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Alt 25.10.2005, 22:19
Benutzerbild von julesmum
julesmum julesmum ist offline
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Registriert seit: 16.10.2005
Beiträge: 12
Standard "Ich hätte so gern noch länger gelebt."

Liebe Mama,

dieser Satz von dir klingt für immer in meinen Ohren. Und der einzige verzweifelte leise Aufschrei, den du so sehr versucht hast zu unterdrücken, am Tag der Diagnose.

Dann im Krankenhaus, das erste Mal nach dem Wissen, dass es vorbei sein wird. Ich ging mit Papa Arm in Arm hinter dir und unserer kleinen Jule her, den Gang entlang, zum Ausgang. An der Tür haben wir uns verabschiedet und du bist alleine zurück ins Krankenhaus und wir sind auf den Parkplatz gegangen...ich habe mich nochmal umgedreht...du hattest die Arme hinter dem Rücken verschränkt und gingst langsam durch das Krankenhaus....ich wußte, in deine Zimmer würdest du zusammenbrechen.....

Weitere Krankenhausaufenthalte........sieben Monate nach der Diagnose hast du die Chemo abgesetzt...sinnlos.....
Ich weiß noch, wann wir das letzt Mal im Garten sassen, Jule hat für dich Blumen gesammelt.....

Als die Diagnose kam, war der Baum vor deinem Fenster kahl, ich wollte, dass du ihn blühen siehst.....einmal hast du ihn gesehen, jetzt ist er wieder kahl....

Du hast mir vor vielen Jahren ein klingendes HErz geschenkt....du sagtest: "Dann kannst du später sagen, das hat mir meine Mama mal geschenkt, als wir einen wunderschönen Tag hatten." Jetzt sitze ich hier mit dem Herz in der Hand und erinnere mich, dass ich das nie hören wollte.....

Mama, du wolltest noch so Vieles erleben....du hast immer gesagt: "Ich werde 120." Du durftest nicht mal die Hälte der Zeit leben.

Du wolltest unbedingt erlben, wie ich endlich mal eine dösige Diät durchhalte..: "Beeil dich ich will das noch erleben." Ich habe es nicht geschafft.

Dein schöner rosa Cordanzug...:"Hoffentlich kann ich den auch noch anziehen." In diesem Anzug hast du im Sarg gelegen.

Mama, ich möchte dich wiederhaben. Ich denke immer an unsere Träume, wie wir leben wollte, was wir alles erleben wollten, all unsere Pläne....seit dem 18.02.2005 hat unsere Familie die Worte "in ein paar Jahren" , "irgendwann", "nächstes Jahr", "demnächst"......gestrichen, ganz ohne Vereinbarung kamen sie einfach nicht mehr vor....es gibt für dich kein einziges demnächst mehr........am 18.09.2005, nach nur 7 Monaten...

Die irritieretn Fragen und Blicke der Leute und Bekannten in der Stadt, nachdem die Anzeige in der Zeitung stand...."Ihre Mutter war doch noch so jung."...."Ich habe ihre Mutter doch noch vor 2 Wochen gesehen."..Ja, du warst jung. Du warst wunderbar, Danke für alles, danke für mein ganzes Leben. Danke für alles, was du für mich warst.

Ich möchte dich ständig anrufen...ach nein, geht ja nciht....ja gut, dann später - da ist es wieder...SPÄTER...es gibt kein später mehr, du kommst niemals zurück...bitte bitte gib mir doch ein Zeichen.....es KANN doch nicht so einfach ganz und gar vorbei sein, wo bist du hingegegangen? Werden wir uns jemals wiedersehen?

Alle diese wirren Zeilen schwirren mir im Kopf und im Herzen herum....bei allem was ich tue, selbst wenn ich schlafe. Vielleicht hilft es, sie einfach aufzuschreiben.

Jetzt habe ich alles aufgeschrieben. Meine Mama ist gestorben. Sie war der Mittelpunkt unserer Familie.

Meine Mama ist gestorben. Meine Tochter hat keine Oma mehr. Mein Papa ist alleine. Die Wohnung ist ein Museum. Es ist keine Phase, keine Pause...es ist das Leben, was weitergeht.

Du hättest alles für deine kleine Enkelin getan. Sie wird, wenn sie erwachsen ist dich nur noch schemenhaft durch Bilder und Erzählungen erinnern, sie ist erst 6. Ich kann es nicht fassen.

Mama, werden wir uns je wiedersehen? Bist du da?

In Liebe
Kerstin
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