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  #1  
Alt 19.08.2016, 02:05
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Martina2015 Martina2015 ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Habe ich schon erwähnt, dass ich über die ziemlich mangelnde Unterstützung durch meine fast 39 Jahre alte Tochter, die nicht arbeiten geht, ziemlich enttäuscht bin ? Immer wieder schiebt sie irgendetwas vor und kommt so ca. alle 2 bis 3 Monate mal, wenn wir eine Woche in Urlaub sind. Dann macht sie sehr viel, kümmert sich um Haus und Hund. Aber sobald wir wieder da sind, sucht sie das Weite, mehr als 2 Tage bleibt sie dann nicht.

Vom Verstand her glaube ich, sie ist der Situation nicht gewachsen und hat massive Verlustängste. Sie kann nicht die Verantwortung tragen für ihren Papa. Jetzt, wo ich sie konkret gefragt habe, ob sie in den 5 Tagen/4 Nächten kommen kann, wenn ich auf Lehrgang gehe, schiebt sie Ausreden vor. Mal muss sie erstmal ihren Mann fragen, mal bewirbt sie sich ums Praktikum, was längst hätte passieren müssen. Nun ja. Sie meinte ja auch, ich müßte ja nicht den Lehrgang mit Übernachtung machen, ist ja nicht so weit weg. --- Aber auch das ist immens wichtig bei dem Lehrgang, es sind wenige Teilnehmer und die abendlichen Unterhaltungen werden sehr hilfreich sein. Ich erhoffe mir auch eine kleine Auszeit vom Krebs. Das versteht meine Tochter wohl nicht....
Bin gerade etwas frustriert. Danke fürs zuhören/mitlesen.
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  #2  
Alt 19.08.2016, 11:52
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Karin21 Karin21 ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Liebe Martina

Kann verstehen das Dich das sehr enttaeuscht .

Hast Du ihr das mal so direkt gesagt wie Du es hier schreibst? Vielleicht sieht die nicht wie enttaeuschend das für Dich sein muss.

Oder sie hat Angst vor der Verantwortung wenn sie mit Ihm alleine ist und etwas passieren sollte dem sie nicht gewachsen ist. Vielleicht kannst Du ihr diese Angst nehmen indem Du sagst das Du sofort da bist wenn etwas sein sollte?

Sag jetzt bitte nicht den Lehrgang ab . Der ist gut für Dich.

Bei mir ist's genau umgekehrt. Seine Tochter und Sohn wollen unbedingt helfen und mein Mann lässt es nicht zu.

LG ... drück Dich
Karin
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  #3  
Alt 19.08.2016, 12:30
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Hallo Martina,

wie ist denn das allgemeine Verhältnis zwischen deiner Tochter und ihrem Vater? Mich hat dein Text sofort sehr angetriggert, muss ich zugeben, da ich mir schon oft mal die Frage gestellt habe, wie ich mit meinem Vater im (ernsthaften) Krankheitsfall umgehen würde.
Ich fühle mich immer ganz komisch, wenn ich all die liebevollen Worte lese, die "Kinder" hier für ihre Väter, allgemein Eltern, haben, die schwer krebskrank und auf ihrem letzten Weg sind.
Ich habe kein Verhältnis zu meinem Vater, kein inniges, kein positives, eigentlich überhaupt keins. Kalt und gefühllos würde es am ehesten treffen. Ich weiß auch, dass er sich einen Sohn wünschte und keine Tochter und das lässt er mich seit meiner Geburt (dort war er nicht mal im KH, was mir meine Oma mal erzählte) auch spüren lässt. Er bevorzugt meinen Bruder und geht mit ihm ganz anders um, wenn auch unterkühlt, das ist einfach seine Art.
Ich würde mit Sicherheit auch nicht einfach alles vergeben, vergessen und zum aufopferungsvoll sorgenden Kind werden, sollte er irgendwann sehr krank und auf Hilfe angewiesen sein. Wie man sein Leben lebt, wie mit anderen umgeht, speziell auch den eigenen Kindern, das hat eben auch seine Konsequenzen. Gute und schlechte.

Wenn ich da jetzt bei euch ganz komplett in die falsche Richtung denke, sorry!
Eine andere Frage drängt sich mir auch noch auf: Wie geht es deiner Tochter so allgemein, ist sie zufrieden mit ihrem Leben, glücklich?

Ist sie selbst nicht allzu stabil in psychischer Hinsicht, kann es eine enorme Überforderung sein, sich auch noch um andere zu kümmern, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen. Da spreche ich auch aus eigener Erfahrung....
Man möchte gerne, es geht aber nicht. Ich ordne das auch als Selbstschutz ein, bzw hab mir das auch mit meiner Therapeutin erarbeitet. Ich darf so fühlen, ich muss nicht einfach funktionieren, wie es gesellschaftlich allgemein als Norm betrachtet wird.

Ich bekam da auch schon Vorwürfe in der Art von meiner Mutter, ich sei zu egoistisch, wobei es eher eine Klage war, dass Eltern immer mehr für ihre (auch erwachsenen) Kinder tun als umgekehrt. Das tat mir sehr weh.
Es geht dabei nicht einfach nur um "keinen Bock, sich zu kümmern", da steckt so viel mehr dahinter, warum das manchmal einfach nicht möglich ist.

Du wirkst auf mich so reflektiert und nachdenklich - sprich doch einfach mal ganz offen mit deiner Tochter über deine Gefühle und Empfindungen. Seit meine Mutter das immer öfter mit mir macht (sie ist auch eher der nie-über-Gefühle-Sprecher gewesen, immer schon), hat sich unser Verhältnis unsagbar verbessert. ich hätte das nie für möglich gehalten.
Vieles, wofür ich sie früher leicht mal verurteilt habe, verstehe ich viel besser, seit ich weiß, was in ihr so vorgeht, ihren Blickwinkel und ihre Perspektive einnehmen kann.
Konflikte sind auch nicht mehr so bedrohlich, nachhaltig... oft lassen sie sich einfach durch Reden und Zuhören auflösen. Bei ihr kann ich mir auch inzwischen vorstellen, mich um sie intensiv zu kümmern, sollte es dann mal soweit sein. Sie ist ja auch krebskrank, aber momentan recht stabil und fit.

Geändert von p53 (19.08.2016 um 12:34 Uhr)
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  #4  
Alt 19.08.2016, 17:53
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Hallo Martina,

so ganz spontan würde ich auch schätzen, dass deine Tochter einfach Angst hat. Große Angst.

Davor, dass mit ihrem Vater was passieren könnte, wenn du nicht da bist.
Angst davor, selbst einen gewissen inneren Druck aushalten zu müssen, wenn sie die Tage bei ihm ist.
Angst davor, die eigenen Gefühle vielleicht nicht so richtig unter Kontrolle zu haben und vielleicht gar die Fassung zu verlieren...

Aber eigentlich nutzt alles Spekulieren nichts, es wäre am besten, wenn du offen mit ihr redest. Dass sie einfach keine Lust hat, ihre Mutter und ihren Vater zu unterstützen, glaube ich eher nicht.

Viel Glück!

LG Monika
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  #5  
Alt 22.08.2016, 22:35
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Martina2015 Martina2015 ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Ihr Lieben,

es hilft mir sehr, eure Sichtweise zu sehen. Ich glaube auch nicht, dass sie keine Lust hat, eher Angst vor der Verantwortung.

Liebe p53, Dein Beitrag hat mich sehr nachdenklich gemacht. Mein Mann ist kein einfacher Typ, war er schon immer, nicht Mainstream. Er hat sich jedenfalls alle Mühe gegeben, ein guter Vater zu sein und er liebt sie sehr. Das weiß sie auch und sie hängt auch an ihm.

Unsere Tochter andererseits hat es tw. auch nicht so leicht gehabt. Sie gibt ihr bestes für ihre kleine Familie mit 2 Kindern, Mann und mehreren Katzen

Meine Mutter, die jetzt schon wieder mit dem Notarzt ins Krankenhaus befördert wurde wg. Herzrhythmusstörungen, hat mir auch ordentlich bescheid gesagt Sie meint, ich könnte nicht verlangen, dass die Tochter so oft für eine Woche kommt, sie hat selbst Familie...... Schön, wenn man auch mal andere Sichtweisen sieht.

Meine Mutter ist heute wieder aus dem Krankenhaus gekommen. Das Wochenende war mit Krankenhausbesuch, Steuererklärung usw. völlig ausgefüllt. Ich habe das Gefühl, alles ist wichtig, nur ich nicht....

Die Tochter hatte mir Freitagabend per whatsapp etwas geschrieben, was mich eine schlaflose acht gekostete hat. Ich will nun nicht mehr, dass sie kommt, soll ja nicht gezwungen sein.

Am kommenden Freitag kommen die Malteser und richten den Hausnotruf ein. Weiter haben wir ein Netzwerk für den Fall, dass ich nicht da bin, meinem Mann etwas passiert und der Hund versorgt werden muss. Eine Freundin, die ihn von Welpe an kennt, wohnt nicht weit und würde mit ihm spazieren gehen. Ein anderer Freund würde ihn zu sich nehmen, auch über Nacht, er kann aber nicht mit ihm spazieren, weil er nicht so stabil auf den Beinen ist. Haustürschlüssel haben wir nachmachen lassen und werden wir entsprechend verteilen. So kann ich einigermassen beruhigt zum Vollzeitlehrgang gehen.

Meine Eltern bekommen eine Haushaltshilfe, die stellt sich diese Woche bei ihnen vor. Somit habe ich da auch eine Last weniger.

Liebe Grüße und danke für den tollen Gedankenaustausch, das hilft mir sehr
Martina

(die Steuererklärung habe ich wie vereinbart fertig gekriegt !)
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  #6  
Alt 23.08.2016, 00:14
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Karin21 Karin21 ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Liebe Martina

Es freut mich das eine Lösung gefunden wurde die für alle Parteien zufriedenstellend ist . Allerdings denke ich das Du dringend mit Deinem Mann noch einmal über die Verhinderungspflege sprechen solltest vor allem wenn er mitbekommen hat was für ein Gefühlschaos aus der Situation entstanden ist.

Ich weiss aber auch (mittlerweile aus eigener Erfahrung) das das schwer ist und manchr Themen gar nicht mehr gehen .

Sei gedrückt und geniesse den Lehrgang.

LG Karin
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  #7  
Alt 24.08.2016, 11:42
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Liebe Karin,

ich habe ihm gesagt, dass eine Verhinderungspflege einmal nötig werden kann, wenn ich z.B. mal ins Krankenhaus muss und sein Zustand nicht mehr so stabil sein sollte, wie jetzt. Das will er garnicht hören, er betrachtet sich als geheilt. Ich glaube nicht an Heilung, eher an einen Aufschub, der hoffentlich noch lange anhält.
Vorigen Sonntag, als ich den ganzen Tag weg war und meine Mutter im Krankenhaus besucht habe, hatte er erhöhte Temperatur um 37,8 Grad. Da habe ich ihn ein paarmal angerufen, um sicher zu gehen, dass es ihm gut geht. Normalerweise hat er eher niedrige Temperatur so um 35,8. Er hustet auch ab und zu wieder und ist ständig müde. Die Temperatur ist wieder unten. Natürlich beobachtet man genau und sieht bei jeder Änderung ein Anzeichen für Tumorwachstum oder Metastasen.

Ich stehe ziemlich alleine da mit der Pflege und Sorge. Die Tochter wird nicht kommen und meine ältere Schwester geht am Samstag in Urlaub, so habe ich auch noch die Sorgen um meine Mutter alleine. Den ganzen September sind unsere Freunde, die ein paar Häuser weit weg wohnen, in Urlaub. Gott sei Dank ist meine Schwester wieder da, wenn ich zum Lehrgang fahre. Sie und der Schwager werden meinen Mann in der Zeit auch besuchen.

Von der anderen Schwester habe ich bis zum heutigen Tag noch keine Nachfrage gehört, wie es meinem Mann oder mir geht. Die habe ich das letzte Mal vor über einem Jahr gesehen, und das auch nur auf einem großen Familienfest. Sie kümmert sich auch nicht um unsere Eltern, alles dreht sich bei ihr nur um sie selbst. Ich will mit ihr nichts mehr zu tun haben.

Die Krankheit trennt die Spreu vom Weizen.
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  #8  
Alt 24.08.2016, 11:50
monika100 monika100 ist offline
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Liebe Martina,

das hört sich alles nach starker Belastung an...
Das ist echt ganz schön viel.

Ich will jetzt nicht kommen mit "Denk auch mal an dich"...
1. weisst du das selbst und 2. weiss ich aus eigener Erfahrung, dass das oft schwer auch noch unterzukriegen ist.

Auch dein Lehrgang ist ja keine Auszeit und kein Vergnügen, sondern schon auch anstrengende Arbeit. Hoffentlich hast du neben dem Lernen ein bisschen zeit zum Luft holen und schöne Momente mit den anderen Teilnehmern.

Ich drücke die Daumen, dass mit deinem Mann (Meiner ist auch einer von den Uneinsichtigen...) alles glatt geht.
Wann fährst du denn?

LG Monika
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