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  #1  
Alt 26.06.2016, 23:17
Lella Lella ist offline
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Liebe Jana
Schon wieder ist so viel Zeit vergangen, manchmal komme ich einfach nicht zum schreiben. Danke für Deine liebe Worte möchte ich aber dennoch sagen.
Ja, Du hast es gut getroffen, wie Du unsere Beziehung beschreibst. Unsere Beziehung war in dieser Hinsicht sehr speziell, ich habe mit ihm erlebt, wie schön Liebe sein kann, wenn man einfach geniesst zusammen zu sein und nicht besitzen will. Wir haben einander nicht "gehört", aber wir wussten, wir gehören zusammen. Mit allen Höhen und Tiefen. Nein, die Liebe stirbt nicht, auch die Liebe zu Deiner Mama nicht.
Ich würd mich freuen, zu hören, wie es Dir geht.
Liebe Grüsse und eine Umarmung zurück.
Lella
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  #2  
Alt 09.07.2016, 22:28
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Standard AW: Unbegreiflich

Liebe Lella,

Ich habe irgendwie überlesen, dass Du mir geschrieben hast.. Freue mich!

Deine Idee mit dem Blog finde ich wirklich gut und gelungen. Ich finde, schreiben hilft nochmal enorm, alles zu verarbeiten. Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich will auch nicht ständig andere damit "nerven", so richtig versteht es ja doch keiner was ich aber niemandem zum Vorwurf mache .
Ich bin gerade auf Amrum, wir fahren hier sehr häufig hin. Auch damals, als meine Mutter krank wurde. Ich habe sie ins Krankenhaus gebracht mit Gelbsucht und wir sind zwei Tage später losgefahren. Ich stand stundenlang vor meinem Koffer und habe überlegt, ob ich ihn nun einpacke oder nicht, ob ich mitfahre oder nicht. Habe mich dann entschieden mitzufahren. Hier habe ich die Zeit wie in Trance erlebt. Habe pausenlos im Internet recherchiert, auch hier im Forum. Jeden Tag Telefonate mit der Klinik. Es war eine ganz schreckliche Zeit. Aber meine Mutter war noch da... Sie fehlt mir so sehr. Ich bin in einem Moment zum platzen glücklich; heute zB als wir am Strand spazieren fahren und eine Robbe im Wasser beobachten konnten. Die Weite des Meeres, die Sonne, alles das war so schön. Und dann bin ich wieder sehr sehr traurig, vermisse sie so sehr...
Ich träume hier auch wieder viel von ihr.
Meinem Bruder geht es ähnlich. Er hadert damit, dass er sie nicht wie eigentlich geplant war, an ihrem letzten Tag besucht hat, sondern den Besuch auf den folgenden Tag verschoben hat. In der Nacht ist sie gestorben. Niemand hat das doch ahnen können! Oder waren wir alle blind für die Zeichen?
Mit meinem Vater kann ich über den Verlust nicht sprechen. Er lenkt sich durch maßlose Aktivität ab. Aber immerhin säuft er nicht und ich lasse ihn so leben, wie er möchte und am besten klarkommt. Jedem seine Form der Verarbeitung.

Ich genieße die Tage hier dennoch sehr. Ich liebe diese Insel. Wir haben eine sehr schuckelige Wohnung von der man direkten Meerblick hat. Hier sitze ich in einer kleinen, windgeschützten Loggia und gucke aufs Wasser. Es tut so gut.

Du hast mal geschrieben, dass es nie wieder so wird wie früher, dass man sich aber an dieses neue Leben gewöhnen kann, es einfach Zeit braucht, ehe man sich darin zurechtfindet. Genauso empfinde ich es auch. Die Trauer wird immer zu unserem Leben dazugehören, sie wird nie vergehen. Aber wir werden einen neuen Abschnitt unseres Lebens leben. Unfreiwillig zwar, aber auch dieser Abschnitt wird glücklich sein können.

Sei lieb gegrüßt von der Jana
__________________
Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
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  #3  
Alt 13.07.2016, 20:17
Lella Lella ist offline
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Standard AW: Unbegreiflich

Liebe Jana

Ich freue mich von Dir zu lesen und auch darüber, dass Du meine Antwort gar nicht gesehen hast. Das zeigt, dass Du nicht mehr so intensiv im Forum liest und Dich lieber mit anderen Dingen beschäftigst...

Ich verstehe sehr, sehr gut, was Du meinst. Es ist unser alles übergreifende Thema. Wir haben etwas erlebt, das uns prägt und uns beschäftigt. Und würden gerne soviel darüber reden. Doch für andere ist das schwierig. Und genauso ist es schwierig auch nur so über den Verstorbenen zu sprechen. Ich erzähle so gerne von meinem Mann, auch amüsante oder lustige Dinge. Und doch merke ich bei den meisten Menschen, dass sie nicht wisssen, wie damit umgehen... Die Stimmung kippt, das Thema wird gewechselt oder es kommt allenfalls ein verlegenes Lächeln... Aber er gehört doch zu mir!

Amrun, wie schön! Ich würde so gerne mal auf einer dieser Inseln Urlaub machen, ich war noch nie dort! Aber ich liebe das norddeutsche Klima und das Meer... Aber Urlaub alleine? Geniess es ganz fest!

Jana, nein, ihr habt keine Zeichen übersehen. Ich bin überzeugt, dass Deine Mama ohne euch sterben wollte. Die Sterbenden lesen sich das aus. Mein Mann hat ganz klar bestimmt, wer bei ihm im Zimmer bleiben darf und hat alle anderen regelrecht rausgeworfen. Auch bei meinem Schwiegervater, meiner Schwiegermutter und bei meinem Opa war das so ähnlich. Also, ihr habt nichts falsch gemacht, wärt ihr dort geblieben, hätte sie vielleicht gar nicht gehen können.

Ja, es wird nie mehr sein wie zuvor, aber es ist nicht der Ende des Weges, unseres Weges. Er hat nur eine andere Abzweigung genommen... Schön, dass es Deinem Vater einigermassen gut zu gehen scheint, wenigstens insofern als dass er nicht in seine Sucht zurückgefallen ist. Das ist doch schon mal was. Vielleicht verletzt es ihn zu sehr, wenn er über Deine Mama sprechen "muss"? Jeder geht anders damit um... Der eine mit Aktionismus, der andere mit reden... Aber ich weiss schon, man wünscht sich nichts mehr, als mit den ebenfalls Betroffenen darüber sprechen zu können...

Ich drück Dich, Du Liebe,
bye-bye
Lella
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  #4  
Alt 29.08.2016, 17:54
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Liebe Lella, ihr lieben anderen hier,

ich hab lange nicht mehr geschrieben, irgendwie gab es auch nichts Neues..
Nun hätte meine Mutter morgen Geburtstag gehabt.. Der erste nach ihrem Tod. Diese ersten Male sind immer nicht schön und ich spüre meine Trauer wieder deutlich. Ich treffe mich mit meinem Bruder, wir fahren zum Friedhof und danach gehen wir noch essen. Mein Vater war gestern am Telefon betrunken, ich habe ihn zwar eingeladen mitzukommen, aber ich denke nicht, dass wir ihn
morgen sehen werden. Mich macht das zusätzlich traurig, es ist halt immer das gleiche mit ihm. So gerne hätte ich eine Familie die nun fest zusammen steht, von ihm ist diesbezüglich leider nichts verlässliches zu erwarten... Man kann sich seine Sippe eben nicht aussuchen.
Ich habe Angst vor dem Tag morgen... Es ist das erste mal dass ich am Grab bin.

Lella, wie geht es Dir?
__________________
Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
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  #5  
Alt 30.08.2016, 11:17
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Geliplie Geliplie ist offline
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Liebe Jana,

ich wusste gar nicht, dass du hier einen Thread hast, dass du einen Vater mit Alkoholproblemen hast ... Wir haben uns irgendwie aus den Augen verloren. Lella, dein Tagebuch lese ich auch immer mit ... Aber ich bin nicht mehr oft hier, schon gar nicht seit Birgits Tod ...
Seid mal

Jana, bei mir werden es dieses Jahr ja schon 2 Jahre. Früher war ich so oft am Grab, mittlerweile muss ich es gar nicht mehr. Es ist ja der Friedwald und vor einem knappen halben Jahr habe ich einen Ausraster bekommen, weil "jemand" mein Grünzeug abgeräumt hatte, angeblich war es zu welk. Da hatte ich einen Heulflash und habe einfach "Plastik-Kränze" hingelegt, Laub drüber. Dann alle 3 TAge geguckt, ob das auffällt oder weg geräumt wurde. Nee, liegt heute noch. Denn eigentlich soll ja nichts an den Bäumen liegen, ich möchte aber wissen, wo die Urnen sind. Seitdem ich nicht mehr ständig gucken muss, ob die Sachen vertrocknet ist, zieht es mich immer weniger dorthin.

Ich habe jetzt nur grob drüber gelesen, habe aber auch manchmal ein schlechtes Gewissen, weil ein "Befreiungsgefühl" über mich kam damals.
Ich lebe seither, seit dem Tod der beiden, ganz anders. Freier irgendwie. Komisch.

Das mit deinem Vater stelle ich mir schrecklich vor. Ist denn da keiner in der Nähe, der mal "gucken" kann nach ihm? Die Krankheit ist schlimm, nicht berechenbar. Wie alt ist dein Vater noch gleich? Arbeitet er noch?

Ich hoffe, es ist ok, dass ich jetzt hier mitgelesen und auch mal ein Textchen geschrieben habe. ... Sonst sagt es mir.

Jana, dir alles Gute am Grab! Du schaffst das!


Eure Geli
__________________
Geli

http://www.krebs-kompass.org/showthr...t=63898&page=3
__________________
13.02.2013
06.11.2014
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  #6  
Alt 01.09.2016, 15:59
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Liebe Geli,
Ihr lieben anderen hier,

ich kann gut verstehen, dass Du Dich freier fühlst. Mir geht es ähnlich. Es ist eines der schlimmsten Dinge eingetreten, die ich mir vorstellen konnte, was kann da noch passieren? Allerdings merke ich auch, dass die Angst davor, dass anderen lieben Menschen um mich herum etwas passiert, sehr viel größer geworden ist. Wenn mein Mann mal nicht superpünktlich nach Hause kommt, sehe ich schon einen Unfall vor meinem geistigen Auge... mein Bruder will nächstes Wochenende auf die Zugspitze wandern...auch das kann ich schwer aushalten. Insofern ist das freie Gefühl bei mir nicht ganz so ausgeprägt, aber ich weiß genau was du meinst und es ist wahrlich KEIN Grund sich zu schämen!

Und ich hab ja noch meinen Vater der mich unfrei macht...du hast gefragt, ob es jemanden gibt, der nach ihm sieht. Ja, es gibt jemanden, es gibt sogar sehr viele. Er wohnt in einer Hausgemeinschaft, die sehr eng ist und die Vermieterin die unter ihm wohnt, bringt ihm Kuchen, Blumen, bietet ihm Gespräche an... Er hat viele Freunde, die ständig bei ihm anrufen und auch viele Bekannte. Sehr viel mehr Menschen als ich und ungewöhnlich viele für sein Alter (er ist 74 Jahre).
ABER er verhält sich diesen Menschen gegenüber nicht gut, zieht sich zurück, sagt Treffen ab, lügt, ruft nicht an, geht nicht als Telefon... So war er immer schon, er hat immer ausschließlich das gemacht was er wollte, er war nie zuverlässig für uns da, geschweige denn für andere. Und von daher bin ich was meine Gefühle für ihn angeht sehr ambivalent. Erstaunlicherweise hat er sich, als meine Mutter krank wurde, einigermaßen zuverlässig gekümmert. Als sie gelb wurde, ist er allerdings volltrunken auf Radtour gefahren (alleine). Und auch als sie tot war, haben sich mein Bruder und ich alleine um alles gekümmert. Und jetzt wo sie tot ist, ist er in keinster Weise ein Ersatz oder Hilfe. Ich hätte ihn gerne dabei gehabt am Grab an ihrem Geburtstag. Es ist doch wichtig, dass man sich unterstützt! Da war ich nun in Göttingen, keine 500 m entfernt von ihm und wir haben uns an diesem Tag nicht getroffen! Man kann das alles entschuldigen und denken, dass es eben zu schmerzhaft für ihn war etc., aber er war einfach immer so und ich hätte mir eben auch mal ein wenig Stüzue von ihm gewünscht!
Nun, es ist so wie es ist und ich kann ihn nicht ändern oder ihm helfen, wenn er sich nicht helfen lassen will. Das ist eine schmerzhafte Erkenntnis, aber ich will mir mein Leben nicht kaputt machen lassen, so wie das meiner Mutter kaputt war.

Nun zum Geburtstag meiner Mutter: es war ok. Anders kann ich es nicht sagen. Ich war trauriger als sonst an dem Tag, aber das habe ich gar nicht als schlimm empfunden, eher im Gegenteil. Ich fühle mich nämlich sonst oft noch so dumpf, dass ich froh bin über jede Gefühlsregung die da mal auftaucht. Ich war mit meinem Bruder am Grab, wir haben an sie gedacht und waren danach noch essen. Es war ein schöner, sonniger, würdiger Tag. Ich brauche den Friedhof aber auch nicht so sehr. Zu Hause habe ich Fotos von ihr und da spreche ich dann oft mit ihr.
Sie fehlt mir jeden Tag. Und ich glaube, dass das auch immer so bleiben wird.

Die Beziehung zu meinem Bruder wird immer enger und schöner. Wenn es ein Vermächtnis von ihr gibt, dann dieses....

Seid alle ganz lieb gegrüßt von

Jana
__________________
Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
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  #7  
Alt 01.09.2016, 21:37
Kirstie Kirstie ist offline
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Registriert seit: 15.07.2007
Beiträge: 112
Standard AW: Unbegreiflich

.... Hallo an Euch. ...ich habe soeben viele Zeilen von Euch lesen können und war ziemlich ergriffen. Es ist Wahnsinn, dass es Menschen gibt, die mir aus der Seele sprechen, obwohl man sich gar nicht kennt. Meine Ma ist im April verstorben... ich kann vieles noch nicht in Worte fassen.. aber finde mich in Euren Beiträgen wieder..

Am meisten hat mich berührt, dass "der Bruder wieder nah ist". Denn genau so ist es bei mir und meiner Schwester auch seit dem Tod meiner Ma. ...haben uns seit dem zwei mal pro Monat gesehen trotz einigen von hunderten km Entfernung..telefonieren lang..können zusammen schweigen.. Ich liebe sie so sehr und bin froh, dass wir uns wieder haben. Ich hoffe, dass ich ihr irgendwie ganz viel "zurückgeben" kann, denn sie war von uns beiden diejenige, die meine Ma all die Zeit begleitet und unterstützt hat und ihr in den letzten Stunden versucht hat, alles zu geben. ...

Vielen Dank, dass Ihr Eure Gedanken & Gefühle hier offenbart. ...gibt einem ein tröstendes Gefühl...
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