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  #1  
Alt 03.03.2015, 18:19
simi1 simi1 ist offline
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Beiträge: 551
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Hallo Julia,

unsere Tochter ist im Juni verstorben. Ende Oktober/Anfang November habe ich Teile ihres Kleiderschranks und die meisten typischen Mädchenspielsachen ausgeräumt, weil ich von einem Hilfstransport erfuhr, der in der Adventszeit Kleidung und Spielsachen in ehemalige Ostblockstaaten brachte und dort in Kinderheimen verteilte. Es war sehr schwer, aber ich wusste, dass meine Kleine damit absolut einverstanden gewesen wäre. Sie hatte eine klare Einschätzung davon, was im Leben wirklich wichtig ist und "Klamotten" gehörten aus ihrer Sicht definitiv nicht zu den Herzensdingen.

Ende Januar/Anfang Februar haben wir ihr Zimmer aufgelöst, weil wir den Raum benötigt haben. Auch dies war sehr sehr schmerzhaft, aber richtig so. Unser Haus soll Lebensraum und nicht Museum sein. Wir verwahren seitdem einige Erinnerungsstücke in einer persönlichen Schatztruhe. Die beiden Kuscheltiere, die unser Kind durch viele Jahre hindurch begleitet und getröstet haben, liegen seitdem in unserem Bett. So viel zu den Macken ...

Eine persönliche Anmerkung möchte ich zu diesem Satz von dir noch machen:
Zitat:
Genauso ist sein Schrank noch nicht ausgeräumt. Meine Mutter wagt sich auch nicht daran, sie weiß dass ich das nicht will.
Ich, als Mutter, würde dieses Quasi-Verbot nicht akzeptieren.
Als Eltern nimmt man bewusst und von Herzen gerne über viele Jahre zahlreiche Einschränkungen in Kauf, um seine Kinder großzuziehen und in ihr eigenes, selbstbestimmtes Leben zu entlassen. Wenn unsere Söhne sich dafür entscheiden, auch im Erwachsenenalter noch zuhause zu wohnen, dann dürfen sie das gerne tun - jedoch nicht über uns und unser Leben bestimmen.

Alles Gute und viele Grüße
Simi
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  #2  
Alt 03.03.2015, 18:49
Benutzerbild von GlidingGeli
GlidingGeli GlidingGeli ist offline
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Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Hallo Julia,

wie mit dem Ausräumen der persönlichen Dinge verfahren wird, ist sehr individuell. Du solltest dir überlegen, dein Papa ist über die Regenbogenbrücke gegangen, auch wenn ihr alles aufhebt, er wird nicht wiederkehren.
Dieses Endgültige muss akzeptiert werden, das dauert seine Zeit.
Leider ist es nicht möglich, dass wir ein ewiges Leben haben.
Trauern ist harte Arbeit und dazu gehört auch sich von Dingen zu lösen.
Meine Schwiegermutter hatte alles von ihrem Mann aufgehobenen, nach drei Jahren hat sie meinem Mann seine Schuhe gegeben, es galt nicht, dass mein größere Füße hatte. Als wir dann mal umgezogen sind, habe ich die Dinge zu einer Kleidersammlung bei der Diakonie gegeben. Heb dir einige Dinge zur Erinnerung auf, an denen kannst du dich erinnern und erfreuen.
__________________

Mögest du dir die Zeit nehmen,
die stillen Wunder zu feiern,
die in der lauten Welt
keine Bewunderer haben.


Irische Sprüche
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  #3  
Alt 04.03.2015, 15:00
Anni1993 Anni1993 ist offline
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Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Hallo Julia,

Wir 2 sind in gleichen Alter und ich habe vor Kurzem auch meinen Papa verloren.

Auch ich kann mir nicht vorstellen seinen Schrank jemals auszuräumen, ich habe das Gefühl, als wäre es das letzte was ich noch von ihm habe.
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  #4  
Alt 16.04.2015, 13:57
Julia93 Julia93 ist offline
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Beiträge: 42
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Halle zusammen,

am 25.04. Ist es genau ein Jahr her, dass mein lieber Papa uns hier unten allein gelassen hat.
In letzter Zeit war ich häufig traurig, momentan geht es aber eigentlich. Was wohl daran liegt, dass ich Urlaub habe und im Prüfungsstress bin. Wahnsinn, wie schnell drei Jahre Ausbildung doch vergehen. Je älter man wird, desto schneller vergeht die Zeit, oder? Ich möchte eine richtig gute Abschlussprüfung machen und das Ganze danach noch mit einem Studium krönen. Wäre Papa jetzt noch da, hätten wir bestimmt schon gerätselt an welchen Uns ich mich bewerben soll. Ein gute Ausbildung für mich lag ihm immer am Herzen, weshalb er ja mindestens bis nach dem Studium durchhalten wollte, um mir auch private Hochschulen und Einrichtungen zu ermöglichen. Naja das kann ich jetzt knicken. Das Geld reicht gerade um neben dem Job noch abends und am Wochenende studieren zu können. Aber ich ziehe das durch und danach werden sich alle wundern wie ich mich dadurch gekämpft habe.
Meine Mutti wird an Papas Todestag wahrscheinlich nicht da sein. Finde ich nicht gut, wenn Sie den Todestag Ihres Ehemanns lieber mit ihrem Neuen verbringt und mich nichtmal fragt ob wir den Tag zusammen verbringen wollen. Wie seht ihr das? Manchmal habe ich auch den Verdach, dass das ihre Art ist alles zu verdrängen.
Ein Junge aus unserem Dorf, dessen Mutter nach langem Krebskampf vor circa 5 Monaten starb, ist in psychologischer Behandlung weil er damit nicht fertig wird. Er müsste so ca 18 sein. Da frage ich mich wirklich warum ich so eine Hilfe nicht in Anspruch genommen habe...vllt hätte es mir doch so einiges erleichtert.

Julia
__________________
Liebe ist stärker als der Tod!
Papa 04.10.1948 - 25.04.2014
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  #5  
Alt 12.06.2015, 20:25
Julia93 Julia93 ist offline
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Beiträge: 42
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Meine Mutter dreht total am Rad.
Es ist jetzt etwas über ein Jahr her und mittlerweile kann ich sagen, dass das Verhältnis zu meiner Mama, eigentlich keines mehr ist. Früher haben wir häufig unsere Lieblingssendungen zusammen im Fernsehen geschaut, heute nicht mehr weil sie jeden Abend mit ihrem Freund telefonieren muss. Überhaupt hängt sie nur noch am Handy und benimmt sich wie ein Teenager.
Jedes zweite Wochenende kommt er auch zu uns. Dann rauchen Sie das ganze Haus zu, scheiß egal was ich darüber denke. Ihr Ehemann ist an Lungenkrebs gestorben und sie hat ihm versprochen aufzuhören. Alles leere Worte. Und mich nervt es auch gewaltig. Wenn wir nicht unbedingt wegen des Hauses, was keiner von uns alleine halten kann, zusammen leben müssten, dann wäre ich schon weg. Aber das ist mein Zuhause und der Ort an dem schon mein Papa geboren und gestorben ist. Es steckt in jeder Ecke eine wertvolle Erinnerung .
Wenn er am Wochenende da ist, dann werde ich auch nur noch toleriert. Ich verstehe mich nicht mit ihm. Und das nicht, weil er ihr neuer Freund ist sondern weil seine Lebensansichten einfach nicht meinen entsprechen. Sein Niveau ist wirklich unter aller Sau und das habe ich nun schon von mehreren Leuten gehört .Wenn er dann da ist gucken die beiden den ganzen Tag Fernsehen, rauchen und spielen Sudoku. Meine Mama, die sonst überhaupt nicht so ist, passt sich seinem Niveau immer mehr an. Den Haushalt schmeißen und sich um die Tiere kümmern ist auch zuviel verlangt. Ich fühle mich mittlerweile wie eine Mutter und sie ist das Kind. Früher haben wir auch zusammen gegessen, mittlerweile werde ich nicht mal mehr gefragt. Das mich ihr Verhalten traurig und wütend macht, versteht sie auch nicht.
Sie kann machen was sie will, dazu ist Sie alt genug. Aber solange wir in einer "Wg" Leben, kann man eben nicht machen was man will.
Freunde traue ich mich nicht mehr einzuladen wenn die beiden da sind, das ist mir unangenehm.
Ich wünsche mir mein altes Leben zurück , obwohl ich ganz genau weiß ,dass es das nie wieder geben wird.
Warum tut sie mit ihm Dinge, die sie mit Papa nie gemacht hat? Das ist doch nicht fair.
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Papa 04.10.1948 - 25.04.2014
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  #6  
Alt 12.06.2015, 21:14
Lucky2181 Lucky2181 ist offline
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Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

hallo Julia

das ist bestimmt nicht einfach für Dich. Kann es vielleicht sein dass Deine Mum damit Ihre Trauer überspielt und diese damit verdrängt?

Ich lebe wie ich will und mache was ich will. Kommt mir so ein wenig vor um manches zu überspielen und weiter zu gehen.

Nur so eine Vermutung, vor allem wenn deine Mum vorher anders war.

LG
Timo
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  #7  
Alt 12.06.2015, 21:46
Julia93 Julia93 ist offline
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Registriert seit: 23.07.2014
Beiträge: 42
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Ja, das kann ich mir schon vorstellen. Sie ist generell nicht der Typ, der seine Gefühle zeigt oder vor anderen weint. Aber einfach so zu tun, als hätte es ihn nicht gegeben, das geht zu weit.
Wenn ihr Freund nicht da ist, spricht sie manchmal über ihn. Nichts tiefsinniges. Sie nennt ihn auch nur noch bei vollem Namen und nicht wie früher beim Spitznamen.
Wenn er aber da ist, dann tut sie so als wenn es ihn nie gab. Aber vieles deutet schon darauf hin, dass sie noch nicht genug getrauert hat. Zum Beispiel steht in ihrem Sch lafzimmer ein sehr großes Bild von meinem Vater. Andererseits schläft ihr Neuer in seinem alten Bett.
Und Papa muss das alles vom Bild "mit ansehen".
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Papa 04.10.1948 - 25.04.2014
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