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  #1  
Alt 06.12.2013, 06:54
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Sternschnubbe Sternschnubbe ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Helmut,

du hast wunderschön die Worte getroffen, gerade die Aussage mit der Identität, die sich verändert und damit das Selbstwertgefühl an Gleichgwicht verliert.

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen
"Schade, dass du das nicht mehr erleben kannst."

Dieser Gedanke ist dann möglich, wenn im eigenen Leben wieder was "erlebenswertes" passiert. Zufriedenheit und glückliche Momente. Für mich "der" Schlüsselgedanke vor fast einem Jahr. Die Geburt meiner dritten Enkelin. Bereits zuvor gab es ähnliche Momente, sie waren mir nur nicht bewusst in dem Sinn. Das Glück, zum dritten Mal Opa zu werden und im gleichen Atemzug dieser traurige Gedanke. Das ist die Trauer um das, was Myriam verloren hat. Nicht ich. Ich habe dabei etwas ganz Großes gewonnen und genieße es. Ich darf es. Und vieles andere mehr. Diesen Gedanken hatte ich noch oft und er wird mich begleiten, solange ich lebe. Das ist die Trauer um, für und wegen Myriam, die zu einem verlässlichen Freund geworden ist. Sie verhindert keineswegs ein glückliches Leben. Im Gegenteil, das Glück ist viel intensiver und bewusster.
"Schade, dass du das nicht mehr miterlebst" ... Dieses Gefühl wird einen wahrscheinlich immer begleiten. Aber derzeit bereitet mir auch dieses Gefühl großen Schmerz. Aber ja, bestimmte Erlebnisse wird man dadruch wohl viel intensiver und bewusster wahrnehmen und als "Glück" annehmen können. Und trotzdem... ich hätte darauf verzichten können.

Ganz liebe Grüße
__________________
Die Trauer hört niemals auf,
sie wird ein Teil unseres Lebens.
Sie verändert sich und wir verändern uns mit ihr.


Mami
am 06.02.1958 geb.
Diagnose Leukämie: am 26.08.2013
ein Engel seit dem 20.09.2013

Papi
am 06.03.1956 geb.
tödlich verunglückt und
ein Engel seit dem 03.02.2014

Ihr fehlt mir
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  #2  
Alt 06.12.2013, 12:57
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Zitat:
Zitat von Sternschnubbe Beitrag anzeigen
Und trotzdem... ich hätte darauf verzichten können
Guten Morgen Sternschnubbe,

ich auch. Da kannst du sicher sein und wie gesagt, dieser Gedanke schmerzt immer noch. Wobei ... manchmal auch nicht. Nämlich dann, wenn ich lebe und das tue ich inzwischen. Das meine ich ja, wenn ich sage, dass die Trauer zum Freund werden kann. Ein manchmal holpriger und ungehobelter Begleiter, meist jedoch ein lieber Freund, der die Klammer zwischen Gegenwart und Vergangenheit bedeutet. Denn auch wenn ich "lebe" geht mir dieser Gedanke oft durch den Kopf. Dann allerdings hält er die freundliche Erinnerung wach.

Es ist ja nicht so, dass einem ein Gedanke durch den Kopf schießt und alles ist gut. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Etwas zu wissen, heißt noch lange nicht, das auch leben zu können. In der wüsten Gefühlswelt der Trauer führt analytisches, logisches Denken nur sehr selten zum Ziel. Es ist von Nutzen, wenn man Ziele definieren möchte, Zusammenhänge erkennen oder Gefühlsknoten aufknüpfen will und ist ständigem Wandel unterlegen. In der Mathematik ist klar definiert: 1 + 1 = 2. In der Gefühlswelt liegt die Lösung dieser Gleichung bestenfalls irgendwo zwischen 1,5 und 2,5. Eine 2 ist da nur ganz selten.

Am 24. Februar werden es 6 Jahre. Das ist mein Standpunkt, da stehe ich. Das ist mir bewusst, wenn ich schreibe, und meist möchte ich mögliche Ziele zeigen und erklären, warum sie sinnvoll sein könnten oder mir sinnvoll erscheinen.

Ist es nicht auch tröstlich, wenn man lesen kann, dass es Ziele gibt, für die es sich lohnt weiter zu leben?

Kann man ohne diese Ziele über-leben?

Ich denke, du weißt, was ich mit "leben" meine.

Meine Heilpraktikerin riet mir, ein Ziel ins Auge zu fassen. Langfristig. Ich habe eins. Niemand kennt es. Niemand wird je erfahren, was mein Ziel ist oder war und ob und wann ich es erreiche oder vielleicht schon erreicht habe: "Der Weg ist das Ziel!"


Liebe Ulphin,

von mir ein herzliches zurück in die niedere Bucht am breiten Wasser


.. und Allen einen friedlichen Nikolaustag,

Helmut
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  #3  
Alt 24.12.2013, 00:49
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Weihnachten ...

ein wunderschönes Fest. Nicht wegen der Geschenke, die man bekommt, sondern wegen der Freude, die man damit anderen überreicht. Ein Zeichen für: ich liebe dich, ich mag dich, du bist es mir wert und das ganz ohne Aufrechnung und nicht nur an diesem Abend, sondern hoffentlich noch lange Zeit.

Ein wunderschönes Fest. Nicht nur ein christliches sondern schon lange davor das Sonnwendfest unserer Vorfahren. In beider Sinn ein Fest der Vorfreude auf einen Neubeginn, ein besseres Leben im neuen Jahr. Ein Fest der Hoffnung auf die unmittelbare Zukunft und doch ein Fest, welches nicht nur den Anfang bedeutet sondern in sich auch bereits das Ende im Voraus ahnen lässt. Ein Fixpunkt im Kreislauf des Jahres: der Anfang ist auch das Ende. An unserem christlichen Weihnachten ist eines neu und geradezu revolutionär: die Geburt ist der Anfang, doch der Tod ist nicht das Ende. Es gibt bei diesem Versprechen keinen Kreislauf wie den Wechsel der Jahreszeiten. Als Mensch zu sterben heißt, nur die Räume zu wechseln.

Morgen wird für mich das 61. Weihnachtsfest sein, das ich erlebe. Wird es anders sein? Was hat sich verändert? Der Kreis, in dem ich es feiere wird ein Anderer sein. Viele Menschen leben nicht mehr, viele sind hinzu gekommen. Ich selbst habe mich verändert und ebenso mein Umfeld. Zum Teil einschneidend, zum Teil erfreulich. Nicht verändert hat sich das Fest. Verändert hat sich der Sinn, den ich persönlich darin sehe, dieses Fest zu feiern. Ich feiere heute anders als in der Vergangenheit. Anders als zuerst als Kind, dann Jugendlicher, schließlich danach als Ehemann und Vater. Auch 2009, fast ein Jahr nach dem Tod von Myriam, stand in meiner Wohnung ein Weihnachtsbaum. Sogar bewusst. Nicht wegen der Kinder oder der Enkel, sondern wegen mir und auch ihr und weil mein Leben auf dieser Erde noch nicht zu Ende ist.

Weihnachten, das Fest der Liebe. Welcher Liebe? Der Liebe zu einem besonderen Kreis von Menschen? Ein Beweis? Dieses Fest der Liebe kann man täglich feiern, dazu brauche ich keinen Weihnachtsbaum. Wenn es das wäre, wäre es nichts anderes als Halloween, Karneval oder der Valentinstag.


Ich wünsche euch ein fröhliches und besinnliches, ein lautes und leises Weihnachtsfest und viele Zimmer in euren Herzen mit Menschen darin, dir ihr fröhlich umarmen könnt und ganz besonders den Menschen, die in eurer liebevollen Erinnerung leben,

Helmut
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  #4  
Alt 24.12.2013, 11:57
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut,
ich wünsche Dir wunderschöne Weihnachten!

Danke für Deinen Beitrag, der wieder so viel Wärme ausstrahlt und spüren lässt, dass alles irgendwie "gut" ist, wie es ist...und werden darf!

Habe noch gutes Moos gesammelt und liebevoll in geflochtenes Stroh verpackt...für Harmut...mit einem lieben Gruß von mir!

Herzliche Grüße
Morgana
__________________
Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #5  
Alt 24.12.2013, 13:39
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nala1810 nala1810 ist offline
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Beiträge: 543
Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut;

das wünsche ich dir auch von ganzem Herzen feiere schöne Weihnachten im Kreise einer Lieben.

Du schreibst immer so schöne Beiträge hier, diese haben mich schon oft aufgebaut wenn es mir mal nicht so gut ging.

Alles Liebe Nala
__________________
[
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  #6  
Alt 24.12.2013, 14:03
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

Lieber Helmut! Ich freue mich auch immer wieder von dir zu lesen! Weil mir das was du schreibst oft sehr gut tut und mich oft zum Sortieren und Umdenken meiner Gedanken anregt! Danke dafür!

Auch ich wünsche dir ein schönes und besinnliches Weihnachten! Alles Liebe
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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  #7  
Alt 25.12.2013, 03:20
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Jyrina Jyrina ist offline
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Ort: Berlin
Beiträge: 177
Standard AW: Hinterblieben, nur wo?

lieber helmut
ja weihnachten ein wunderschönes fest, ein fest mit freude in dem jetzt
und in der erinnerung, ja und auch mit schlaflosen nächten voller sehnsucht nach den lieben die nicht mehr da sind, aber auch viel nachdenken über die zukunft, die doch noch manchesmal so hoffnungsvoll vor uns liegt.

ich wünsche dir ein schönes weihnachtsfest
alles liebe gerda
__________________
Es ist nicht wenig Zeit, die wir zur Verfügung haben,
sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen.
Mein Schatz geb. 08.07.1954 seit 16.01.2008 im Regenbogenland
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