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  #1  
Alt 02.01.2006, 18:15
Krasi Krasi ist offline
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Standard AW: Meine Geschichte: Warum ich hier bin

Danke Bettina für deine worte. Wie schwierig loslassen ist, weiß ich ja und natürlich hatte ich auch lange schuldgefühle, sogar dafür das ich zum Schluß zu Gott gebetet habe sie zu erlösen. Heute denke ich anders darüber, aber wenn es wieder soweit ist loszulassen, glaube ich wird es wieder so schwer. Allerdings wird es heute leichter sein sich darauf vorzubereiten und dadurch wird auch die Zeit die man noch gemeinsam hat intensiver, weil man mehr zu schätzen weiß, daß man diese Zeit wenigstens noch hat. Vielleicht gerade weil ich weiß was ich dafür geben würde noch etwas Zeit mit Ihr verbringen zu dürfen. Andererseits bin ich heute der Meinung, daß der TOD nicht das Ende ist. Sie mag zwar körperlich nicht mehr anwesend sein, aber Ihr Geist ist bei mir. Hätte mir sowas früher jemand gesagt, hätte ich gedacht die hat sie doch nicht mehr alle. Ich bin fest davon überzeugt, daß sie über mir wacht. Sie ist da, obwohl sie nicht da ist. Schwierig sind für mich Vorstellungen von Hochzeit, schwangerschaft, Geburt, da mir dann ganz besonders Ihre körperliche Anwesenheit fehlt.

LG Silke
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  #2  
Alt 02.01.2006, 18:35
Petra40 Petra40 ist offline
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Beiträge: 51
Standard AW: Meine Geschichte: Warum ich hier bin

Hallo Bettina,

auch ich kenne diese Situation.
Ich bin Petra und mein Mann Pit ist am 01.04.2005 mit 39 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben.

In etwa war es bei ihm genauso wie bei Deiner Mutter. Er war zu diesem Zeitpunkt in der Hufelandklinik, irgendwie unseres letzte Hoffnung, da er ja eigentlich bereits im April 2004 (bei Feststellung der Diagnose) austherapie war. Er hatte beide Leberlappen voll mit Metastasen.

Er hat dann noch ein knappes Jahr Chemo bekommen. Anfangs ging es ihm super gut, nur ab Weihnachten 2004 ging es ihm dann zusehends schlechter.

Ich muß dazu sagen, daß Pit ein Bär von einem Mann war 195 cm groß und 94 kg schwer und das blieb auch so bis zum Schluß. Er hat nie gejammert, war nie schlecht drauf. Ganz im Gegenteil er hat mich immer wieder aufgebaut, wenn einer das schaffen würde dann er. Dafür liebe ich ihn heute noch, er war so stark.

Es ist wirklich fürchterlich einem geliebten Menschen zusehen zu müssen, wie es ihm täglich schlechter geht. 6 Wochen vor seinem Tod waren wir noch beim Skifahren und es war ein wundervoller Urlaub, auch wenn er schon sehr viel Schmerzmittel nehmen mußte.

Wir hatten auch Freunde die mit dieser Krankheit nicht umgehen konnten und sich zurückgezogen haben, aber Gott sei dank nicht sehr viele. Wir haben einen sehr großen Freundeskreis und die waren eigentlich fast alle immer für uns da. Es gab auch Leute die meinten sie wüßten genau wie ich mich fühlen würde, nachdem Pit gestorben war. Das waren Leute die irgendwie schon einmal eine unglückliche Liebe hatten oder so. Darüber konnte ich mich unwahrscheinlich aufregen, denn ich meinte ja mein Leid wäre wohl das allergrößte. Es ist ja wohl auch nicht vergleichbar. Aber für den einen ist ein verlorener Gegenstand schon das allerschlimmste.

Ich finde es gut, daß Du eine solche Seite aufgemacht hast, es ist wirklich sehr schwer über seine Gefühle zu reden, für mich war das jedenfalls so.

Liebe Grüße

Petra
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  #3  
Alt 02.01.2006, 19:53
Bettina K. Bettina K. ist offline
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Standard AW: Meine Geschichte: Warum ich hier bin

Hallo Silke und Petra,

ihr sprecht zwei wichtige Dinge an: erstens das Unvermögen anderer, mit Betroffenen und deren Angehörigen umzugehen, und zweitens die Frage, wie wir das Andenken an unsere Lieben bewahren und sie zugleich loslassen können.

Zu Ersterem kann ich nur sagen: Auch ich fand die Art und Weise, wie viele Bekannte damals mit uns umgehen, einfach unerträglich. Das reichte von "Trostworten" wie "Das wird schon wieder" (obwohl wir doch längst wußten, daß eben nichts mehr werden würde) bis hin zu altbekannten Sätzen wie "Das Leben muß weitergehen". Das alles zeigt aber eines ganz deutlich: daß wir es nicht mehr gewohnt sind, mit diesem Thema, das doch eigentlich genauso zum Leben gehört wie eine Geburt, unbefangen umzugehen. Von Grund auf wird der Tod uns als etwas böses, schreckliches eingebleut, über das man nicht spricht, erst wenn wir keine andere Wahl haben - und dann wissen wir nicht, was wir tun sollen. Vielleicht müssen wir das wieder lernen.

Das Loslassen ist genauso schwer und wohl ein langer Prozeß. Aber ich glaube auch, daß die Liebe unserer Verstorbenen immer bei uns bleibt, solange wir uns an sie erinnern. Inzwischen kann ich jedenfalls meine Mutter guten Gewissens gehen lassen und zu ihr sagen: Du hast deine Aufgabe erfüllt. Auch weil ich glücklich und dankbar bin, eine Mutter gehabt zu haben, wie sie es war.

Übrigens: Hier noch ein TV-Programmtip, der vielleicht manchen interessieren könnte.

'Letzte Reise' - eine Doku über das Sterben

"Letzte Reise", eine fünfteilige Dokumentar-Serie von Mechthild Gaßner, begleitet Menschen mit der Kamera, denen die Diagnose gestellt wurde, nicht mehr lange leben zu dürfen. Die WDR-Produktion ist vom 16. bis 20. Januar jeweils um 20.15 Uhr in ihrer Erstausstrahlung auf arte zu sehen.

In "Letzte Reise" wird das Sterben thematisiert, die Arbeit professioneller Helfer und Begleiter, aber auch die Versuche der Angehörigen, dem Schicksal
ihrer Nächsten ins Auge zu blicken. Dennoch dreht sich die Dokumentar-Serie – so informiert arte – nicht nur um Trauer und Tod, sondern: "Es geht auch um Treue und Freundschaft, um Liebe und Hingabe - um das Leben."
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"Ich glaub, es zählt im Leben / nur, daß du in der Tat / Wie es auch mit dir umspringt / Vor dir selbst gradesteh'n kannst." (Reinhard Mey)
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  #4  
Alt 03.01.2006, 20:38
HolgerS HolgerS ist offline
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Registriert seit: 25.11.2005
Beiträge: 315
Standard AW: Meine Geschichte: Warum ich hier bin

Danke für den TV-Tip. Das werde ich mir mal sofort in den Kalender schreiben und den Videokrekorder anschmeissen.

Jetzt überlege ich gerade nur wieder: Soll ich das auch unserer Mutter geben oder mir erstmal angucken und dann entscheiden?
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  #5  
Alt 03.01.2006, 21:17
Benutzerbild von petra9
petra9 petra9 ist offline
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Ort: Mecklenburg-Vorpommern
Beiträge: 151
Standard AW: Meine Geschichte: Warum ich hier bin

hallo,möchte mich hier auch einmal melden.mein mann, 53 jare, wurde im juni 05 am bauchspeicheldrüsenkopf operiert.danach bekam er chemo mit gemzar.die musste aber abgebrochen werden, da er im sept. nur noch 48 kilo wog.er ist 182cm groß und hat vorher 82 kilo gewogen.inzwischen wird er nur noch über den port ernährt.die blutwerte sind andauernd schlecht.jetzt ist er gerade wieder im krankenhaus.essen kann er nicht mehr.der darm funktioniert nicht.urin kann er nur noch mit dem katheter entleeren. in der leber und im bauchfell sind metastasen.wurde jetzt beim ct gesehen.blutübertragung hat er auch wieder bekommen.die ärzte sagen, sie können nichts mehr für ihn tun.op und chemo würde er nicht vertragen.wir sind so hilflos.ausserdem habe ich auch krebs am gebärmutterhals.wurde operiert.ist aber bis jetzt alles ok.wir wissen nicht mehr, was wir machen sollen.
petra
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  #6  
Alt 04.01.2006, 09:33
Bettina K. Bettina K. ist offline
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Beiträge: 12
Standard AW: Meine Geschichte: Warum ich hier bin

Hallo in die Runde,

@Holger, hier nur meine ganz persönliche Einschätzung: An Deiner STelle würde ich Deiner Mutter von der Doku erzählen und sie selbst entscheiden lassen, ob sie sie sehen will. Ich denke, so etwas kann sehr aufwühlend sein, und das will bestimmt nicht jeder. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich das gebraucht hätte in der Zeit, in der meine Mutter so krank war. Aber jetzt bin ich gespannt darauf, wie mit diesem Thema umgegangen wird.

@Petra, ich lese die Hilflosigkeit aus Deinem Beitrag deutlich heraus, und das ist auch völlig normal und legitim. Wir alle sind nur Menschen, die angesichts solcher Tragödien an ihre Grenzen stoßen. Leider kann ich Dir nichts abnehmen, aber ich will Dich wissen lassen, daß Dich meine Gedanken begleiten. Sei einfach da für Deinen Mann, so gut Du es kannst. Die Anwesenheit der Liebsten ist, so glaube ich, das Wichtigste in dieser Zeit.

Alles Gute,
Bettina
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  #7  
Alt 10.01.2006, 15:59
Benutzerbild von petra9
petra9 petra9 ist offline
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Registriert seit: 21.05.2005
Ort: Mecklenburg-Vorpommern
Beiträge: 151
Standard AW: Meine Geschichte: Warum ich hier bin

hallo, wollte mich nur noch einmal kurz melden.mein mann ist diesen morgen verstorben.er hatte nur noch morphium spritzten bekommen. sein ringen mit dem tod hat 2 std. gedauert.die ärzte sagen zwar, jetzt ist er erlöst, aber der schmerz ist doch sehr schlimm.
petra9
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