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  #1  
Alt 04.08.2015, 14:59
Peggy70 Peggy70 ist offline
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Standard AW: Verlust

Hallo,

ich trage den Ring von meinem Stefan auch an einer Kette und seine Armbanduhr.

Vor einigen Tagen blieb die Uhr stehen - ich war völlig panisch - die Batterie konnte es nicht sein. In der Mittagspause bin ich zum Uhrmacher gedüst und habe sie zum Nachschauen abgegeben, ich war bis zum Abend unruhig. Der Uhrmacher wusste warum mein Herz so sehr an dieser Uhr hing und hängt, als ich sie am Abend abholte, funktionierte sie wieder und ich war sehr sehr froh.

Diese Dinge haben einen so immensen Wert - sind unersetzlich.

Lieber Servala, ich wünsche dir, dass du den Ring wieder findest - schaue in aller Ruhe nochmals nach ihm.

Ja die Gefühle fahren Achterbahn, oft schießt so ein Blitz in die Gedanken und schon laufen die Tränen und man bekommt das Gedankenkarussell einfach nicht zum stoppen. Diese Auf und Abs bestimmen den Tag, das Leben, das Sein.
Heute morgen fragte mich eine Kollegin was mit mir sei, ich würde mich so niedergeschlagen anhören - ja sagte ich, ich bin traurig, ganz einfach traurig.

Aber es gibt auch schon wieder gute Tage, an denen ich auch Lache, mich freue und gut fühle.

Ich nehme es so, wie es kommt und wenn ich weinen muss, die Tränen einfach laufen, dann ist das eben auch so.

Ich wünsche dir einen annehmbaren Tag und erfolgreiche Suche
__________________
__________________________________________
Jeder Tag mit Dir war ein Geschenk❤❤❤
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  #2  
Alt 04.08.2015, 15:32
Benutzerbild von Heimchen
Heimchen Heimchen ist offline
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Standard AW: Verlust

Liebe Peggy, auch mir geht es so wie dir und vielen Anderen hier. Ich lasse die Tränen fließen wie sie kommen. Dann geht es erst mal für einige Zeit.
Liebe Grüße Eva
__________________
Kay

geb. 14.06.1977

Nierenzellkarzinom
OP am 17.03.2014
gest. 02.01. 2015


https://www.facebook.com/pages/Kay-K...68035399929024
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  #3  
Alt 05.08.2015, 10:49
lilly75 lilly75 ist offline
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Standard AW: Verlust

Lieber Servala!

Habe mir mal deine Geschichte durchgelesen. Ich muss sagen ich bin zu Tränen gerührt. Mein aufrichtiges Beileid für dich! Es tut mir so leid für dich das du deine Rom so früh gehen lassen musstest.

Auch ich habe meinen Dad am 15.05.2015 hier auf dem Stralsunder Friedhof beisetzen müssen. Nach nur 3 Monaten nach Diagnosestellung. Es ist immer noch so unwirklich und tut immer noch so weh. Wenn ich zu meiner Mama nach hause fahre, ist es als wenn mir jemand die Kehle zuschnürt. Schon wenn ich das Auto vor der Tür einparke, habe ich einen riesigen Kloß im Hals.
Meine Eltern wohnen dort seit 28 Jahren in der Wohnung. Meine Mama möchte auch dort wohnen bleiben. Es ist alles so leer ohne meinen Dad. Wenn ich reinkomme sehe ich ihn da sitzen, höre ihn reden und dann fange ich wieder an zu realisieren.....das er nie mehr wiederkommt. Dann weinen wir (Mama&ich) und weinen und weinen. Es ist schwer zu verstehen und ich weiss es wird noch einige Zeit dauern.
Letztens, als meine Kinder mit den Zeugnissen kamen (die wirklich gut waren) fing ich an zu heulen. Meine Kids starrten mich an und dachten ich wäre traurig wegen der Zensuren. Nein, ich war traurig weil mein Papa das nicht mehr erleben durfte. Er wäre so stolz gewesen! Die Halbjahreszeugnisse hatte er ja noch gesehen.

Es gibt immer wieder Momente wo man sich vorstellt, jetzt hätte der jenige dies gesagt und das gemacht. Dann ist es oft so als stehe die Welt still.

Ich wünsche dir für deinen weiteren Lebensweg alles erdenklich gute und viel Kraft. Wenn du weinen musst, lass es raus! Es hilft!

LG
__________________
Mein Papa - ED 01/2015 LK mit Hirnmetastasen
gestorben 05/2015
Du wirst immer in meinem ❤ sein. Ich vermisse dich!
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  #4  
Alt 05.08.2015, 18:52
Servala Servala ist offline
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Standard AW: Verlust

Hallo lilly75. Mein Beileid zum Verlust deines Papas.

Ich kann dich so gut verstehen. Bisher war ich nur einige kurze Tage in Stralsund bei meiner Schwiegermama. Es hat so unendlich weh getan die Orte zu sehen an denen wir früher glücklich gewesen sind. Ich weiß bis heute nicht genau, warum es so verdammt weh tut dort zu sein. Denn wir haben hier zu Hause eigentlich viel mehr Zeit verbracht, weit weg von Stralsund in Hameln.

Hört es sich komisch an, wenn sich der Verlust dort irgendwie realer angefühlt hat? Vielleicht auch weil es direkt nach der Beerdigung war. Diese Leere auf den Wegen die wir früher gemeinsam gegangen sind... ich kann es nicht wirklich in Worte fassen.

Und ich kann auch deine Mutter gut verstehen, wenn sie dort wohnen bleiben möchte. Mir geht es mit unserer gemeinsamen Wohnung im derzeit ähnlich. Es tut weh hier zu sein, die Erinnerung um sich zu haben und auf der anderen Seite ist es gut so, fühlt sich richtig an. Im Moment gehöre ich hier her mit meiner Trauer und dem Schmerz und auch mit den guten Tagen die sich zum Glück ab und an einstellen.

Ich möchte dir und deinen Lieben auch viel Kraft wünschen.


Hallo Heimchen und Peggy70.

Bisher habe ich den Ring noch nicht wieder gefunden. Ich hoffe das sich das morgen ändert, da habe ich ein bisschen Unterstützung bei der Suche. Es ist aber auch wieder typisch für mich, das ich ausgerechnet beim Wein zurück schneiden den Ring verloren habe... das dauert bis ich alles durchgesehen habe.

Es geht mir im Moment genau so. Es fühlt sich nicht richtig an, den Ring nicht zu tragen - auch wenn ich ihn an einer Kette tragen musste.

Dazu kommt noch das dieser Ring eigentlich nur eine Notlösung war... die Standesamtliche Trauung ging so schnell das ich keine Zeit hatte andere Ringe zu organisieren. Also habe ich mir einen ausgesucht der ohnehin schon einen hohen emotionalen Wert für mich besaß. Meine Oma hat ihn mir damals zur Konfirmation geschenkt und er passte Romy wie angegossen.

Oh Gott ich hoffe ich finde ihn wieder.
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  #5  
Alt 07.08.2015, 18:32
Servala Servala ist offline
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Standard AW: Verlust

Oh Gott sei dank ich habe heute morgen tatsächlich Romy's Ehering wieder gefunden.

Wenn ich jemandem erzähle wie das tatsächlich abgelaufen ist, halten mich sicher alle für verrückt ^^ Aber ich muss es trotzdem irgendwo los werden.

Gestern nachmittag habe ich einer meiner besten Freundinnen erzählt das ich den Ring verloren habe und ihn einfach nicht finden kann. Statt lange Reden zu halten stand sie dann plötzlich mit einem Metalldetektor vor der Tür. Da muss ich schon das erste mal nicht sonderlich intelligent ausgesehen haben Ich meine, wer hat sowas auch schon zu Hause?

Wir sind dann ein paar Stunden in unserem Vorgarten mit dem Detektor rumgelaufen und durch den Wein an der Hauswand gekrochen. Haben alles Zentimeter für Zentimeter abgesucht. Alles was wir gefunden haben war die Kette, der Verschluss war komplett kaputt, kein Wunder also das ich nichts davon bemerkt habe.

Irgendwann haben wir es dann erstmal gut sein lassen, als wir angefangen haben jedes Schneckenhaus für einen Ring zu halten. Danach war ich ganz schön fertig. War wütend auf mich, traurig das ich den Ring wohl für immer verloren hatte. Wusste nicht wohin mit dem Schmerz. Also habe ich meine Schwiegermutter angerufen und erzählt was passiert war. Nach dem Gespräch ging es mir tatsächlich etwas besser und ich fing an mir zu sagen, das Romy ja auch ohne den Ring noch immer in meinem Herzen ist, noch immer bei mir. Dadurch konnte ich dann wenigstens einschlafen.

In der Nacht dann habe ich immer wieder von einem Ring versteckt unter einem Blätterhaufen geträumt, war mehrmals wach aber der Traum kam immer wieder - immer nur das gleiche Bild.

Am nächsten morgen dann bin ich früh nach draußen und stand erst ein wenig unschlüssig herum, habe mir dann den Rechen aus dem Geräteschuppen geholt und einfach angefangen, die Blätter ein wenig auf dem Gehweg auszubreiten. Es hat keine 5 Minuten gedauert, da habe ich nach unten geschaut und plötzlich lag er da, mitten auf dem Weg.

Ich kann euch überhaupt nicht beschreiben wie glücklich ich in diesem Moment gewesen bin. Ich habe den Ring aufgehoben, ihn mir an den Finger gesteckt und dann konnte ich nicht mehr, ich musste mich auf dem Rasen hinknien und weinen. Vor Freude, vor Trauer, Dankbarkeit... alles gleichzeitig.

Das nächste mal wenn ich im Garten vor mich hin arbeite, werde ich mit Sicherheit beide Ringe in der Wohnung lassen. So einen Schock brauche ich nicht nochmal.
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  #6  
Alt 11.08.2015, 16:31
Servala Servala ist offline
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Manchmal wünschte ich mir, ich könnte im Moment aktiver sein, mehr tun.
Ich hatte mich bei der Rentenversicherung erkundigt ob für mich evtl. eine berufliche Wiedereingliederung in Frage kommt (derzeit bekomme ich volle EU-Rente). Die Auskunft die ich bekommen habe, hörte sich auch ganz gut an. Der Antrag dafür liegt hier auch schon vor mir.
Jetzt ist es allerdings so, das ich damit zu meinem behandelnden Arzt muss - der ist leider noch bis zum 24.08. im Urlaub und wenn das erledigt ist, darf ich mit dem fertig ausgefüllten Antrag auch noch zur Krankenkasse. Ich hasse Dinge, die ich nicht direkt beeinflussen kann. Das heißt warten, immer noch mehr warten, geduldig sein. Dabei möchte ich doch bloß wieder einen Einstieg in das Berufsleben finden. Das würde mir gut tun denke ich.

So fällt mir hier langsam aber sicher die Decke auf den Kopf. Trotz Gartenarbeit mit der ich mich ablenken kann und auch Spaziergänge oder Sport machen alles nur für kurze Zeit besser. Ich hätte einfach gerne wieder eine sinnvolle Aufgabe mit der ich mein eigenes Geld verdienen kann. Das sich die Sache als so langwierig herausstellt, hätte ich nicht gedacht. Es ist auch nicht einfach, einen Nebenjob zu finden. Ich dürfte im Moment laut Auskunft der Rentenversicherung nur 2 Stunden am Tag arbeiten und alle Minijobs die es hier in der Nähe gibt sind mindestens halbtags.
Würde ich ja auch machen, aber mir wurde geraten das vorerst nicht zu tun, da man sonst schnell seine EU-Rente los ist, gerade wenn ein Antrag auf berufliche Wiedereingliederung gestellt wurde. Manchmal möchte ich einfach nur schreien.

In solchen Momenten fehlt mir meine Romy so sehr. Zusammen hätten wir das locker durchgestanden. Aber jetzt stehe ich alleine vor diesem riesigen Berg und was ich auch tue, es zieht sich alles so in die Länge das mich das einfach nur deprimiert.
Warum konnte es nicht einfach so bleiben wie es war? Wir zwei zusammen, wir wollten einen Neuanfang wagen. Ich hatte meinen kleinen Nebenjob als Zeitungszustellerin um etwas dazu zu verdienen und Romy hatte ihren Job. Damit wollten wir unsere finanzielle Situation ein wenig aufbessern und dann umziehen, nach Stralsund in Romy's Heimat. Einen Job hätte sie dort sogar schon in Aussicht gehabt.

Und dann? Dann wurde uns durch die Krankheit einfach alles aus den Händen gerissen. An Tagen wie heute kann ich es einfach nicht begreifen. Vor allem mache ich mir dann Vorwürfe das ich damals durch meine Depressionen meinen Job verloren habe, auf Rente angewiesen bin. Es wäre wirklich eine ganze Ecke leichter, wenn das niemals passiert wäre. Aber man sieht so etwas nicht kommen, erst wenn es bereits zu spät ist.

Ich weiß das ich nicht in einer so traurigen Verfassung wäre wenn meine Frau noch da wäre. Aber ich würde gerne noch einmal mit ihr reden über diesen ganzen Mist. Irgendwie hatte sie immer die richtigen Worte parat und wusste was mir hilft. Einfach ihre Stimme hören, mich an ihrer Schulter ausheulen bis keine Tränen mehr kommen. Wobei... derzeit sieht es eher so aus als würden die Tränen nie versiegen. Wann wird es besser? Wann wird der Schmerz ein bisschen erträglicher? Ich weiß das er nie ganz vergehen wird und das macht mir ein bisschen Angst.
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  #7  
Alt 30.08.2015, 12:53
Servala Servala ist offline
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Was für eine Woche.

Ich durfte so viel Neues (und eigentlich gleichzeitig auch Altes) erkennen und für mich wieder finden.

Im Moment bin ich zwischendurch mal richtig beschäftigt, weil ich meiner besten Freundin helfen kann. Leider ist ihr Papa auch an Krebs erkrankt und es gab einige Dinge zu erledigen bei denen ich helfen konnte.

Ihr Vater ist 77 geworden dieses Jahr und bis zu der Diagnose Darmkrebs eigentlich nie richtig krank gewesen. Mal ein Schnupfen hier oder Kopfweh da, aber nie etwas ernstes.

Nach der Operation ging es dann immer mal wieder aufwärts und abwärts. Er wurde von Intensiv auf Normal verlegt, fing sich eine Lungenentzündung ein, wurde wieder zurück gebracht. Dann ein paar Tage später wieder auf Normalstation, da kam es dann zum Herzstillstand und er musste reanimiert werden. Bei der Gelegenheit hat eine der Krankenschwestern sein Gebiss verlegt welches sich bis heute nicht wieder angefunden hat. Insgesamt ist er über 9 Wochen im Krankenhaus gewesen und so gut aufgehoben und begleitet meine Frau und ich uns dort auch gefühlt haben, bei ihm lief das irgendwie ganz anders.

Von den Ärzten gab es immer nur ausweichende Antworten, der Sozialdienst hat irgendwie nicht richtig mitgearbeitet und um überhaupt erstmal die Verlustmeldung der Zähne in Gang zu bringen.... mir fehlen da einfach die Worte und ich kann noch immer nicht richtig glauben, das dass alles in demselben Krankenhaus passiert ist.

Nun wurde ihr Vater entlassen, erstmal in eine Kurzzeitpflege da er noch immer auf den Rollstuhl angewiesen ist und immer nur einige wenige Schritte mit Krücken machen kann.
Ich mache mir ein wenig Sorgen darüber wie es weiter geht. Der Tumor hat über das Lymphsystem gestreut, wobei im Bauchraum etc. noch keine Metastasen zu finden waren, bis auf eine ungeklärte Stelle laut Arztbericht. Es wäre noch eine Chemotherapie nötig die aber im Moment aufgrund seines schwachen Herzens nicht möglich ist. Ich weiß das alles aus dem Arztbericht, den ich mir mit meiner Freundin zusammen durchgelesen habe. Im Moment habe ich das Gefühl, das dieser Umstand noch nicht ganz bei der Familie angekommen ist. Das noch eine Therapie nötig wäre, sein schwacher Zustand das jedoch nicht zulässt.

Nun haben wir sein Schlafzimmer erstmal soweit hergerichtet das mit dem Pflegebett zusammen genügend Bewegungsfreiraum da ist. Hat ziemlich lange gedauert, weil sich dort über eine lange Zeit viel Kram angesammelt hatte und als wir fertig waren, war ich völlig erledigt aber auch froh. Es war so ein gutes Gefühl etwas sinnvolles tun zu können, zu helfen, auch wenn es natürlich an der Situation nichts ändert.

Den Tag haben wir dann abends noch alle zusammen gegessen. Meine Freundin, ihr Mann, ihr Sohn und ein anderer Freund und ich habe erkannt, das ich doch noch eine Familie habe, auch wenn fast alle meiner eigenen Verwandten bereits verstorben sind. Es war genau wie früher, als wir noch alle zusammen in einem Haus gewohnt haben, einen gemeinsamen Garten hatten. Ich sollte vielleicht dazu sagen das der Kontakt einige Zeit fast gar nicht vorhanden war. Es hat sich irgendwie so ergeben. Meine Frau und meine Freundin haben sich nicht wirklich verstanden und so ist der Kontakt einfach eingeschlafen. Damals habe ich das gar nicht so richtig bemerkt.

Und als Romy gestorben war, da stand meine Freundin einfach vor der Tür nahm mich in die Arme als wäre nie etwas gewesen. Da konnte ich zum ersten Mal richtig weinen, die Tränen kamen mir einfach und ich konnte lange nicht aufhören. Ich frage mich wirklich womit ich solche Freunde verdient habe, die immer für mich da sind egal um was es geht und ich hatte nicht einmal die Kraft, mich um die Freundschaft zu bemühen. Es macht mich traurig das ich damals nicht erkannt habe wie wertvoll diese Menschen für mich sind. Um so besser fühle ich mich deswegen, wenn ich auch wirklich mal etwas zurück geben kann.

Mein Therapeut, bei dem ich derzeit noch in Behandlung bin sagte zu mir, das es nicht ungewöhnlich ist für Freundschaften die während der Jugendzeit geschlossen werden, einen festen Bestand im Leben einzunehmen, auch wenn es mal Zeiten gibt in denen man sich nicht sieht. Vielleicht ist es das. Wir kennen uns nun schon fast 22 Jahre. Ich weiß noch das ich damals 12 oder 13 gewesen sein muss, als sie nebenan mit ihren 4 Kindern eingezogen sind. Und wenn ich so zurück denke... was wir alles zusammen erlebt und auch durchgemacht haben, wie ich auf die Kinder aufgepasst habe in den Ferien weil (haha, damals hätte ich gesagt "die Erwachsenen") alle arbeiten mussten. Als meine Mama krank wurde und gestorben ist und dann meine Oma. Wie ich völlig verzweifelt damals Rat gesucht habe weil ich nicht weiter zur Schule gehen wollte aber nicht wusste wie ich meiner Mutter beibringen soll, das ich viel lieber eine Ausbildung machen würde um eigenes Geld zu verdienen und meine Freundin mich damals unterstützt und die richtigen Worte gefunden hat die mir fehlten.

Und heute? Heute bin ich ein anderer Mensch. Weil ich viel mit mir selbst kämpfen musste und meine Frau mir eine Stärke mitgegeben hat, die ich nicht für möglich gehalten habe.
So traurig die Umstände auch waren die zu dieser Veränderung geführt haben, bin ich unendlich dankbar dafür. Ich weiß jetzt das nicht alles verloren ist wenn man einen geliebten Menschen - den einen Menschen fürs Leben - verloren hat. Sondern das es auch andere Dinge gibt die es Wert sind gepflegt zu werden.
Endlich kann ich mich wieder auf Freundschaften einlassen die ich so lange Zeit während meiner Depression einfach beiseite geschoben habe. Ich bin dankbar dafür, das die wenigen Menschen in meinem Leben die mir geblieben sind auch eine Familie sind auf die man sich jederzeit verlassen kann - egal wie schlimm es auch wird. Das tut so gut, auch wenn es mich komischerweise zum Weinen bringt. Ich wünsche mir Romy könnte das erleben. Könnte wissen, das ich nicht alleine und verloren da stehe. Denn das war eine ihrer größten Sorgen, das ich mich wieder zurück ziehe in mein kleines Schneckenhaus, aus dem sie mich so mühsam herausgeholt hat.

Warum konnte ich nicht schon so sein als sie noch gelebt hat? Das wäre es gewesen was sie verdient hätte. Ich war lange Zeit nur mit mir selbst beschäftigt, habe das jedoch nicht erkannt. Wie sehr muss sie mich geliebt haben um dennoch bei mir zu bleiben. Wir hatten schwere Zeiten und wundervolle Zeiten und es tut so sehr weh, das sie nicht mehr da ist um zu erleben, wie ich meinen Weg gehe. Das wir den Weg nicht mehr zusammen gehen können.

Bitte entschuldigt den langen Text, das Durcheinander. Es musste raus. Ich bin wirklich dankbar für dieses Forum und die tollen Menschen die ich auch hier kennen lernen durfte. Ich möchte euch allen nochmal viel Kraft wünschen. Wir alle haben manchmal etwas bessere Tage und dann kommen wieder viele dunkle, schlimme und schmerzhafte Stunden auf uns zu. Für diese dunklen Zeiten möchte ich euch einfach mal ein kleines Licht anzünden.
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Romy, mein Schatz 27.04.1981 - 26.04.2015
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Geändert von Servala (30.08.2015 um 12:55 Uhr)
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