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#1
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AW: la follia della realtà
Liebe Ylva,
ich kann fast jedes Wort von dir schmerzhaft in mir spüren, verstehe deine Gefühle sehr gut. Ich habe meinen lieben Mann, nach 4,5 Jahren fiesen Kampf gehen lassen müssen und zur Zeit durchlebe ich eine Art Abschied mit meiner Mutter. Sie ist nach Herzinfarkt und Schlaganfall sehr verändert, beeinträchtigt und krank. Viele Dinge, die ich mit meinem Liebsten erlebt habe wiederholen sich. Ich finde es auch am Schlimmsten, wenn man so neben einander sitzt und einem Gedanken wie "Wíe soll das Leben ohne dich gehen?" durch den Kopf schießen, man sieht die Person und denkt sowas und will es nicht denken, weil es einfach unfassbar ist. Ja, ich möchte auch manchmal weglaufen, vor allem wenn ich daran denke, dass die Abschiede mit zunehmenden Alter mehr werden.... Meine Mutter, sie war immer da für mich - nicht immer in der Art wie ich es mir gewünscht hätte, aber sie war immer da, hat sich alles angehört und mit getragen und nun...? Sie wirkt so verletztlich, zerbrechlich, wie ein Kind ... und sehr anhänglich und unsicher ... wie ein Kind... Ich versuche das Beste zu tun und doch weiß ich, dass ich mich später bei manchen Dingen fragen werde "warum bin ich nicht auf die Idee gekommen...?" Ich habe mir leider, durch den beruflichen und dann auch noch den priv. Bewegungsmangel und auch "Frustfressattaken", ein "dickes Fell" angefuttert - es schützt nicht wirklich - aber wer weiß das schon?! Was sollen wir tun ? Ich habe mir wieder mal vorgenommen jeden Tag einzeln zu sehen, an jedem Tag zu überlegen, wie ich noch was Gutes rausholen kann. Versuche meiner Mutter eine kleine Freude täglich mit irgendwas zu machen...Nachdenken darf ich und will ich wieder mal nicht, dann bricht das jammernde Elend über mich herein... Versuch tapfer jeden Tag mit deiner Mutter zu nutzen. Den Satz "Es wird schon alles wieder gut werden!" hasse ich auch wie die Pest! Wer das zu mir sagt, rikiert, dass ich wie eine Rakete hoch gehe und expldiere vor Wut... LG Petra |
#2
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AW: la follia della realtà
Liebe Petra,
vielen,vielen lieben Dank für deine Worte. Du schreibst das,was ich meine. Ich wünschte ich wäre stark - nicht nur vor den anderen sondern auch vor mir,für mich. Wenn andere da sind,wenn Mama da ist,dann bin ich stark. Dann muntere ich sie auf,dann rede ich ihr gut zu,dann sage ich allen,dass ich damit klar komme - weil ich im endefekkt weiß das sie nichts anderes hören wollen! Mir fehlt,dass ich mal in den Arm genommen werden,mir fehlt das wirklich jemand wissen will wie es mir geht. Das will nur meine Mam wissen...,aber ihr kann ich es unmöglich sagen,denn ihr geht es schon schlecht genung. Ich weiss das sie immer für mich da ist,dass sie mir immer helfen würde - aber sie braucht die Kraft für sich. Es ist alles so unfair... Ich wünsche Dir alles,alles Gute Petra und viel,viel Kraft für deine Mam aber auch für dich!!! ylva |
#3
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AW: la follia della realtà
mein liebes gutes tagebuch...,danke das ich hier meinen seelenmüll abladen kann...
zur zeit dreht sich mal wieder alles in mir. mama hat mir erzaehlt das der arzt ihr eine neue therapie mit herceptin angeboten hat. warscheinlich bekommt sie dafür einen port und alle drei wochen eine infusion...einerseits finde ich es gut das sie die möglichkeit hat und ich denke sie sollte jede erdenkliche möglichkeit ausschöpfen andererseits macht es mir auch angst,weil ich weiss wie labil sie noch immer ist... phu..und wie wird es mir gehen? es ist wochenende und ich habe endlich mal frei... irgendwie würde ich gerne etwas unternehmen,wie alle leute in meinem alter...aber ich krieg meinen fetten arsch nicht hoch,kann mich nicht aufraffen...weil ich weiß,dass es mir wenn ich unterwegs bin wieder schlecht geht. weil ich nicht das bin was die leute sehen wollen. ich wünsch mir einen tag zu erleben der so stinknormal ist wie man ihn sich nur vorstellen kann. und ich wünsche mir das ich akzeptiert werde. und das ich ,ich sein kann... irgendwie ist das alles verdammt kompliziert. Es gibt nur einen Weg zum Glück und der bedeutet, aufzuhören mit der Sorge um Dinge, die jenseits der Grenzen unseres Einflussvermögens liegen. (Epiktet) Wie setzt man das um? Ylva |
#4
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AW: la follia della realtà
ach liebes tagebuch...
ja,du hast es erkennt..es geht mir mal wieder nicht gut..deshalb schreibe ich hier. gestern noch himmelhochjauchzend und heute zu tode betrübt. meine mutter ist nur am weinen,hat angst vor der herceptin therapie,will nicht mit mir reden,unterstellt mir dinge,ich werde dann aggressiv und fahre sie an... es tut mir so weh sie so zu sehen,aber sie laesst sich auch so haengen... ich hatte ihr einen leichten job besorgt,damit sie mal wieder rauskommt und sich nicht unnutz vorkommt..und jetzt hat sie den job wegen der therapie wieder geschmissen...obwohl sie weitermachen könnte..sie musste lediglich adresse abtippen..andere frauen gehen doch auch arbeiten... aber trotzdem tut es mir weh,so weh sie zu sehen. so weh zu wissen das sie denkt das sie eh nicht mehr lange zu leben hat... seit sie gbs hatte 2003,dann die diagnose brustkrebs...bis jetzt. sekunden,minuten,stunden,tage,wochen,monate voller angst,hoffnung,freude,ärger... und nebenbei noch mein leben..das ich irgendwie meistern muss.. ausser hier im kk bin ich nie von irgendwem gefragt worden wie es mir geht & wie ich damit klar komme...nie... Und wenn jemand fragen würde,würde ich sicherlich sagen das ich damit klar komme...aber ich komme damit nicht klar !!!! Kein bisschen! Seit 2003 trage ich alles mit mir rum... tut mir leid,für den ausbruch... ylva |
#5
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AW: la follia della realtà
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Schatten, die auf unser Leben fallen, sind nichts anderes als ein sicheres Zeichen dafür, dass es irgendwo ein Licht geben muss, das es sich lohnt zu suchen. |
#6
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AW: la follia della realtà
Meer Wenn man ans Meer kommt soll man zu schweigen beginnen bei den letzten Grashalmen soll man den Faden verlieren und den Salzschaum und das scharfe Zischen des Windes einatmen und ausatmen und wieder einatmen Wenn man den Sand sägen hört und das Schlurfen der kleinen Steine in langen Wellen soll man aufhören zu sollen und nichts mehr wollen wollen nur Meer Nur Meer [erich fried] |
#7
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AW: la follia della realtà
Liebe Ylva, ja, so empfinde ich es, und da ich gerade vom Meer zurück bin, schicke ich Dir ganz liebe Grüße, etwas salzig, etwas sandig.
Michaela |
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