Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Speiseröhrenkrebs

Thema geschlossen
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 17.11.2014, 15:18
SmartM SmartM ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 09.11.2014
Ort: Marburg
Beiträge: 147
Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Heute sollte die Chemotherapie anfangen. Da in der letzten Woche die OP-Wunde am Oberarm aufgegangen ist, will meine Onkologin mit der Cysplatin-Gabe noch eine Woche warten. Auch wenn keine Entzündung zu erkennen ist - und ich hoffe, das bleibt so.
So hänge ich im Moment an einer 24-Stdn-FU5-Infusion, von der ich keine Nebenwirkungen erwarte.

Am Freitag gehe ich dann zu meiner Psychotherapie, in der Hoffnung, mein Kopf wieder etwas gerade gerückt zu bekommen.

Am schwierigsten ist momentan für mich, dass meine Familie von mir gute Nachrichten, gute Laune und positives Denken erwartet. Dabei knicken die schon bei einem Schnupfen ein...
Hoffe, meine Therapeutin schafft da Abhilfe bei mir.

Mein größter Wunsch z. Zt. ist, nach der Therapie soweit fit zu sein, ein paar Tage Ski fahren zu können. Bin für jedes Daumendruecken dankbar.

Ich werde einfach mal weiter schreiben, weil ich merke, dass dies die Seele etwas entlastet.

Herzliche Grüße
Walter
  #2  
Alt 19.11.2014, 22:40
ulla46 ulla46 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.07.2006
Ort: Mettmann
Beiträge: 986
Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Walter,
ja das Thema Familie ist nicht einfach, denn sie erleben die Krankheit mit anderen Gefühlen als du. Bei mir war es so, dass ich schon von Beginn der Chemo an, ziemlich daneben war und Vieles wurde mir schnell zuviel, auch z,B "netter" Besuch. Aber ich habe dann mit therapeutischer Unterstützung schnell gelernt, STOP und NEIN zu sagen, was anfangs bei meiner Familie nicht gut ankam. Ich habe dann erklärt, warum ich so reagiere, und dann wurde es akzeptiert. Alles was Stress macht ist nicht förderlich, denn das schwächt das Immunsystem.
Ich hoffe, dass du die Chemo einigermaßen gut verkraftest, das ist ja auch bei denem anders.
Liebe Grüße
Ulla
__________________
SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund.
www.mein-krebs.de
  #3  
Alt 21.11.2014, 09:12
thomue thomue ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2006
Beiträge: 186
Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Walter,

Deine Familie leidet unter dieser Extremsituation und möchte dieser schnellstmöglich entfliehen. Es besteht der unbedingte Wunsch, dass der Alptraum ein Ende hat und daher erwartet man von Dir positive Signale. Verlustängste, Angst vor der Zukunft, existentielle Ängste, Angst, Angst, Angst. Angehörige durchleiden psychisch ein ähnliches Drama wie die Erkrankten selbst.

Dennoch sind die von Dir beschriebenen Auswüchse so nicht tolerabel und das darfst Du auch genau so artikulieren. Du musst und darfst derjenige sein der Hilfe anfordert, dem Hilfe gewährt wird und der nichts liefern muss.

Im Zusammenhang mit Krebserkrankungen ist auch immer wieder dieses "Kämpfen" ein Thema. Was bedeutet das eigentlich konkret? Um ganz ehrlich zu sein: Ich hasse diese Phrase, weil sie oftmals in Gewinner und Verlierer aufteilt, suggeriert das immer etwas Positives erreicht werden kann wenn der Erkrankte nur seinen Hintern hoch bekommt.

Wäre ich an Deiner Stelle würde ich versuchen meinen Angehörigen das zu vermitteln. Bspw. in einem persönlichen Gespräch oder in einem Brief.

Alles Liebe,

thomue
  #4  
Alt 26.11.2014, 13:25
SmartM SmartM ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 09.11.2014
Ort: Marburg
Beiträge: 147
Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Vielen Dank für eure wirklich konstruktiven Beiträge.
Entschuldigung, dass ich mich heute erst wieder melde, aber ich brauchte etwas Zeit, mich wieder etwas zu sammeln.

Zunächst habe ich den Tipp mit komplemänteren Behandlungsmethoden aufgenommen und mir das Buch "Krebs ganzheitlich behandeln" von Prof. Dr. Beuth zugelegt. Sind wirklich brauchbare und viele anwendbare Tipps, die in dem begrenzten Rahmen, der mir noch zur Verfügung steht, gut anwendbar sind.

Mit meinen Angehörigen habe ich offen über meine Ansichten gesprochen und sie scheinen es zu aktzeptieren. Mit Ausnahme meines Vaters (86), aber da breche ich ein Gespräch auch mal mitten drin ab. Wenn's mir auch schwerfällt, aber dann muss er sich sein Ventil bei anderen suchen. Mehrmals habe ich schon gesagt, dass ich nicht jeden Tag die Geschichte neu erzählen will.

Am Freitag hatte ich ein Gespräch mit meiner Therapeutin, dass mich erst einmal völlig aus der Bahn geworfen hat, weil sie mir klar gemacht hat, dass ich im Moment nur auf Mitleid aus bin. Nun, darauf gab es erst einmal eine schlaflose Nacht mit vielem Gegrübel. Konnte dann feststellen, dass ich mich in eine Art Depression hineinsteiger, was ich auf keinen Fall will. Versuche mich jetzt wieder daraus zu manövrieren.

Habe mir nun vorgenommen, meiner engsten Familie, allen voran meinen Enkelkinder, nicht als der alte, weinerliche Zausel in Erinnerung zu bleiben. Werde jetzt versuchen, die verbleibende Zeit - wie lang die auch immer sein wird - aktiv und mit viel Freude zu verbringen.

Seit vorletzten Montag läuft meine Chemotherapie. Zunächst eine 5-FU-24 Std.-Infusion, letzten Montag eine Cisplatin (100mg) plus die 5-FU. Nächsten Montag dann wieder nur die kleine Einheit und dies immer so im Wechsel. Bis jetzt sind Nebenwirkungen noch kein Thema.

Nun hoffe ich, dass die Therapie soweit anschlägt, dass ich im Sommer doch noch die eine oder andere kleine oder auch größere Reise machen kann. Worauf sich meine Frau fast mehr freut als ich.

Nochmals vielen Dank für eure Beiträge, die mir auch helfen, aus dieser Lethargie wieder heraus zu kommen.

Was aber immer noch (bis jetzt) bleibt, ich fühle mich nicht mehr zu der Welt der "normalen Menschen" zugehörig und fange immer mehr an, mich einzuigeln. Da hoffe ich auf meine Therapeutin, die glücklicherweise wirklich offene Worte bevorzugt und mir auf diese Weise doch gut helfen kann.

In der Hoffnung, dass es auch noch ein paar bessere Tage geben wird, schöne Grüße

Walter

Geändert von SmartM (26.11.2014 um 13:33 Uhr)
  #5  
Alt 28.11.2014, 15:15
thomue thomue ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.06.2006
Beiträge: 186
Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Walter,

ich bin wahrlich nicht darauf aus Dir nach dem Mund zu reden, aber ich finde, dass Du Deine Situation sehr klar und sehr mutig akzeptierst.

Deine Therapeutin hat vollkommen recht mit dem was sie sagt: Du bist natürlich auf Mitleid aus. Ganz instinktiv und ohne böse Absicht. Du befindest Dich in einer bedrohlichen Lage und versuchst durch Deine Geschichte unterbewusst einen Stab an Helfern zu aquirieren und unter Zuhilfenahme der Zuwendung ein wenig Angst zu kompensieren. Das finde ich nicht sonderlich erstaunlich und erst recht nicht besorgniserregend. Ich finde es extrem sinnvoll das die menschliche Psyche so tickt. Einige Prüfungen des Lebens sind offenbar für mehr als eine Person ausgelegt.

Das mag man gut, blöd, gerecht, ungerecht, richtig oder falsch finden, nur ändern wird man es nicht. Und deshalb bleibt übrig was der Mensch des 21. Jahrhunderts kaum mehr zu leisten vermag: Dinge so hinzunehmen wie sie sind.

Problematisch ist das alles in meinen Augen nur, wenn bspw. neben dem Thema Mitleid kein weiteres existieren kann oder Deine Art und Weise andere Menschen erdrückt. All das kann ich Deinen Schilderungen aber nicht entnehmen.

Zusätzlich finde ich bemerkenswert, dass Du Deine Zukunft aktiv gestaltest und eine Reise planst. Das ist richtig stark und auch Deine Frau wird es insgeheim erleichtern, dass ihr Mann an Zielen arbeitet.

Versuche den Kopf oben zu halten, so schwer das auch sein mag. (Hinweis: Er darf zwischendurch auch mal auf die Brust fallen! ;-))

Weiterhin alles Gute,

thomue
Thema geschlossen

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 11:20 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55