein
Spielzeug für 10 Franken das ich
mir wünschen würde, aber einen
Wunsch hätte ich schon. Könntest
Du mir eine Ente, eine weiße, zur
Weihnacht bringen?...»


Im Waisenhaus in Zürich schrieben viele Kinder jedes Jahr einen Wunschzettel: «An das Christkind - Himmel». Und wir wußten, daß unser Wunsch nur dann erfüllt würde, wenn das erhoffte Geschenk nicht mehr als 10 Schweizer Franken kostete. Was konnten wir nicht alles haben für 10 Franken! In den Katalogen der Spielzeuggeschäfte fanden wir vieles: «Nur 7,50 Franken ; nur 10 Franken» ; wir mußten sorgfältig aussuchen; da gab es so manches das nur 5 Franken kostete, und das wir eigentlich haben wollten, aber wir wollten die jährliche, einmalige Chance nicht einfach vertun. Es war nicht leicht, und einmal war es für mich unmöglich. Ich konnte mich nicht entschließen; nichts gefiel mir aus dem Katalog, nichts, was mit 10 Franken und darunter angeschrieben war. Und eigentlich wollte ich auch gar kein Spielzeug haben, ich wünschte mir eine Ente. Ja, eine richtige, lebendige Ente, genau gesagt, eine weiße Ente. Eine Ente die mir ganz allein gehören sollte.
Wir hatten im Waisenhaus Hühner, die uns die Eier lieferten. Wir hatten auch Enten. Enteneier soll man nur zum backen verwenden, sagte unsere Köchin. Wir hatten Hühner- und Enteneier, die ich jeden Tag einsammeln und in die Küche bringen mußte. Auch das Zählen und Wiegen der Eier war meine Aufgabe. Jeden Samstag musste ich das Hühnerhaus und die zwei Entenhäuschen säubern und natürlich auch Futter bringen. Es war ein begehrter Job im Waisenhaus, viel besser als Treppen reinigen oder Mühleimer leeren. Ich war Herr über Hühner und Enten; oder doch eher der Diener. Der «Herr» war nämlich Fräulein Lehmann, eine ältere Frau mit einem großen Kropf und immer frommen Worten, mit denen sie ihren Glauben an den lieben Gott bekannt gab. Sie gab auch bekannt, wenn die Hühner oder die Enten in die Küche gebracht werden mußten. Und wenn unser Gärtner, der Herr Stoll nicht da war, dann hackte das Fräulein Lehmann den Hühnern den Kopf ab; auch den Enten. Und alle, die Fräulein Anna, die Fräulein Ida und die anderen Frauen, die im Waisenhaus zu den Bediensteten gehörten, rupften «meinen» Hühnern und Enten die Federn aus; den Rest übernahm die Köchin. Gebratene Hühner oder Entenbraten, wer hätte da nicht gerne mit gegessen? Ich! Ich war krank; und entschuldigt, ich bekam in der Küche etwas anderes zu essen. Obwohl ich auch gerne Hühner aß, aber nur «fremde», nicht meine «eigenen». Ente liebte ich nicht so sehr; damals kannte ich «canard a l'orange» noch nicht.
Wenn ich eine eigene Ente hätte, so dachte ich, würde diese nie in die Küche müssen, dürfte ewig leben und schnattern und im kleinen Teich schwimmen und Eier legen; vielleicht sogar junge Entchen bekommen; die gehörten dann auch mir, oder? Soweit dachte ich damals nicht. Ich fragte mich nur, ob denn so eine Ente mehr als 10 Franken kosten würde. Niemand wußte es, keines der Kinder im Waisenhaus oder in der Schule wußte es. Und meinen «Chef», die Frau Lehmann, getraute ich mich nicht zu fragen. Ich stellte mir vor, was sie mir antworten würde: «Bete zum lieben Gott und sei schön brav und mache Deine Arbeit genau und richtig, vielleicht wird Dein Wunsch erhört und Du bekommst eine eigene Ente.» Das Erbitten einer Ente vom lieben Gott schien mir leicht zu sein. Aber ich wußte, daß das mit dem «brav sein» und «Arbeit gut und richtig machen» nicht so einfach war. Damit würde ich beim lieben Gott nichts erreichen, er wußte es sicher besser. Also ließ ich das Beten und schrieb: "Liebes Christkind; ich fand kein Spielzeug für 10 Franken das ich mir wünschen würde, aber einen Wunsch hätte ich schon. Könntest Du mir eine Ente, eine weiße, zur Weihnacht bringen? Ich weiß nicht, wieviel eine Ente kostet, und wenn es zuviel ist, dann bringe mir irgend etwas anderes, das nicht mehr als 10 Franken kostet, ich weiß nicht was. Danke und liebe Grüße. Hansli.» Der zusammengefaltete Wunschzettel kam in den kleinen Briefkasten in der großen Eingangshalle. Und dann kam das lange Warten. Bis am 24. Dezember, Heiligabend.
Der Speisesaal hatte eine Woche zuvor einen großen Tannenbaum erhalten, so groß, er reichte bis unter die Decke. Jetzt, am Heiligabend, brannten alle Kerzen, vielleicht über hundert, alle weiß. Silberne Kugeln glänzten, und silbernes Lametta schimmerte. Das war wie jedes Jahr; der Stall zu Bethlehem, mit dem Ochsen und dem Esel, mit der Krippe und der Maria und dem Josef und dem kleinen Jesuskind auf Marias Schoß. Ein bißchen Heu, ein bißchen Stroh und ein rotes Licht gab es im Stall, und auch Moos auf dem Dach. Jedes Jahr der gleiche Stall und jedes Jahr eine neue Freude, alle drängten sich vor der Krippe, ich auch. Und manche blickten verstohlen in das Halbdunkel des Speisesaals. Auf den Tischen waren nämlich all die Pakete und Päckchen verteilt, kaum zu sehen, weil weit weg vom Christbaum und dem Licht der Kerzen, geheimnisvoll. Aber alle mußten sich auf die Stühle setzen, die so angeordnet waren, daß der Stall zu Bethlehem von jedem zu sehen war. Und neben dem Stall setzte sich der Herr Meister hin; das war der höchste Chef im Waisenhaus, er las uns die Weihnachtsgeschichte vor. Jedes Jahr die gleiche, jedes Jahr mußten wir warten, bis der Herr Meister fertig gelesen hatte.
Dieses Jahr hörte ich nicht zu. Ich war enttäuscht. Wie hatte ich auch so blöd sein können und mir eine eigene, richtig lebendige Ente zu wünschen. So etwas konnte man doch nicht einpacken und als Paket auf die Tische stellen. Sicher war ein Paket für mich da, ganz sicher sogar, aber ganz sicher war da keine Ente drin. Von mir aus konnte die Geschichte so lange dauern, wie sie wollte. Ich war nicht interessiert am Ende, nicht neugierig darauf, was in meinem Paket war, es konnte nur eine Enttäuschung sein. Das wußte ich. Und der Herr Meister las und las und schnatterte... ja, da war ein Schnattern, ganz deutlich war es zu vernehmen. Alle schauten mich an, auch der Herr Meister. Alle lächelten und schauten mich an. Und wieder ein ganz kleines Schnattern. Mein Gott - ich würde eine eigene Ente bekommen. Ein Wunder. Und die Geschichte ging zu Ende, und das Licht wurde angezündet. Einige rannten zu den Tischen, einer rief: «Hansli, schau, schau hier, hier ist Deine Ente, hier, unter dem Tisch.» Unter dem Tisch, in einem großen geflochtenen Papierkorb war eine große, dicke, weiße Ente mit gelben Schnabel und blauen Augen. Meine Anita! So nannte ich sie, als ich sie sah, sofort. Weshalb Anita? Ich weiß es nicht; diese weiße, große Ente war für mich Anita. Und keines der Mädchen im Waisenhaus und niemand in der Schule hieß so. Anita.
Jetzt hatte ich meine eigene Ente; sogar zum Anfassen. Und Anita ließ es sich gefallen. Ich nahm sie aus dem Papierkorb, auf den Arm. Anita wehrte sich kaum; sie war schwer. Ich kam mit meinem Gesicht ganz nahe an ihren Kopf, sie zupfte mich sofort mit dem Schnabel an den Haaren, sie kniff mich ein bißchen ins Ohr. Hunger, ja Hunger mußte sie haben, meine arme Anita, und Durst. Im Papierkorb war zwar Heu, aber kein Wasser und keine Körner. Anita mußte zurück in den Papierkorb - ich holte ihr Wasser und Körner. Und sie «schaufelte» die Körner und schnäbelte im Wasser. Ich kannte doch die Enten, ich hatte Erfahrung mit ihnen. Wie viele Male hatte ich denn die Waisenhaus Enten gefüttert; jetzt fütterte ich Anita, meine eigene Ente. Natürlich mußte Anita bald ins Entenhaus zu den anderen Enten. Es war Nacht, Fräulein Lehmann kam mit mir, um zu helfen. Sie sagte: «Siehst du Hansli, dein Wunsch ging in Erfüllung. So ein schönes Weihnachtsgeschenk hast du bekommen. Jetzt wirst du dir sicher Mühe geben und versuchen, immer schön brav zu sein und deine Arbeit gut und richtig zu machen.» Ich habe es versucht, es gelang nicht immer. Aber ich hatte eine eigene Ente, die nicht in die Küche mußte. Wenigstens nicht solange ich im Waisenhaus war.
Drei Jahre später verließ ich das Waisenhaus. Anita blieb dort, bei den anderen Enten. Ich hatte andere Wünsche, von denen mancher in Erfüllung ging. Aber eine eigene, weiße, dicke Ente mit gelbem Schnabel und blauen Augen, so ein Geschenk gibt es nur einmal im Leben; es war ein Märchen - es war einmal!
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  #3  
Alt 18.12.2007, 23:57
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Der Weihnachtsmann in der Lumpenkiste



In meiner Heimat gehen zum Andreastage, dem 30. November, die Ruprechte von Haus zu Haus. Die Ruprechte, das sind die Burschen des Dorfes in Verkleidungen, wie sie die Bodenkammern und die Truhen der Altenteiler, der Großeltern hergeben. Die rüden Burschen haben bei diesem Rundgang durch das Dorf keineswegs den Ehrgeiz, friedfertige Weihnachtsmänner zu sein. Sie dringen in die Häuser wie eine Räuberhorde. Sie schlagen mit Birkenruten um sich, werfen Äpfel und Nüsse, auch Backobst ins Zimmer. Sie brummen wie alte Bären und wackeln mit den vermummten Köpfen. "Können die Kinder beten?" brummen sie. Die Kinder beten. Sie beten vor Angst kunterbunt: "Müde bin ich, geh' zur Ruh' … komm, Herr Jesus, sei unser Gast … der Mai ist gekommen…"
Wenn die Ruprechthorde die kleine Dorfschneiderstube meiner Mutter verlassen hatte, roch es darin noch lange nach stockigen Kleidungsstücken, nach Mottenpulver und reifen Äpfeln. Meine kleine Schwester und ich aber saßen unter dem großen Schneidertisch. Die Tischplatte schien uns ein besserer Schutz als unsere Gebetchen, und wir wagten lange nicht hervorzukommen, noch weniger das Dörrobst und die Nüsse, die die Ruprechte in die Stube geworfen hatten, anzurühren. Das hat denn auch meiner Mutter nicht gefallen, denn sie bestellte im nächsten Jahr die Ruprechte ab. Oh, was hatten wir für eine mächtige Mutter! Sie konnte die Ruprechte abbestellen und dafür das Christkind einladen.
Zu uns kam also jahrsdrauf das Christkind, um uns mit den üblichen Weihnachtsbringern zu versöhnen. Das Christkind trug ein weißes Tüllkleid und ging in Ermangelung von heiligweißen Strümpfen - es war im Ersten Weltkrieg - barfuss in geborgten Brautschuhen. Sein Gesicht war von einem großen Strohhut überschattet, dessen Krempe mit Wachswattekirschen garniert war. Vom Rande des Strohhutes fiel dem Christkind ein weißer Tüllschleier ins Gesicht. Das holde Himmelskind sprach mit piepsiger Stimme und streichelte und sogar mit seinen Brauthandschuhhänden. Als wir unsere Gebete abgerasselt hatten, wurden wir mit gelben Äpfeln beschenkt, die den Goldparmänenäpfeln, die wir als Wintervorrat auf dem Boden in einer Strohschütte liegen hatten, sehr glichen. Das sollen nun Himmelsäpfel sein? Wir bedankten uns trotzdem artig mit ‚Diener' und ‚Knicks', und das Christkind stakte auf seinen nackten Heiligenbeinen in den Brautstöckelschuhen davon.
"Habt ihr gesehen, wie's Christkind aussah?" fragte meine mit dem Christkind zufriedene Mutter.
"Ja", sagte ich, "wie Buliks Alma hinter einer Gardine sah's aus." Buliks Alma war die etwa vierzehnjährige Tochter aus dem Nachbarhause. An diesem Abend sprachen wir nicht mehr über das Christkind. Vielleicht kam die Mutter auch wirklich nicht ohne Weihnachtsmann aus, wenn sie sich tagsüber die nötige Ruhe in der Schneiderstube erhalten wollte. Jedenfalls sollte der Weihnachtsmann nach dem missglückten Christkind nunmehr eine Werkstatt über dem Bodenzimmer unter dem Dach eingerichtet haben. Das war freilich eine dunkle, geheimnisvolle Ecke des Häuschens, in der wir noch nie gewesen waren. Die Treppe führte nicht unter das Dach, und eine Leiter war nicht vorhanden. Die Mutter wusste so geheimnisvoll zu erzählen, wie sehr der Weihnachtsmann dort oben nachts, wenn wir schliefen, arbeitete, dass uns das Umhertollen und Plappern verging, weil der Weihnachtsmann sich bei Tage doch ausruhen und schlafen musste.
Eines Abends vor dem Schlafengehen hörten wir dann auch wirklich den Weihnachtsmann in seiner Werkstatt werken, und die Mutter war sicher an jenem Abend dankbar gegen den Wind, der ihr beim Märchenmachen behilflich war.
Soll der Weihnachtsmann Nacht für Nacht arbeiten, ohne zu essen? Diese Frage stellte ich hartnäckig.
"Wenn ihr artig seid, isst er vielleicht wahrhaftig einen Teller Mittagessen von euch", entschied die Mutter.
Also erhielt der Weihnachtsmann am nächsten Tage von meiner Schwester und mir einen Teller Mittagessen. Den Teller stellten wir nach Ratschlägen unserer Mutter an der Tür des Bodenstübchens ab. Ich gab meinen Patenlöffel dazu. Sollte der Weihnachtsmann vielleicht mit den Fingern essen?
Bald hörten wir unten in der Schneiderstube, wie der Löffel im Teller klirrte. Oh, was hätten wir dafür gegeben, den Weihnachtsmann essen sehen zu dürfen; allein die gute Mutter warnte uns, den alten, wunderlichen Mann ja nicht zu vergrämen, und wir gehorchten.
Versteht sich, dass der Weihnachtsmann nun täglich von uns verköstigt wurde. Wir wunderten uns, dass Teller und Löffel, wenn wir sie am späten Nachmittag vom Boden holten, blink und blank waren, als wären sie durch den Abwasch gegangen. Der Weihnachtsmann war demnach ein reinlicher Gesell, und wir bemühten uns, ihm nachzueifern. Wir schabten und kratzten nach den Mahlzeiten unsere Teller aus, und dennoch waren sie nicht so sauber wie der leere Teller des heiligen Mannes auf dem Dachboden. Nach dem Mittagessen hatte ich als Ältester, um meine Mutter in der nähfädelreichen Vorweihnachtszeit zu entlasten, das wenige Geschirr zu spülen, und meine Schwester trocknete es ab. Da der Weihnachtsmann nun sein Essgeschirr im blitzblanken Zustand zurücklieferte, versuchte ich ihm auch das Abwaschen unseres Mittagsgeschirrs zu übertragen. Es glückte. Ich ließ den Weihnachtsmann für mich arbeiten, und meine Schwester war auch nicht böse, wenn sie die leicht zerbrechlichen Teller nicht abzutrocknen brauchte. War es Forscherdrang, der mich zwackte, war es, um mich bei dem Alten auf dem Dachboden beliebt zu machen: Ich begann ihm außerdem auf eigene Faust meine Aufwartung zu machen. Bald wusste ich, was ein Weihnachtsmann gerne aß. Von einem Stück Frühstücksbrot, das ich ihm hingetragen hatte, aß er zum Beispiel nur die Margarine herunter. Der Großvater schenkte mir ein Zuckerstück, eine rare Sache in jener Zeit. Ich schenkte das Naschwerk dem Weihnachtsmann. Er verschmähte es. Oder mochte er es nur nicht, weil ich es schon angeknabbert hatte? Auch einen Apfel ließ er liegen, aber eine Maus aß er. Dabei hatte ich ihm die tote Maus nur in der Hoffnung hingelegt, er würde sie wieder lebendig machen; hatte er nicht im Vorjahr einen neuen Schwanz an mein Holzpferd wachsen lassen?
Soso, der Weihnachtsmann aß also Mäuse. Vielleicht würde er sich auch über Heringsköpfe freuen, die meine Mutter weggeworfen hatte. Ich legte drei Heringsköpfe vor die Tür der Bodenstube, und da mein Großvater zu Besuch war, hatte ich sogar den Mut, mich hinter der Lumpenkiste zu verstecken, um den Weihnachtsmann bei seiner Heringskopfmahlzeit zu belauschen. Ganz wohl war mir nicht dabei. Mein Herz pochte in den Ohren. Lange zu warten brauchte ich indes nicht, denn aus der Lumpenkiste sprang - "Murr! Miau!" - unsere schwarzbunte Katze, die dort den Tag im warmen Lumpengewölle verschlief. Eine Erschütterung ging durch mein kleines Herz. Ich schwieg jedoch über meine Entdeckung und ließ meine Schwester fortan den Teller Mittagbrot allein auf den Boden zu schaffen.
Bis zum Frühling bewahrte ich mein Geheimnis, aber als in der Lumpenkiste im Mai, da vor der Haustür der Birnbaum blühte, vier Kätzchen umherkrabbelten, teilte ich meiner Mutter dieses häusliche Ereignis mit: "Mutter, Mutter, der Weihnachtsmann hat Junge!"







Erwin Strittmatter
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  #4  
Alt 22.12.2007, 00:21
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Der Weihnachtsbaum


Hans Christian Andersen (1805-1875)

Draußen im Wald stand ein niedlicher kleiner Tannenbaum. Er hatte einen guten Platz. Die Sonnenstrahlen liebkosten ihn, und der Wind strich durch seine Zweige. Im nächsten Jahr war der Baum schon um einen bedeutenden Ansatz größer und das Jahr darauf noch um einen.
"Ach, wenn ich doch so groß wie die anderen Bäume wäre", seufzte das Bäumchen, "dann könnte ich meine Zweige weit ausstrecken und mit meinem Wipfel in die weite Welt hinausblicken." Aber zwei Winter vergingen, und im dritten war das Bäumchen so groß, dass die Hasen darum herumlaufen mussten. "Nur wachsen, wachsen, groß und alt werden! Das ist doch das einzig Schöne auf der Welt!" dachte der Tännling bei sich. Im Spätherbst kamen Holzhauer in den Wald und fällten die größten Bäume wie in jedem Jahr. Ihre Äste wurden abgehauen, nackt, lang und schmal wurden sie auf ein Fuhrwerk gehoben und in die Welt hinausgeführt. Als mit dem Frühling Storch und Schwalbe wiederkehrten, fragte der Tannenbaum : "Wisst ihr, wohin die großen Stämme geführt werden?"
Der Storch nickte mit dem Kopf und sagte: "Viele neue Schiffe sind mir begegnet, als ich in Ägypten war, auf den Schiffen waren gewaltige Mastbäume, und ich vermute, das waren die Tannen aus diesem Wald." - "Ach, wäre ich doch auch schon so groß, um über das Meer fahren zu können!" - "Freu dich deiner Jugend!" sagten die Sonnenstrahlen, "freue dich deines fröhlichen Wachstums und des frischen Lebens in dir!"
Um die Weihnachtszeit wurden ganz junge Bäume gefällt. "Wohin sollen sie?" fragte der Tannenbaum. "Sie sind nicht größer als ich." - "Wir wissen es", piepsten die Spatzen, "sie werden mitten in der Stube aufgepflanzt und mit den herrlichsten Sachen, vergoldeten Äpfeln, Honigkuchen, Spielzeug und vielen bunten Lichtern geziert." - "Ob es wohl auch mir beschieden ist, diesen strahlenden Weg zu gehen?" fragte der Tannenbaum. "Das ist doch viel schöner als über das fremde Meer zu fahren."
"Freue dich unser", raunten die Luft und der Sonnenschein, "freue dich deiner frischen Jugend und deiner Freiheit." Aber der Tannenbaum freute sich gar nicht. Er wuchs und wuchs. Wieder kam Weihnachten und er wurde als erster gefällt. Ein großer Schmerz durchfuhr ihn, so dass er in Ohnmacht fiel. Er kam erst wieder zu sich, als er in einem Hof mit den anderen Bäumen abgeladen wurde und einen Mann sagen hörte: "Der ist prächtig! Den nehmen wir!" Zwei Diener kamen und trugen den Tannenbaum in einen großen herrlichen Saal. An den Wänden hingen prachtvolle Bilder, und neben dem großen Kachelofen standen kostbare chinesische Vasen mit Löwen auf den Deckeln. Da waren Schaukelstühle, seidene Ruhebetten, lange Tische mit Bilderbüchern. Der Tannenbaum wurde in ein mit Sand gefülltes Fass gestellt. Diener und Fräulein gingen umher und schmückten ihn mit kleinen Netzen aus buntem Papier, jedes gefüllt mit Zuckerwerk; vergoldete Nüsse und Äpfel hingen herab, und über hundert blaue, rote und weiße Kerzen wurden auf die Zweige gesteckt. Kleine Puppen schwebten im Grünen, und hoch oben auf der Spitze glänzte ein Stern aus Flittergold. Es war ganz unvergleichlich prächtig!
Oh, dachte der Baum, wäre es doch schon Abend, und was dann wohl geschehen würde! Am Abend wurden die Lichter angezündet. Oh, welcher Glanz! Welche Pracht! Plötzlich öffneten sich die großen Flügeltüren weit, und viele Kinder stürzten herein, die Kleinen standen ganz stumm, aber nur einen Augenblick, dann jubelten und schrieen sie, dass es nur so schallte. Sie tanzten um den Baum herum und nahmen ein Geschenk nach dem anderen von den Zweigen.
Was machen sie, dachte der Baum, was soll das? Und die Lichter brannten herunter bis auf die Zweige und wurden dann ausgelöscht. Und die Kinder durften den Baum plündern, dass es in allen Zweigen knackte. Niemand sah mehr auf den Baum. "Eine Geschichte, bitte eine Geschichte!" riefen die Kinder und zerrten einen kleinen Mann zum Baum, und er setzte sich unter die Zweige. "Denn so sitzen wir im Grünen", sagte er, "wollt ihr die von Ivede-Avede oder die von Klumpe-Dumpe hören?"
"lvede-Avede!" schrieen die einen, "Klumpe-Dumpe!" verlangten die andern. Und der Mann erzählte von Klumpe-Dumpe, der die Treppe hinunterfiel und doch erhöht wurde und die Prinzessin erhielt. Der Tannenbaum stand ganz still und in tiefe Gedanken versunken. Niemals hatten die Waldvögel solche Geschichten gewusst. Klumpe-Dumpe fiel die Treppe hinunter und bekam doch die Prinzessin zur Frau. Ja, ja, so geht es auf dieser Welt zu. Und er freute sich schon, am nächsten Morgen wieder mit Lichtern und Spielzeug geputzt zu werden. Am Morgen kamen der Knecht und die Magd herein. Doch sie schleppten ihn aus dem Saal hinaus auf den Boden. Dort stellten sie ihn in einen dunklen Winkel. Was soll das bedeuten, grübelte der Baum, was soll ich hier machen? Jetzt ist draußen Winter, deshalb können mich die Menschen nicht einpflanzen, darum soll ich wohl bis zum Frühjahr hier in sicherer Obhut stehen.
"Piep, piep", machte da eine kleine Maus und huschte hervor. Hinter ihr kam noch eine zweite. "Woher kommst du?" fragten die Mäuse. "Und was weißt du?" Sie waren schrecklich neugierig. "Erzähl uns doch von den schönsten Orten der Erde. Bist du dort gewesen? Bist du in der Speisekammer gewesen, wo der Käse auf den Brettern liegt und die Schinken unter der Decke hängen?" - "Nein, den Ort kenne ich nicht", antwortete der Tannenbaum, "aber ich kenne den Wald, wo die Sonne scheint und die Vögel singen." Er erzählte nun alles aus seiner Kindheit.
"Wie viel du gesehen hast, wie glücklich du gewesen bist!" sagten die kleinen Mäuse.
Dann berichtete er vom Weihnachtsabend, als er mit Kuchen und Lichtern geschmückt worden war. "Wie schön du erzählst!" sagten die Mäuschen, und am nächsten Abend kamen sie mit vier anderen Mäuschen, damit auch sie den Baum erzählen hören sollten. Und am Sonntag erschienen sogar zwei Ratten; diese aber sagten, die Geschichte sei gar nicht hübsch, und das betrübte die Mäuschen, denn nun hielten sie auch weniger davon.
"Das ist ja eine höchst jämmerliche Geschichte", sagten die Ratten. "Kennst du keine von Talglicht und Speck? Keine Speisekammergeschichte?" - "Nein", sagte der Baum. "Dann danken wir dafür!" erwiderten die Ratten und gingen heim zu ihren Familien. Zuletzt blieben auch die Mäuse fort. Da wurde der Baum sehr traurig.
Und eines Tages kamen Leute auf den Speicher, und ein Diener trug den alten Tannenbaum auf den Hof. "Nun werde ich leben", jubelte der Baum und breitete seine Zweige aus. Aber die waren alle vertrocknet und gelb. Nur der Stern aus Goldpapier saß noch oben an der Spitze und glänzte im hellen Sonnenschein. Die Kinder, die am Weihnachtsabend den Baum umtanzt hatten, kamen herbei und riefen: "Seht, was da noch an dem hässlichen alten Tannenbaum sitzt!" Und sie traten auf die Zweige, dass es krachte und knickte.
Und der Baum sah auf all die Blumenpracht und die leuchtende Schönheit im Garten. "Vorbei, vorbei!", seufzte er. "Hätte ich mich doch gefreut, als ich es noch konnte! Vorbei! Vorbei!"
Der Hausknecht kam und hieb den Baum in kleine Stücke. Ein ganzes Bündel lag da und flackerte hell auf unter dem großen Braukessel. Das Holz knisterte, und es schien, als seufze der Baum, und er dachte noch mal an einen Sommertag im Wald oder an eine Winternacht da draußen, wenn die Sterne funkelten. Er dachte an den Weihnachtsabend und an Klumpe-Dumpe, das einzige Märchen, das er gehört hatte und zu erzählen verstand. Und dann war der Tannenbaum verbrannt.
Die Knaben spielten im Garten, und der kleinste trug den Goldstern, der den Baum an seinem glücklichsten Abend geschmückt hatte, auf seiner Brust. Nun war die Weihnachtszeit vorbei, und mit dem Tannenbaum war es vorbei und mit der Geschichte auch; vorbei, vorbei, und so geht es mit allen Geschichten!


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Felix holt Senf


von Erich Kästner


Es war am Weihnachtsabend im Jahre 1927 gegen sechs Uhr , und Preissers hatten eben beschert.Der Vater balancierte auf einem Stuhl dicht vorm Weihnachtsbaum und zerdrückte die Stearinflämmchen zwischen den angefeuchteten Fingern.Die Mutter hantierte draußen in der Küche , brachte das Eßgeschirr und den Kartoffelsalat in die Stube und meinte:
>>Die Würstchen sind gleich heiß!<<
Ihr Mann kletterte vom Stuhl,klatschte fidel in die Hände und rief ihr nach: >>Vergiß den Senf nicht!<<
Sie kam, statt zu antworten , mit dem leeren Senfglas zurück und sagte:>>Felix,hol Senf!Die Würstchen sind sofort fertig.<<
Felix saß unter der Lampe und drehte an einem kleinen billigen Fotoapperat herum.Der Vater versetzte dem Fünfzehnjährigen einen Klaps und polterte:>>Nacher ist auch noch Zeit. Hier hast du Geld.Los,hol Senf!Nimm den Schlüssel mit,damit du nicht klingeln brauchst.Soll ich dor Beine machen?<<
Felix hielt das Senfglas , als wolle er damit fotografieren,nahm den Schlüssel und lief auf die Straße.Hinter den Ladentüren standen die Geschäftsleute ungeduldig und fanden sich vom Schicksal ungerecht behandelt . Aus den Fenstern aller Stockwerke schimmerten die Christbäume . Felix spazierte an hundert Läden vorbei und starrte hinein , ohne etwas zu sehen.Er war in einem Schwebezustand ,der mit Senf und Würstchen nichts zu tun hatte.Er war glücklich,bis ihm vor lauter Glück das Senfglas aus der Hand aufs Pflaster fiel.Die
Rolläden prasselten an den Schaufenstern herunter und Felix merkte,dass er sich seit
einer Stunde in der Stadt herumtrieb.Die Würstchen waren längst geplatzt!
Er brachte es nicht über sich , nach Hause zu gehen.So ganz ohne Senf! Gerade
heute hätte er Ohrfeigen nicht gut vertragen.
Herr und Frau Preisser aßen die Würstchen mit Ärger und ohne Senf.Um acht wurden sie ängstlich . Um neun liefen sie aus dem Haus und klingelten bei Felix Freunden.
Am ersten Weihnachtsfeiertag verständigten sie die Polizei. Sie warteten drei Tage vergebens . Sie warteten drei Jahre vergebens . ´Langsam ging ihre Hoffnung zugrunde , schließlich warteten sie nicht mehr und versanken in hoffnungsloser Traurigkeit.
Die Weihnachtsabende wurden von nun an das Schlimmste im Leben der Eltern.Da saßen sie schweigend vorm Christbaum ,betrachteten den kleinen billigen Fotoapperat und ein Bild ihres Sohnes , das ihn als Konfirmanden zeigte,im blauen Anzug , den schwarzen Filzhut keck auf dem Ohr.Sie hatten den Jungen so liebgehabt, und daß der Vater manchmal eine lockere Hhand bewiesen hatte, war doch nicht böse gemeint , nicht wahr? Jedes Jahr lagen die zehn alten Zigarren unterm Baum,die Felix dem Vater damals geschenkt hatte,und die warmen Handschuhe für die Mutter.Jedes Jahr aßen sie Kartoffelsalat mit Würstchen, aber aus Pietät ohne Senf.Das war ja auch gleichgültig , es konnte ihnen doch niemals schmecken.
Sie saßen nebeneinander,und vor ihren weinenden Augen verschwammen die
brennenden Kerzen zu großen glitzernden Lichtkugeln.Sie saßen nebeneinander,und er
sagte jedes Jahr: >>Diesmal sind die Würstchen aber ganz besonders gut.<< Und sie antwortete jedesmal:
>>Ich hol dir die von Felix noch aus der Küche.Wir können jetzt nicht mehr warten.<<
Doch um es rasch zu sagen:Felix kam wieder.
Das war am Weihnachtsabend im Jahre 1932 kurz nach sechs Uhr...Die Mutter hatte die heißen Würstchen hereingebracht , da meinte der Vater:>>Hörst du nichts? Ging nicht eben die Tür?<< Sie lauschten und aßen dann weiter. Als jemand ins Zimmer trat,wagten sie
nicht,sich umzudrehen.Eine zitternde Stimme sagte:>>So,da ist der Senf , Vater.<<
Und eine Hand schob sich zwischen den beiden alten Leuten hindurch und stellte
wahrhaftig ein gefülltes Senfglas auf den Tisch.
Die Mutter senkte den Kopf ganz tief und faltete die Hände.Der Vater zog sich am Tisch hoch,drehte sich trotz der Tränen lächelnd um , hob den Arm, gab dem jungen Mann eine schallende Ohrfeige und sagte :>>Das hat aber ziemlich lange gedauert , du Bengel.Setz dich hin!<<
Was nützte der Beste Senf der Welt , wenn die Würstchen kalt werden?Daß sie
kalt wurden , ist erwiesen.Felix saß zwischen den Eltern und erzählte von seinen Erlebnissen in der Fremde , von fünf langen Jahren und vielen wunderbaren Sachen.Die Eltern hielten ihn bei den Händen und hörten vor Freude nicht zu

Unterm Christbaum lagen Vaters Zigarren , Mutters Handschuhe und der
billige Fotoapperat. Und es schien , als hätten fünf Jahre nur zehn Minuten
gedauert.
Schließlich stand die Mutter auf und sagte :>>So Felix, jetzt hol ich dir
deine Würstchen.´<<


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  #6  
Alt 23.12.2007, 15:47
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Der kleine Sternenengel


Es war einmal ein kleiner Engel, der hatte viele kleine Sternchen auf seinem Gewand. Es waren so viele, das keiner sie zu zählen vermochte. An manchen Tagen leuchtetet und blinkten sie alle zusammen um die Wette, dann nämlich, wenn der kleine Sternengel glücklich war. Manchmal funkelten weniger Sternchen auf seinem Kleid. Dann war der kleine Engel nicht ganz so froh. Es gab auch Tage, da sah man kein einziges Sternchen auf seinem Gewand. Das waren die Tage, an denen der kleine Engel traurig war. Auch einem Engel konnte dies nämlich passieren!

Das war schlimm, denn wenn der kleinen Sternengel traurig war, musst er weinen, und wenn er weinte, purzelten die Lichtgeister, die für das Sternenfunkeln verantwortlich waren, wie Tränenbäche aus seinen Gewand. Das passierte leider oft, denn der kleine Sternenengel war oft traurig. "Du darfst nicht so viel weinen!" sagten seine Gefährten. "Aber ich bin oft traurig!" klagte der kleine Engel. Das konnten die anderen Sternenengel nicht verstehen. "Warum bist du so oft traurig?" fragten sie. "Am Himmel zu funkeln macht doch Spaß!"

Der kleine Sternenengel schüttelte den Kopf. "Wie kann ich mich freuen, wenn ich auf die Erde sehe?" fragte er. "So viel Not herrscht da und soviel Elend. Wie kann ich da fröhlich funkeln?" "Das Erdenelend macht dich traurig?" fragte ein Engel. "Was geht es uns an?" meinte ein anderer. "Die Erde ist so weit weg!" "Unser Job ist das Leuchten!" Die Sternenengel waren sich einig.

"Licht soll Hoffnung bringen", murmelte der kleine Engel, doch es hörte ihm keiner mehr zu. Und während seine Gefährten miteinander um die Wette funkelten, spähte er auf die Erde. Sogleich fiel sein Blick dorthin, wo Not herrschte.

Er sah einen Mann und eine Frau. Sie scheinen arm zu sein. Müde schleppten sie sich durch die Straßen einer Stadt. Die Frau erwartete ein Kind. Aber da war niemand, der sie aufnahm. An allen Türen wurden sie abgewiesen. Als sich die beiden in einem dunklen, schmutzigen Stall zum Schlaf legten, zerbrach dem kleinen Engel fast das Herz vor Kummer. Zu gerne hätte er ihnen geholfen. "Licht soll Hoffnung bringen", murmelte er nochmals betrübt. "Ach, was kann ich bloß tun?" Schon tropften die Tränen über seine Backen. Er weinte und weinte, und aus seinem Gewand purzelte ein Lichtgeist nach dem anderen, bis der kleine Engel kein einziges Sternchen mehr zum Funkeln übrig hatte. Da musste er noch mehr weinen. Am liebsten wäre ich jetzt in dem Stall bei diesen armen, ungeliebten Leuten, dachte er und schloss die Augen.

Auf einmal wurde es warm um ihn herum. Der kleine Engel blinzelte. Was war das? Verwundert sah er sich um. Helles, warmes Licht strahlte ihm entgegen, und von irgendwoher sang es. "Was ist geschehen?" murmelte er. "Wo bin ich?" Er hörte ein leises Weinen. Da sah er das Kind. Es lag in einer Krippe. In einem Stall. Das ist doch der alte Stall! Dachte der kleine Engel und freute sich. Wie hell es hier war! Und der Mann und die Frau! Wie glücklich sie sich über die Krippe beugten und dem Kind zulächelten!

Der kleine Sternenengel fühlte, wie alles in ihm lachte. "Die Hoffnung", jubelte er. "Sie ist da!" Und er spürte, wie das Licht zu ihm zurückkehrte und wie die Sternchen auf seinem Gewand zu funkeln begannen. Der kleinen Sternenengel war glücklich. Er warf einen liebevollen Blick auf das Kind, die Frau und den Mann und flüsterte: "Danke." Dann schwebte er funkelglitzerhell und hoffnungsfroh zum Himmel hinauf.

In dieser wundersamen Nacht strahlten die Sternchen auf dem Gewand des kleinen Engels heller als alle anderen Sterne am Himmel, und jeder, der ihn sah, freute sich und spürte so etwas wie Hoffnung. Das freute den kleinen Sternenengel, und er nahm sich vor, nie wieder die Hoffnung zu verlieren. Er konnte aber nicht aus seiner Haut herausschlüpfen. Immer wieder entdeckte er Dinge, die nicht schön waren und die ihn so traurig machten, dass er trotz aller Vorsätze weinen musste. Wie sollte er froh sein, wenn Menschen miteinander stritten, wenn sie böse zueinander waren und Kriege führten? Wenn sie hungerten, Not litten, einsam waren, Freunde oder gar ihre Heimat verloren? Ein Grund zum Traurigsein fand sich immer, und so landete der kleine Engel oft weinend und frierend auf der Erde, weil er seine Lichtgeister verloren hatte. Aber wie durch ein Wunder fand er irgendwo auch immer wieder ein Stück Hoffnung, und mit ihr kehrten die Lichtgeister auf sein Sternengewand zurück.

Auch im letzten Jahr hatte der kleine Sternenengel sein Licht verloren. Das war, als er in unserm Land Menschen entdeckt hatte, die eine neue Heimat suchten. Doch sie schienen nicht willkommen zu sein. Der kleine Engel sah Hass und Gewalt, und er hörte viele böse Worte. "Wo sollen sie denn hin?" empörte er sich. "Es ist doch genug Platz in diesem reichen Land!" Und weil er dies nicht begriff, musste er wieder weinen. Er weinte und weinte und landete in einer Stadt mitten in einem hellen, warmen Lichtermeer. Viele Menschen, große und kleine, alte und junge, arme und reiche, standen auf den Straßen, und jeder hielt ein kleines Licht in der Hand. Ein Licht gegen Hass und Streit und Gewalt. Es war eine funkelhelle Lichterkette, und auch die Menschengesichter strahlten hell und freundlich. Der kleine Sternenengel lächelte. "Die Hoffnung", rief er. "Sie ist da. Sie ist immer noch da!"

Da kehrten die Lichtgeister zu ihm zurück und die Sternchen auf seinem Gewand funkelten. Der kleine Sternengel blinkerte den Menschen einen Abschiedsgruß zu. Dann kehrte er zu seinem Himmelsplatz zurück. Er war zufrieden. Es gab sie noch, die Hoffnung. Und es würde sie immer geben



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  #7  
Alt 23.12.2007, 21:34
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Der Christbaumständer




Beim Aufräumen des Dachbodens - ein paar Wochen vor Weihnachten - entdeckte ein Familienvater in einer Ecke einen ganz verstaubten, uralten Weihnachtsbaumständer. Es war ein besonderer Ständer mit einem Drehmechanismus und einer eingebauten Spielwalze. Beim vorsichtigen Drehen konnte man das Lied "Oh du fröhliche…" erkennen. Das musste der Christbaumständer sein, von dem Großmutter immer erzählte, wenn die Weihnachtszeit herankam. Das Ding sah zwar fürchterlich aus, doch da kam
ihm ein wunderbarer Gedanke. Wie würde sich Großmutter freuen, wenn sie am Heiligabend vor dem Baum säße und dieser sich auf einmal wie in uralter Zeit zu drehen begänne und dazu "Oh du fröhliche…" spielte. Nicht nur Großmutter, die ganze Familie würde staunen.

Es gelang ihm, mit dem antiken Stück ungesehen in seinen Bastelraum zu verschwinden. Gut gereinigt, eine neue Feder, dann müsste der Mechanismus wieder funktionieren. Überlegt er. Abends zog er sich jetzt geheimnisvoll in seinen Hobbyraum zurück, verriegelte die Tür und werkelte. Auf neugierige Fragen antwortete er immer nur "Weihnachtsüberraschung". Kurz vor Weihnachten hatte er es geschafft. Wie neu sah der Ständer aus, nachdem er auch noch einen Anstrich erhalten hatte.

Jetzt aber gleich los und einen prächtigen Christbaum besorgen, dachte er. Mindestens zwei Meter sollte der messen. Mit einem wirklich schön gewachsenen Exemplar verschwand Vater dann in seinem Hobbyraum. Wo er auch gleich einen Probelauf startete. Es funktionierte alles bestens. Würde Großmutter Augen machen!
Endlich war Heiligabend. "Den Baum schmücke ich alleine", tönte Vater. So aufgeregt war wer lange nicht mehr. Echte Kerzen hatte er besorgt, alles sollte stimmen. "Die werden Augen machen", sagte er bei jeder Kugel, die er in den Baum hin. Vater hatte wirklich an alles gedacht. Der Stern von Bethlehem saß oben auf der Spitze, bunte Kugeln, Naschwerk und Wunderkerzen waren
untergebracht, Engelhaar und Lametta dekorativ aufgehängt. Die Feier konnte beginnen.

Vater schleppte für Großmuter den großen Ohrensessel herbei. Feierlich wurde sie geholt und zu ihrem Ehrenplatz geleitet. Die Stühle hatte er in einem Halbkreis um den Tannenbaum gruppiert. Die Eltern setzten sich rechts und links von Großmutter, die Kinder nahmen außen Platz. Jetzt kam Vaters großer Auftritt. Bedächtig zündete er Kerze für Kerze an, dann noch die Wunderkerzen. "Und jetzt kommt die große Überraschung", verkündete er, löste die Sperre am Ständer und nahm ganz schnell seinen Platz ein.

Langsam drehte sich der Weihnachtsbaum, hell spielte die Musikwalze "Oh du fröhliche". War das eine Freude! Die Kinder klatschten vergnügt in die Hände. Oma hatte Tränen der Rührung in den Augen. Immer wieder sagte sie: "Wenn Großvater das noch erleben könnte, dass ich das noch erleben darf." Mutter war stumm vor Staunen.

Eine ganze Weile schaute die Familie beglückt und stumm auf den sich im Festgewand drehenden Weihnachtsbaum, als ein schnarrendes Geräusch sie jäh aus ihrer Versunkenheit riss. Ein Zittern durchlief den Baum, die bunten Kugeln klirrten wie Glöckchen. Der Baum fing an, sich wie verrückt zu drehen. Die Musikwalze hämmerte los. Es hörte sich an, als wollte "Oh du
fröhliche" sich selbst überholen. Mutter rief mit überschnappender Stimme: "So tu doch was!" Vater saß wie versteinert, was den Baum nicht davon abhielt, seine Geschwindigkeit zu steigern. Er dreht sich so rasant, dass die Flammen hinter ihren Kerzen herwehten. Oma bekreuzigte sich und betete. Dann murmelte sie: "Wenn Großvater das noch erlebt hätte."

Als Erstes löste sich der Stern von Bethlehem, sauste wie ein Komet durch das Zimmer, klatschte gegen den Türrahmen und fiel dann auf Felix, den Dackel. Der dort ein Nickerchen hielt. Der arme Hund flitzte wie von der Tarantel gestochen aus dem Zimmer in die Küche, wo man von ihm nur noch die Nase und ein Auge um die Ecke schielen sah. Lametta und Engelhaar hatten sich erhoben und schwebten wie ein Kettenkarussell am Weihnachtsbaum. Vater gab das Kommando "Alles in Deckung!" Ein Rauschgoldengel trudelte losgelöst durchs Zimmer, nicht wissend, was er mit seiner plötzlichen Freiheit anfangen solle.
Weihnachtskugeln, gefüllter Schokoladenschmuck und andere Anhängsel sausten wie Geschosse durch das Zimmer und platzten beim Aufschlagen auseinander.

Die Kinder hatten hinter Omas Sessel Schutz gefunden. Vater und Mutter lagen flach auf dem Bauch, den Kopf mit den Armen schützend. Mutter jammerte in den Teppich hinein: "Alles umsonst, die viele Arbeit, alles umsonst!" Vater war das alles sehr peinlich. Oma saß immer noch auf ihrem Logenplatz, wie erstarrt, von oben bis unten mit Engelhaar und Lametta geschmückt . Ihr kam Großvater in den Sinn, als dieser 14 - 18 in den Ardennen in feindlichem Artilleriefeuer gelegen hatte. Genau so musst es gewesen sein. Als gefüllter Schokoladenbaumschmuck an ihrem Kopf explodierte, registrierte sie Trocken "Kirschwasser" und murmelte: "Wenn Großvater das noch erlebt hätte!" Zu allem jaulte die Musikwalze im Schlupfakkord "Oh du fröhliche...". Bis mit
einem ächzenden Ton der Ständer seinen Geist aufgab.

Durch den plötzlichen Stopp neigte sich der Christbaum in Zeitlupe, fiel aufs kalte Buffet, die letzte Nadeln von sich gebend. Totenstille! Großmutter, geschmückt wie nach einer New Yorker Konfettiparade, erhob sich schweigend. Kopfschüttelnd begab sie sich, eine Lamettagirlande wie eine Schleppe tragend, auf ihr Zimmer. In der Tür stehend sagte sie: "Wie gut das Großvater das
nicht erlebt hat!"

Mutter, völlig aufgelöst zu Vater: "Wenn ich mir diese Bescherung ansehe, dann ist deine große Überraschung wirklich gelungen." Andreas meinte: "Du, Papi, das war echt stark! Machen wir das jetzt Weihnachten immer so?"


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