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  #1  
Alt 22.06.2017, 19:06
TaraN TaraN ist offline
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Registriert seit: 14.06.2017
Beiträge: 6
Standard AW: Mein Vater ist am Sterben, Sorge um den Rest der Familie und Zukunft

Hallo ihr Lieben!

Ich wollte mich, trotz hartnäckiger Erkältung, mal wieder zu Wort melden und von den letzten Ereignissen berichten.

Meinem Vater geht es leider weiterhin von Tag zu Tag schlechter. Die Chemotherapie haben wir verschoben und ich nehme an, sie wird auch gar nicht mehr stattfinden. Unser Palliativarzt hat die Situation passend folgendermaßen beschrieben "Beim Krebs in diesem Stadium geht man nicht mehr davon aus, dass es besser wird, wie man es sonst bei kleineren Krankheiten gewohnt ist, sondern, dass man das Schlechte etwas besser macht." So ist es leider auch. Mein Vater ist beispielsweise von morgens bis nachmittags gar nicht mehr ansprechbar und reagiert kaum auf unsere Versuche Kontakt aufzunehmen.

Unsere zuständige Palliativschwester hat zudem auch mit meiner Mutter gesprochen und ihr mitgeteilt, dass wir uns so langsam auf einen bevorstehenden Abschied vorbereiten sollen. Meine Mutter hat mich danach völlig am Boden zerstört auf der Arbeit angerufen, sodass ich meine Sachen gepackt habe und wieder für eine Weile zurück ins Elternhaus bin. Irgendwie nehme ich diese ganzen Extremsituationen, und dass sind sie tatsächlich, gar nicht mehr wahr.

Nach 7 Monaten Kampf bin ich schon abgebrüht. Seit langem setzte ich mich mit der Thematik eines bevorstehenden Todes auseinander und es befällt mich nicht aus heiterem Himmel. Trotzdem ist es nicht leicht diese Trauer und Hoffnungslosigkeit Tag ein, Tag aus mitzuerleben. Ich sehne mich extrem nach einem normalen Leben. Ein Leben wo ich auch mal langfristig etwas planen kann wie beispielsweise einen Kurzurlaub. Alles, was um meinen Vater geschieht ist jedoch so dringlich. Natürlich möchte ich jedoch bei ihm sein. Es wäre noch schlimmer für mich in seinen letzten Momenten mit uns nicht da zu sein. Wie ich das mit meinen "Alltag" vereinbare, muss ich nun herausfinden und Situation wie sie gerade ist, muss ich so hinnehmen.

Irgendwann wird der Zeitpunkt schon kommen, an dem man wieder Anfangen kann zu Leben. Außerdem bin ich durch diese Erfahrung viel Stärker und Dankbarer für die "kleinen Dinge" wie z.B. ein Abendessen mit Freunden geworden. Ich wünschte jedoch, diese Erfahrung müsste nicht in diesem Kontext entstehen.

Ich drücke euch fest
Eure TaraN
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  #2  
Alt 23.06.2017, 02:50
lotol lotol ist offline
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Registriert seit: 10.04.2016
Beiträge: 716
Standard AW: Mein Vater ist am Sterben, Sorge um den Rest der Familie und Zukunft

Liebe TaraN,

Zitat:
...Trotzdem ist es nicht leicht diese Trauer und Hoffnungslosigkeit Tag ein, Tag aus mitzuerleben. Ich sehne mich extrem nach einem normalen Leben. Ein Leben wo ich auch mal langfristig etwas planen kann wie beispielsweise einen Kurzurlaub. Alles, was um meinen Vater geschieht ist jedoch so dringlich. Natürlich möchte ich jedoch bei ihm sein. Es wäre noch schlimmer für mich in seinen letzten Momenten mit uns nicht da zu sein. Wie ich das mit meinen "Alltag" vereinbare, muss ich nun herausfinden und Situation wie sie gerade ist, muss ich so hinnehmen.
Denke, Du handhabst das schon richtig und wirst es auch so hinbekommen, daß Du Deinen Eltern derzeit vermehrt beistehen kannst, was sie auch benötigen.
Dein "normales" Leben dabei "zurückzustellen" liegt sicher nicht im Interesse Deiner Eltern.

Ein wenig derzeitige Einschränkung zu ihren Gunsten - das ja.
Kannst ja auch später noch Kurzurlaube rauf und runter machen - wahrscheinlich auch unbelasteter.

Ansonsten gehört zu einem "normalen" Leben auch der Tod dazu.
Memento mori! ist ein Imperativ:
(Sei dessen eingedenk, daß Du sterben mußt.
Nur zwei Worte im Lateinischen.)

In jungen Jahren interessiert das jeden herzlich wenig, und später gewöhnt man sich halt allmählich daran.

Denke, für Deine Eltern ist die Situation aber ungleich schlimmer, weil ein Elternteil hernach alleine dasteht.
"Beraubt" seines geliebten Lebensgefährten.
Kein Wunder, daß Deine Mutter deshalb "am Boden zerstört" ist.

Widme Dich derzeit beiden Eltern so gut es Dir möglich ist.
Und bitte v.a. nach dem Tod Deines Vaters Deiner Mutter.
Denn sie fällt wahrscheinlich unausweichlich in ein "tiefes Loch".
Aus dem Du ihr sicher "heraushelfen" kannst.

Nicht nur Du erlebst das alles, wie "durch einen Schleier", sondern auch Deine Mutter, während Dein Vater (vermutlich) längst die Realität akzeptiert hat.

Die unbarmherzige Realität des endgültigen Verlustes bei Hinterbliebenen stellt sich meistens erst mit "voller Wucht" nach dem ganzen "Beerdigungs-Trara" ein.
Und genau dann braucht Deine Mutter Deinen intensiven Beistand.

Ich wünsche Dir viel Kraft und drücke Dich auch.
Im "Schongang", damit Dir nicht die "Luft wegbleibt".


Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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Stichworte
angehörige krebspatienten, berufsleben, chemo ausfallen, magenkrebs, sorgen


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