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  #1  
Alt 03.01.2016, 19:59
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Registriert seit: 26.11.2013
Beiträge: 203
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Hallo Fensterplatz,
zunächst einmal mein herzliches Beileid. Ich habe das Gefühl, dass da einiges entgleist ist. Warum soll man den Vater ablenken? Es gab Zeiten nach dem Tod meiner Frau, auf die ich auf solche Ablenkungen wütend reagiert hätte. "Es wird schon wieder" Ein Kind kann man ablenken, wenn es sich weh getan hat. " Andererseits hat auch ein Trauernder nicht das Recht, seine Wut an anderen Personen auszulassen, vor allem nicht an Kinder. Aber das sollte man ihm sagen.. Wenn es überhaupt nicht geht, sollte man auf Distanz gehen. aber er sollte wissen warum.
Mit besten Grüßen
Hermann
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  #2  
Alt 03.01.2016, 20:49
Fensterplatz Fensterplatz ist offline
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Beiträge: 9
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Hallo Herrmann

Ja, ablenken war wahrscheinlich das falsche Wort. Das empfinde ich als auch Trauernde ja genauso, dass das gar nicht möglich ist. Nur um den Rahmen hier nicht zu sprengen, habe ich dieses Wort gewählt. Was ich meinte mit ablenken, war zu versuchen, ihn Teil haben zu lassen an unserem Familienleben, so dass er mal durchatmen kann. ZB haben wir ihn zum Kurzurlaub eingeladen oder alltägliche Dinge mit ihm geteilt, wie zB Geburtstag des Kindes etc. Die Intention dabei war sicher nicht, die Trauer zu übertünchen oder abzustellen. Sondern ihn Teil haben lassen an seiner Familie, ihm zeigen, dass da trotz allem noch Menschen sind, ohne meine Mama dabei auszuklammern. Also irgendwie zu zeigen, dass es noch ein Leben gibt, an dem er Teil hat. Verstehst du was ich meine? Und er reagiert nicht wütend auf diese Einladungen- er empfindet diese ja auch als nicht genug. Er ist berechtigterweise wütend auf das Schicksal, und leider lässt er es an uns aus.Gesprochen haben wir übrigens schon darüber, besonders nach dem Vorfall mit meinem Kind. Er blockt halt alles ab. Und dennoch kann ich nicht einfach den Rücken zukehren, ihn im Stich lassen. Fühle mich einfach momentan überfordert und in der Zwickmühle.
Ich weiß auch, dass Wut Teil der Trauer ist. Es ist nur schwer, dass sie sich gegen uns richtet. Und ein "es wird schon wieder" würden wir ihm niemals antun. Ich trauere ja auch und empfände eine solche Bagatellisierung als schmerzhaft.

Geändert von Fensterplatz (03.01.2016 um 20:52 Uhr)
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  #3  
Alt 03.01.2016, 20:50
coralle coralle ist offline
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Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

liebe Fensterplatz,

auch von mir ein herzliches Beileid. Inzwischen habe ich meinen Vater irgendwie verinnerlicht, er lebt quasi in und durch mich weiter, wir waren uns auch immer schon sehr ähnlich, das und der Dialog mit ihm hilft mir in meiner Trauer und erstaunlich ist, ich bekomme auf meine "Fragen" immer eine Art Rückmeldung von meinem Vater und wenn es auch nur aus der Erinnerung an sein Leben und die Eindrücke die er damit bei mir hinterlassen hat resultieren sollte.....wer weiß das schon, ist auch egal, jedenfalls spüre seine Anwesenheit in meinem Gedankengut, wenn man das so sagen kann, und das tröstet mich immer wieder.

Wie Hermann Johann schon gesagt hat, sollte man sagen, meiner Meinung nach sogar klipp und klar, was man sich nicht gefallen lassen will, z.B. die Aggressionen deines Vaters, der Umgang mit deiner Tochter und dann ohne zu zögern die Konsequenzen folgen lassen, wenn keine Einsicht erfolgt. Ich habe auch laaaaange immer wieder und wieder versucht an das Verständnis meiner Mutter zu appellieren, aber das kostet nur Kraft und bringt rein gar nichts. jedenfalls, hab ich mir mein Recht auf respektvolles Behandeltwerden auch dadurch erkämpft, indem ich auf Distanz gehe, wenn meine Mutter mich z.B. nur als Fußabstreifer benützen will und sich sonst einen feuchten Dr.ck um meine Gefühle schert........Sorry, aber ich will das gar nicht beschönigen, weil das alles andere als "schön" ist.

Liebe Fensterplatz, ich hoffe, du passt gut auf dich und deine Familie auf, denn das ist dein Recht und auch deine Pflicht, besonders deiner Tochter gegenüber.

glg coralle
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  #4  
Alt 03.01.2016, 20:59
Fensterplatz Fensterplatz ist offline
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Registriert seit: 22.06.2015
Beiträge: 9
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Liebe Coralle

Was du schreibst, berührt mich sehr. Auch ich halte immer Rücksprache mit Mama, ich bin ihr sehr ähnlich, die Situation scheint mir ähnlich zu deiner. Auch ich erhalte immer Antwort von ihr. Ja, du hast recht, das tröstet wirklich.

Ich glaube, ich begebe mich gerade auf den Weg, vielleicht auch auf den Weg, richtig erwachsen zu werden. Und dieser Austausch hier hilft mir dabei. Und ich weiß auch, dass ich meine Grenzen enger ziehen muss und das kommunizieren muss. Das will ich versuchen und gleichzeitig aber auch vermitteln, dass ich für ihn da bin, aber dass er meine Familie und mich nicht als Fußabstreifer verwenden darf.

Glg
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  #5  
Alt 03.01.2016, 21:41
Benutzerbild von Hopeful2015
Hopeful2015 Hopeful2015 ist offline
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Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Hallo ihr Lieben,

ich kenne nur zu gut, wovon ihr redet. Mir geht es nämlich so. Seit mein Mann starb, bin ich auch oft voller Wut und zum Teil aggressiv. Es gab Momente da habe ich vor Wut Dinge durchs Haus geworfen.
Auch bin ich total Geräuschempfindlich. Lärmende Kinder könnte ich absolut nicht ertragen. Zum Glück habe ich keine !!
Es gibt Tage da will ich einfach meine totale Ruhe, nichts hören, nichts sehen.... einfach nicht da sein...mich in Luft auflösen....

Ich nehme jeden Tag Johanniskraut ( Kapseln) und Bachblüten. Es hilft ein wenig....
Ich hasse mich dafür, aber ich kann nichts dagegen tun.
Der ganze Papierkram, der nach dem Tod eines geliebten Menschen auch noch zu bewältigen ist, tut sein übriges dazu. Jeder will was, ständig muss man Briefe schreiben, hier abmelden, da Bescheid geben.... Das Erbe regeln...
Das zerrt so dermaßen an den Nerven, das man einfach nur noch in Ruhe gelassen werden will. Einfach damit man ungestört trauern kann ...


Vielleicht hilft meine Antwort ja ein wenig....
__________________
Liebe Grüße aus Hessen,
TINA

Frank
*07.01.1970 - +20.08.2015
Speiseröhrenkrebs mit Lebermetastasen
ED: 23.01.2015
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  #6  
Alt 03.01.2016, 22:23
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Hallo an Alle,
ich kenne das. Als Trauernder kann man zeitweise unerträglich werden. Dann ist es gut, wenn Angehörige und Freunde einem später verzeihen können. Das heißt aber nicht, dass sie alles akzeptieren sollen. #Ein Streit muss ja auch nicht das Ende eine Beziehung sen.
mit besten Grüßen
Hermann
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  #7  
Alt 04.01.2016, 06:50
coralle coralle ist offline
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Beiträge: 48
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

liebe hopeful,

das alles ist nur allzu verständlich und habe ich damit nicht gemeint, aber es gibt auch Verhaltensweisen, die weit darüber hinausgehen und man nicht über sich ergehen lassen muss und sollte, jedenfalls war es bei mir so. Ich habe für meine Mutter alles gemacht und war jederzeit für sie da, aber ihre narzisstische Persönlichkeit, die vorher mein Vater abbekommen hat, hab ich auf Dauer nicht ertragen können.

Das ist nur meine persönliche Geschichte und ich hoffe, dass ich hier mit meiner Offenheit niemanden zu nahe getreten bin, scusi.

glg coralle
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  #8  
Alt 04.01.2016, 07:13
Fensterplatz Fensterplatz ist offline
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Beiträge: 9
Standard AW: Aggressionen bei Hinterbliebenem

Hallo nochmal,

Ich finde den Austausch hier sehr hilfreich, auch die andere Seite zu hören. Danke für eure Beiträge. Ich glaube, es ist viel wichtiges gesagt worden, nämlich dass Wut in der Trauer einen Platz haben sollte, dass sie normal ist und dass der so Trauerende darauf angewiesen ist, dass ihm verziehen wird. Das finde ich absolut in Ordnung und will es auch versuchen. Auf der anderen Seiten hat auch ein trauernder Mensch nicht das Recht, gewisse Grenzen langfristig zu überschreiten, besonders wenn es um sehr verletzende Dinge geht oder gar gegen Kinder. Hier muss man sich abgrenzen. Was ich damit sagen will, Wut ist verständlich, Aggressionen auch, aber wenn diese in Verhaltensweisen kippen, die Angehörige - auch wenn diese viel Verständnis haben und viel aushalten (wohlgemerkt ZUSÄTZLICH zur eigenen Trauer- langfristig verletzen, dann ist die Grenze überschritten. Dann glaube ich, ist das einzige was man tun kann, dem Trauernden ehrlich zu sagen, dass man nicht mehr kann, dann muss man für sich selbst auch sorgen. Ich hoffe, mein Vater (der ja auch schon ähnlich wie bei Coralle vorher so war, nur dass meine Mama alles abgefedert hat) nimmt die Hilfen an, die ich ihn rausgesucht habe (Trauergruppe, Hausarzt). Denn ich muss mich jetzt erstmal zurückziehen. So weh es mir momentan tut.
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Stichworte
aggression, trauer


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