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#1
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
15.12.2005
Der Tag meiner Biopsie. Es klingt sicher merkwürdig, aber das war das Schlimmste was mir passiert ist, schlimmer als die OP und die gesamte Chemotherapie. Ob es daran liegt, das ich drei Stunden warten musste und dabei viel aufgeschnappt habe, oder dass es ziemlich stümperhaft und schmerzhaft gemacht wurde, oder weil es genau über dem Herzen lag, oder einfach weil es das Erste war, weiß ich nicht. Nur danach war ich völlig verzweifelt und dachte nur, was kommt noch alles auf mich zu. Das Ergebnis sollte ich ausserdem erst Tage später erhalten. Liebe Mama, am Nachmittag war ich bei dir zu Besuch im Heim. Wir waren das letzte Mal zusammen im Cafe, und du warst richtig schlecht drauf. Hast nur vor dich hin geschimpft. Verstanden hatte ich dich schon monatelang nicht mehr, aber in so einer Stimmung hatte ich dich nie erlebt. Du hast wohl gespürt, dass mit mir etwas nicht stimmt und konntest dich nicht anders äussern. Ich habe das nur da nicht begriffen und war traurig darüber das du so böse warst. Deine Moni |
#2
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
19.12.2005
Nachdem wir übers Wochenende an der Ostsee gewesen waren, wo ich versucht habe ein wenig zu entspannen, sollten wir am Abend in die Klinik kommen, um das Ergebnis der Biopsie zu erfahren. Der Arzt meinte der Tumor wäre sehr bösartig und sollte schnellstens entfernt werden. Schon am nächsten Morgen sollte ich aufgenommen werden für Voruntersuchungen und Wächter-Knoten-Bestimmung. Am übernächsten Tag sollte ich dann operiert werden. Da war ich wirklich geschockt. Wir sind dann noch zu meiner Frauenärztin gefahren um ihre Meinung dazu zu hören. Sie meinte " Sie müssen Vertrauen haben, die leisten dort gute Arbeit". Also habe ich noch spätabends unsere Papiere geordnet, diverses für Weihnachten organisiert und schließlich eine Tasche gepackt. Geschlafen habe ich nicht. Moni |
#3
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
Heute vor einem Jahr war meine Operation. Diese habe ich gut überstanden. Dass ich als Kassenpatientin vom Chef- und Oberarzt operiert wurde fand ich erstaunlich. Nur als die am Nachmittag zu mir kamen, um mir zu berichten, dass der Wächter-Lymphknoten befallen war und sie diverse weitere entfernt hätten, war mir die Bedeutung noch nicht klar. Ich hoffte immernoch ohne Chemo davon zu kommen. Am Abend bin ich schon wieder rumgelaufen.
Monika |
#4
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
Liebe Mama,
das ist das erste Weihnachten, das wir ohne dich verbringen müssen. Gerne erinnere ich mich an meine Kinder- und Jugendzeit. Ihr habt mir wunderbare Weihnachten bereitet. Wir waren sicher nie reich, aber ihr habt mir immer das Gefühl gegeben es wäre so. Wir waren immer nur dritt und das war schön so. Ab 1978 waren wir dann zu viert. M. hat alles gerne mitgemacht. Dann das schlimme Jahr 1986, da haben wir nur geweint um Papa. Die nächsten Jahre waren dann wieder schön, weil meine Kinder dazu kamen. Mama, du warst immer dabei. Das war lange Zeit sehr schön, bis die Zeichen deiner Krankheit unübersehbar wurden. Das letzte Mal bei uns haben wir 2001 zusammen gefeiert. Danach haben wir dich im Heim besucht. Da haben wir es uns mit deiner Nachbarin und deren Tochter gemütlich gemacht. Das letzte Jahr war nicht so schön. Du im Heim, ich im Krankenhaus. Meine drei Männer haben erst dich besucht und ein letztes Mal mit ins Cafe genommen, aber das hast du alles kaum wahrgenommen. Danach haben sie mich abgeholt. Ich durfte ein paar Stunden nach Hause. Sie haben mir einen sehr schönen Heiligabend bereitet. Alles war, als hätte ich es selbst vorbereitet. Der Tannenbaum, das Essen etc. Auch schöne Geschenke habe ich erhalten. Am späten Abend hat mein Mann mich dann wieder ins Krankenhaus gebracht. Deine Moni |
#5
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
Liebe Mama,
heute vor einem Jahr habe ich mich von dir verabschiedet. Ich habe mich vom Krankenhaus zu dir fahren lassen. Dann habe ich versucht dir zu erklären, was mit mir los ist und dass ich dich erstmal nicht mehr besuchen würde. Das war natürlich sehr tränenreich. Was du begriffen hast, weiß ich nicht, aber du hast mir zum ersten Mal seit Monaten direkt in die Augen geschaut. Danach habe ich noch ein paar Stunden zuhause mit meiner Familie verbracht. Deine Moni |
#6
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
28.12.05
Ich war noch immer im Krankenhaus. Aber eigentlich fand ich es nicht so schlimm. Auf der Station war mehr Personal als Patienten und obwohl ich ausserhalb Hamburgs lag habe ich trotzdem ziemlich viel Besuch bekommen. Die übrige Zeit habe ich genutzt, mir zu überlegen wie es wohl weitergeht. Ich habe alle Broschüren und Hefte die da rumlagen gelesen. Die Zeit hat mir gut getan. Monika |
#7
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AW: Lieber Paps, liebe Mama
05/06
Am 30.12. wurde ein Knochensinthigramm gemacht, zum Glück alles in Ordnung. Silvester wurde ich endlich entlassen. Um Mitternacht habe ich ein paar Böller losgelassen, um dieses schlechte Jahr zu verabschieden. Neujahr bekam ich Besuch von zwei Freundinnen. Meine Männer haben dich, Mama, besucht. Ich hatte nur immernoch keinen Befund, wusste nicht, wie es weitergeht. Monika |
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