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  #1  
Alt 27.01.2013, 19:29
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Liebe Flower! Lass dir noch etwas Zeit mit dem Grab gehen! Es ist alles noch so frisch, du hast deine Mama im Herzen und das ist wichtig.
Vielleicht kommt es noch und du hast Sehnsucht danach sie am Friedhof zu besuchen oder es kommt nicht, dann ist es auch okay, das hat ganz und gar nichts zu tun damit wie und ob man traurig ist. Da kann und darf dir keiner was dreinreden, jeder muss für sich seinen Weg finden.
Ja, diese dummen Leute, die sich einmal "Freunde" nannten, die kenne ich auch nur zu gut. Aber es fällt mir sogar bei meinem Papa auf, er hatte als er gesund war immer sehr viele Freunde, die sich auch meldeten. heute kann man sie nicht mal an einer Hand abzählen. Wäre etwas dabei, wenn ihn mal jemand im KH besuchen würde? Nein, niemand! Mit Krankheit und besonders mit Krebs will keiner was zu tun haben - nur es kann jeden treffen, keiner ist ausgeschlossen von dieser Krankheit.
Ich mag auch lieber daheim sein und meine Ruhe haben. Was bringts mir wenn ich mich mit einer "Freundin" treffe und die sudert mich 2 Stunden an über ihre " Miniprobleme" wie etwa abnehmen oder einkaufen. Ich muss das eh in der Arbeit aushalten und mitanhören, das genügt mir.
Mir kommt es so vor als ob ich momentan einfach in einer anderen Welt lebe und ich denke es geht dir genauso!
Wie gesagt, ich habe das schon so oft gehört, dass sich in solchen Situationen automatisch die "Wege" bei manchen Freunden trennen.
Du sagst auch, du warst früher viel zu nett, das war ich auch! Wenn ich eins gelernt habe aus dieser besch.... Situation, dann ist es das, dass ich mir nichts mehr gefallen lasse und nichts mehr mache was ich nicht selber will oder vertreten kann. Früher hab ich viel zu viel gemacht was ich gar nicht wollte , nur weil es jemand anderer wollte! Recht so!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Liebe Grüße und trotzdem noch erholsamen Sonntag abend!!!!!!!
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  #2  
Alt 27.01.2013, 20:09
Codeman Codeman ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Hallo,

lass dir einfach Zeit Flower. Ich glaube, dass man so unmittelbar danach sowieso noch unter Schock steht und daher gewisse Gefühle und Regungen eher nach einer bestimmten Zeit kommen werden.

@Gina

danke du sprichst mir aus dem Herzen. Seit dem ich meine Krebserkrankung hatte, bin ich lieber zu Hause am WE als unterwegs. Ich will nicht mehr in Discos, auf Partys oder sonstwo..lieber lese ich nen Buch oder schaue fern.

Wenn man selber dann mal beim Arzt sitzt, wegen der Auswertung von MRT und CT Bildern und im Wartezimmer unterhalten sich Leute darüber die schlimm doch der Husten ist und das der Rücken weh tut...dann könnte ich auch immer am liebsten was sagen. Mache ich aber nicht.

Denn jeder Mensch wächst an seinen Erlebnissen. Für uns Betroffene oder Angehörige oder Freunde hat sich leider der Erkenntnishorizont durch unsere Erkrankung so dermaßen vergrößert, dass die "Probleme" der anderen dagegen nur noch klein und unbedeutend erscheinen...

Liebe Grüße
Steven
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  #3  
Alt 27.01.2013, 20:33
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Ja, lieber Steven! Und ich denke heute schon, ich begleite meinen Papa ja gerade mit seiner sehr schweren Erkrankung, dass wir uns eigentlich als "glücklicher" bezeichnen können als diese oberflächlichen Menschen.
Nicht falsch verstehen, mit glücklicher meine ich einfach, dass man etwas tiefgründiger und demütiger wird, sich über kleine Dinge im Leben freut und sich aber auch weniger gefallen lässt von anderen.
Ich werde jetzt mit meinen 33 Jahren erst so richtig erwachsen glaube ich.
Ich verurteile die Leute oder meine "Freunde" nicht, sie haben halt sowas noch nie erlebt und ich denke schon, wer so etwas noch nie erlebt hat, der kann da gar nicht mitreden, der hat keine Ahnung wie es wirklich ist. Nur ich wusste es ehrlich gesagt vorher auch nicht.
Ich glaube schon, dass ich für mein restliches Leben sehr viel lerne und die Momente auch sehr schätzen und genießen lerne! Das ist das, was ich aus dieser schwierigen Zeit für mich mitnehmen kann und das ist sehr viel denke ich!
Liebe Grüße und ich hoffe dir geht es einigermaßen gut!
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  #4  
Alt 27.01.2013, 21:09
Codeman Codeman ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Liebe Gina,

danke der Nachfrage. Ja mir geht es gut - dennoch würde ich mich niemals als geheilt ansehen. Wer will mir denn versichern, dass nicht noch irgendwo eine kleine Tumorzelle rumwandert ?

Ich gehe seit der Erkrankung anders durch mein Leben.

Am 1.2. zum Beispiel beginnt ein neuer Job. Früher wäre ich jetzt schon hypernervös gewesen und hätte alle möglichen Szenarien durchgespielt. Heute gehe ich etwas gelassener an die Dinge ran. Was hab ich zu verlieren ?

Ich stimme Dir in deinem Posting zu 100% zu.
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  #5  
Alt 27.01.2013, 21:28
Flower* Flower* ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Hey ihr 2

Dem Friedhof konnte ich noch nie was abgewinnen, werd ich auch mit ziemlicher Sicherheit nie^^ Aber reinreden lass ich mir nicht mehr, keine Sorge

Naja, so schlimm das alles auch ist oder war.. wir sind stärker und erwachsener geworden und wissen das Leben mehr zu schätzen, das is zumindest was positives.. auch wenn der Rest sch.... is^^

Steven, dir auch hier nochmal: Ich wünsch dir alles gute für deinen neuen Job.. vor allem ganz viel Spaß

Liebe Grüße
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  #6  
Alt 28.01.2013, 02:15
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Hallo Flower,

ein Bekannter fragte mich, als ich ihn zufällig im Supermarkt traf "Wie geht es dir?" und ich habe im ehrlich und brutal gesagt: "Absolut sch.....". Er fragte mich nie mehr wieder. Er war geschockt und wusste keine Antwort mehr.

Ich hatte mich genau so wir ihr über solche und ähnliche Fragen geärgert und dachte, sag einfach die Wahrheit. Ich will nicht sagen, das speziell seine Frage damals oberflächlich gemeint war, doch meine Reaktion war einfach zu brutal. Nach diesem Ereignis habe ich mal darüber nachgedacht.

Viele Menschen haben Angst nicht vor der ehrlichen Antwort, sondern davor, wie die Antwort ausfällt. Natürlich gibt es auch viele, die diese Frage tatsächlich nicht ernst meinen. Doch das ist nicht der Punkt. Denn wirklich sofort verstehen, wie und was wir fühlen, können zunächst nur die, die selbst eine zumindest ähnlich Situation erlebt haben. Und selbst da hapert es schon. Jede Trauer ist anders.

Wenn ich z.B. mich mit euch über eure Trauer unterhalte, muss ich sehr genau überlegen, was ich sage. Ich muss dann versuchen, an meine Töchter zu denken und wie sie mit ihrer persönlichen Trauer um ihre Mutter umgehen. Meine Töchter und ich trauern zwar um den gleichen Menschen, doch aus ganz anderer Perspektive. Ich bin oft verblüfft, wenn sie mir erzählen und umgekehrt schauen sie mich oft an wie ein Weltwunder. Selbst unter Trauernden braucht man unter Umständen eine ganze Menge Empathie, um sich in die Lage des anderen zu versetzen. Verstehen und verstehen, das sind manchmal sehr verschiedene Dinge. Zum Verstehen reicht nicht immer, ähnliches erlebt zu haben. Wie schwer ist es dann erst für andere, die gleiches noch nie erlebt haben?

Als frisch Trauernde/r versteht man die Welt nicht mehr. Wieso dreht die sich weiter? Wieso versteht mich niemand? Ich trauere doch, das muss doch jeder sehen, wissen und verstehen? Ich trauere doch, hab das Liebste verloren? Wieso hilft mir niemand?

Hm ... ich weiß jetzt nicht recht, wie ich das ausdrücken soll. OK, ich versuchs. Die Trauer ist für uns der absolute Mittelpunkt. Sie beherrscht alle Bereiche unseres Lebens. Sie trifft uns morgens beim Aufwachen, bei fast jeder Verrichtung am Tag, beim Einschlafen und sogar in unseren Träumen. Alles dreht sich um unsere Trauer ... für uns ... nicht für die Anderen. Um es beim Namen zu nennen: wir fühlen uns als Nabel der Welt. Daß dem nicht so ist, das müssen wir erst mühsam verstehen lernen. Jeder für sich und auf seine eigene Weise. Ich möchte damit niemand auf die Füße treten, nur, so ist meine Erfahrung nach fast 5 Jahren.

Was soll man also tun? Zum ersten, sich mal selbst hinterfragen: wie habe ich das früher gemacht als ich selbst noch keine Ahnung von Trauer hatte? Zum zweiten, meine Gefühle (speziell der Trauer), wie kann ich sie nach außen kommunizieren, daß mich andere auch verstehen? Das muss jeder für sich selbst herausfinden. Nicht leicht, ich weiß. Das dauert. Die eigenen Gefühle zu einem anderen Menschen zu transportieren, daß dieser sie auch versteht, ist sehr schwer. Zumal so ein starkes Gefühl wie die Trauer und oft läuft man damit gegen eine Mauer.

Eines weiß ich ganz genau. Hätte ich nach der Geschichte von oben, nach anfänglich gleicher Reaktion wie hier gelesen, alle Menschen, die mir diese oder ähnliche Fragen gestellt hatten, über einen Kamm geschert und sie für oberflächlich oder schlimmeres erklärt: ich hätte so manche Chance verpasst. Die Chance nämlich, unter den 100 Oberflächlichen den/die Eine/n zu finden, der oder die tatsächlich den Mut hatte, sich auf meine Trauer einzulassen und es auch getan hat. Und ich wurde fündig. Worüber ich sehr glücklich und sehr dankbar bin. Erstaunlicherweise waren es viele. Viele davon waren sogar mir vorher Fremde und das kam oft unvermittelt.

Ich sage nicht, daß das alles leicht ist. Auch nicht, daß du das sofort verstehen musst. Mir reicht es, wenn du darüber nachdenkst. Die Entscheidung musst du selber treffen. Das sind nur meine Erfahrungen und Gedanken.

Zu deinen Zweifeln an dir selbst. Wer weiß schon, was Trauer heißt. Mich eingeschlossen. Ich hatte vorher nicht mal eine Ahnung. Lass dich nicht in ein Korsett zwängen. Weder von anderen, noch von dir selbst. Vor allem nicht von dir selbst. Das Grab deiner Mutter muss dir kein Anlaufpunkt sein. Deine Mutter ist überall, wo auch du bist. Du musst sie nicht suchen. Auch ich gehe nicht oft auf den Friedhof. Ich muss nicht da hin, um zu trauern. Das kann ich überall, denn ich hab Myriam im Herzen. Genau da findest auch du deine Mutter. Schau hin. Konventionen sind was für die, die nicht nachdenken sondern nur auf andere schauen, was die so machen. Habe Vertrauen in dich. Du findest deinen Weg. In dir selbst. Da bin ich mir sicher.


Ich drück dich,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
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  #7  
Alt 03.02.2013, 00:16
Flower* Flower* ist offline
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Beiträge: 123
Standard AW: So schnell vorbei..

Jetzt ist es schon 4 Wochen her.. die Zeit ging gleichzeitig so schnell vorbei, aber auch irgendwie nicht..
Und die Traurigkeit kommt von Tag zu Tag mehr und bringt immer mehr Verzweiflung mit.. und mehr Wut, als ich je gedacht hätte.. Ich bräuchte einen Weg, zumindest die Wut rauszulassen.. nur wie?
Ich freu mich auf die Woche, da bin ich zumindest abgelenkt.. aber Sonntage? Die hab ich schon immer gehasst und jetzt umso mehr.. -.-
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