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  #1  
Alt 12.03.2013, 10:15
Flower* Flower* ist offline
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Beiträge: 123
Standard AW: So schnell vorbei..

Guten Morgen

Ich probier wirklich nachsichtig mit den Menschen um mich rum zu sein.. ich kann es voll und ganz verstehen, wenn man nicht genau weiß, wie man mit der Situation umgehen soll.. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich von den wirklich guten Freunden eigentlich so ein bisschen erwarte, dass es bei ihnen anders ist. Klar, sie wissen es auch nicht, aber sie könnten ja mal fragen? Das haben bisher 2 gemacht und sagten mir auch, wie unsicher sie sich sind und ich hab ihnen dann erklärt, dass sie jederzeit alles fragen und sagen dürfen, was sie möchten und das klappt eigentlich so auch ganz gut.. das sind leider aber 2 Freunde, die ich höchstens einmal pro Monat seh, eher weniger.. die, die ständig um mich rum sind, sind da anders, eben die, die alles abblocken.. und da bin ich wirklich enttäuscht und hab auch keine Lust mehr nachsichtig zu sein..
Damit will ich aber auch nicht sagen, dass sie nichts tun.. es kommen kleine gut gemeinte Gesten, aber ja, das sprechen wäre eigentlich wichtiger und dafür wollen (?) sie nicht da sein..

@Miri: Dir wünsch ich noch gute Besserung!

Und allen einen schönen Tag
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  #2  
Alt 12.03.2013, 21:36
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Liebe Flower,

fühle Dich gedanklich gedrückt. Wir nehmen Dich hier virtuell in den Arm, das hat doch was

Ich habe Deinen Bericht gelesen und kann das mit dieser "Wut" sehr gut verstehen. Einen Tag nach Papas Tod bin ich mit dem Rad gefahren. Am liebsten hätte ich jeden Mann in seinem Alter vom Rad geboxt. "Wieso fahren die hier alle rum...und mein Papa nie mehr. Das ist so ungerecht....".

Aber wenn ich darüber weiter nachdenke, ist er noch nie gerne Rad gefahren.
Hm, da sucht man sich dann ein anderes "Bild".
Das Vermissen hängt von so vielen Faktoren ab; den Kleiderschrank, den man öffnet; der Sessel, der nun leer bleibt. Diese Lücke schliesst sich langsam aber stetig; es dauert halt. Man meint erst, die Zeit bleibt stehen. Aber im Grunde läuft alles um einen herum weiter; auch das macht einen wütend. Wie können die anderen nur weitermachen?

Helmut hat es in seinem Bericht sehr gut beschrieben: Man meint fühlt sich wie der Nabel der Welt....aber rundherum geht alles weiter.

Auch die Art mit Trauer umzugehen ist für jeden Betroffenen etwas anderes. Ich finde, Du machst es genau richtig. Man wird irgendwie "erwachsener", bedächtiger. Klar gibt es Leute, die wegen Husten oder Rückenschmerzen jammern. Das ging mir auch dermaßen auf den Zeiger.

Wir haben letztes Jahr händeringend einen Hospiz-Platz gesucht während der Kollege Rückenschmerzen hatte und seiner Meinung nach "kurz vorm Sterben" war. Da fehlten mir die Worte. Aber woher sollte er wissen, was wir (meine Mama und ich durchmachten)?

Ich musste mich sehr oft zusammenreissen. Aber ich war auch zuvor nie in einer solchen hilflosen Situation. Man lernt dazu; und hört mittlerweile auch anders hin, falls Du verstehst was ich meine.

Mach einfach so weiter wie bisher; höre in Dich rein und sei Dir selber wichtig.
Alles Gute
Aqui
__________________
Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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  #3  
Alt 17.03.2013, 01:50
Flower* Flower* ist offline
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Beiträge: 123
Standard AW: So schnell vorbei..

Es ist dreiviertel 2 und ich kann (wie jede Nacht) nicht schlafen..
Irgendwie muss ich heut extrem an meine Mama denken und ich vermiss sie ziemlich arg.. Und ich musste an ein Telefonat mit ihr denken, als sie mich aus dem Krankenhaus angerufen hat.. das macht mich immer wieder traurig irgendwie und ich denk auch immer nur an dieses eine Telefonat.. Und auch wenn ich weiß, dass das vorbei ist, geh ich es immer wieder durch und werd nur noch trauriger..
Manchmal hoffe ich, dass alles nur ein schlechter Traum ist, dass ich nur die Tür aufmachen muss und meine Mama steht davor.. Ich kann einfach nicht verstehen, warum sie gehen musste..
Naja, das musste grad mal raus irgendwie..
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  #4  
Alt 17.03.2013, 07:21
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Beiträge: 1.508
Standard AW: So schnell vorbei..

Liebe Flower,

ja, gut, dass du es einfach "rausschreibst"! Manchmal ist es einfach so und die Gedanken fahren Karussell und du erlebst dieselbe Situation immer und immer wieder. Stellst dir jeden Tag dieselben Fragen und bist in all dem gefangen. Aber vielleicht gelingt es dir, dies zu durchbrechen.

Sag mal, schläfst du jede Nacht so spät ein? Das ist ja furchtbar, denn dann bekommst du immer viel zu wenig Schlaf und taumelst geradezu durch die Tage. Für eine kurze Zeit mag das gehen, doch auf längere Sicht ist es nicht ohne. Mir hilft es ja immer wieder, dass ich so ein Hörbuch-Junkie bin. Ich kann kaum mehr einschlafen, ohne mich auf die Stimme, die mir eine Geschichte vorträgt, zu konzentrieren. Zum einen empfinde ich es sehr beruhigend und außerdem muss ich auch über gar nichts mehr nachdenken, wenn ich mich auf die Geschichte konzentriere. Vielleicht gibt es irgendetwas, was dich ein wenig zur Ruhe bringen kann?


Liebe Grüße
Miri
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #5  
Alt 17.03.2013, 20:21
Flower* Flower* ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Um 5.18 Uhr hab ich das letzte Mal auf die Uhr geguckt und bin dann endlich eingeschlafen.. Ich glaub ich hab mich schon lang nicht mehr so extrem müde gefühlt und heute hat man es mir auch mal angesehen..

@Miri: Also so spät wie gestern nicht, aber frühestens um 1.. Momentan weiß ich aber auch nicht, wie ich da wieder rauskomm.. aber das wird schon irgendwann..

@Aqui: Vielen Dank für deine lieben Worte.. du beschreibst das alles wirklich ziemlich treffend.. genau so seh ich es auch..

So, ich leg mich jetzt vor den Fernseh und schlaf heute hoffentlich mal früh ein.. ich wünsch euch ne gute Nacht!
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  #6  
Alt 18.03.2013, 00:07
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Hallo Flower,

die Probleme mit dem Einschlafen kenne ich zur genüge. In der Regel äußerte sich das dann so, daß ich es oft gar nicht erst schaffte, ins Bett zu gehen bzw. erst sehr spät.

Mir hat damals ein MP3-Player mit meiner Lieblingsmusik geholfen. Ob es Beethoven oder AC-DC war, alles konnte mich in den Schlaf lullen. Eigentlich kaum vorstellbar, doch es funktionierte bei mir: es lenkte von den Gedanken ab.


Eine gute Nacht,

Helmut
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  #7  
Alt 19.03.2013, 20:36
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Gina79 Gina79 ist offline
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Beiträge: 846
Standard AW: So schnell vorbei..

Hallo Flower! Ja, das mit dem Einschlafen ist auch für mich ein Problem und ich denke es geht vielen oder sogar allen in dieser Situation so! Ich nehme pflanzliche Dragees mit Hopfen und noch irgendeinem beruhigendem Wirkstoff drin. Manchmal klappt das Einschlafen ganz gut und dann wieder gar nicht. Mir geht es so wie dir, mir geht dann das letzte Gespräch mit Papa nicht aus dem Kopf. Ich möchte alles analysieren obwohl ich weiß dass es ja keinen Sinn macht und ich es gut sein lassen sollte so wie es ist, aber die Gedanken steigen immer wieder hoch und ich kann mich dagegen nicht wehren.
Ich verstehe dich gut!
Ich habe mir jetzt auch 2 Bücher gekauft, Romane. Vorher (auch als Papa noch am Leben war) wollte ich immer Bücher über das Leben nach dem Tod lesen, das kann ich jetzt im Moment gar nicht. Momentan möchte ich mich mit ganz einfachen Romanen ablenken, funktioniert aber nicht immer, leider!

Es ist alles noch so unwirklich für mich, für dich auch? Ich denke immer noch Papa ist im Krankenhaus und kommt wieder. Ich habe es immer noch nicht realisiert dass ich ihn nie wieder in diesem Leben sehen werde.
Wie geht es dir mit dem Friedhof gehen? Mir geht es wie dir am Anfang, ich fühle dort eigentlich gar nichts, als ob mein Papa da nicht drin liegen würde. Ich bepflanze es schön, ich zünde eine Kerze an aber ich kann dort einfach nicht wirklich traurig sein und ich kann mich dort auch nicht wirklich auf Papa konzentrieren. Keine Ahnung warum!

Ich hoffe du schläfst heute besser und findest ein wenig Ruhe! Ich wünsche das übrigens allen hier die in dieser Situation stecken! Gute Nacht und liebe Grüße
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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