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  #1  
Alt 01.01.2006, 19:00
katinka4711 katinka4711 ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Gerhardt, ich kann verstehen was Du durchmachst. Ich habe meinen Mann am 25.12.2005 an Lungenkrebs verloren. Alles kam ganz plötzlich und ich bin am Boden zerstört, er war erst 40 Jahre. Es ist ein schmerzlicher Verlust vor allem für meine Kinder, aber für ihn selbst war es eine Erlösung, er hat sehr gekämpft, aber am Ende doch verloren.

Gruß Katrin
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  #2  
Alt 02.01.2006, 17:30
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo mein geliebter Schatz und Engel,

es hat tatsächlich geklappt, ich habe doch gestern die Bilder bereit gelegt und hätte Deiner Schwester diese einfach unter die Nase gehalten. Was soll ich sagen, die haben ihre gesamten Fotoalben mitgebracht. Wir haben 2 Stunden lang nur Fotos geguckt und von Dir erzählt, da waren sogar welche bei, die ich noch nicht habe. Die werde ich jetzt beim Fotografen nachmachen lassen. Das war so wunderbar, ich war richtig glücklich.

Das war eine echte Überraschung. Unsere Tochter war ja auch hier. Ach habe ich ja vergessen, wir waren ja zusammen noch mal am späten Nachmittag in Deinem Garten.
Das Erlebnis, was ich am Donnerstag an Deinem Grab hatte, habe ich noch niemandem erzählt. Ich werde das auch nicht tun, nachher kommen doch noch die freundlichen Herren mit der "habmichlieb" Jacke.

Heute war wieder Thera, ich habe wieder etwas dazu gelernt. Aber ich lass mich noch nicht davon abbringen, das ein Teil von mir immer noch so schnell wie möglich zu Dir will. Ich meine, nachdem ich gestern abend wieder alleine war und bei unseren Liedern fürchterlich geweint habe, ist der Wunsch wieder stärker geworden. Ich habe jetzt schon 12 kg abgenommen. Vielleicht klappt das ja auf diesem Wege.
Gestern hat wohl mein Körper auch das erste Mal schlapp gemacht, ich bin um 02:00 Uhr zu Bett und regelrecht auf dem Bett, so wie ich war eingeschlafen. Ich bin dann durch die Kirchenglocken heute Morgen um 07:00 Uhr wachgeworden.

Morgen früh muss ich zu unserer Ärztin, mal sehen, ich wär bestimmt nicht traurig, wenn die was im Blut gefunden hat. Aber wie ich meinen Körper kenne, ist da wieder nichts.

Ich komm dann anschließend wieder zu Dir

ich liebe Dich unendlich
Gerhard
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  #3  
Alt 02.01.2006, 18:23
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Gerhard,

du hast dich in einem deiner früheren Beiträge gewundert, dass sich in diesem Forum wenig Männer tummeln. Deswegen freut es mich besonders, dass du den Weg hierhin gefunden hast.

Wahrscheinlich tun sich viele Männer schwer, ihre Gefühle auszudrücken und die Trauer rauszulassen. Du äußerst deine Gefühle und das ist sehr gut. Lasse die dunklen Wolken kommen, betrachte sie und frage dich warum sie vielleicht gerade in dem Augenblick kommen und lasse sie auch wieder ziehen. Begebe Dich - auch wenn es schwer ist - an Orte, an denen ihr gemeinsam wart. Sprich und weine mit deiner Frau, die bei dir ist, wenn auch unsichtbar. Du wirst sehen, anfangs ist diese Art der Trauerarbeit schwer, wenn du mit ihr gesprochen und geweint hast wird es leichter werden.

Mir hat das "gemeinsame Wege" nun allein gehen sehr geholfen. Zudem habe ich mich sehr bald mit Hilfe befreundeter Personen von den Dingen gelöst, die mir aufgrund der immerwährenden Nähe nur wehtun: Ich habe die Kieider meiner Frau, ihre Musikinstrumente und ähnliches weitergegeben.

Ich war mehr als dreissig Jahre verheiratet, 1996 erkrankte meine Frau an einem unheilbaren Rippenfellkrebs. Nach drei wundervollen intensiven Jahren, in denen wir glaubten, die Krankheit sei überstanden, kehrte 1999 die Krankheit mit Macht zurück. Meine erste Frau starb im Juni 2000 im Alter von 56 Jahren. Wir sind den langen Weg bis zu ihrem Tod gemeinsam gegangen, konnten uns offen auf die verbleibende Zeit und die letzte Wegstrecke vorbereiten. Sie ging durch die große Tür hindurch, die das Ende ihres Leidenswegs bedeutete und ich mußte es zulassen und durfte hierbleiben.

Zurück bleiben viele wunderbare Erinnerungen und erlebte Gemeinsamkeiten, das Gefühl in schwerster Zeit sich abolut aufeinander verlassen zu können und über alles aber auch wirklich alles sprechen und können und nichts offen zu lassen.

Ich habe die Chance bekommen weiterleben zu können und das tue ich intensiv und geniesse dieses Geschenk, denn ich weiß, es ist so im Sinne meiner ersten Frau.

Du hast sicher als liebender Partner die Wegbegleitung übernehmen dürfen ohne wirklich helfen zu können, aber es wird deiner Frau sehr gut getan haben, dich an ihrer Seite zu haben.

Es wird Zeit brauchen, bis du dir selbst zugestehst, dass auch du sehr viel geleistet hast und vor allem deine Seele sich nun entlasten darf und muß.

Trauerarbeit braucht Zeit und ist nicht im ICE-Tempo zu bewältigen. Ich habe etwa zwei Jahre gebraucht, bis die dunklen Wolken weniger wurden. Das Hineinbegeben in "Schlüsselsituationen" hat mir dabei sehr geholfen, so konnte ich jeweils bei mir spüren, was die Trauer nach Monaten, einem Jahr usw. mit mir machte: Nach-Begehen gemeinsamer "mühsamer" Spazierwege während ihrer Krankheit, Besuch der Kliniken und des Reha-Krankenhauses, Besuch des Hospizes zu den Jahrestages ihres Todes usw.

Jeder muß und wird einen Weg finden, sich mit dem Leben NACH dem Tod des geliebten Partners neu anzufreunden. Das geschenkte Leben ist schön, du wirst es wieder schätzen lernen, wenn du es denn zuläßt. Deine Frau würde es sicher so wollen.

Gehe weiter deinen guten eingeschlagenen Weg.

Shalom
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  #4  
Alt 02.01.2006, 19:10
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Shalom,

Ich danke Dir für Deine Zeilen, sind nett und tröstend gemeint, trifft aber nicht meine Zustimmung.

Du schreibst, ich soll die Wege, die wir zusammen gegangen sind, jetzt alleine gehen. Genau das kann ich nicht, ich kann mir auch jetzt noch nicht vorstellen, das ich das jemals machen kann.
Wir sind zusammen sehr viel mit dem Auto unterwegs gewesen, sehr viel nur aus Spaß am spazierenfahren.
Ich bin vor einigen Tagen ein Stück eines dieser Wege gefahren. Es ging einfach nicht, ich musste wieder zurück fahren. Ich fahre zur Zeit nur Auto, wenn es unbedingt sein muss, fahre aber dann solche Strecken, die wir nicht zusammen befahren haben. Wenn es sich dann nicht vermeiden läßt, kommt der Schmerz durch und die Tränen rollen.

Ebenso schreibst Du, das Du hierbleiben durftest.

Ich will garnicht hier bleiben, in dieser Sch... Welt, wo man nur zu funktionieren hat, wo alles um mich herum nur an diese grausame Krankheit meiner Frau erinnert.

Was ist das für ein Geschenk? Da verzichte ich gerne drauf. Ich gehe an dunkle Ecken in unserem Ort extra vorbei, wo ich weiss, da ist immer was los (da werden Passanten ohne Grund verprügelt usw.), weil ich insgeheim hoffe, es kommen ein paar Gestalten aus der Exke und prügeln mich windelweich. Ich würde mich sogar weren, damit die einen Grund haben, noch fester zuzuschlagen. Dann ist es endlich vorbei. Aber nichts passiert, die rühren mich nicht an.

Woher weiß man das, dass meine Frau es will, dass ich hierbleibe? Es kann doch auch sein, dass sie möchte, dass ich zu ihr komme?

Es tut mir leid, ich wollte Dich nicht angreifen, ich bin nur auf alles wütend und zornig, besonders auf mich.

Ich danke Dir trotzdem noch einmal
Gerhard
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  #5  
Alt 02.01.2006, 19:37
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Lieber Gerhard,

ich würde dich am liebsten jetzt mal in den Arm nehmen, denn das was du gerade erlebst, gehört dazu zum aktiven Trauern. Auch ich als christlich Denkender und Handelnder habe nicht verstehen können, warum Gott so und nicht anders entschieden hat. Auch das Klagen gehört zur Trauer.

Wenn Du magst, lese mal im Hinterbliebenenforum in einem alten Thread von Rollo "Ich habe Schuld" beginnend vom 25.09.03 nach. Ab 04.10.03 habe ich dann auch einige Beiträge geliefert. Deine augenblickliche Situation erinnert mich sehr stark an seine Sorgen, Nöte, Ängste.

Du schreibst einfach in der Suchmaske Rollo und findest dann seinen Thread "Ich habe Schuld". Vielleicht hilft dir das Nachlesen dieses Threads ein wenig.

Sei ganz getrost, in diesem Forum kannst Du deine Gefühle so heraus lassen, wie sie sind, jeder der einen geliebten Menschen verloren hat, wird die einzelnen Stadien der Agression, Selbstanklage, des Verzweifelns, der Mutlosigkeit zum Weiterleben kennen.

Lasse Deine Gefühle,Ängste und den Zorn heraus und wenn sie noch so schwarz sind.

Wir hören Dir zu in diesem Forum, sprich einfach mit uns.

Shalom
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  #6  
Alt 02.01.2006, 21:17
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Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Shalom,

ich habe den kompletten Thread gelesen, mir ist klar, was Du damit sagen willst. Ich habe auch vollste Bewunderung für Dich, sowie alle anderen hier übrig, die jemanden wie mich in meiner Situation versuchen zu trösten.

Trotzdem komme ich davon nicht los, was ist das für ein GOTT, der solche Schicksale zuläßt? Barmherzig? Kann nicht sein, dann würde er mich auch holen. Soll ich, nur weil die Zeit eben alle Wunden heilt, durchhalten, bis ich auch wieder sagen kann, mir geht's wieder gut?
Ich will nicht, dass es mir jemals wieder gut geht. Ich will einfach nicht ohne meine Frau leben, jetzt nicht und wenn mich Gott so lange strafen will, auch nicht in 10 oder 20 Jahren.

Damit ist aber auch meine quällende Frage, wenn meine Frau aber will, dass ich jetzt zu ihr kommen soll, nicht beantwortet. Natürlich kann die keiner beantworten, es kann aber auch keiner das Gegenteil behaupten.

Nur weil das so ist, dass es vielen nach einer mehr oder weniger langen Zeit wieder besser geht, bedeutet das doch nicht, das der Wegegangene dies so wollte und alles lächelnd begleitet. Vielleicht gehts dem Wegegangenen noch schlechter, wie dem hier zurückgelassenen. Wenn er ganz alleine in einer anderen Dimension ist und will nicht alleine sein; so wie beide im Leben alles gemeinsam gemacht haben, will er das jetzt auch.
Ich finde, dies ist nur alles ein ganz einfacher Rechtfertigungsgrund, um hier im Leben einfach weiter zu machen, wieder mit neuem Lebensmut durchs Leben zu gehen und alles andere was dazu gehört; der Weggegangene wacht über alles was ich mache wohlwollend und will, das es mir gut geht.

Vielleicht will sie das nicht, sie will das ich bei ihr bin und ist traurig, weil ich nicht zu ihr komme.

Das andere ist mir zu einfach.

LG
Gerhard
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  #7  
Alt 02.01.2006, 23:02
JJJ JJJ ist offline
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Beiträge: 7
Standard AW: Meine liebe Frau hat mich verlassen

Hallo Gerhard ! Zu diesem Thema möchte ich Dir als Betroffener auch etwas
schreiben. Meine Frau starb im Januar 2005 an den Folgen Ihres metastasierenden Darmkrebses. Sie wurde, wie Deine Frau, nur 46 Jahre alt.Meine Sichtweise ähnelt Deiner, warum sollten wir unseren Liebsten nicht folgen?? Wer glaubt den Müll, daß jemand über uns wacht und daß es den Verstorbenen jetzt besser geht ? Fakt ist, das Leben, im Sinne von Vertrautheit, Geniessen, ohne wenn und aber geliebt zu werden etc. ( die Liste könnte man endlos fortführen ) ist v o r b e i! Ich möchte hier niemandem zu nahe treten, aber es ist meine Philosophie, dass Menschen die ins Leben zurückfinden, zu schwach sind um sich auch weiterhin mit der Trauer und dem Verlust auseinanderzusetzen. Je tiefer und bewusster man geliebt hat, desto eindringlicher muss einem klar werden, dass es keine neue Erfüllung geben wird und eine ehrliche Basis, für eine weitere Beziehung, für immer verloren ist. Versuche Deinen Weg zu gehen und höre nur auf Dich, dann wirst Du das Richtige tun. Viel Kraft + liebe Grüße Jürgen
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