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Alt 14.10.2002, 01:37
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Standard Behandlung von Lebermetastasen

Hallo,

gerne möchte ich meine Erfahrungen hier weitergeben zu folgendem Sachverhalt.
Bei meiner Mutter wurde Ende Juli 2002 eine Kolonresektion nach (per Darmspiegelung in der Vorsoge) diagnostiziertem Kolonkarzinom in einem regionalen Krankenhaus vorgenommen.
4 Wochen nach der erfolgreichen OP wurden bei einer Kontroll-CT 3-4 Metastasen in der Leber festgestellt. Allesamt auf der hinteren rechten Leberseite. Bis 3-4cm in der Größe.
Das war natürlich ein Schock. Ging man nach der erfolgten Darmkrebsoperation doch davon aus, das damit alles geschafft sei.

Im Krankenhaus sagte man, dass es sehr kompliziert sei, die Leber zu operieren, da eine Läsion direkt an der Pfortader sitzen würde. -> Das war's dann.

Daraufhin gingen wir an eine Uni-Klinik mit Tumor-Zentrum. Dort machte man uns viele Vorschläge, an Studien teilnehmen zu können, konnte uns aber aufgrund des CT-Befundes keine konkrete Empfehlung zu einer Entscheidung geben. Man sagte uns noch, dass, wenn während der OP sich weitere Befunde an der Leber zeigen würden, man man die OP abbrechen würde um dann zu überlegen, wie es weiter gehen soll. Wenn überhaupt. -> wenig Hoffnung.

Nun machte ich mich ans Werk und recherierte viele Tage und Nächte intensivst zu dem Thema Leberkrebs-Therapie. Natürlich stieß ich auf diverse Chemos mit 5FU/Fa, Oxaliplatin, etc..., Kryochirugie , Hyperthermie, aber auch exotische Therapien, wie die BNCT (Bohr-Neutron-Capture-Therapy) liefen mir über den Weg.

Um es kurz zu machen: gegen Ende meiner Recherche deutete alles darauf hin, dass die wichtigste Entscheidung die nach einem geeigneten Operateur für die Leber ist. Denn zum einen wird die Frage, ob die Metastasen operabel sind von Klinik zu Klinik anders beantwortet und zum anderen der Ausgang der Leber-OP __DER__ Scheideweg für weitere kombinatorische Therapien ("adjuvante" Therapien).
Meine Nachforschungen führten mich nach Berlin in die ehemalige Virchow-Klinik, die nun Charitee Campus Virchow-Klinikum (Charitee CVK) heißt, zum dortigen Direktor der Klinik für Allgemein, Viszeral und Transplantationschirurgie (http://www.charite.de/avt/), Prof. Neuhaus. Dieser und sein Team gehört in Europa zu den besten und erfahrensten Leberoperateuren. Jede/r in der "Bundesliga" spielende Fachmann/frau - selbst aus dem europäischen Ausland - bestätigte dies.

Nach 2 Tagen des Telefonierens und diversen Briefen und Faxen hatte Prof. Neuhaus sich meiner Mutter angenommen. 3 Tage später war der OP-Termin und der Chef selbst am Messer. Jeder seiner Team-Mitglieder wäre uns auch recht gewesen.
Am Tage vor der OP (Sonntag!) war die Aufnahme und CT mit MRT ("Kernspin"). Dort stellte man 6 Metastasen fest. 5 auf dem rechten und eine auf der dem linken Leberlappen.
Die rechte Leberhälfte wurde komplett entfernt (Hemihepektomie) und die Metastase auf der linken Seite herausgeschnitten.
Die Operation verlief äußerst zufriedenstellend.
Tage nach der OP hatte man den histologischen Befund. Danach wurde von weiteren Therapien - insbesondere Chemo - abgeraten. Diese solle man sich besser "aufsparen", bis man sie wirklich benötige und nicht einfach um Dunklen herumstochern.

Mein Eindruck ist nach dem Erlebten nun folgender:
Zunächst ist jeder Krebsfall verschieden und man kann nicht von einem Fall auf den anderen zwangsweise schließen.
Es war ein Fehler, in einem Regionalkrankenhaus direkt eine Darm-OP durchführen zu lassen, ohne vorher auf Metastasen in Leber (70-75% Wahrscheinlichkeit), Lunge (15% Wahrscheinlichkeit) und Zwerchfell/Eingeweide per CT *UND* MRT zu untersuchen. Aber das ist wohl bei einem Kassenpatienten von machen niedergelassenen Internisten oder einem Kreiskrankenhaus zuviel verlangt .
Die Lebermetastasen waeren zeitgleich mit dem Primärtumor im Darm operabel gewesen - jedoch nur von einem erfahrenen Top-Operateur. Nicht in einem Kreiskrankenhaus.
Man hätte so wertvolle Zeit gewonnen, um etwaige Streuung des Krebses zu reduzieren.

Deshalb mein dringender Rat an alle:
Wenn es sich um essentielle Erkrankungen handelt (und Leberkrebs ist eine solche), dann sollte man sich nicht mit der Kreisklasse begnügen, sondern sich um die Champions-League bemühen. Die Mühe des Suchens und Recherchierens zahlt sich aus.
Das ist natürlich nicht sehr einfach, wenn man die ganze (ländliche) Familie davon überzeugen muss, in eine gut 500km entfernte Metropole für einige Wochen (2 Woche können es schon werden) zu gehen, denn man hört dann immer wieder: "Ei die in ... können doch auch operieren" oder "Die kochen doch alle nur mit Wasser". Können und tun sie zweifellos, so wie ich mich auch bei der Fußball-WM beim Endspiel in das Tor hätte stellen können. Und darumm geht es hier. Wenn es eine 08/15-OP gewesen wäre, dann hätte ich mir auch nicht viele Gedanken darum gemacht. Aber hier konnte intra-operativ einfach zuviel passieren und wichtige Entscheidungen vom Operateur verlangt werden. Ob ich im Tor der National-Elf in einer Grenzsituation die richtige Entscheidung oder Reaktion hervorgebracht hätte, ist ja wohl auch zu bezweifeln. Volker.Tries@web.de
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