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  #1  
Alt 15.11.2011, 22:31
MaTini MaTini ist offline
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Registriert seit: 29.09.2009
Beiträge: 30
Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

Hallo Ihr Lieben,
das Thema ist super, ich kann sehr gut nachempfinden was ihr fuehlt.
Ilse - das hast Du schoen gesagt.

Umgang mit der Angst und den Gefuehlen ist ein riesen Thema. Wann ist es vorbei? Geht das vorbei? Bei mir schwaecht es ab - die Zeitraume ohne Angstzustaende und Panik werden immer etwas leanger- bis wieder ein Gefuehlscaos da ist und dann ueberrollt es einen. Aber ich weiss mittlerweile, das es auch wieder geht. Ich muss "nur" das Caos ueberwinden oder rechtzeitig Hilfe holen.

Nach der Therapie und dem ganzen auf und ab bin ich am Anfang sehr oft in Traenen ausgebrochen, einfach so, egal wo oder wer mir gegenueber sitzt. Ich sass in der Tram und die Treanen liefen, ich stand in der Baeckerei und die Treanen liefen. Ich bin einfach ueberrant worden von meinen Gefuehlen. Konnte die nicht wirklich kontrollieren.

Ich habe mich nicht getraut es irgendjemanden zu erzaehlen. Meine Erfahrung ist - wenn man ueber die Krankheit spricht geht es so lange gut, wie man ueber Diagnosen oder Untersuchungsergebnisse spricht. Immer schoen sachlich bleiben bitte - angehen wie ein Projekt - am Besten stellt man gleich ein Projektplan mit Massnahmen auf und analysiert das ganze zusammen. Das ist verstaendlich, da kann man mitreden.

Wenn ueber Aengste und Gefuehle geredet wird, ist nicht viel Einfuehlungsvermoegen auf der anderen Seite. Aber wie sollen die engen Freunde, Bekannte und Familienangehoerigen das auch verstehen oder nachvollziehen? Sie haben selber Angst einen zu verletzen und sind der Situation und der Ungewissheit ohnmaechtig ausgesetzt.

Ich denke es ist unsere Aufagabe mit der Ungewissheit zu leben - was es nicht einfacher macht und in manchen Situationen unertraeglich erscheinen leasst. Wenn es nicht mehr allein geht - gibt es Hilfe. Wir muessen uns bewegen, sonst bewegt sich leider nichts.

Was ich super finde, hier ist der Raum fuer diese Themen, fuer Aengste, fuer Aerger, fuer Sarkasmus, fuer Ironie. Ist ist unser Gefuehlsraum wenn wir in brauchen, wenn nicht - ist er trotzdem da. Zu jeder Zeit - von zu Haus oder unterwegs. Ein schoenes Gefuehl.

Lieben Gruss an alle!
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  #2  
Alt 15.11.2011, 22:48
Wangi Wangi ist offline
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Registriert seit: 15.06.2009
Beiträge: 1.389
Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

Hallo MaTini,
das mit den Tränen kenne ich nur zu gut, wegen nix und wieder nix kamen die.
Ich merke auch das ich mir so einige "Sachen" aus dem Kh mitgebracht habe. Und ich kann es nicht mehr mit ansehen wenn jemand eine Spritze bekommt oder Blut abgenommen wird, auch im TV nicht und auch bei Tieren nicht.
Hier im Forum zu lesen hat mir immer wieder gut getan, Danke an Alle dafür.

Lieben Gruß
Wangi
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  #3  
Alt 15.11.2011, 23:00
Benutzerbild von Petra & Thomas
Petra & Thomas Petra & Thomas ist offline
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Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

Hallo ihr Lieben,

auch für mich ist es schwer mit der Tatsache umzugehen, beonders tragisch weil ich erst vor kurzem meinen an Krebs erkrankten Mann verloren habe. Das mulmige Gefühl und die Angst wird man nie mehr los.
Entscheidend ist wie man damit umgeht. Ich für mich handhabe es so. Ich habe bisher alles getan um das Schalentier loszuwerden und für mich gab es Therapiemöglichkeiten. Lebe seit dem etwas bewusster, genieße jeden Tag an dem es mir körperlich gut geht. Sollte es so sein das er irgendwo noch lauert ist es Schicksal.... es gibt halt noch kein Wundermittel gegen Krebs. Dann wünsche ich mir eine neue Alternative und/oder ....friedlich von der Welt gehen zu können.

Liebe Grüße Petra
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An den Widerständen bildet sich unser Charakter!Was wir ertragen und bestehen, wird zu einem kostbaren Teil von uns (Ulrich Schäffer)

http://www.youtube.com/watch?v=s7Gjc...eature=related
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  #4  
Alt 16.11.2011, 08:02
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Cool AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

@Petra

den Gedanken "..... friedlich von dieser Welt gehen zu können..... " werden wahrscheinlich nicht sehr viele jüngere Menschen aufbringen können :
Wahrscheinlich gelangen eher ältere Betroffene zu dieser relativen Gelassenheit :

Mir gelingt das - stramm auf die 70 zusteuernd - nur manchmal und es gibt durchaus Momente, in denen ich zwar nicht weine, aber doch sehr bedrückt bin


@Wangi

Du hast Recht, Foren wie der KK können Einiges relativieren oder gar in sehr dunklen Momenten eine Hilfe sein


@MaTini

......Du schreibst "Immer wieder sachlich bleiben...." und ich finde, Du hast absolut Recht :
Man weiß das ja von sich selbst, wenn man sich beispielsweise mal als Zuhörer wiederfindet: Diagnosen und Untersuchungsergebnisse - von Anderen über längere Strecken vorgetragen - können jede Unterhaltung killen


@Wangi


Viele Patienten, die hier im Forum unterwegs sind, haben - wie Du und ich - die letzten Jahre sehr oft ein Krankenhaus von innen gesehen

Bei mir ist allerdings der Effekt nicht eingetreten, dass ich nun keine Spritzen, Blut oder andere damit verbundenen unangenehmen Dinge mehr sehen könnte....

Was allerdings das konstruierte Geschehen in diesen unsäglichen Ärzte-Serien im TV betrifft, so fand ich das schon v o r meiner Krebserkrankung und den Komplikationen bei der Behandlung absolut ätzend



Liebe Grüße
__________________
Ilse
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  #5  
Alt 16.11.2011, 11:43
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
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Ort: Ende aus, Micky Maus
Beiträge: 2.175
Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

Liebe Con,

dieses mulmige Gefühl kenne auch ich nur zu gut. Ich hatte einen metastasierten Hoden-Tm. Nun gilt der Hoden-Tm ja auch in moderat metastasierten Stadien als heilbar. Das war für mich stets der Griff zum festhalten, wenn gleich ich auch immer eine gewisse Portion an Skepsis inne hatte. Wenn mich der Hoden-Tm nicht umbringt, macht es vielleicht die erhaltene Chemo in zehn Jahren nachträglich? Vor jeder Nachsorge dann dieses elendige Kopfkino: ein Zwicken hier, und da..... vor allem dort, wo die Metastase saß. Dann kommen ja auch immer wieder die Gedanken daran, was wäre wenn. Äääääätzend . Sobald ich dann meine Markerergebnisse habe, ist alles wie weg geblasen.
Mein Doc sagte immer, das würde sich mit der Zeit legen. Naja.... bis zum dritten Jahr wurde es etwas weniger. Dann verlängerte sich der Zeitraum zwischen den Nachsorgen und genau damit bekam ich wieder Probleme. Drei Monate durchhalten ging schon, die anderen drei waren wieder Schwitzen, Sorgen, Fragen, Kopfkino....

Im Umgang mit anderen bin ich recht schonungslos. Wer mir blöd kommt, bekommt einen entsprechenden Satz zurück. Vor allem wenn es darum geht "Jaaaaa, aber der Hodenkrebs ist ja sooooooo toll behandel- und heilbar.....!" Klar, ist er. Aber die Chemo macht trotzdem keinen Spaß und wenn man dann von Männern liest, die Früh- bzw schlecht behandelbare Spätrezidive entwickeln oder einfach therapieresistent der Krankheit erliegen, dann passt meine selbstgewählte Definition von "Krebs light" nicht mehr wirklich.
Das einzig wirklich gute ist, dass die Zeit tatsächlich ein wenig unsere Wunden heilt. Je mehr Zeit vergeht, um so mehr verliert das Erlebte seinen Schrecken. Aber unschöne Narben werden auch auf der Seele immer bleiben.
Hier liegt es dann an jedem einzelnen, an den Narben zu wachsen und immer den Kopf oben zu behalten. Dies geht oftmals jedoch nur mit professioneller Hilfe. Ich habe sie damals für mich als nicht notwendig erachtet. Im Nachhinein betrachtet würde ich das vielleicht "beim nächsten Mal" anders machen. Der Krebs war ja 2006 nicht die einzige böse Ohrfeige für mich.
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  #6  
Alt 16.11.2011, 18:43
Benutzerbild von Petra & Thomas
Petra & Thomas Petra & Thomas ist offline
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Beiträge: 227
Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

@ Ilse

ich denke, dass ich mit 49 relativ jung bin und ich versuche mich auch mit der Tatsache das morgen alles anders sein kann auseinanderzusetzen. Wie schnell es gehen kann habe ich bei meinem Mann erleben müssen. Viele werden jetzt sagen, es reicht wenn man sich darüber Gedanken macht wenn es soweit ist. Leicht gesagt-funktioniert in meinem Kopfkino aber nicht.
Liebe Grüße Petra
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  #7  
Alt 22.11.2011, 19:34
Wangi Wangi ist offline
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Beiträge: 1.389
Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

Was mir auch immer wieder Angst macht sind diverse Nachwirkungen der Chemo. Mein Kurzzeitgedächtnis hat sehr gelitten, ist bei Cisplatin als Nebenwirkung wohl auch bekannt und mein Gehör. Glaube mein Gehör hat sich schon wieder etwas gebessert, wird das mit dem Gedächtnis auch wieder besser? Ich gehe manchmal in die Küche und weiß dann nicht mehr warum, oder mir fällt ein verda...... Wort nicht ein. Klar, ist auch ne Altersfrage, aber ich bin jetzt 55 und soooooo schlimm war das vor der Erkrankung nicht.
Natürlich versucht man das Beste draus zu machen.

Angehörige und Freunde/Bekannte sind immer sehr bemüht einen zu verstehen und so, aber richtig verstehen kann das nur der Erkrankte selber finde ich.
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  #8  
Alt 22.11.2011, 20:18
le_labbra le_labbra ist offline
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Registriert seit: 20.05.2011
Ort: Bietigheim-Bissingen
Beiträge: 28
Standard AW: Das mulmige Gefühl oder wie werde ich nicht kirre...?

ihr lieben,

zum glück gibt es euch...ihr sprecht mir aus der seele...mit denselben problemen kämpfe ich jetzt auch schon ein jahr...und zudem wurde meine "haut" dünner...ich bin seelisch nicht mehr so belastbar, lasse alles viel schneller an mich heran...ich kenne mich so garnicht...ich könnte wegen kleinigkeiten anfangen zu heulen...aus einer mücke mache ich einen elefanten...ich hoffe, dass das besser wird...
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