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  #1  
Alt 06.03.2013, 08:35
Tiina Tiina ist offline
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Registriert seit: 04.08.2010
Ort: Hamburg
Beiträge: 676
Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Gina,
ich kann Dich sehr gut verstehen - ich hatte die gleichen Gedanken...
Ich war zwar in der letzten Nacht bei meiner Mami, war bei ihr als sie starb, aber in den Nächten davor habe ich sie alleine gelassen im Hospiz.
Und es war genauso wie bei Euch - ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht... Sie hatte den Tag wie üblich im Rollstuhl verbracht, sie hat fast normal gegessen - die meisten anderen Bewohner des Hospizes haben das Bett überhaupt nicht mehr verlassen, da dachte ich, wir haben noch mehr Zeit, dachte, ich muss mir meine Kraft noch einteilen...

Und genau wie ihr habe ich mich auch gescheut von einem "normalen" Ablauf abzuweichen, weil ich befürchtet hätte, meiner Mami damit Angst zu machen.

Ich habe mich sehr lange mit diesen Gedanken gequält - inzwischen habe ich mich halbwegs damit arrangiert, dass wir (wir beide - meine Mami und ich) das eben so gut gemacht haben, wie wir es konnten. Das, was ich eigentlich gewollt hätte (meine Mami retten, ihr alles Leid ersparen), konnte ich leider nicht...

Dass am Anfang die Erinnerungen an die Krankheit übermächtig sind, war bei mir auch so - viele Nächte habe ich geträumt, dass meine Mami krank ist und ich nicht helfen kann... Mit der Zeit ändert sich das und die Erinnerungen an den gesunden Menschen werden stärker...

Und dass Du herzlos bist, brauchst Du sicher nicht zu befürchten - im Moment bist Du noch wie betäubt, das ist glaube ich eine sehr sinnvolle Schutzfunktion der Seele... Du wirst noch viel trauern und weinen, es wird immer wieder Wellen geben.

Es ist sehr viel, was jetzt zu verarbeiten ist, ich wünsche Dir viel Kraft und hoffe, Deine Mama und Du könnt Euch gegenseitig ein bißchen helfen.
Alles Liebe,
Anja
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  #2  
Alt 06.03.2013, 09:01
Trüffi Trüffi ist offline
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Registriert seit: 30.11.2012
Beiträge: 16
Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

[QUOTE=Tiina;1176832]Liebe Gina,
Sie hatte den Tag wie üblich im Rollstuhl verbracht, sie hat fast normal gegessen - die meisten anderen Bewohner des Hospizes haben das Bett überhaupt nicht mehr verlassen, da dachte ich, wir haben noch mehr Zeit, dachte, ich muss mir meine Kraft noch einteilen...

***

Das geht mir auch so, am letzten Abend habe ich sehr lange gezögert, ob ich bei Mutti im Hospiz bleiben soll, habe es dann nicht gemacht, weil ich "Angst" hatte, dass ich "da gar nicht mehr weg komme". Das klingt jetzt furchtbar hart, aber mein Sohn ist 3 Jahre alt, es war kurz nach Weihnachten ...

Ich bin morgens um 9 wieder da gewesen, um 10.30 Uhr starb sie. Der Pfleger, der sich (auch um micht) kümmerte, lächelte mich an und meinte: Da hat sie eben einfach noch gewartet... Das glaube ich auch, aber ich schäme ich auch oft, dass ich am Vorabend dann eben doch nach Hause gefahren bin. Die Situtation war schwierig.

Es gibt kein falsch, kein richtig. Man handelt intuitiv - und muss nachher schlicht mit diesen Entscheidungen leben...

Am 22. März sind wir zu einer Trauerandacht im Hospiz eingeladen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich vor dem Tag tausdenfach mehr Angst habe als vor dem Tag der Beerdigung.

Astrid
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  #3  
Alt 06.03.2013, 11:35
Maus80 Maus80 ist offline
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Registriert seit: 16.02.2013
Beiträge: 18
Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,
ich möchte Dir zunächst mein herzliches Beileid aussprechen. Ich lese Deine Geschichte als wäre es meine. Auch wenn mir das schlimmste noch bevor steht. Mein Papa ist noch da und ich renne grad überall rum und erledige Dinge um meine Mama zu entlasten. Dabei kann ich raus und bin froh nicht jede Minute seines Leids zu sehen. Wid haben nur noch Tage. ..mit Illusion vielleicht Wochen und auch ich weine wenig und funktioniere grad wie eine Maschine spreche und denke über Dinge die ich immer vor mir hergeschoben hab. Ich glaube das ist nur der Notmotor der uns davor bewahrt zusammen zu brechen. Es ist nicht kalt sondern stark. Wir können nicht erwarten dass unser Umfeld das so erlebt wie wir. Für uns ist die Welt stehen geblieben. Die anderen müssen weiter machen. Jeder hat seine Zeit der Trauer vor oder hinter sich. Und jeder muss es auf seine Art geregelt bekommen. Größten Teisl allein. Aber sei Dir versichert liebe Nina hier im Forum Menschen zu finden die genau so empfinden und dasselbe durchstehen wie Du. Ich bin erst vor kurzem beigetreten und habe schon viel Trost erfahren. Danke dafür an alle und auch Dir Nina Danke für Dein Beitrag auf meinem Thread. Viel Kraft wünsche ich uns allen noch. ..
Evelin
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