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  #1  
Alt 09.12.2005, 22:39
gaertner gaertner ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Saarland
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo tina, hallo alle anderen,


es liegt bestimmt an diesem späten herbst, das es vielen so komisch ist. eigentlich sollte jetzt 15 cm schnee liegen, klare , wenn auch kühle luft sein und die sonne auch mal am himmel stehen. und was ist ? eigentlich richtiges novemberwetter. wenig sonne , regen , wind. naßkälte.
leute zieht euch warm an, die kälte greift den darm an, sagt man hier manchmal. das dies aufs gemüt drückt, ist kein wunder.

als ich im oktober bei der neurologin war , hatte die so werbung rumliegen für "LICHTTHERAPIE". ist für den einen oder anderen vielleicht mal eine überlegung wert. es ist wohl wissentschaftlich bewiesen, das uns menschen im winter das sonnenlicht fehlt und dadurch depressionen ausgelöst oder verstärkt werden. also ran , dagegen was tun.

ich für meinen teil warte auf morgen. im wetterbericht haben sie gesagt , das morgen einer der schönsten tage werden soll , mit viel sonne. nehm ich mit , auch ohne schnee.

ich denk viel an meinen sohn, jetzt wo ich jeden tag mit mit einem ereignis vor "einem jahr" verbinde. dienstag war ich mit der firma in nürnberg , unter anderem auf dem christkindelsmarkt. hat mich natürlich dann auch mal voll umgehauen und ich mußte mal 5 minuten in eine ecke. am 29.11.05 habe ich robert in münster fast fünf stunden im rolli über den weihnachtsmarkt geschoben und er hat uns gedrängelt und gehetzt, weil er für alle noch vor der o.p. ein geschenk besorgen wollte. so was kommt dann eben doch mal hoch.

ich wünsche mir und euch allen , das es mal klappt, bei solchen gedanken zu lächeln und zu lachen und sich an die guten , gemeinsamen stunden mit freude und nicht mit tränen zu erinnern. (so wie bei dir mit dem mistelzweig, tina)

beate, wenn du selber schon gemerkt hast, das du bisher nicht auf dem richtigen weg warst , ist das schon ein sehr großer schritt. wenn du merkst, das du trotzdem nicht weiterkommst, nimm dir ruhig professionelle hilfe.
bei einem bekannten ehepaar, die ihren 21-jährigen sohn an krebs verloren haben, hat die frau 2 jahre nach dem verlust einen herzinfarkt bekommen, weil sie ihre trauer in arbeit ertränkt hat. so weit soll es doch nicht kommen.

hallo jasmin , das du dich über die "vielen antworten" freust, zeigt zumindest, das du dies noch kannst.


lg gaertner
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  #2  
Alt 10.12.2005, 21:03
Miezmauz Miezmauz ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo Gaertner und Ihr anderen Lieben,

du schreibst wiedermal wahre Worte.Ich glaube auch das das düstere Wetter mit auf das Gemüt schlägt.Im Sommer ging es mir jedenfalls wesentlich besser.Was Du schreibst mit der Lichttherapie stimmt.Allerdings bin ich immer einmal pro Woche ins Solarium gegangen und das hat mir sehr gut getan.Fühlte mich dann Pudelwohl .
Man sollte wirklich vielmehr die positiven Erinnerungen rausholen und in sich hinein lächeln.Mein Dad würde eh nicht wollen das wir so traurig sind.Wir waren alle doch immer so lustig.
Du schreibst das du mit deinem Robert im Rollstuhl durch die Gegend gehetzt bist weil er Geschenke kaufen wollte.Das war bestimmt ein Gaudi,kann ich mir gut vorstellen.Ich glaube Dir das dies gerade wieder in dir hochkommt.Das kenne ich nur zu gut.Aber was hilft es,da müssen wir durch.

Dir lieber Gaertner und allen Leser und Schreiber einen schönen 3.Advent

Tina
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  #3  
Alt 11.12.2005, 19:09
gaertner gaertner ist offline
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Ort: Saarland
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

hallo tina,

"hochgekommen" ist es mir eigentlich dieses wochende. allerdings habe ich mich gleich an meine zeilen erinnert und dann wirklich gelächelt.

wir hatten verwandschaft zu besuch , wo die tochter (geli) seit jahren schon im rolli sitzt. damit sie unten zum flur reinkonnte , haben wir beide flügel der haustür aufgemacht und sie dann rückwärts die drei stufen hochgezogen. da habe ich es tatsächlich fertig gebracht zu sagen , das erinnert mich jetzt wieder an robert, den haben wir auch so hier "reinschleifen" müssen.
und geli und ich haben darüber gelacht.

ich werde versuchen , diese dinge mehr zu beachten , versuchen die positiven seiten abzugewinnen.

andere geschichte .

mein großer sohn hatte heute ein nachholspiel(fußball) . dabei hat sich ein mitspieler am knie sehr stark verletzt. er hat richtig laut schreien müssen vor schmerzen und stabd dann wohl auch unter schock (wegen der schmerzen), las er sich etwas im griff hatte , sagte er immer wieder , so ne sche..., im letzten spiel , am jahresende , hätte bald urlaub , muß das ausgerechnet jetzt sein. ein anderer vater meinte da ganz trocken, sei froh das es im letzten spiel war , da bist du nach der winterpause wieder fit.

der mann hat recht. so sollte man die welt sehen.


wenn es doch immer so einfach wäre ?

danke für die adventsgrüße , ich wünsch erstmal allen einen nicht so aufregenden wochenanfang.


lg gaertner
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  #4  
Alt 14.12.2005, 09:19
Miezmauz Miezmauz ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hi Gaertner,

natürlich sollte man die Dinge positiv sehen denn unser "Leben" geht ja schließlich weiter.Aber an manchen Tagen ist wirklich sauschwer.Ich gebe mir auch alle Mühe die schlechten Gedanken wegzudrängen doch manchmal sind sie halt stärker.

Wenn wir beisammen sitzen kommen auch Gespräche und Anekdoten von unseren Dad ins Spiel und wir müssen oft sehr lachen.Mein Dad war ein Typ,der hat die schärfsten Dinger rausgehauen.Selbst als ich noch Kind war,war er mein bester Kumpel.Wir haben gemeinsam meine Mutter an manchen Tagen zur Weißglut gebracht.Mit ihm konnte man Pferde stehlen.
Es kommen mittlerweile so viele Erinnerungen auf die ich schon fast vergessen hatte.Das ist toll und es macht mir Spass darüber nachzudenken.

Ein neuer Tag bringt neue Gedanken,und dir wünsche ich auch nur schöne Gedanken.
Alles Liebe und herzliche Grüße aus Berlin

Tina
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  #5  
Alt 14.12.2005, 13:36
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo zusammen,

ich kann meine Trauer noch nicht verarbeiten, den Schmerz schon garnicht. Auch wenn jetzt manche meinen, wenn man hier schreibt, ist das schon eine Art der Verarbeitung.
Ich schreibe, weil es mir so schlecht geht und wenn ich fertig bin, wird es mir noch schlechter gehen.
Ich schlafe seit 2 Wochen (meine Frau ist vor genau 2 Wochen um 12:05 zu Hause im Pflegebett eingeschlafen) fast nicht mehr. Ich werde, wenn ich einmal schlafen sollte, wach und sitze senkrecht im Bett. Dann gehe ich ins Wohnzimmer um zu sehen, ob meine Frau noch in ihrem Pflegebett liegt.
Das Bett wurde schon vor einer Woche abgeholt.
Ich grüble und grübel und habe immer wieder ein schlechtes Geissen, ob ich wirklich alles richtig gemacht habe.
Ich habe von Anfang an gewußt, das bei meiner Frau keine Heilung möglich war. Ich habe alles medizinische und alles andere für sie erledigt. Sie hat mich machen lassen und war mit allem Einverstanden. Ich habe ihr, da ich sie seit einem Jahr gepflegt habe, jeden Wunsch versucht zu erfüllen.
Nur das Thema Tod und sterben war für uns tabu. Meine Frau wußte auch nichts von ihrem Zustand, sie wußte natürlich was sie hatte, aber nicht wie schlimm es um sie stand. Sie hat auch nie danach gefragt.

Ich kann auch nichts damit anfangen, wenn man mir sagt, das sie es jetzt bestimmt besser hat. Wer weiß das? Vielleicht hat sie ja immer noch Schmerzen oder es ist endgültig vorbei.

Ich habe mit Gott gerungen, habe gesagt er kann mit mir machen was er will, aber er soll wenigstens meine Frau noch über Weihnachten bei mir lassen.
Das hat den herzlich wenig interessiert.

Der Anblick, als sie ihren letzen Atemzug tat, hat sich in mein Gedächnis eingebrannt. Das werde ich nie vergessen.

Ich werde auch nie vergessen, wie sie mir ihre Arme entgegenstreckte, wenn ich sie vom Toilettenstuhl hochhob und ins Pflegebett legte.

Ich würde am liebsten die Morphiummedikamente zu mir nehmen, damit ich Weihnachten nicht real miterleben muss. Aber nachher ist das zuviel was ich nehme und dann sehe ich meine Frau nie mehr wieder.

LG
Gerhard
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  #6  
Alt 14.12.2005, 13:51
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Lieber Gerhard,

ich denke dein ganzes Fühlen und die Fragen die du dir stellst, das ist ganz normal.

Du sagst, deine Frau hat nie nach ihrem Zustand gefragt. Ich denke sie hat nicht gefragt, weil sie genau wußte wie die Antwort lautete. Aber man versucht es zu verdrängen und hofft, wenn es niemand ausspricht, dann wird es auch nicht wahr. Auch bin ich mir ganz sicher, dass du alles richtig gemacht hast. Du hast eine riesige Belastung mit der Pflege auf dich genommen und ihr somit viel Last abgenommen. Dein Leben hat sich doch nur noch nach ihr gerichtet. Nun ist diese "Aufgabe" weg und du musst die Leere irgendwann langsam mit anderen Dingen ausfüllen.

Das schlimmste in der ganzen Trauer finde ich die Schlaflosigkeit. In einem anderen Thread hier "Besser als Schlaftabletten" oder so ähnlich berichten ein paar Leute darüber, was ihnen geholfen hat. Vielleicht ist da für dich was dabei.

Ich hab neulich gelesen. Man kann es erst Schlafstörungen nennen, wenn es länger als vier Wochen anhält. Das finde ich ehrlich gesagt etwas lange. Nach so langer Zeit ohne erholsamen Schlaf geht man doch schon auf dem Zahnfleisch.

Ich denke auch oft, wenn die Leute sagen, jetzt muss sie nicht mehr leiden, dass sie lieber noch gelitten hätte als von uns getrennt zu sein, aber die Antwort darauf finden wir erst, wenn wir am anderen Ende angekommen sind.

Ich war auch dabei als meine Ma ihren letzten Atemzug tat und sie wurde dann nochmal in der Kapelle aufgebahrt, aber ich hab versucht nicht so intensiv sie anzuschauen. Ich wollte nicht für immer dieses Bild in mein Hirn gebrannt haben. Ich bin ganz froh, dass mir das auch gelungen ist. Ich kann die Bilder zwar abrufen, aber sie sind nicht so im Vordergrund. Vielleicht kannst du (wenn es dich nicht zu sehr schmerzt) die Fotoalben durchgucken und die an die gemeinsamen Urlaube etc erinnern und somit andere Bilder von ihr heraufholen.

Ich weiß, dass dich momentan keine Worte trösten können, dennoch hoffe ich, dass dir das Forum ein kleines bisserl auf deinem Weg unterstützen kann.

Liebe Grüße Wolke
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  #7  
Alt 14.12.2005, 15:02
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GEP GEP ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Liebe Wolke,

danke für die lieben Worte.

Es hat mal irgendwo jemand geschrieben, das der der von uns geht, seine Aufgabe erfüllt hätte. Ich habe ja jetzt auch eine Aufgabe erfüllt, warum werde ich nicht geholt?

Das mit den Bildern ist auch so eine Sache, meine Frau hat es immer verstanden, sich aus Fotos oder Filmen herauszustehlen. Sie wollte einfach nicht fotographiert werden.
Ich habe zufällig vor einiger Zeit mal ein Bild machen können, weil ich ihr mit einer Digikamerazeigen wollte, was sie für rote Wangen hatte. Ich hatte damals gedacht, es wäre irgend eine Reaktion auf ein Medikament. Das Bild ist vom 17.11.05 also 2 Wochen vor ihrem Weggang.
Sonst hätte ich noch nicht mal ein aktuelles Bild von ihr. So war sie, immer zurückhaltend, nirgends auffallen und ja kein aufhebens um sie machen.

Ich weiss, das ich noch aus unseren Urlaubstouren Videos habe, aber die sind von 1993 und jetzt kann ich mir die noch nicht ansehen.

LG
Gerhard
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