Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Brustkrebs

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 07.01.2007, 00:15
Benutzerbild von Vanilla
Vanilla Vanilla ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 15.11.2005
Ort: Erfurt
Beiträge: 429
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Liebe Amba,

du hast so recht. So viele Dinge sehe ich erst seit meiner Erkrankung mit anderen Augen, nehme nicht mehr alles als selbstverständlich und gegeben hin.
Ich kann mich an so vielen Dingen mehr freuen als vorher. Wenn es also überhaupt eine positive Seite an diesem ganzen Mist geben sollte, dann ist es wohl diese.
Der Blick für das Wesentlich im Leben ist schärfer geworden.
Wenn der Alltag mich einmal wieder eingeholt hat und ich mich gerade über verkippte Milch oder zerrissenen Hosen ärgern will, dann halte ich mir vor Augen, wie schön es doch sein kann, sich darüber zu ärgern.

Ich kann mich noch an eine Situation kurz nach meiner Diagnose erinnern. Ich stand morgens in der Küche und schmierte die Schulbrote für meine Kinder. Normalerweise ist das eine Arbeit die ich nicht wirklich gern mache. Damals habe ich Rotz und Wasser geheult und mir nichts mehr gewünscht, als noch 20 Jahre Schulbrote für meine Jungs schmieren zu dürfen...

Auch ich versuche die positiven Dinge in meinem Leben zu verankern, wie du so schön schreibst, Amba. Und dazu gehören auch Schulbrote.

Schlaft gut!

Claudia
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 07.01.2007, 15:53
Benutzerbild von Renate2
Renate2 Renate2 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.03.2005
Ort: Neukirchen-Vluyn
Beiträge: 6.683
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Als ich mir noch Gedanken um das Altwerden gemacht habe, kam mir die Vorstellung, mit einem Laufwägelchen durch die Gegend zu ziehen, mehr als absurd vor und ich habe gedacht, nie im Leben. Jetzt wäre ich dankbar, wenn ich so alt werden würde, wie manche Menschen, die ich damit rumschieben sehe und würde dann mit Freude dieses kleine Wägelchen vor mir herschieben.
Aber da meine Prognose nicht so gut ist, wird es dazu wohl nicht kommen.

Ansonsten bemerke ich auch, daß die Nebensächlichkeiten , um die ich früher immer so ein Geschrei gemacht habe, einfach nur Nebensächlichkeiten sind. Ich bin gelassener geworden.

Mit dem Tod anderer Betroffener kann ich nur sehr schlecht umgehen. Die meisten Menschen, die ich hier und auch beim Arzt kennenlernen durfte, waren durchweg so mutig und hoffnungsvoll, daß es mich unendlich traurig macht, wenn ich eine Todesnachricht erhalte und dann kommt bei mir auch wieder die Angst.

Liebe Grüße
Renate
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 07.01.2007, 17:28
Benutzerbild von Amba
Amba Amba ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.11.2006
Ort: Aachen
Beiträge: 419
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Liebe Claudia,

das erinnert mich an meinen 50. Geburtstag, den ich wg. unserer gemeinsamen "Unpäßlichkeit" nicht im Dezember, sondern erst Karneval 2006 feiern konnte. Und ich steh so in meiner Küche, heute Abend sollen ca. 25 Gäste kommen, ich koche und brutzele und höre lautstark Simon und Garfunkel (bin halt schon ein wenig älter...) und trällere mit, und auf einmal breche ich in Tränen aus wie wohl zum ersten Mal während dieser ganzen Kack-Geschichte - und bin einfach nur endlos glücklich und dankbar, daß ich da an diesem Tag immernoch am Leben bin! Dieser Moment war das allerbeste Geburtstagsgeschenk!! Meistens nehme ich mir immer nur VOR, dankbar zu sein, daß ich lebe! DA hab ich diese Dankbarkeit WIRKLICH fühlen können!

Liebe Renate,

du hast recht: das Sterben anderer ist ein ganz anderes Kapitel! Das haut einen einfach um! Und dann kann man sich nur mühsam aufrappeln und sich alles mögliche wieder bewußt machen! Und es ist immer traurig, Verluste hinnehmen zu müssen. Und dann kommt auch die Angst vor dem eigenen Sterben wieder!
Aber wie ich immer sage: die Uhr tickt von der Sekunde unserer Geburt an; mit einer entsprechenden Krankheit - oder einer entsprechenden Bewußtmachung! - hört man lediglich das Ticken ein bißchen deutlicher! Aber mal ehrlich: schneller tickt die Uhr nicht.....oder?

Seid lieb gegrüßt, Amba
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 07.01.2007, 18:18
Norma Norma ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.11.2005
Beiträge: 1.157
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Hallo Claudia,

ich gehöre inzwischen zu der Kategorie: was kommt, das kommt, egal, ob ich mich wehre oder nicht.
Bis zu dieser Erkenntnis hat es aber auch 5 Jahre gedauert; meine Diagnose ist vom Nov. 2001...

Meines Erachtens durchlebt man verschiedene Krankheitsstadien; angefangen mit völliger Fassungslosigkeit, dann Angst, dann Wut, dann Verzweiflung, dann Hoffnung und letztendlich irgendwann...Gelassenheit.
So ist es bei mir gewesen und ich denke, es wird bei anderen ähnlich ablaufen.
Je länger man weiter leben darf, um so gelassener wird man (es sei denn, Metas treten auf aber da kann ich nichts zu sagen).

Auch in meinem Umkreis wird immer wieder behauptet, ich würde die Erkrankung erstaunlich gut wegstecken (was natürlich nicht stimmt).
Mit der Zeit lernt man nur, was man Mitmenschen sagen darf und was nicht...

Der Tod anderer Betroffene lässt mich immer wieder abstürzen, vor allem, wenn er nur kurze Zeit nach der Diagnose kommt (ich denke da an Manuela aus diesem Forum, die nur etwas mehr als 2 Jahre nach Diagnose starb).

Ich bin sehr demütig geworden; demütig und dankbar. Immerhin habe ich schon 5 Jahre gewonnen. Aber ich ruhe mich trotzdem nicht darauf aus, weiß ich doch zu genau, wie schnell der Brustkrebs wiederkommen kann.

Mit dem Tod bin ich erst vor kurzem konfrontiert worden. Meine Mutter verstarb nach langem Leiden Ende Oktober 2006. Ich war bei ihr bis zum Schluss und dieses Erlebnis hat mit dazu beigetragen, den ersten Absatz oben zu schreiben...

Aufmunternde Grüße
Norma
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 07.01.2007, 18:50
Magdalena Baumeister
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Liebe Claudia,

mir wurden in der Schule nach den "Wahrscheinlichkeitsberechnungen"
maximal 45 Lebensjahre zugestanden und diese Voraussage habe ich
bereits über 16 Jahre Lügen gestraft.

Bin also nicht mehr ganz so taufrisch wie die anderen vielen jungen
Frauen hier und habe vielleicht gerade dadurch auch eine gewisse
Gelassenheit erworben, die mir genauso wie bei "Norma" sagt:
"Es kommt wie es kommt, und so müssen wir es annehmen"!
Wir können dagegen ankämpfen, aber irgendwann ist auch das umsonst!
Ich hoffe zwar auch, daß ich mit meinem Mann noch ein paar Jährchen
geschenkt bekomme, aber dafür gibt es leider für Niemand eine Garantie,
daß es so sein wird. Wir haben alle unsere "Sachen" mit unseren jungen
Leuten (Sohn und Schwiegertochter) bereits besprochen und notariell geregelt, so daß keine Unklarheiten aufkommen.

Ich kann aber Euch junge Frauen sehr gut verstehen, die Ihr noch so kleine
Kinder habt, daß da die Angst sehr viel größer ist, weil die Kinder noch die
Fürsorge der Mutter brauchen. Das ist auch ein Punkt, der mich persönlich
trauriger stimmt als meine eigene Situation, denn mit 61 steht man ja nicht mehr in der Blüte des Lebens, sondern schon im letzten Drittel und da auch
schon ziemlich weit hinten. "Norma" hat ja das Schicksal von "Manuela"
angesprochen und das ist mir damals wirklich auch unter die Haut gegangen, sie war erst 37 Jahre und mußte 4 kleine Kinder und den Mann zurücklassen.
Solche Schicksale berühren mich immer sehr um deretwillen, nicht, weil ich
Angst um mich habe und das denke ich, macht doch die Gelassenheit des
Alters aus.

Ich wünsche Dir und allen Frauen hier alles Liebe und Gute, daß Ihr Euch
die nächsten 50 Jahre keine Sorgen machen müßt und Eure Kinder und
Enkelkinder noch viele viele Jahre aufwachsen sehen und auf deren Hochzeiten tanzen könnt.

Geändert von Magdalena Baumeister (07.01.2007 um 18:52 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 07.01.2007, 19:27
Benutzerbild von Renate2
Renate2 Renate2 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.03.2005
Ort: Neukirchen-Vluyn
Beiträge: 6.683
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Ja Amba,
das kann ich nur bestätigen. Die Uhr tickt lauter und manchmal auch etwas eindringlicher, vielleicht auch nur aufdringlicher.
Wie lange sie tickt, das wissen wir alle nicht.
Von daher bin ich auch froh, daß mich meine Ärzte mit irgendwelchen Wahrscheinlichkeitsrechnungen oder prozentualen Überlebensraten verschont haben. Die Diagnose wurde mir erklärt und alles andere lasse ich auf mich zukommen. Bleibt mir sowieso keine andere Wahl.

Liebe Grüße
Renate
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 07.01.2007, 20:02
Bobath Bobath ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.08.2005
Ort: bei Frankfurt
Beiträge: 26
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Hallo,
es ist schon viel geschrieben was mir aus dem herzen spricht. Ich möchte noch einen Tipp geben: in einigen Städten gibt es Anlaufstellen speziell für Kinder erkrankter Eltern mit Krebs. ich weiss konkret, dass es in Offenbach (Rhein-main-gebiet) solch Stelle gibt. Sie unterstützen z.B. bei dem Thema "wie spreche ich mit Kindern darüber etc.)
Ich persönlich glaube, dass es ganz wichtig ist Kinder darauf anszusprechen. Sie bekommen sooo viel mit und ihre Phantasie ist dann vielleicht viel dramatische als die Wirklichkeit.
Euch allen wünsche ich weiter viel Kraft und Mut und und und
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 06.02.2007, 15:30
intscha intscha ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 05.11.2005
Ort: in der Nähe von Kassel
Beiträge: 89
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Hallo Vanilla,
auch ich finde deinen Beitrag absolsut gut und wichtig. Mir wird ganz schlecht, wenn ich lese, dass es wieder jemand nicht geschafft hat. Ich denke dann an meine Situation. Mein Hauptproblem sind auch die Kinder (8 und 10 Jahre alt). Ich denke sehr oft darüber nach, was wäre, wenn ich sterben muss. Sie hängen sehr an mir, das wäre die absolute Katastrophe. Mein Mann könnte das mit seinem stressigen Beruf auch nicht allein bewältigen. Rüstige Omas oder vernünftige Verwandte stehen auch nicht zur Verfügung, ich weiß wirklich nicht, wie das gehen soll. Aber die Zeit arbeitet ja für einen, die KInder werden immer älter und so schnell stirbt es sich nicht an Brustkrebs. Da bisher noch kein Rezidiv oder Metas aufgetaucht sind, vermeide ich das Thema bei den Kindern anzusprechen. Warum soll ich ihnen jetzt Angst machen? Falls wieder etwas auftritt, werde ich mir Gedanken machen und mit Ihnen reden.
Manchmal denke ich, es wäre viel leichter, wenn man alleinstehend wäre. Ich selber habe keine Angst vor dem Tod oder dem Sterben. Ich finde es auch nicht besonders erstrebenswert 80 und gebrechlich zu werden. Ohne Kinder könnte ich die Diagnose viel leichter annehmen.
Aber natürlich bin ich froh und dankbar, dass ich sie habe!!!
Ich wünsche uns allen noch viele glückliche Jahre mit den Kindern - und hoffe, dass sie durch unsere Erziehung "Wurzeln und Flügel" bekommen - Flügel, damit sie möglichst selbstständig ohne ihre Eltern zurechtkommen.
Liebe Grüße aus Nordhessen
von Intscha
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 21:52 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55