Stationen des Lebens

[Beate'68]

Geliebte Mama,

wirklich unglaublich, wieviele kamen zu Deiner Beerdigung.
Ich weiß, damit hattest Du nie gerechnet.
So viele Verwandte, Bekannte und mir unbekannte Personen,
sie alle gaben Dir ein letztes Geleit heut‘ vor einem Jahr.
Ganz unglaublich auch für mich, daß Claudias beste Freundinnen kamen.

Hattest Dir als Trauermusik u.a. gewünscht das ‘Ave Maria‘.
Doch diese Stück hatt‘ ich Dir verwehrt, hab‘s Dir vorher erkärt:
Wär‘ gewesen höchst grausam für mich, es spielen zu lassen.
Dieses eine Lied, es war doch schon Claudias Trauermusik.

Ließ statt dessen anklingen Smetanas ‚Moldau‘,
Deinem Bruder fiel’s auf – er meinte, das war nicht Deine Musik!
Doch ich hör darin das Auf und Ab Deines Lebens.
Das ruhige Wasser, die Stromschnellen, ich verbind' sie mit den Stationen Deines Lebens.
Später irgendwann, im stillen Kämmerlein und ganz allein,
hab‘ ich’s dann doch und nur für Dich gehört, das ‘Ave Maria‘ – es zerriss einmal mehr mein Herz.

Wolltest kein 30-tägies Seelenamt und auch kein Jahresseelenamt.
Noch über den Tod hinaus wolltest Du keine Umstände machen.
Hab‘ Deinen Wunsch geachtet und zugleich mißachtet, ich weiß, Du hättest Deine Freud‘.

Eine Gedenkmesse für die Verstorbenen im Krankenhaus unser 30-tägiges Seelenamt.
Anschließend ein Essen beim Griechen im kleinsten Kreis.
Und ein ‘Jahresseelenamt‘ der ganz anderen Art gab’s an Deinem ersten Todestag.
Ein ‚Grillfest‘ bei uns mit den Dir wichtigsten Personen.

Hab‘ Deinen Wunsch auf meine ganz eigene Art so respektiert,
und hab Dich doch ein ganz kleines Bißchen ausgetrickst.
Spür‘ Dein von Liebe erfülltes Lächeln im Herzen wegen meiner kleinen List.
Ich weiß, Du hast nichts anderes von mir ‘erwartet‘.

Semper amo te !

[Beate'68]

Geliebte Claudia,

Du hättest nur ja sagen müssen, als ich fragte,
ob ich Dich an Deinem letzten Tag zur Arbeit bringen soll.
In dem Moment hättest Du vielleicht die Chance gehabt, Dein Schicksal zu ändern.

Ich hätte nur am Ende der Straße nach links abbiegen müssen,
so wäre ich direkt vor Dir gefahren, hätte Dein Auto vielleicht noch stoppen können.
In dem Moment hätt‘ ich vielleicht die Chance gehabt, unsere Schicksale zu ändern.

Hätt‘ es nicht nur den Flügelschlag eines Schmetterlings bedurft, um das Schicksal zu ändern?
Zwei Entscheidungen anderes getroffen und alles wäre heute vielleicht anders?
Zwei Schalter ganz einfach umgelegt und Dein Strom des Lebens würd‘ noch immer fließen?

Doch ob es wirklich etwas geändert hätt‘ - niemand kann’s sagen!
Nichts und niemand kann beantworten die Frage ‚Was wäre gewesen, wenn...?‘
Was passierte, ist geschehene, nichts in der Welt kann die Zeit zurückdrehen.

Aber hätten wir überhaupt so einfach Dein Schicksal ändern können?
Ja, und hätte sich ebenso einfach nicht dann auch Mama’s Schicksal ändern lassen?
Aber haben wir überhaupt die ‘Macht‘, Schicksale zu verändern?

Oder sind die Stationen eines Lebens doch nur unabwendbare Bestimmung,
unausweichliche Vorsehung uns bereits bei der Geburt mit in die Wiege gelegt?
Aber ‘wer‘ würde uns das erlebte Leid überhaupt aufladen wollen und warum?

Glaub‘ weder an Vorbestimmung noch an ein unabwendbares Schicksal.
Glaub‘ bloße Zufälligkeiten und ‘Launen der Natur‘ zeichnen unsere Stationen eines Lebens.
Manchmal haben wir die Chance, unseren Weg in andere Bahnen zu lenken.
Und manchmal bleibt uns nur zu akzeptieren.

große Schwester! I miss you so much and I will love you forevermore!

[Beate'68]

Erinnerungen an Euch ein wunderbarer Schatz in meinem Herzen.
All die schönen Erinnerungen an Euch erwärmen heute mein Herz.
Und doch manche Erinnerung an Euch auch Dolch in meinem Herzen.
Euch zu verlieren, hat mein Herz schwer verletzt.
Doch nehmen all die Erinnerungen an Euch heute etwas den Schmerz.

Mama, erinnere mich so vieler Momente, alles ist noch recht frisch.
Glaube, meinen Frieden gefunden zu haben mit so vielen Erinnerungen in meinem Gepäck.
Die große Liebe, die uns verband, läßt mich akzeptier’n, daß Du nicht mehr bist.
Wie hätte ich mir wünschen können, daß Du noch länger lebst.
Bist erlöst von schwerem Leiden und es ist wirklich meist ok.
Schmerzlich die Gedanken an die letzten, wenigen Wochen,
doch hab‘ auch in Gedanken Dein friedliches Gesicht ganz zuletzt.

Claudia, bei Dir alles ganz anders.
Der Schmerz, Dich zu verlieren, viel zu lang so frisch wie am Tag X.
Mehr als 15 Jahre her, doch der Schmerz wollt‘ einfach nicht schwinden.
Erinnere mich so vieler Momente unseres gemeinsamen Weges,
doch erinnere mich auch so vieler Details vom Tag X.
Warst ach so brutal und viel zu früh aus dem Leben gerissen.
Vermochte nur zu verdrängen all die schmerzlichen Gedanken an Dich.

Mama, hätt‘ die Trauer um Euch noch unterschiedlicher sein könn‘?

Semper amo te, Claudia

Semper amo te, mama

[maja-s04]

Liebe Beate,

ich konnte einfach nicht ohne hier reinzuschauen den Tag abschließen. Und nun habe ich ganz ganz viele Tränen über meine Wangen...
Es ist schwer alles in Worte zu fassen.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und Zuversicht.

Liebe Umarmung
Maja mit Lukas tief im Herzen

[Beate'68]

Liebe Maja,

und wieder möchte ich Dir danken für Deine so gefühlvollen Worte. Und zu gern möchte ich mir nun vorstellen, daß Deine Tränen Tränen der Rührung wegen meiner Zeilen für meine Mutter und Schwester und nicht Tränen der Traurigkeit wegen meines Schmerzes waren. Ich möchte es mir einfach so vorstellen, trägst Du doch schon schwer genug an Deinem eigenen Schicksal.

Wie Du mußte auch meine Mutter unglaublichen Schmerz ertragen. Zeit ihres Lebens war sie trotz allem unglaublich stark. Meine Kraft und Zuversicht finde ich immer wieder in ihr - sie ist mein Vorbild. Zu gern würde ich Dir von meiner Kraft geben, weiß ich doch, wie schwer Dein Weg ist.

Fühl auch Du Dich umarmt!

Liebe Grüße
Beate

[Beate'68]

Geliebte Mama,

auch die eine Entscheidung, sie ist nun besiegelt.
Eine Unterschrift schließt ab mit unserer gemeinsamen Vergangenheit,
Deiner, Claudias, Papas, W., meiner – W. scheint’s nicht zu belasten.
Doch mir reißt‘s noch ein Stück mehr aus meinem immer wieder so verletzten Herzen.
Der Verstand entscheidet und erinnert sich nur zu gern Deiner eigenen Worte,
doch mein verletztes Herz sieht nur den Verrat, den Verrat an Dir.

K. schmerzt‘s auch ganz unglaublich, hat’s mir letztens gesagt.
Würd’s am liebsten für sich behalten, hat so lang gehofft, es würd‘ nie verkauft.
Das Wissen um ihren Schmerz schmerzt mich zusätzlich.
Weiß doch nur zu genau, was das Haus auch ihr bedeutet, ihr geht’s wie mir.
In jedem Raum so viele, schöne Erinnerungen kommen uns in den Sinn,
in jedem Raum wir ‘sehen‘ und spüren Dich!

Nun bleibt eine Gnadenfrist von vielleicht einem Monat, nur noch ein Monat,
um uns/mich wirklich zu trennen von Deinem Lebenswerk.
Der Gedanke daran für mich immer wieder ganz unglaublich.
Will‘s seh’n nur noch als kaltes/leeres Gemäuer, doch es gelingt nicht.
Haben inzwischen fast alles abgebaut, konnt‘ kaum eine ‘Schraube‘ dort belassen.
Viel zu viel erinnert mich einfach zu sehr an Dich, fast alles hat doch eine gemeinsame Geschicht‘!

Semper amo te!

[Beate'68]

@Alle: Ich wünsche allen hier im Forum ein friedvolles und besinnliches Weihnachstfest!

Liebe Grüße
Beate
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Geliebte Mama, geliebte Claudia

Spür’ im Herzen die Liebe, die uns verband.
Doch in mein Herz auch Schmerz und Leere gebrannt.
Meine Trauer geformt durch all unsere Liebe und meinen Schmerz.
Die Trauer zu verdrängen, bedeutet die Liebe nicht zu spür’n.

Claudia, hab’ viel zu lang den Schmerz und die Trauer um Dich verdrängt.
Hab’ mir so selbst verwehrt, die uns verbindende Liebe zu spür’n.
Hat gebraucht Mama’s Tod, welch unglaublicher Preis.
Doch heut’ ich spür sie endlich, Deine wärmende Lieb’.

Weiß nicht, ob Ihr würdet’s versteh’n.
Weiß nicht, ob man kann’s überhaupt versteh’.
Erleb’ meine Trauer heut’ nicht mehr als Feind.
Seh’ meine Trauer heut’ als vertrauten Gefährten auf Lebenszeit.

Laßt dies heut’ mein Geschenk an Euch sein!

Semper amo te, Claudia!

Semper amo te, Mama!

[teddy 34]

Liebe Beate

wünsche dir und deiner Familie Frohe Weihnachten.

Nimm dich ganz este in den Arm.Weiss wie schwer es jetzt für dich ist.

Liebe Grüsse Nicole