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  #1  
Alt 13.07.2012, 12:57
sabiharu sabiharu ist offline
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Standard Freund & Trainer an Leukämie erkrankt...

Hallo ihr lieben,

gestern mittag erhielt ich eine schreckliche Nachricht von der Tochter meines ehemaligen Trainers und Freundes.
Die Leukämie, die er noch Anfang des Jahres glaubte besiegt zu haben, sei wieder da und die Ärzte haben ihm gesagt, dass weitere Therapieversuche zu riskant wären und keine Chance auf Heilig besteht..
Ich war geschockt und musste nur weinen. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen, aber ich habe ihm so viel zu verdanken, was meine sportliche Karriere und meine Persönliche Entwicklung betrifft.Meine Familie und ich hatten ein freundschaftliches Verhältnis zu ihm.Ich habe mit 6 Jahren bei ihm angefangen zu trainieren und habe ihn immer als eine Art Papa gesehen im Sport und deswegen habe ich auch eine ganz andere Bindung zu ihm als andere seiner Schüler...
Es ist so schwer für mich das ganze zu realisieren. Seine Tochter hat mir seine Mobiltelefonnummer hinterlassen, aber ich habe direkt danach gefragt, ob er Besuch empfangen kann und möchte. Ich kann ihn nicht einfach nur anrufen, ich möchte ihn umarmen und da sein.
Er möchte Zuhause gehen und ich kann ihn Sonntag besuchen... aber ich habe so Angst und kann meine Tränen jetzt schon nicht zurückhalten...
Wie ist es erst dann, wenn ich vor ihm stehe? Das ist so schrecklich zu wissen, dass man gehen muss in absehbarer Zeit...

Ich weiß, was ich ihm sagen möchte, aber ich habe Angst, dass ich in Tränen ausbreche und ihn damit zusätzlich belaste. Dass ich nicht Herr über meine Gefühle bin
Er möchte sicher nicht, dass wir ein Gespräch über düstere Dinge führen, die jetzt sind. Seine Krankheit. Ich würde ihn gerne an gute Zeiten erinnern , ein Foto zeigen und ihm erzählen, was er alles aufgebaut hat und mich für alles bedanken , was er geleistet hat, ihm sagen, dass er ein guter Mensch ist und er nicht alleine ist, aber ich befürchte, dass mir die Worte im Mund zerlaufen werden, wenn ich sie aussprechen werde. Es ist so schwer.

Geändert von sabiharu (13.07.2012 um 12:59 Uhr)
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  #2  
Alt 14.07.2012, 23:00
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Freund & Trainer an Leukämie erkrankt...

Liebe Sabiharu,

es tut mir leid, dass dein Freund so einen Rückschlag erlitten hat, nachdem die Krankheit doch fast besiegt wurde. Das ist unglaublich traurig. Für deinen geplanten Besuch möchte ich dir Mut zusprechen. Ich finde es schön, was du dir vorgenommen hast, deinem Freund mitzuteilen. Egal, ob du die Fassung verlierst und es ist auch nicht schlimm, wenn du weinen musst, dir die Worte im Hals stecken bleiben... Wichtig ist, dass du diesem Freund jetzt signalisierst, dass du da bist. An seiner Seite. Dass er spürt, wie wichtig er dir ist. Allein das zählt! Glaube mir, das vermeintlich Falsche zu sagen oder in Tränen auszubrechen ist allemal besser als gar nichts zu tun. Und ob er von seiner Krankheit sprechen möchte, wirst du spüren. Ich bin mir sicher, du wirst das Richtige tun! Vielleicht schaffst du es sogar, ihn abzulenken und zum Lachen zu bringen, wenn du die alten Geschichten ausgräbst?! Ich wünsche es euch! Nutze die Zeit!

Alles Liebe
Mirilena
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #3  
Alt 15.07.2012, 19:35
sabiharu sabiharu ist offline
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Standard AW: Freund & Trainer an Leukämie erkrankt...

Liebe Mirilena,

danke für deine lieben Worte. Sie haben mir gut getan und mir viel Mut zugesprochen. Es war ein sehr schöner Tag mit ihm heute. Wir haben viel gelacht, aber auch Momente gehabt, wo wir weinten und mir das Herz zerbrach... Er hat sein Schicksal akzeptiert, aber er kann es auch nicht fassen. Er hat sehr viel Angst um seine Kinder und macht sich Sorgen, dass es ihnen nicht gut gehen könnte... Es hat mich sehr bewegt, als er sagte dass er ihnen leider nicht mehr viel beibringen könnte, so wie es ein guter Papa getan hätte... Gleichzeitig macht er noch Witzchen über seine Krankheit, über seinen Zustand...Über seine angehende Beerdigung...Er gibt sich lebensfroh und gütig. Und er hat viele Anrufe auch von anderen Sportlern, die ihn kannten erhalten. Das tat ihm gut und er hatte das Gefühl, etwas gutes erreicht zu haben.

Ich habe mit ihm viel besprechen können , privates, sportliches alles und wir konnten uns noch so schön austauschen. Ich will es gar nicht wahrhaben... Morgen werde ich noch einmal zu ihm. Aber nur sehr kurz. Er war auch sehr müde und man konnte sehen, dass es anstrengend für ihn ist. Er vertreibt sich die Zeit gerne mit Filme schauen und ich möchte ihm noch ein paar mitbringen von zuhause,die er dann gucken kann.
Danke für deine liebe Anteilnahme.
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  #4  
Alt 15.07.2012, 20:14
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Freund & Trainer an Leukämie erkrankt...

Liebe Sabiharu,

das freut mich, dass ihr so einen schönen Tag hattet! Das ist doch wunderschön, dass ihr beide euch so austauschen konntet und ich habe den Eindruck, dass auch du für deinen Freund sehr wichtig bist, denn sonst hätte er dir sicherlich nicht seine Sorgen anvertraut. Ich bin mir sicher, dass ihm jetzt sehr, sehr viel durch den Kopf gehen wird. Vor allem werden seine Gedanken um seine Familie kreisen, die er hier zurück lässt, wenn er gehen muss. Er hat sich dir gegenüber sehr geöffnet und ich finde, das ist ein unglaublich schönes Geschenk, oder? In diesen Momenten wird uns bewusst, was wirklich wichtig ist im Leben...

Alles Liebe
Mirilena
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  #5  
Alt 16.07.2012, 20:47
sabiharu sabiharu ist offline
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Standard AW: Freund & Trainer an Leukämie erkrankt...

liebe mirilena, ich bin so froh, dass du so nette worte schreibst und mir "zuhörst". Ich danke dir vom Herzen.



heute morgen war es schlimm Es war so grauenvoll...

ich habe mich morgens früh mit ihm verabredet. Er hat gesagt, dass er immer früh aufsteht, damit er viel vom Tag hat, also konnte ich ruhig um 7 Uhr schon zu ihm. sagte er.

Ich wollte ihm die Filme vorbei bringen und habe ihn durch mein Klingeln geweckt. Er war sehr müde, war aber froh, dass ich ihn geweckt habe. Er hat heute gut geschlafen, dank schlaftabeletten...
Es ging ihm jedoch wieder schlechter. Er hat Wasser in den Beinen, konnte ohnehin nicht richtig laufen und heute hatte er schmerzen. Es tut weh einen früher so sportlichen Menschen so schwach und leidend zu sehen... Eine Achterbahn Gestern noch so "fit" und energisch und heute...heute kam alles raus. So viel Besuch am Wochenende, viele Bekannte und Menschen, die an ihn gedacht haben. Er hat gesagt, dass er das erstmal verarbeiten muss...

Aber später hat er so geweint, ich musste so mit mir kämpfen, mir flossen die Tränen über die Wangen. Auch, wenn ich kein Mitglied seiner Familie bin,sondern nur ein Freund. Es geht es mir so nahe. Er hat gesagt, dass er sich sehr alleine fühlt. Seine Kinder und seine Frau leben in einem anderen Haus. Sie kommen ihn zwar besuchen, aber einschlafen tut er nacht für nacht allein. Und er hat angst, nicht mehr wach zu werden. Angst, sich von den Kindern so nicht mehr verabschieden zu können,denn sie wissen noch nichts über sein Schicksal, weil sie sehr jung sind. Aber er möchte unbedingt zuhause gehen und nicht in der Klinik.
Ich habe mit ihm einen Kaffee getrunken. Plötzlich war er ganz aufgeregt, er bräuchte wohl ein Medikament neu, was er bestellen wollte, so, als ob er damit die Hoffnung hatte, Zeit zu gewinnen, die er so gerne hätte...Er rief gleich dreimal beim Arzt an und sprach auf den AB mit der bitte um Rückruf..., der dann auch kam, aber es war so wie ein verzweifelter Hilferuf in dem Moment..
Ich habe gemerkt, dass er heute viel zerstreuter wirkte und plötzlich seltsame Dinge sagte. Wie schlimm das für die Familie sein muss...
Als ich aus der Wohnung ging, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und habe nur geweint. Ich konnte mich nicht so verabschieden mit einem "tschüss"...oder machs gut... es ging nicht, wir haben uns so verabschiedet wie immer. "Bis bald" "Wir sehen uns ....

Ich hoffe, dass er einen schönen Tag mit seiner ehemaligen Frau hatte und werde ihm noch ein wenig beistand leisten, indem ich frage, wie er die Filme fand, die ich ihm gegeben habe. Ich kann doch nicht so "tschüss" sagen...auch, wenn ich ihn heute das letzte mal gesehen habe. Ich habe das gefühl, dass die geborgenheit ihm gut getan hat.
Leider verstehen meine Mitmenschen nicht ganz, warum ich so aufgelöst bin...Nach dem Motto, er war doch nicht dein leiblicher Vater, das ist schlimm, aber ist nun mal so... Bei meinen Eltern finde ich auch nicht ganz Rückhalt, auch wenn ihnen das schicksal natürlich ebenfalls nahe geht, da sie ihn gut kannten...aber sie sagen, das ist nun mal so und da kann man nichts machen.

" Du hättest da heute halt nicht nochmal hinfahren sollen"... bekam ich zu hören... Was soll das denn?..

Mit Sicherheit gehen sie mit dem Thema auch anders um, weil sie schon häufiger in ihrem Leben als ich mit so etwas konfrontiert wurden...
Übertreibe ich es denn so sehr ...? Vielleicht lasse ich das einfach zu nah an mich heran... aber Ich finde es nicht fair, so gemein und hart zu reden.

Geändert von sabiharu (16.07.2012 um 20:57 Uhr)
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  #6  
Alt 17.07.2012, 00:01
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Freund & Trainer an Leukämie erkrankt...

Liebe Sabiharu,

du machst nichts falsch, du denkst nicht falsch und vor allem empfindest du nicht falsch. Dein Freund ist eine wichtige Person in deinem Leben und hat dich in gewisser Weise geprägt. Mit ihm verbindest du positive Gedanken und fühlst dich verbunden. Da ist es für mich sehr nachvollziehbar, dass du jetzt, da es ihm so schlecht geht, für ihn da sein möchtest. Weißt du, ich finde es sogar bemerkenswert, dass du deinen Freund besuchst. Viele Menschen wenden sich in solchen Situationen ab, weil sie nicht mit Krankheit, Sterben und Tod umgehen können. Das ist auch unglaublich schwer. Und dennoch möchtest du für deinen Freund und ehemaligen Trainer da sein. Wohl in dem Wissen, dass jeder Besuch ein Abschied für immer sein könnte.
Geh deinen Weg weiter und lass dich nicht beirren!

Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es heute für dich war. Es tut so weh zu sehen, wie ein vormals so vitaler und sportlicher Mann körperlich und auch geistig so abbaut. Dass dein Freund so verwirrt war, kann auch an den Medikamenten liegen, die er einnehmen muss. Gewisse Medikamente beeinträchtigen die Wahrnehmung und natürlich auch die Konzentration. Teilweise kommt es auch zu Wortfindungsstörungen und anderen Dingen. Aber was zählt, ist das Gefühl und ich finde es schön, dass du deinem Freund zeigst, da du auch jetzt und gerade jetzt an ihn denkst und für ihn da bist. Wenn du ihm für einige Stunden Geborgenheit vermitteln konntest und auch sein Weinen ausgehalten hast, dann ist das unglaublich viel!!! Da kannst du wirklich stolz auf dich sein!

Alles Liebe und wie gesagt, lass dich nicht beirren auf deinem Weg
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  #7  
Alt 24.07.2012, 23:32
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Freund & Trainer an Leukämie erkrankt...

Liebe sabiharu,

ich traue mich gar nicht zu fragen... Wie geht es deinem Freund? Und wie geht es dir? Lange nichts von dir gelesen! Ich denk an dich...

Melde dich mal, wenn du magst!

Mirilena
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