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  #1  
Alt 18.10.2013, 19:32
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Tag 101:

Hallo zusammen, ich melde mich mal wieder zur Wort. Die Chemo wurde mit dem Aussetzer weitergeführt bis jetzt. Besserung: vermag ich nicht zu bejahen. Verschlechterung: Tag für Tag schwacher und klappriger. Ob die Chemo und alle Medikamente nun wirklich geholfen haben würde ich nun nicht Beschwörern. Fakt ist jedoch, dass mit jedem Tag mehr die Familie leidet als solche und jeder einzelne noch mehr auf allen Vieren kriecht.. Nach einem längeren Gespräch mit einer guten Freundin, wo ich mich mal so richtig "ausheulen" (i wahrsten Sinne des Wortes) konnte, kam ihr rat mir doch Hilfe bei einem Psychologen zu suchen. Hat jemand als betroffener hier Erfahrung damit? Wie ist das für angehörige? Und muss man dafür erst zum Hausarzt und das ganze darlegen oder welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Zahlen Krankenkassen das widerstandslos oder muss man sich auch da noch rechtfertigen? Habe wenig Lust auf noch mehr Kampf.. :/

Viele Grüße,
Aedan
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  #2  
Alt 18.10.2013, 19:48
etoile09 etoile09 ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo Aedan,

ich habe einfach einen Termin bei einer Psychologin gemacht, das wurde anstandslos von der Kasse übernommen. Bin nicht ganz sicher, wieviele es sind, aber eine gewisse Anzahl an Stunden stehen JEDEM zu und danach wird der Psychologe die Weiterbehandlung bei der Kasse beantragen. So ist mein letzter Stand. Vielleicht hat jemand etwas genaueres dazu.
War bisher nur einmal dort, aber das hat gut getan und ich werde auch wieder Termine machen.

Welche Chemo bekommt dein Papa?
Meine Mutti hatte mit Folfirinox angefangen, und bekommt jetzt Gemcitabin. Das verträgt sie wesentlich besser.

Alles Gute weiterhin!

LG Yvonne
__________________
Meine Mutti
BSDK mit Lebermetastasen (ED 06/2013)
07.03.1951 - 09.12.2013
Nun bist du auch ein Engel
Du fehlst mir!

Mein Vati
Darmkrebs 24.07.1952 - 25.02.1989

Meine Omi
Brustkrebs 03.03.1929 - 23.01.1997

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=60158
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  #3  
Alt 18.10.2013, 22:52
es-perlsche es-perlsche ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo,

in den letzten 1,5 Jahren habe ich gelesen...nicht geschrieben.
Meine Tochter und ich haben meinen Vater auf dem schweren Weg begleitet. Diagnose März 2012, für immer gegangen ist er am 28.10.2012.
Wir haben gekämpft...und verloren.
Wichtig war mir, dass er seine Würde behalten kann, auch bei den Krankenhausaufenthalten haben wir ihn "geschützt" und dafür gesorgt, dass alles in seinem Sinn ablief, auch wenn das bedeutete, dass wir von ganz früh am Morgen bis spät in den Abend im KKH dabei blieben, zuhause halt rund um die Uhr.
Gestorben ist er hier, bei uns zuhause.

es war die intensivste Zeit, die wir zusammen erlebt und gelebt haben. Das kann niemand nehmen.
Unterstützt vom Palliativteam, Hausarzt, Onkologe, Physiotherapeutin...
Den Hospizdienst (Ehrenamtliche) lehnte mein Paps (wie auch einen Pflegedienst, oder das setzen eines Ports) ab, aber das Angebot/Gesprächsangebot des Hospizdienstes wurde auch mir als Angehörige gemacht, es hat mir sehr geholfen. Durch Job und Pflege, Versorgung, Haushalt und Tiere hatte ich keine "Extra-Zeit" für den Hospiz-Mitarbeiter. Er ist dann bei den unvermeidbaren Hundespaziergängen mitgelaufen und die Gespräche haben mir sehr geholfen.
Mein Paps konnte in Würde gehen.
Gepackt haben wir das nur mit Hilfe von außen.
Bitte, nehmt Euch jede Hilfe, die Ihr bekommen könnt.
Bitte, gestaltet das Leben Eurer betroffenen Angehörigen so würdevoll, wie es nur irgend geht.
So traurig ich bin, ich bin auch stolz.
Stolz, dass wir es zusammen durchgestanden haben, stolz, dass wir zusammen gehalten haben, stolz, dass wir es in seinem Sinn und mit seinen Wertvorstellungen gepackt haben...und seien es die frisch gebügelten Leinenservietten zum Abendessen, bei dem er nur eins, zwei kleine Bissen nehmen konnte...

Da sein...ist das Wichtigste...nicht die Anzahl der Stunden/Tage/Wochen...nein...die Qualität ist wichtig und die Würde.

Euch Allen wünsche ich Kraft.

L.G.
es Perlsche
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  #4  
Alt 10.11.2013, 12:38
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Tag 124:

Mal wieder ein kleines Update zur Situation:
Den geplanten Besuch beim Psychologen habe ich in Angriff genommen. Das gestaltete sich deutlich schwieriger als gedacht - Absagen, Termine in 1-2 Jahren etc. habe nach 3 Wochen aber noch jemanden gefunden, der immerhin zum 29. November einen Termin angeboten hat, immerhin...

Zu ihr: Was soll ich da sagen? Es ist wie das Bankkonto am Ende des Monats. Es geht rapide und ohne Stop bergab. Was witzig klingt, ist leider knallharte Realität... :-/
Von Tag zu Tag wird es weniger, von Tag zu Tag wird sie schwächer. Mittlerweile isst sie eigentlich gar nichts mehr, abgesehen von 1-2 kleinen Flaschen Cola auch nichts mehr trinken. Vom Sofa aufstehen ist ihr fast unmöglich. Chemo's wurden immer wieder mal abgesgat aufgrund zu schlechter Blutwerte, fast wöchentlich eine komplette Bluttransfusion. Aber alles scheint nichts zu nützen. Es ist ein Teufelskreislauf zu versuchen, sie zu beobachten und da zu sein. Die Arbeit lässt es schwer zu, auch die anderen Familienmitgliedern rotieren um frei zu kriegen und da zu sein... Hatte sie anfangs Besuch noch gerne, ist dieses WE zum Beispiel ganz schlimm - Besuch ist für sieda, aber sieliegt nur und schläft. Sie zittert am ganzen Körper trotz Hitze im Raum, Decke, 3 schichten Klamotten und weiß der Geier was noch. Mein Vater möchte, dass die nochmal 1 Woche ins Krankenhaus kommt und dort komplett bewacht untersucht wird. ich weiß mittlerweile gar nicht mehr, wie ich damit umgehen soll. Sehe ich sie, gehe ich weg weil ich das Bild nicht ertrage. Bin ich nicht da, ertrage ich es nicht nicht dazusein. Grauenhaft... Was soll ein Mensch gegen solch tollkühnen Hass des Körpers nur machen?!

Zum Schluss bleibt mir nur ein Zitat zu sagen, was ich letztens hörte und passend fand:
„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ (Václav Havel)

Ich wünsche in diesem Sinne allen Mitleidenden, kämpfenden und trauernden viel Kraft und das nötige Quentchen Hoffnung, was manche schon verloren haben bzw. gerade verlieren...

Aedan
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  #5  
Alt 11.11.2013, 21:07
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Update Tag 125:

Heute haben wir unseren Hausarzt nach Hause gerufen, da sie nichtmal mehr alleine aufstehen konnte bzw ihre Beine bewegen. Dieser kam auch nach Feierabend noch und hat ne ganze Weile untersucht. Schlussendlich meinte er, dass die Metastasen wohl bereits im Hirn zu finden sind und ihr Hirndruck zu hoch ist. Sie hat seit 3 Tagen keinerlei Stuhlgang mehr, isst nichts und trinkt nichts. Sie kommt alleine nichtmal mehr hoch, kann nicht zugreifen und kaum sprechen oder etwa realisieren. Alleine waschen oder auf Klo gehen - ein Ding der Unmöglichkeit.
Jetzt hat sie ein Krankenwagen geholt und sie liegt nun zur Beobachtung dort. Wenn ich zwischen den Zeilen richtig gehört habe, wäre es ein Wunder wenn sie den November noch schafft.

Ich weiß nicht ob es grauenhaftere Bilder als solche gibt? Den Menschen zu sehen, der dir bei den ersten Schritten die Hand gehalten hat, du aber nicht fähig dazu bist, ihre Hand bei den letzten Schritten zu halten...? Der Mensch, der IMMER alles konnte und zu jederzeit für dich da war und nun nichtmal mehr richtig sprechen kann geschweige denn laufen? Ich weiß es nicht...

Aedan...

Geändert von gitti2002 (12.02.2015 um 21:17 Uhr)
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  #6  
Alt 11.11.2013, 21:12
catw31 catw31 ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo Aedan,

auch ich musste diese ganzen Schritte gehen... Es tut wirklich verdammt weh! Ich habe meine Mutter recht schnell verloren, was aber für Sie bestimmt gut war. Ich habe immer versucht zu unterscheiden, was ich fühle: Mitgefühl oder Selbstmitleid? Es war immer eine Mischung aus beidem gemischt mit Trauer und dem Wissen, dass es dem Ende zugeht.

Ich wünsche Dir viel Kraft, vielleicht kannst Du ein wenig "Luft holen", während Deine Mutter nun im Krankenhaus ist. Dort ist sie, denke ich, gut aufgehoben.

Viele Grüße von catw31
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  #7  
Alt 12.11.2013, 22:53
Jabylein Jabylein ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo Aedan,

habe erst jetzt deine bzw. die Lebensgeschichte gelesen. Ohje, dass sieht nicht gut aus und mir tut es so unendlich leid für euch. Denke auch die Erlösung von all dem Leid und Schmerz wäre ein Weg ins Regenbogenland.

Schick dir ganz viel Kraft
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