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AW: Nachwirkungen
Hallo Klara,
viele Deiner ‚Nachwirkungen‘ sehe ich auch bei mir – weniger wegen des Verlustes meiner Mutter als vielmehr wegen meines ersten großen Verlustes. Meine Lebensphilosophie, mein Menschenbild, meine Wertvorstellungen wurden durch meine Mutter wie auch durch den sehr frühen Tod meines Vater - nicht durch meinen Vater selbst – geprägt. Auch wenn mein Vater für mich ein Unbekannter ist, bin ich mir dessen schon lange bewußt, daß mein Leben in ganz erheblichen Maße eben durch seinen Tod geprägt wurde. Der Tod meiner Schwester tat dann noch das seinige dazu und festigte nochmals gewisse meiner Sichtweisen. Interessant in den folgenden Postings zu Deinem Beitrag bzw. Deinem Beitrag selbst finde ich den Aspekt der Trauernden 2. Ordnung, den manche mit Enttäuschung tlw. Bitterkeit beschreibt: Sicher, oft sind wir, die Töchter/Söhne der Verstorbenen, die vergessenen Trauernden. Wir fühlen uns von anderen im Stich gelassen, sind enttäuscht von den Menschen um uns herum. Aber können wir uns wirklich absolut sicher sein, daß wir uns ohne den Tod unseres Vaters oder unserer Mutter nicht genauso verhalten hätten, wenn es jemandem in unserem Umfeld getroffen hätte? Die Bedürfnisse, die sich für uns aus solchen Lebenserfahrungen ergeben, kann m.E. wenn überhaupt nur jemand ermessen, der selbst schon mal Vergleichbares erlebt hat. Jeder von uns hier hat ganz individuelle Bedürfnisse als Folge seines jeweiligen Verlustes entwickelt. Diese lassen sich nicht verallgemeinern oder eine allgemeingültige ‚Gebrauchsanleitung‘ für die ‚Unwissenden‘ daraus ableiten. Selbst mit all ‚meinen Toten‘ (Vater, Schwester, Mutter + div. Verwandte) glaube ich z.B. nicht den Schmerz ermessen zu können, den jemand durchlebt, der sein Kind oder seinen Partner verloren hat – bei mancher Geschichte hier im Forum spüre ich trotz all meiner ‚Erfahrungen mit dem Tod‘ eine ganz enorme Hilflosigkeit. Die gleiche Hilflosigkeit spürte ich gegenüber meiner Mutter nach dem Tod meiner Schwester. Und vielleicht erlebt die eine oder andere diese Hilflosigkeit momentan ja selbst auch gegenüber dem jeweils noch lebenden Elternteil. Wie aber sollen dann die, die noch nie in ihrem Leben einen wirklich geliebten Menschen verloren haben, wissen, wie sie uns helfen können oder mit uns umgehen sollen? Erwarten wir da nicht zuviel gar Unmögliches von anderen – mitunter sogar selbst von unseren Partnern? Nicht in jedem um uns herum steckt ein Sigmund Freud o.ä., der in der Lage ist, das Thema entsprechend unseren Bedürfnissen zu behandeln. Wir alle hier wissen, daß uns unsere jeweiligen Verluste geprägt haben. Warum soll aber unser Verlust die Menschen um uns herum so ändern, wie wir es wollen/erwarten ? Klara, Du hast eine auch mir bekannte Nachwirkung sehr treffend formulierte ‚Ich respektiere den Anderen, wie er sich eben darstellt.‘ Das Schicksal hat uns schwer getroffen, laßt uns trotz allem das Beste daraus machen! Gruß Beate Geändert von Beate'68 (03.04.2007 um 23:38 Uhr) |
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