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Alt 08.06.2007, 08:28
lindi1966 lindi1966 ist offline
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Standard AW: Hilferuf - Lebensqualität contra Selbsttötung

Hallo Alex,

mein Vater erkrankte im Februar 2004 an LK. Es war vom Tag der Diagnose an klar das er sterben wird. Auch er wollte unbedingt "würdig" sterben, am liebsten natürlich garnicht.
Meine Mum hatte ihm versprochen das er zu Hause sterben darf, das sie alles tun wird um ihm dies zu ermöglichen.
Trotzdem hatten wir das Thema Hospiz besprochen. Meinem vater war es sehr sehr wichtig immer an seine beiden Frauen (MUM und mich) zu denken. Und ihm war klar das es eine Zeit geben kann in der es uns eben nicht mehr möglich ist ihn zu Hause zu pflegen.

Und genau das ist auch eingetreten. Ab Anfang Oktober 2004 ging es ihm zunehmend schlechter. Er wurde immer unruhiger, hat oft haluziniert. Es musste ständig jemand bei ihm bleiben. Ich musste ja arbeiten, so das ich nur bedingt für die Betreuung zur Verfügung stand.
Mitte November war mir klar das es so nicht mehr weitergehen kann. Paps versuchte so wenig Mühe zu machen wie es ging, dadurch wurde er nur noch verkrampfter und unruhiger und so schaukelte sich die Situation immer mehr auf und meine Mum kroch auf dem Zahnfleisch.
Ich hab dann für die Beiden die Entscheidung getroffen das es nicht mehr ging und habe mich das Hospiz gewendet. Eine Woche später kam dann der Anruf das wir meinen Vater am nächsten Tag bringen durften.
Oh Gott, noch nie ist mir etwas so schwer gefallen als dies meinem Vater zu sagen.
Er war aber einverstanden und hat diese Entscheidung mitgetragen.

Am ersten Tag im Hospiz, meine Mutter regelte die Aufnahmeformalitäten,hat er mir den Vorwurf gemacht: Jaja, es ist ja so einfach gewesen mich hier anzumelden und herzubringen.
Ich hab hab mich nciht entschuldigt sondern ihm nur gesagt das es meine Entscheidung war, das es eben nciht einfach war und er so etwas bitte nie zu meiner Mutter sagen sollte, diesen Vorwurf würde sie nie verkraften.
Wenn er gesehen hätte wie meine Mutter zunächst unter ihrem "Versagen" das Versprechen zu halten gelitten hat.........

Aber nach der ersten Nacht der Eingewöhnung war mein Vater dankbar !!! das wir ihn dorthin gebracht hatten. Er hatte festgestellt das er selber viel viel ruhiger geworden war, er bekam jederzeit Hilfe wenn er sie benötigte ohne das Gefühl zu haben jemendem zur Last zu fallen. Er hat sich dort wirklich wohl gefühlt. Als dann die Scherzen richtig einsetzten, vorher war er ausreichend eingestellt aber als es mit dem Schlucken nicht mehr richtig ging, da wars zu Hause ein Problem, da brauchte er nur zu klingeln und innerhalb von wenigen Augenblicken war jemend da und die Hilfe kam sofort.
Auch fand er dort die Möglichkeit mit Menschen über seine gefühle zu reden, die er mt seine beiden Frauen wohl nicht besprechen konnte. Manchmal sind neutrale Personen besser dafür da als die Angehörigen.

Mein Vater war genau drei Wochen im Hospiz bis er am 17.12 dann starb. Und er ist ganz ruhig gegangen. Mum und ich waren dabei und er ist in unseren Armen gegangen. Er war so gut medizinisch versorgt das er nicht ersticken musste, sondern friedlich einschlafen durfte.

Ich kann dir nur raten, informier dich zum Thema Hospiz, Palliativstation und hab keine Angst davor. Gerade dort wir deiner Mum ein würdevoller Tod ermöglicht!
Gerade jetzt häufen sich die Berichte das mit diesen Sterbegeschichten in der Schweiz eine Reihe von Menschen ganz elendig gestorben sind, da die Medikamente falsch dosiert waren, aufgrund von Wechselwirkungen und ähnlichem nicht gewirkt haben oder ähnliches. Wenn das passiert, dann hat das sterben vermutlich nichts mehr würdevoll zu tun, oder?

Ich wünsche euch für das Kommende alle Kraft dieser Welt.
Wenn ihr es könnt, redet miteinander, damit deine Mum und du die richtigen Entscheidungen treffen könnt.

Ach ja, wenn man meine Mutter nach dem Tod meines Vaters gefragt hat ob Sie es bereut hat ihn nicht bis zum Schluss zu Hause gepflegt zu haben: nein hat sie nicht, im nachhinein war genau die Entscheidung fürs Hospiz für uns alle drei die beste Lösung. ja auch für meine Vater !
AUch ich bereue es bis heute nicht die Entscheidung getroffen zu haben. Meine Mutter hätte diese nie alleine getroffen. Ich weiß nicht was ohne das Hospiz passiert wäre, aber ich denke e wäre nie so friedlich und fast schmerzfrei für meinen vater abgegangen.

Alles Gute für euch
Bianca
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