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AW: "Lügen" zum Hoffnung machen oder eher realistisch, wie verhaltet ihr euch und war
Jessy, ich bin ganz deiner Meinung!
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AW: "Lügen" zum Hoffnung machen oder eher realistisch, wie verhaltet ihr euch und war
Tja, tatsächlich ist es so, dass im Moment so furchtbar viele eher "praktische" Dinge in den Vordergrund rücken, über die zwangsläufig gesprochen werden MUSS, dass alles andere quasi fast von selbst in den Hintergrund rückt
Es geht dabei um häusliche Pflege, um kleine "Banalitäten" wie Umstellen der Möbel wegen Pflegebett und so weiter und eben eher sachliche und nüchterne Fragen der Organisation. Da gibt es zur Zeit so viele Dinge, die wie Kleinigkeiten anmuten, aber halt trotzdem gelöst werden müssen. Das verdrängt irgendwie alles andere Vielleicht ist das gut so...? Mich persönlich lenkt es zugegebenermaßen ab. Man ist gezwungen, "kleine" Probleme zu lösen und hat keinen Raum für die "großen" Probleme, sozusagen... Und er ist nach wie vor erstaunlich gefasst! Man kann mit ihm inzw. gut über all die praktischen Probleme und Lösungsmöglichkeiten sprechen. Aber ehrlich gesagt glaube ich nach wie vor, dass er die Realität schon noch verdrängt... Aber wie gesagt, ich lasse ihn. All die schlimmen neuen Entwicklungen zu verkraften stelle ich mir wie die Hölle vor ... Inzw. fast kompletter Mobilitätsverlust, d.h. mehr oder weniger bettlägerig. Aus dem Bett in den Rollstuhl nur mit Hilfe möglich... Ob das nochmal wieder besser wird, wo gerade die Bestrahlung der Wirbelsäule durch ist...? Blasenfunktion ist wieder da. Kommt dann die Gehfähigkeit auch noch wieder etwas zurück...? Aber es ist ein Teufelskreis: Durch die Liegerei und kräftezehrendes "Drumrum" immer mehr Muskelabbau, immer weniger Kraft. Dadurch immer schlechtere Mobilität (wenn das Wort da überhaupt noch passend ist). Aber er nimmt das alles hin. Jammert nicht, weint nicht, bringt kaum mal etwaige Ängste zum Ausdruck, fragt nicht viel... Er ist so tapfer, ich bewundere das so! Ich würde heulen, toben, depressiv werden, alles mögliche... Also lasse ich ihn. Ich dränge ihm keine Infos auf, die er womöglich gar nicht will. Spookigerweise verhält sich seine Mutter ähnlich... Ist zwar besorgt, ruft fast täglich an, kommt zu Besuch, wann immer es ihr möglich ist (ist schon ziemlich alt), aber hinterfragt auch kaum... Nimmt hin. Weint nicht. Spricht nicht über Sterben oder irgendwas... Auch nicht, wenn er nicht dabei ist, also ich mit ihr allein bin... Das kann ich alles total schlecht einschätzen Aber auch ihr gebe ich nicht alles wieder, was mir von ärztlicher Seite gesagt wurde. Mir scheint, auch sie will es im Grunde nicht hören. Also zwinge ich sie nicht dazu. Wem würde das auch nützen?!? Und doch: die "Angst" oder Befürchtung, dass man mir später mal Vorwürfe macht, warum ich nicht absolut alles gesagt habe und nicht deutlich gemacht habe, wie die Ärzte die Lage wirklich einschätzen (wobei wegen des untypischen Verlaufs eh nur vage Aussagen kommen, aber schon teilw. recht klare Ansagen, die ich z.T. halt nicht so widergebe, logischerweise), diese Sorge bleibt... Vermutlich ist das was, wo ich im Grunde nicht "gewinnen" kann. D.h. denke ich nur an mein eigenes Gewissen und dränge ihm und der Familie alle auch bitteren Ansagen auf, dann vergrößere ich nur das Leiden von ihm und seiner Familie. Tue ich es nicht, muss ich mir womöglich später Vorwürfe anhören... Tja, das Risiko gehe ich nun ein. Ich denke, wenn er und / oder seine Familie wirklich mehr klare Ansagen der Ärzte hören / wissen wollen würden, dann kämen doch auch Fragen danach... Irgendwas wie "sag mir die Wahrheit" oder "was hat der Arzt gesagt" oder "wie wird es weitergehen" oder irgendwas in der Art... Oder nicht?!? Ich weiß es auch nicht... Geändert von aquila (11.03.2013 um 17:09 Uhr) |
#3
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AW: "Lügen" zum Hoffnung machen oder eher realistisch, wie verhaltet ihr euch und war
Liebe Aquila,
ich sehe es genauso wie Moni! Du tust alles, was in deiner Macht steht und vor allem bist du da! Diese vielen organisatorischen Dinge, die geregelt werden müssen, helfen auch. Mir zumindest ging es so, denn so hatte ich das Gefühl, dass ich wenigstens etwas tun konnte. Wenn es mir auch verhältnismäßig wenig erschien, so konnte ich doch dazu beitragen, die Wünsche meines Vaters zu erfüllen. Er hatten Lungenkrebs und Knochenmetastasen... Ich finde, dass du sehr gut und behutsam mit deinem Partner umgehst, ihn in all diese organisatorischen Dinge einbeziehst. Wenn er über seine Krankheit sprechen möchte, dann gehst du auf ihn ein. Wenn nicht, dann sollte man es auch belassen. Mein Vater beispielsweise wollte phasenweise nicht über den Krebs sprechen, was ich auch verstehen kann. Ich habe ihm dann immer von meinem Arbeitsalltag berichtet und kleine Anekdoten erzählt. Ich habe ihn auch sehr oft um seinen Rat gefragt, denn so konnte Anteil am Leben haben und fühlte sich weiterhin gebraucht. Die eigene Mobilität zu verlieren muss sich schrecklich anfühlen. Mein Vater hat sehr darunter gelitten, auch unter dem Verfall seines Körpers. Innerhalb kurzer Zeit ist er um viele Jahre gealtert und mochte sich nicht mehr im Spiegel anschauen... Irgendwann hat er dann jedoch sein Schicksal akzeptiert und angenommen. Ich kann auch nur bestätigen, dass ein schwerkranker Mensch selbst spürt und wahrnimmt, wenn er keine Chance mehr hat, wenn die Kraft schwindet. Ich wünsche euch von Herzen, dass die Knochenmetas deinem Mann nicht solche argen Schmerzen verursachen mögen. Das war bei meinem Papa das Schlimmste.... Alles Liebe für dich und deinen Partner Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt... Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark! |
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AW: "Lügen" zum Hoffnung machen oder eher realistisch, wie verhaltet ihr euch und war
@M10
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Wenn man von anderen so liest, im Netz und auch hier im Forum, die halt nach der Diagnose "intensiver leben" und z.B. in Urlaub fahren und "so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen" und "schöne Dinge tun/unternehmen" usw., dann kann ich nur bitter lächeln Seit der Diagnose der Knochenmetas ist fast durchgehend KH und eine Katastrophe nach der anderen und an "schöne Dinge tun" oder irgendwas in der Art ist nicht mal zu denken! Keinerlei Verschnaufpausen Man kommt gar nicht so schnell hinterher, wie sich die Situation laufend ändert @Mirilena Zitat:
Wie Du schon sagst, wenn man irgendwie aktiv sein muss, hat man irgendwie das Gefühl, wenigstens irgendwas tun zu können... Zitat:
Puh, das hat mich ganz schön getroffen! Manchmal weiß ich einfach echt nicht, was ich reden soll! Zitat:
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Geändert von aquila (12.03.2013 um 11:38 Uhr) |
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