Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Allgemeine Themen > Gedenkseite - Place of Memory

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 25.11.2005, 12:05
Elfie Elfie ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 499
Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Liebe Delia,
ich hoffe, dass es Dir einigermassen gut geht. Du hast so lange nicht mehr geschrieben. Ich habe im BSDK-Forum meistens still mitgelesen und
bewundere Dich sehr, wie Du Deinem Heinz die Krankheit und auch den
Abschied erleichtert hast. Ich wünsche Dir und Deiner Tochter Carina weiterhin ganz viel Kraft für Euren weiteren Lebensweg. Liebe weiße Wochenendgrüsse
aus OWL von Elfie
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 27.11.2005, 19:04
Delia1 Delia1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 44
Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Liebe Elfie,

danke für deine lieben Zeilen. Wir sind vor ein paar Tagen wieder aus einem Kurzurlaub in England (haben ja noch die vielen Freimeilen!) zurückgekommen. Wir können es kaum mehr glauben, daß wir am Montag noch in England am Meer spazierengegangen sind und Eis geschleckt haben. Sechs Tage strahlender Sonnenschein und warm war es auch. Erst nach Sonnenuntergang wurde es empfindlich kalt. Und dann landet man und findet Eis und Schnee vor. Wir hatten aber noch Glück, weil es in England ja jetzt auch geschneit hat.

Ich wollte schon lange wieder schreiben und habe es immer wieder vor mir hergeschoben. Langsam aber sicher kommt er näher, der unheilvolle 17.Dezember.
Vor einem Jahr begann an diesem Tag der Anfang vom Ende für meine große Liebe und unsere Familie. Es sollte der erste Urlaubstag für Carina und mich werden. Aber schon am Morgen als mein Mann ohne Aktenkoffer ("Den brauche ich heute nicht") das Haus verließ hatte ich kein gutes Gefühl. Und noch bevor wir zu unserem Tagesausflug aubrechen konnten, rief Heinz an und erzählte, daß er beim Betriebsarzt war und der meinte, er müsse sofort ins Krankenhaus und sich röntgen lassen. Er bat mich daheim zu bleiben. Als ob ich da hätte wegfahren können! Wir waren zu dritt für Stunden im Krankenhaus und es stellte sich heraus, daß er wirklich Gelbsucht hatte (hatte ich seit einer Woche schon gesagt, aber er wollte es nicht glauben!). Als er mir nach Stunden endlich sagen konnte, daß der Arzt meinte, es wäre vielleicht etwas in der Bauchspeicheldrüse, weiß ich noch genau, daß ich einen Schritt zurückwich und meinte: Nein, nein bitte das nicht." Aber ich mußte ihn noch an diesem Tag ins Rechts der Isar bringen und dort lassen, zur genauen Untersuchung.

Uns beiden geht es im Moment gut und schlecht zugleich. Der Urlaub war sehr schön, aber nun beginnt die Zeit (ich denke bis nächsten Mai/Juni) in der man nochmal alles durchleben muß. Erst dann wird es abgeschlossen sein. Wir haben uns entschlossen nochmal kurz nach England zu fahren um am 17. Dezember nicht hier zu sein. Wir hatten Glück und konnten Karten für "Christmas Carol" mit Patrick Stewart (Captain Picard aus Star Trek Raumschiff Enterprise) bekommen. Wir wollten diese Aufführung (er ist so ein phantastischer Shakespeare Darsteller) schon vor Jahren sehen und Heinz meinte immer, wir sollten doch hinfliegen. Leider haben wir nie Karten bekommen. Nun ist es, als wollte er sie uns schenken. Wir hätten eigentlich zwischen Weihnachten und Neujahr fliegen wollen, aber genau für den 17.12. haben wir die besten Karten bekommen (6.Reihe, super!) Wir möchten damit die schreckliche Erinnerung an den 17. in eine gute umwandeln und ich denke, Heinz möchte das auch. Ich weiß, daß er immer bei uns ist und uns hilft wo er kann. Es gab wieder eine wirklich lustige Geschichte, vor dem Abflug in London. Wir hatten natürlich wieder viel zu schweres Handgepäck dabei und freuten uns, daß es beim Einchecken nicht gewogen wurde. Aber als es soweit war, daß wir einstiegen mußten, wurde plötzlich bei allen das Handgepäck gewogen. Carina meinte:"Oh weh, jetzt erwischt es uns wohl!" Aber wie durch ein Wunder, wurde bei dem Mann vor uns plötzlich seitlich ein Band geöffnet und wir durften alle sofort in den Flieger, ohne wiegen. Carina meinte dann:" Ich kann es mir genau vorstellen, die saßen da oben beim Essen, als plötzlich jemand meinte:" Hallo, hallo, ich glaube da unten gibt es Schwierigkeiten!" Und dann wurde uns auch schon geholfen.

Im Urlaub ist es immer etwas leichter, aber zurück in der Wohnung fällt alles wieder über einen her. Man hofft immer noch, daß plötzlich die Tür aufgeht und er steht da. Ich freue mich so für ihn, daß es ihm jetzt gutgeht und er keine Schmerzen und keine Angst mehr vor einem neuen Krebs haben muß, aber dennoch...

Liebe Elfie, ich hoffe dir geht es gut und wünsche dir auch eine schöne Adventszeit.

Liebe Grüße
Delia
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 06.12.2005, 08:36
Delia1 Delia1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 44
Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

seit zwei Tagen bin ich nun etwas neben mir und wußte nicht warum. Nun weiß ich es, leider. Um 8 Uhr hat der Postbote geläutet und das Weihnachtspaket deiner Firma abgegeben. Und da stand ich nun und begann hemmungslos zu weinen. Ich wußte, daß das Paket heute kommt, aber ich dachte es macht mir nichts aus und nun sehe ich, daß das nicht stimmt. All die Jahre bist du morgens los, ohne Aktenkoffer weil das Paket so schwer ist, und wenn du dann abends heimkamst, war auch Carina schon da und wir machten gespannt das Paket auf und sahen all die leckeren Sachen. Du konntest dich so amüsieren über uns, denn du wußtest als Einziger was drin war. Nicht alles, aber das meiste. Wir hatten alle drei so einen Spaß am Auspacken und Anschauen. Und wenn du dann immer lachend gesagt hast: "Aber nicht jetzt schon essen, sondern erst Weihnachten". Dann hast du dich aber doch gefreut, wenn wir schon mal ein paar Kleinigkeiten probiert haben.

Wie du mir doch fehlst! Da sind Tage und alles läuft super und ich denke, wow, so einfach kann das Leben wieder sein. Aber dann schleicht es sich wieder ein, das Gefühl, daß du nun nie mehr kommst und ich dich nun morgens nie mehr in den Arm nehmen kann und an deiner nach Rasierwasser duftenden Backe schmusen kann.
Ich liebe dich wie die letzten 39 Jahre unendlich und nichts auch nicht der Tod kann uns trennen. Aber warum muß er es uns so schwer machen.

Bis bald
Delia
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 14.12.2005, 08:51
Delia1 Delia1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 44
Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

am 10.Dezember 2004 hatten wir unseren letzten unbeschwerten Ausflug.
Wir waren alle drei nach Ulm gefahren auf den Christkindlmarkt. Es war solch ein herrlicher Tag und er hatte dir so viel Spaß gemacht. Wir waren Mittagessen und es hat dir so richtig geschmeckt. Und auf dem Weihnachtsmarkt gab es Mandeln und Kletzenbrot usw. Noch nie waren wir so lange unterwegs. Abends wurde der Münster angestrahlt und sah so richtig zum Fürchten aus. Man konnte sich vorstellen, wie im Mittelalter die Kirchenleute mit Umhängen und Kapuzen herrschten und die armen Leute ehrfürchtig und ängstlich zum Dom aufsahen.

Du warst zu dieser Zeit schon sehr gelb und hast dich standhaft geweigert zum Arzt zu gehen. Bei deiner Krebsuntersuchung kurz vorher war alles in Ordnung gewesen und du hast darauf bestanden, daß es dir prima geht. Wir haben es nicht geglaubt, aber an so etwas Schlimmes hätten wir nie gedacht. Wir haben an diesem Tag zum ersten Mal keinen Photo dabeigehabt und jetzt weiß ich, daß das wohl so sein sollte.
Es gibt nur noch ein Paßfoto aus dieser Zeit und ich bin froh darüber. Nun habe ich dich so in Erinnerung, wie du immer warst, gesund und lustig und voll im Leben stehend.

Dieser Freitag der 10. war unser letzter gemeinsamer Ausflug und schon eine Woche später am Freitag den 17. wurdest du vom Arzt ins Krankenhaus geschickt und alles begann.

Ich liebe dich und freue mich für dich, daß nun all das Elend und die Schmerzen für dich vorbei sind. Du fehlst mir so und ich möchte so gern nochmal umarmt werden und dich küssen. Aber ich freue mich auch über deine Freiheit die du nun hast und du wirst für immer nah bei uns sein.

Delia
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 21.12.2005, 19:52
Delia1 Delia1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 44
Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

nun sind wir also wieder da aus England. Es war wieder so herrliches Wetter. Nur an einem Tag mußten wir die dickeren Pullover tragen, weil der Wind so eisig war aber sonst wieder nur dünne Sachen und den ganzen Tag wolkenloser blauer Himmel. In der Zeitung stand dort ein langer Bericht, warum alles noch grün ist und blüht.

Auch das Theater war fantastisch. Es ist faszinierend, wie ein Mann die Bühne so beherrschen kann und immer zwei Personen gleichzeitig spielt. Das Stück ist nun wirklich nicht leicht und doch waren jede Menge Kinder in der Vorstellung und sie alle waren die zwei Stunden mucksmäuschenstill und gebannt. Nach der Vorstellung waren wir noch am Bühnenausgang und haben uns ein Autogramm geholt. Auch dort, ungeschminckt, konnte man die Fasziniation von Patrick Steward spüren. Er sah einem direkt in die Augen und war für eine Sekunde nur für diesen einen Menschen da. Ich finde es zeigt immer das Interesse und den Respekt vor seinem Publikum, wenn sich der Künstler nach der Aufführung die Zeit nimmt um wirklich jedem ein Autogramm zu geben, der gewartet hat. Es war eine schöne Zeit in England und nun, wie beim letzten Mal, zurück in Kälte und Schnee bereiten wir uns auf Weihnachten vor.

RÜCKBLICK auf 2004

Der 17. Dezember sollte eigentlich der erste Urlaubstag von Carina und mir sein. Wir wollten nach Bad Tölz fahren. Du warst schon seit über einer Woche ziemlich gelb im Gesicht und den Augen. Aber du wolltest nicht zum Arzt gehen, denn schließlich warst du ja erst bei der Krebsnachsorgeuntersuchung und alles war OK. Als du am morgen ohne Aktenkoffer das Haus verlassen hattest, habe ich mich gewundert, aber du meintest nur: "Den brauche ich heute nicht." Gerade als wir aufbrechen wollten hast du angerufen und mir erzählt, daß du beim Betriebsarzt warst und der gemeint hat, du müßtest sofort ins Krankenhaus wegen der Gelbsucht und dich untersuchen lassen. Du hast mich gebeten nicht wegzufahren und da wußte ich, daß du schreckliche Angst hast. Normalerweise hättest du uns fahren lassen, weil du uns den schönen Tag gegönnt hättest und wärest allein zum Arzt gegangen. Aber du hattest schon so eine Ahnung, daß es dir nicht so gut geht. Später hast du mir erzählt, daß schon seit Tagen dein Urin so komisch aussah und dann noch die gelbe Farbe. Wir sind dann ins Krankenhaus und waren von 10 Uhr bis 14 Uhr dort. Wir sind von einer Untersuchung zur nächsten und dann das Warten. Man sitzt dort und wartet auf ein Wunder, man hofft auf eine gute Nachricht und wird doch vertröstet. Und dann kamst du zum letzten mal aus dem Zimmer und meintest, es wäre vielleicht was auf der Bauchspeicheldrüse und du müßtest ins Rechts der Isar zur genauen Untersuchung. Ich war so erschrocken, wich einen Schritt zurück und stammelte: " Nein, das bitte nicht." Wir haben zuhause die Tasche gepackt und sind los. Während du in der Notaufnahme warst, habe ich draußen gewartet. Diese schreckliche Zeit, wenn man da sitzt und wartet und sich die schrecklichsten und auch wieder hoffnungsvollsten Gedanken macht. Du kamst heraus und meintest, ich solle nachhause gehen, weil du dableiben müßtest und erst morgen auf die Station kommen würdest. Ich bin nachhause und mit Carina noch einige Stunden bei uns gesessen und wir haben geredet und geweint.

18. Dezember. Als ich dich besuchen kam, hattest du schon deine Endoskopie bekommen und warst bester Dinge. Der Stent den du bekommen hast, sollte die Galle abfließen lassen und du solltest endlich deine gelbe Farbe verlieren. Du bist dauernd rumgelaufen und mit mir zum Essen ins Restaurant. Dann kam die Ärztin und meinte, daß man bei der Untersuchung nichts gesehen hätte und sie würde am Montag wiederholt.

20. Dezember. Gottseidank hat die Sonographie geklappt und es mußte nicht die Leber punktiert werden. Aber leider hat man gesehen, daß der Tumor schon auf den Gallengang drückt und deine Blutwerte sehr schlecht sind. Ich hatte solche Angst um dich.

21. Dezember. Man hat dir versprochen, daß du über Weihnachten heim gehen kannst und erst am 27. wieder rein mußt. Du hast dich so gefreut und wir uns auch.

Nun ist das alles schon ein Jahr her und ich kann es kaum glauben, es scheint erst gestern gewesen zu sein.

Ich liebe dich
Delia
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 22.12.2005, 20:13
Delia1 Delia1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 44
Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

als ich heute wieder weinen mußte meinte unsere Tochter, ich solle mich doch freuen, denn endlich hättest du dir den langen Urlaub genommen, der dir zusteht. Du könntest dich nun erholen und es dir gut gehen lassen. Sie hat ja recht, aber es schmerzt trotzdem so unendlich.

RÜCKBLICK auf 2004:

22. Dezember. Du mußtest am Vormittag zur Computertomographie und bist dabei umgefallen. Man hatte dich aus dem Bett zu schnell aufstehen lassen und du mußtest dann nach unten laufen und die Flüssigkeit trinken und dabei wurde dir schwarz vor Augen. Als du mir das erzählt hast bin ich wieder ganz schön erschrocken, weil dir so etwas ja noch nie passiert war. Am Nachmittag wurde dann auch noch eine Kernspintomographie gemacht und wir warteten voll Ungeduld auf das Ergebnis.
Als ich wieder einmal allein mit der U-Bahn nachhause fuhr, war ich fest der Ansicht, du würdest es auch diesmal schaffen.

Delia
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 08.05.2008, 06:50
Delia1 Delia1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 44
Standard AW: Die Liebe meines Lebens

08. Mai 2008

Mein lieber Schatz,

nun sind also 3 Jahre vergangen, seit du uns verlassen musstest. Diese Zeit erscheint oft ewig lange und dann wieder wie gestern. Noch immer kann man nicht verstehen, wie so plötzlich ein gemeinsames Leben vorbei sein kann und ein Glied in der Kette fehlt.

Ich hatte im April, an deinem Geburtstag einen Moment, in dem ich dich wieder vor mir sah, im Bett liegend. Wir haben uns angesehen und plötzlich wurde es uns beiden bewusst, daß du bald nicht mehr da bist. Ich sah den Schmerz und die Verzweiflung in deinen Augen und du in meinen und wir begannen beide zu weinen. Ich denke dieser Moment ist für einen nicht Betroffenen nicht vorstellbar, denn es ist ein Albtraum, der Supergau, etwas, das man sich nicht mal in seinen schlimmsten Träumen vorstellen könnte. Früher war da noch die Zuversicht, daß er es schaffen wird. Dann die Hoffnung und zuletzt die Gewissheit, daß man miterleben muss wie der geliebte Mensch sterben muss. Und noch schlimmer als die Gewissheit für einen selbst, ist es zu wissen, daß auch er es weiß und Tag für Tag, Stunde für Stunde, jede Minute und Sekunde mit seiner eigenen Verzweiflung allein ist. Man kann für ihn da sein und ihm helfen, aber dort drinnen in sich selbst ist man so allein und einsam, hilflos und verzweifelt und auch schrecklich zornig. Jeder für sich.

Nach diesem Erlebnis, war wieder alles wie früher. Wir beide hatten Hoffnung und auch wieder nicht. Aber du hattest es schon einmal geschafft, warum nicht wieder? Auch du hast bis zum letzten Moment nicht aufgegeben.

Diese Momente und noch viele andere werde ich niemals vergessen und leider kommen sie mir noch viel zu oft in den Sinn. Aber immer wenn ich denke die negativen Gedanken überschwemmen mich, sehe ich dich wie du den Kopf schüttelst und meinst: „Jetzt reichts aber wieder, mir geht es hier super und ich möchte, daß ihr zwei fröhlich seid und euer Leben genießt.“ Ich bin wirklich dankbar dafür, daß ich noch oft das Gefühl habe, du bist da und freust dich über uns.

Vor einiger Zeit habe ich nachts um dich geweint und dich gefragt, ob du auch um uns weinst und da begann es zu regnen. Der Regen tropfte erst langsam aufs Dach, dann etwas heftiger und plötzlich war es vorbei. Ja, so geht es mir auch. Ich werde wunderbar mit allem fertig, doch manchmal überkommt es mich immer noch und die Tränen fliesen.

Seit letztem Jahr ist es nun etwas leichter und ich bin wieder glücklicher und lache mehr. Ich habe dich 39 Jahre lang lieben dürfen und unser Leben war so glücklich, daß ich nun mit keinen anderen Mann mehr leben möchte. Ich habe so viele schöne Erinnerungen, daß die noch für ein weiteres Leben reichen würden. Ich freue mich nun wieder an meinem Leben und gehe sehr oft mit Carina oder meiner Freundin fort und habe viel Spaß und weiß, daß dir das auch gefällt. Jetzt ist wieder die American Football Saison angegangen und wenn ich zu einem Spiel gehe, besuche ich dich vorher auf dem Friedhof, sind ja nur ein paar Schritte neben dem Stadion. Ich weiß, daß dir das Spaß macht so nah beim Geschehen zu sein, hatten wir doch 25 Jahre unsere Freude beim Verein.

Das Leben geht weiter und es macht langsam wieder Spaß. Aber für deine Tochter und mich vergeht kein Tag, an dem wir nicht über dich reden und wir lieben dich für immer.

Deine Frau

P.S:
Ich kann allen Betroffenen nur raten, sich Zeit zum Trauern zu lassen. Es braucht seine Zeit und manchmal glaubt man, man wird diese Gedanken an die schlimmen Momente nie mehr los. Jeder wird eine Möglichkeit für sich entdecken, wie er mit diesem Verlust umgehen lernt. Manche verzweifeln total, während andere sich bald auf einen neuen Partner stützen. Ich lebe nun zum ersten Mal in meinem Leben allein. Zuerst lebte ich mit meinen Eltern zusammen und dann mit meinen Mann und nun allein. Als mein Mann im Sterben lag und ich durch unsere Wohnung ging, wußte ich, daß ich bald allein darin leben muss. Aber als ich am 8. Mai 2005 vom Krankenhaus nach Hause kam und wußte er kommt nie wieder zurück, da war es als würde mich eine Welle überrollen. Ich stand im Flur und sah ihn vor mir und wußte er kommt nie mehr zurück und da fühlte ich sie zum ersten Mal, die Einsamkeit der Wohnung. Noch nie in meinem Leben hatte ich so ein Gefühl der Leere und Verlassenheit. Aber es gab noch viele andere Momente der Verzweiflung.

Jeden Morgen zur Todesstunde lief alles wieder wie ein Film vor mir ab und ich konnte nicht mehr schlafen. Ich habe geglaubt ich werde das nie mehr vergessen können. Aber plötzlich vor einigen Monaten bin ich später aufgewacht und wußte es ist vorbei. Ich habe mich wie befreit gefühlt und seither schlafe ich durch und habe, wenn ich an diese Momente denke, das Gefühl es ist schon lange her. Und seither kann ich mein Leben wieder genießen und mit dem Verlust anders umgehen. Erst jetzt beginnt mein neues Leben richtig. Ich habe hier im Forum viel Hilfe und Trost bei den zwei Krebserkrankungen meines Mannes erleben dürfen. Man darf nichts forcieren, man muss den Gefühlen ihren natürlichen Lauf lassen. Bei manchen geht es schneller und andere brauchen länger. Aber eines Tages beginnt dann das neue Leben und man freut sich wieder auf jeden neuen Tag. Mein Glück ist, daß ich so viele Hobbys habe, die mich glücklich und zufrieden machen und eine Tochter, die für mich da ist und eine Freundin mit der ich reden kann und viele Bekannte vom Footballverein, der Arbeit meines Mannes und der Nachbarschaft die mich verstehen und mich ablenken.

Lasst euch Zeit und wartet auf das Neue und Andere, aber seid euch sicher, dort „drüben“ sind alle glücklich und wollen, daß es euch gut geht. Beginnt ein neues Leben ohne Sie oder ihn, aber seid sicher er oder sie wird weiterhin bei euch sein und wollen, daß ihr euer Leben genießt.

Ich hoffe ihr alle findet euren Weg.

Delia
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 24.12.2005, 06:21
Delia1 Delia1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 44
Standard AW: Die Liebe meines Lebens

Mein lieber Schatz,

nun ist es also soweit, das erste Weihnachten ohne dich. Du hattest immer so liebevoll unsere Geschenke verpackt und die edlen Tropfen in Nuss, die wir immer dazubekamen und die so lecker geschmeckt haben. Wir werden dieses Jahr auf sie verzichten, wie wir leider auch auf dich verzichten müssen. Du fehlst so! Aber ich weiß, du hast nun deinen inneren Frieden und deine Gesundheit zurück und kannst sicher wieder deine langen Spaziergänge machen und ich verspreche dir, wir werden nicht so viel weinen, sondern lachen und endlich mal unsere Spiele machen, die wir alle angesammelt haben. Du wirst immer bei uns sein.

Ich wünsche dir ein wunderschönes Weihnachtsfest, dort wo du jetzt bist und sag auch dem Rest der Familie alles Liebe.

Delia


RÜCKBLICK auf 2004:

23. Dezember. Heute waren die Ergebnisse da und dir wurde gesagt, daß du ein Pankreaskopfkarzinom hast mit Ummantelung der wichtigsten Venen und daß deshalb nicht mehr operiert werden kann. Wir waren alle total fertig. Ein Tag vor Weihnachten und dann diese Nachricht. Als wir ins Krankenhaus kamen, warst du schon beim Packen und konntest mit uns nachhause gehen. Herrlich, daß du erst wieder in drei Tagen rein mußt, nun freuen wir uns alle, daß wir drei Tage kein Krankenhaus sehen müssen. Du warst ziemlich fertig, aber es gelang mir, obwohl ich auch fast am Ende war, dich wieder aufzubauen. Ich habe dir erzählt, daß du es wieder schaffen wirst, auch wenn du den Rest deines Lebens nun mit diesem Krebs zusammen verbringen mußt. Aber du wirst es schaffen. Es ging dir gesundheitlich noch so gut, daß du wohl auch daran glauben konntest. Mir ging es leider nicht so gut. Durch meine panische Angst hatte ich in der Nacht einen Atemaussetzer und dachte ich müsse Ersticken. Mein Asthma meldet sich langsam wieder zurück.

24. Dezember. Mittags und abends haben wir alle drei zusammen gegessen und Carina war auch die ganze Zeit da und wir haben sehr viel geredet und trotz der schlimmen Nachricht auch eine Menge Spaß gehabt. Du hattest deinen Humor wieder gefunden und wir waren alle sehr glücklich. Du hast gemeint, du müßtest dich wohl jetzt noch mehr umstellen und noch gesünder leben. Aber du wolltest dich mit deinem "Untermieter" arrangieren, wenn es nicht gelingen sollte ihm zu kündigen. Trotz allem hatten wir ein wunderschönes Fest und wir drei halten mehr denn je zusammen. Leider hatte ich in der Nacht wieder einen Anfall. Bin nur froh, daß du es nicht mitbekommst. Es war trotz allem ein sehr schöner Tag und auch ohne all die übliche Weihnachtshektik. Das war alles nicht wichtig. War halt mal nicht so gut geputzt, Hauptsache der Baum war geschmückt und du warst bei uns.
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 13:08 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55