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  #1  
Alt 27.01.2011, 16:16
tischlerin tischlerin ist offline
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Liebe Beate!

Ich habe erst acht Monate, nachdem mein Bruder an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben ist, angefangen, in diesem Forum zu lesen. Während seiner Krankheit und danach habe ich gedacht, ich schaff das schon alles und werde das schon alles gut verarbeiten, aber irgendwann bin ich dann draufgekommen, dass nur Menschen, denen das gleiche widerfahren ist oder gerade widerfährt, wirklich verstehen können, was man selber durchmacht. Deshalb habe ich mich in diesem Forum angemeldet und es tröstet sehr, wenn man ähnlich verlaufende Schicksale liest (natürlich wünscht man es niemanden, aber es ist einfach so, dass es vielen Menschen gleich geht). Und als ich Deine Frage mit Deiner Tochter gelesen habe, habe ich mich gleich zurückversetzt gefühlt in die Zeit, als ich meinem Sohn erklären musste, dass sein Onkel sterben wird und dass seine heißgeliebte Cousine ihren Papa verlieren wird. Und ich dachte, vielleicht kann ich jemandem helfen, die das jetzt das Gleiche mit ihrem Kind durchmacht, wie ich damals.
Warum Tischlerin? Weil mein Bruder Tischler war und er war noch so jung mit seinen 45 Jahren und sein Traum war es, eine eigene Tischlerwerkstatt aufzumachen. Er hat immer gesagt: "Wenn ich ein Stück Holz in der Hand habe, geht es mir gut!". Als er bereits krank war, aber noch hoffte, gesund zu werden, hatte er sich für alle Formalitäten schon erkundigt, um selbständig zu werden, aber es kam alles anders...

Für Deinen Besuch bei Deinem Papa wünsche ich Dir viel Kraft und die Möglichkeit, die Zeit, die ihr habt, mit wirklich wichtigen Gesprächen zu verbringen!

Liebe Grüße

Geändert von tischlerin (28.01.2011 um 08:18 Uhr)
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  #2  
Alt 31.01.2011, 21:37
beathaag beathaag ist offline
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Liebe Tischlerin,

zu Gesprächen war mein Vater leider nicht in der Lage. Es ging ihm ziemlich schlecht und er hatte sehr starke Schmerzen. Die Tabletten halfen nicht. Er hat so gelitten; heute nun sollte ein Gespräch über die weitere Vorgehensweise stattfinden; die weitere Vorgehensweise scheint es aber nun nicht mehr zu geben. Stattdessen liegt mein Vater wieder auf der Station; Schmerztherapie und Flüssignahrung. Gefunden wurden noch rasant wachsende Tumore in Lunge und Dickdarm. Am WE habe ich mich denke ich noch ganz gut gehalten, heute bin ich fix und fertig: er tut mir so unendlich leid. Und es gibt nichts was man tun kann. Gestern haben meine Eltern mich dan nach Hause geschickt. wir müssen so lange es geht möglichst normal weiter machen. Ich bewundere meine Mutter, ich war immer überzeugt sie sei nicht belastbar; aber sie hält sich unglaublich aufrecht und meine Tochter war am WE der Hit überhaupt. Ein Bild hat sich mir eingeprägt: wie sie und ihr Opa Arm in Arm (sie ihn stützend) zu uns in die Küche tappen. Das war unglaublich schön. Sie machts prima. Noch weiß sie nur, dass er schwer krank ist. Ich werde die nächsten WEnden wieder hin fahren und ich hoffe es werden noch einige ganz gute werden!!!! Im übrigen kommt mir das mit dem Holz bekannt vor: mein Vater fühlt sich in seiner kleinen Werkstatt am wohlsten, das halbe Haus hat er innen mit Holz gestaltet.

LG Beate
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  #3  
Alt 31.01.2011, 22:00
der_weg der_weg ist offline
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Hat man denn nun heraus gefunden wo der Primärtumor liegt ? Das in der Leber sind ja denn anscheinend Metastasen.

ich wünsche euch viel Kraft !

Freut mich zu hören, dass sowohl Deine Mutter als auch Deine Tochter besser mit der Situation umgehen können als erwartet.

Lieben Gruß
Sophie
__________________
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  #4  
Alt 01.02.2011, 18:55
tischlerin tischlerin ist offline
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Liebe Beate!

Dein Bericht ist einerseits sehr traurig, der Zustand Deines Papas hört sich nicht so gut an. Was die Schmerzen betrifft: Bitte unbedingt und nachhaltig auf die Ärzte einwirken. Auch mein Bruder hatte zuerst starke Schmerzen auf der Normalstation gelitten, bis wir erst draufkamen, dass es eine echte Palliativtherapie gibt und das hat meinem Bruder so geholfen, die Ärzte und Pfleger bzw. Schwestern der Palliativstation (oder wenn Dein Papa zuhause sein kann: der mobilen Palliativstation) sind so darauf spezialisiert, Schmerzen zu lindern. Niemand sollte zusätzlich zu der ohnehin schon unglaublich großen Belastung auch noch Schmerzen leiden. Er kann dort wirklich gut eingestellt werden und auch von Stunde zu Stunde beobachtet werden.

Ich kann Dich gut verstehen, dass Du fix und fertig bist, es kostet soviel Kraft und bringt so große Verzweiflung, ZUSEHEN zu müssen und verstehen zu müssen, dass Du ihm nichts abnehmen kannst. Das ist furchtbar schwer zu ertragen. Man leidet so mit, dass es einem im Herzen weh tut.

Andereseits ist Dein Bericht auch sehr positiv, was Deine Tochter betrifft, diesen Augenblick - Opa und Enkelin - den Du dir eingeprägt hast, der wird bleiben für immer und Deine Tochter hat einfach das Beste aus der Situation gemacht, das ist das Bewunderswerte an Kindern. Sie können bei schwerkranken Menschen - wenn man ehrlich mit Ihnen ist - fast jede Situation gut bewältigen. Und was Deine Mama betrifft: Alle Achtung, es ist nicht leicht, seinen Ehemann in dieser Situation zu begleiten, aber offensichtlich ist es so, dass man in solchen Fällen noch von irgendwo her Kräfte bekommt, von wo auch immer. Sie wird es auch brauchen, denn es liegt noch ein schwerer Weg vor ihr und auch vor Dir.

Für die kommende Zeit wünsche ich Dir, dass Du selbst bei Kräften bleibst, dass Du noch viel Zeit mit Deinem Papa verbringen kannst und dass Dein Papa eine würdevolle und sehr menschliche Behandlung bekommt. Und wenn Du mal schlecht drauf bist: Du hast das Recht darauf in dieser Situation einmal nur dazusitzen und zu heulen, erklärs Deiner Tochter einfach, sie wirds verstehen!

Alles Liebe, ich denke an Euch, und wenn Dir danach ist, lass von Dir hören!
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  #5  
Alt 16.02.2011, 17:01
beathaag beathaag ist offline
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Liebe Tischlerin,
du ahnst es vielleicht. Nur so viel: ich gehöre nun auch ins Forum der Hinterbliebenen. Es ging letztendlich alles ziemlich schnell. Eigentlich hatte ich schon alles für die nächsten Wochenendheimfahrten geplant.Mittwoch vor zwei Wochen rief meine Schwägerin mich dann aber abends an und meinte, ich solle doch bitte den Zug nehmen und kommen. Die ganze Fahrt über hoffte ich nur, nicht zu spät zu kommen. Am Donnerstagmorgen kam ich zu Papa ins Krankenhaus, aber er war so gut wie nicht mehr bei Bewusstsein. Dienstags zuvor hatte der Arzt ihm endgültig erklärt, dass man rein gar nichts mehr machen könne; ab Mittwochmorgen war er zunehmend verwirrt, als ich dann kam, konnte er kaum noch die Augen öffnen oder sprechen, reagierte auf mich nicht. Als seine Schwester, meine Tante kam, öffnete er die Augen und eine Träne lief ihm über das Gesicht. Wir denken und hoffen er hat gespürt, dass wir da waren. Am Abend verabschiedete ich mich von ihm mit einem gute Nacht Papa und meinte auf eine Bemrkung von mir hin sein typisches Grinsen zu sehn ( es wird mir wie so vieles fehlen). Gegen 22.00 Uhr muss es ein letztes starkes Aufbäumen gegeben haben, meine Mutter schlief die letzten beiden Nächte bei ihm. Der Arzt gab ihm eine starke Spritze, meine Mutter rief uns an und spätestens ab diesem Zeitpunkt verließ er uns . Die letzten Stunden waren wir alle bei ihm, meine Mutter, mein Bruder, dessen Frau, die eine sehr starke Stütze für uns alle war, und ich. Mit Papa habe ich einen der beiden Menschen, die ich am meisten liebe, verloren. Im Moment spüre ich aber nichts, denke nicht daran. Ich dachte nur, dass ich es dir schreiben sollte. Seltsam was im Moment mit mir los ist. Die ersten zwei Tage danach habe ich mir nur entsetzliche Vorwürfe gemacht, nicht vorher bei ihm gewesen zu sein, um noch wertvolle Zeit mit ihm zu verbringen. Ich hätte den Sonntag zuvor einfach nicht heimfahren sollen. Liebe Grüße
Beate ich schreibe dir wieder, wenn es geht
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  #6  
Alt 16.02.2011, 18:02
tischlerin tischlerin ist offline
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Liebe Beate!

Danke für Deine Nachricht! Es tut mir so unendlich leid, es ist so traurig und unfassbar, was dir und deiner Familie widerfahren ist. Mach dir keine Vorwürfe, dass du sonntags heimgefahren bist, du warst rechtzeitig wieder da, um ihn auf seiner großen Reise in ein anderes Land zu begleiten. Sein typisches Grinsen auf eine Deiner letzten Bemerkungen hin hast Du Dir sicher nicht eingebildet, auch wenn er schon verwirrt und geistig weggetreten war. Ich bin mir sicher, er hat Dir dieses Grinsen noch bewußt geschenkt. Es war auch so bei mir, mein Bruder war eigentlich schon nicht mehr bei Bewußtsein, als er nocheinmal den Kopf drehte und mich anlächelte. Das werde ich nie vergessen und Du wirst dieses Bild von Deinem grinsenden Papa auch nie mehr vergessen. Ich finde es wunderbar, dass Ihr alle bei ihm ward und ich bin überzeugt davon, dass er es gespürt hat.

Dass Du momentan nichts spürst, kann ich nachvollziehen. Es kommt die große Leere und erst mit der Zeit wirst Du beginnen können, zu trauern! Gib Dir Zeit, die große Traurigkeit kommt erst, wenn Du bemerkst, dass Du ihn wirklich nie wieder sehen wirst. Dann musst Du geduldig mit dir sein, gib Dir die Möglichkeit, traurig, wütend und verzweifelt zu sein. Es ist ein langer Weg, der vor Dir steht! Ich kämpfe heute - 10 Monate dem Tod meines Bruders - noch immer sehr! Aber vielleicht wird es bei Dir auch ganz anders, jeder Mensch hat seine eigenen Wege, damit umzugehen.

Wie gehts Deiner Tochter? Wie hat sie auf den Tod Ihres geliebten Opas reagiert? Wahrscheinlich wird auch sie erst mit der Zeit realisieren, dass ihr Opa nun wirklich nicht mehr kommt.

Wie ich Dir und an einem anderen Ort in diesem Forum schon einmal geschrieben habe: Die Zeit heilt nicht alle Wunden, sie lehrt uns nur, mit dem unbegreiflichen zu leben. Und so ist es, Dein Papa wird eine Lücke hinterlassen, die einfach niemand füllen kann, denn nur ein Papa ist ein Papa und sonst niemand.

Ich bin in Gedanken bei Dir, kann verstehen wie es Dir geht.

Fühl Dich gedrückt!

Bis bald, wenn Dir danach ist, schreib wieder mal, würde mich freuen, von Dir zu hören!
Liebe Grüße an Dich und Deine Tochter!

Geändert von tischlerin (16.02.2011 um 18:19 Uhr)
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  #7  
Alt 16.02.2011, 19:45
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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liebe beate..
mein aufrichtiges beileid. ich wünsch dir für die kommende zeit der trauer viel kraft.
stille grüße von tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
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