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  #1  
Alt 26.07.2011, 12:35
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

das Du Ablenkung mit den beiden süßen Zwergen hattest ist doch toll. Ich kenn das, meine Zwillinge lenken mich auch so oft ab und Kinder nehmen da zum Glück keine Rücksicht. Bei ihnen wird man gefordert.

Mir geht es auch so, manche Menschen kennt man schon ewig, aber kommt irgendwie gar nicht ran und dann gibt es Menschen, die kennt man erst seit Kurzem und hat das Gefühl, die kennt man schon ewig. So geht es mir mit Euch. Bei Euch habe ich das Gefühl alles rauslassen zu können als ob wir uns schon ewig kennen.

Ich hoffe für Dich, Du hast heute einen besseren Tag. Umrame Dich

LIebe Grüße Jäcky
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  #2  
Alt 26.07.2011, 21:45
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Jäcky,

ja hier geht es mir auch so, dass es mir vorkommt, als kenne ich Euch schon lange. Ich denke, es liegt daran, dass wir alle so viel durchgemacht haben und deshalb die anderen so gut verstehen können. Das verbindet bestimmt sehr stark.

Heute war ich bei meiner Mutter, hatte ich ihr versprochen.
Na ja, was soll ich sagen. Wir sind uns ja nicht so nah, wie mein Vati und ich waren. Wir haben noch mal über Vieles gesprochen. Sie hat mir auch die ganzen Briefe zum Lesen gegeben, die jetzt in den letzten Tagen gekommen sind. Es sind so viele. Bei einigen Briefen konnte ich gar nicht alles lesen. Das waren die von Leuten, die sehr persönlich geschrieben haben. Auch an viele Dinge aus dem Leben meines Vaters noch wieder erinnert haben.

Das fand ich fast schlimmer, als mit jemandem direkt zu reden.

Dann wollte meine Mutter unbedingt noch zum Friedhof. Da wir sowieso gerade unterwegs waren, habe ich sie eben da hingefahren. Aber es ist schon seltsam. Kaum standen wir an der Stehle, wo die Urne meines Vaters drin ist, zog eine dunkle Wolke auf und es fing an zu regnen. Als wir weg sind, hörte es auf und die Sonne schien wieder.
Das war bei der Beisetzung auch schon so.

Ich kann mich mit dieser Grabstätte gar nicht anfreunden, hätte mir wirklich für meinen Vati etwas anderes gewünscht.
In solchen Momenten muss ich mir dann immer wieder in Erinnerung rufen, dass ich ihn auf seinem letzten Weg begleiten durfte, weil er das so wollte. Und dass ich ihm in seinen schweren Stunden so beistehen konnte.

Mit etwas Abstand betrachtet, gewinnt das immer mehr an Bedeutung für mich. Es ist etwas ganz Besonderes und Wertvolles für mich.

Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #3  
Alt 27.07.2011, 12:57
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

es hat deinem Paps bestimmt sehr viel bedeutet, dass du bis zur letzten Minute bei ihm gewesen bist. Dann war er nicht allein, und das hat ihm bestimmt sehr gut getan und die Angst ein wenig genommen. Diese Momente wirst du wohl in deinem Leben nicht mehr vergessen und sie werden die immer viel bedeuten. Diese Erinnerung kann dir auch niemand nehmen.

Das du die Briefe nicht alle lesen konntest, kann ich gut verstehen. Lass dir Zeit damit, sie rennen dir ja nicht weg. Wenn du es möchtest, kannst du sie ja nach und nach lesen, wenn dir danach ist.

Das mit dem Regen und der Wolke ist schon ein wenig komisch. Ich bin ja jemand, der auch an andere Sachen glaubt und denke, dass dein Papa bestimmt da war und mit euch traurig war, dass er euch in diesem Moment nicht beistehen konnte. Das war damals als der beste Freund meines Papas beerdigt wurde auch so, bei der Beerdigung hats geregnet und als sie den Sarg runter gelassen haben, fing die Sonne an auf den Sarg zu scheinen. Und danach regnete es weiter. Das war auch so ein komischer Moment, als wollte er sagen es geht mir gut seid nicht so traurig.

Ich schicke dir eine ganz dicke Umarmung

Liebe Grüße
Jäcky
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  #4  
Alt 27.07.2011, 13:50
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo Jäcky,

ich hatte das mit der Wolke gestern abend hier zu Hause erzählt. Mein Mann sagte nur, ob ich da nicht zu viel rein interpretiere... Es hat halt mal geregnet.

Schade, dass der Mensch, mit dem ich hier zusammen lebe, so wenig Verständnis für meine Gedanken und Gefühle hat. Mit ihm kann ich eigentlich gar nicht über die ganze Situation reden.

Er war zwar da, als es meinem Vati schon so schlecht ging und hat sich da auch Sorgen um mich gemacht. Hat mir auch viel geholfen oder war eben einfach da. Aber jetzt ist für ihn wieder Alltag.
Und da ich nicht den ganzen Tag verheult da sitze, merkt er gar nicht, wie sehr mich das alles noch beschäftigt.

Da bin ich echt hilflos im Moment.
Carla
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  #5  
Alt 27.07.2011, 14:35
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

geh nicht so hart mit deinem Mann ins Gericht. Es ist schon ein Unterschied ob es die eigene Familie oder die Schwiegereltern sind. Nimm es mir um gottes Willen nicht böse, so ist es nicht gemeint. Ich meine damit, dass man bei seinen Eltern ja noch viel mehr leidet. So geht es mir zumindest. Meine Schwiegermutter hat ganz schlimmes Rheuma, ist bettlägerig. Ja es tut mir schon leid, aber sie ist eben nicht meine Mama.

Mit meinem mann kann ich über solche Sachen auch nicht reden. Es gibt halt Menschen, die glauben an sowas. Vielleicht glaubt dein Mann nicht an solche Dinge?

Rede mit ihm, sag ihm was in dir vorgeht und was du empfindest und wie hilflos du dich fühlst. Vielleicht merkt er es gar nicht, wie schlecht es dir geht? Lass deine Gefühle raus und hab keine Scheu, er ist doch dein Mann.

Bitte nimm mir meine Worte nicht übel, es ist wirklich nicht böse gemeint.

Umarme Dich

Liebe grüße
Jäcky
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  #6  
Alt 27.07.2011, 18:53
Rheingoldcat Rheingoldcat ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

ich kann mich da nur der Meinung von Jäcky anschließen, versuche mit deinem Mann zu sprechen.
Es sieht vielleicht gar nicht , wie schlecht es Dir geht.
Viele Menschen gehen einfach zum Alltag über, damit Sie nicht in die Situation kommen zu trauern.

Man weiß ja nicht wie es bei dem anderen aussieht, wenn man nicht darüber spricht.
Ich hatte mit meinem Mann immer über alles gesprochen, es hat sehr viel innere verbundenheit gebracht.
Leider geht das nicht mit jedem, wen dein Mann abblockt kannst du natürlich keine Gespräche erzwingen, aber ein versuch ist es wert.

Lieben Gruß
Sabine
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  #7  
Alt 27.07.2011, 22:04
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Jäcky, liebe Sabine,

Ihr habt da sicherlich recht. Ich muss mit ihm reden. Es fällt mir nur so schwer, die richtigen Worte zu finden. Ich habe wirklich schon überlegt, ob ich ihn einfach hier mitlesen lasse. Er weiß zwar, dass ich in einem Forum schreibe, aber nicht wo.

Gestern hatte ich mir eigentlich schon genau überlegt, was ich ihm sage. Und dann zu Hause? Kein Wort rausbekommen. Ich kann hier alles schreiben und kriege ihm gegenüber keinen Ton raus. Blöd, oder?

Als es meinem Vati schon so schlecht ging, da waren wir uns so nah, wie lange nicht mehr, da gab es diese tiefe Verbundenheit. Ich konnte das nur irgendwie nicht festhalten. Vielleicht habe ich auch mal wieder zu viel Angst, bei meinem Mann alte Wunden wieder aufzureißen. Er hat ja vor vielen Jahren seinen Vater auch an Krebs verloren und hat es damals nicht mehr rechtzeitig zu ihm geschafft, weil er beruflich unterwegs war.
Zu dieser Zeit waren wir noch nicht zusammen. Ich weiß nur, dass ihn das damals sehr mitgenommen hat und auch heute noch sehr berührt.

Ihr habt sicher recht, dass er gar nicht weiß, wie schlecht es mir geht. Nach außen funktioniere ich ja auch irgendwie.

Werd's mal versuchen, mit ihm zu besprechen.

Liebe Grüße an Euch
Carla
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