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  #1  
Alt 03.01.2016, 20:59
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Beiträge: 9
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Liebe Coralle

Was du schreibst, berührt mich sehr. Auch ich halte immer Rücksprache mit Mama, ich bin ihr sehr ähnlich, die Situation scheint mir ähnlich zu deiner. Auch ich erhalte immer Antwort von ihr. Ja, du hast recht, das tröstet wirklich.

Ich glaube, ich begebe mich gerade auf den Weg, vielleicht auch auf den Weg, richtig erwachsen zu werden. Und dieser Austausch hier hilft mir dabei. Und ich weiß auch, dass ich meine Grenzen enger ziehen muss und das kommunizieren muss. Das will ich versuchen und gleichzeitig aber auch vermitteln, dass ich für ihn da bin, aber dass er meine Familie und mich nicht als Fußabstreifer verwenden darf.

Glg
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  #2  
Alt 03.01.2016, 21:41
Benutzerbild von Hopeful2015
Hopeful2015 Hopeful2015 ist offline
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Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Hallo ihr Lieben,

ich kenne nur zu gut, wovon ihr redet. Mir geht es nämlich so. Seit mein Mann starb, bin ich auch oft voller Wut und zum Teil aggressiv. Es gab Momente da habe ich vor Wut Dinge durchs Haus geworfen.
Auch bin ich total Geräuschempfindlich. Lärmende Kinder könnte ich absolut nicht ertragen. Zum Glück habe ich keine !!
Es gibt Tage da will ich einfach meine totale Ruhe, nichts hören, nichts sehen.... einfach nicht da sein...mich in Luft auflösen....

Ich nehme jeden Tag Johanniskraut ( Kapseln) und Bachblüten. Es hilft ein wenig....
Ich hasse mich dafür, aber ich kann nichts dagegen tun.
Der ganze Papierkram, der nach dem Tod eines geliebten Menschen auch noch zu bewältigen ist, tut sein übriges dazu. Jeder will was, ständig muss man Briefe schreiben, hier abmelden, da Bescheid geben.... Das Erbe regeln...
Das zerrt so dermaßen an den Nerven, das man einfach nur noch in Ruhe gelassen werden will. Einfach damit man ungestört trauern kann ...


Vielleicht hilft meine Antwort ja ein wenig....
__________________
Liebe Grüße aus Hessen,
TINA

Frank
*07.01.1970 - +20.08.2015
Speiseröhrenkrebs mit Lebermetastasen
ED: 23.01.2015
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  #3  
Alt 03.01.2016, 22:23
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Hallo an Alle,
ich kenne das. Als Trauernder kann man zeitweise unerträglich werden. Dann ist es gut, wenn Angehörige und Freunde einem später verzeihen können. Das heißt aber nicht, dass sie alles akzeptieren sollen. #Ein Streit muss ja auch nicht das Ende eine Beziehung sen.
mit besten Grüßen
Hermann
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  #4  
Alt 04.01.2016, 06:50
coralle coralle ist offline
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Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

liebe hopeful,

das alles ist nur allzu verständlich und habe ich damit nicht gemeint, aber es gibt auch Verhaltensweisen, die weit darüber hinausgehen und man nicht über sich ergehen lassen muss und sollte, jedenfalls war es bei mir so. Ich habe für meine Mutter alles gemacht und war jederzeit für sie da, aber ihre narzisstische Persönlichkeit, die vorher mein Vater abbekommen hat, hab ich auf Dauer nicht ertragen können.

Das ist nur meine persönliche Geschichte und ich hoffe, dass ich hier mit meiner Offenheit niemanden zu nahe getreten bin, scusi.

glg coralle
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  #5  
Alt 04.01.2016, 07:13
Fensterplatz Fensterplatz ist offline
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Beiträge: 9
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Hallo nochmal,

Ich finde den Austausch hier sehr hilfreich, auch die andere Seite zu hören. Danke für eure Beiträge. Ich glaube, es ist viel wichtiges gesagt worden, nämlich dass Wut in der Trauer einen Platz haben sollte, dass sie normal ist und dass der so Trauerende darauf angewiesen ist, dass ihm verziehen wird. Das finde ich absolut in Ordnung und will es auch versuchen. Auf der anderen Seiten hat auch ein trauernder Mensch nicht das Recht, gewisse Grenzen langfristig zu überschreiten, besonders wenn es um sehr verletzende Dinge geht oder gar gegen Kinder. Hier muss man sich abgrenzen. Was ich damit sagen will, Wut ist verständlich, Aggressionen auch, aber wenn diese in Verhaltensweisen kippen, die Angehörige - auch wenn diese viel Verständnis haben und viel aushalten (wohlgemerkt ZUSÄTZLICH zur eigenen Trauer- langfristig verletzen, dann ist die Grenze überschritten. Dann glaube ich, ist das einzige was man tun kann, dem Trauernden ehrlich zu sagen, dass man nicht mehr kann, dann muss man für sich selbst auch sorgen. Ich hoffe, mein Vater (der ja auch schon ähnlich wie bei Coralle vorher so war, nur dass meine Mama alles abgefedert hat) nimmt die Hilfen an, die ich ihn rausgesucht habe (Trauergruppe, Hausarzt). Denn ich muss mich jetzt erstmal zurückziehen. So weh es mir momentan tut.
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  #6  
Alt 04.01.2016, 15:47
coralle coralle ist offline
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Beiträge: 48
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

liebe Fensterlatz, das hast du wunderbar zusammengefasst!

Meine Therapeutin hat mich mal gefragt, was für mich auf Dauer schwerer auszuhalten wäre:

a) das "destruktive Verhalten" meiner Mutter, oder
b) sich die n ö t i g e Distanz zu verschaffen

und zum Thema Distanz meinte sie in anderes mal:

ich müsse für mich einen Punkt finden, wieviel Nähe ich zulassen kann und will und wieviel Distanz ich brauche, damit es mich am wenigsten schmerzt.

glg coralle
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  #7  
Alt 04.01.2016, 17:17
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Beiträge: 203
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Hallo an Alle,
Ich denke trauern ist ein ganz persönlicher Prozess. Ich habe um meinen Vater stärker und anders getrauert als um meine Mutter. Die Trauer um meine Frau war besonders stark. Das hängt auch mit den vorherigen Beziehungen zusammen. Die Beziehung zu meinen Eltern war geprägt von positiven und negativen Erlebnissen, von Schuld und Verdienst. Das kann man nicht einfach vergessen, wenn ein Elternteil stirbt und der andere trauert. Auch der trauernde Elternteil ist kein völlig anderer Mensch als vorher. Er ist nur in einer Extremsituation. Vor diesem Hintergrund wird mir klar, warum ich um den Vater anders getrauert habe als um die Mutter. Außerdem ist man als Ehepartner in einer anderen Situation. Das Kind hat noch Aufträge, zum Beispiel die eigenen Kinder bzw. die Enkelkinder gut zu erziehen. Bei aller Trauer sollen sie diese Aufträge nicht vergessen. Der Ehepartner hat das meistens nicht mehr. Was ist dann der Sinn seines Lebens? Was man versäumt hat, kann man nicht mehr tun. Was man erreicht hat, ist schon vollbracht.
„Wer jetzt kein Haus hat, baut
sich keines mehr“ ( Rainer Maria Rilke)
Liebe Grüße
Hermann

Geändert von hermannJohann (04.01.2016 um 17:31 Uhr) Grund: Korrekturen
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Stichworte
aggression, trauer


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