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  #1  
Alt 05.04.2006, 21:00
asteri71 asteri71 ist offline
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Beiträge: 172
Standard Konfrontation eines 9jährigen mit dem Sterben seines Opas-ja oder nein?

Soll ich meinem kleinen Sohn die Möglichkeit geben,seinen Opa ein letztes Mal zu sehen,oder ist es besser,dass er ihn in Erinnerung behält,wie er ihn das letzte Mal erlebt hat?
Aber der Reihe nach.Ich bin gestern zufällig auf dieses Forum gestoßen und hoffe auf zahlreiche Meinungen zu meiner Frage.
Ich lebe im Ausland,3000km von meinen Eltern entfernt.Seitdem sehen wir uns 1-2mal im Jahr.Mein 9jähriger Sohn hat meinen Vater das letzte Mal vor zwei Jahren gesehen,damals noch in vollster Gesundheit.
Seit der Diagnose Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium Ende Juni letzten Jahres war ich ohne die Kinder dreimal in Deutschland.Es hieß,mein Vater braucht Ruhe,wir mussten oft zu Ärzten und in Krankenhäuser,da konnte ich meine Kinder nicht mitnehmen (mein kleiner Sohn ist erst knapp drei).
Mittlerweile musste mein Vater ins Pflegeheim,er hat Hirnmetastasen und ist sehr dement,er lebt in seiner eigenen Welt.
Er ist sehr dünn geworden,hat keine Haare mehr und viele Bekannte von früher erkennen ihn kaum noch wieder.Zur Zeit geht es ihm körperlich einigermaßen gut,er kann laufen und allein essen.
Wir wissen,dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt.Wie lange genau,kann wohl keiner sagen...
Ich könnte ab Mitte Juni wieder nach Deutschland fahren,auch MIT den Kindern,wenn bis dahin nichts Unvorhergesehenes passiert...
Und da komme ich wieder auf meine Frage zurück.Sollte ich meinen Sohn wirklich direkt mit dem Sterben seines Opas konfrontieren?? Er hat ausschließlich positive Erinnerungen an ihn.Würde das nicht ein traumatisches Erlebnis für ihn sein und sich für immer in sein Gedächtnis einbrennen?? Mein Sohn ist noch nicht besonders reif für sein Alter.
Andererseits frage ich mich,ob er mich vielleicht später einmal anklagen wird,weil ich wusste,dass sein Opa so krank war und er ihn nicht noch einmal gesehen hat.
In meinem Bekanntenkreis sind die Meinungen geteilt.Was meint ihr?
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  #2  
Alt 05.04.2006, 21:18
silverlady silverlady ist offline
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Beiträge: 1.974
Standard AW: Konfrontation eines 9jährigen mit dem Sterben seines Opas-ja oder nein?

hallo Assteri

ich glaube, ich würde mein Kind vorher in Gesprächen auf die veränderte Situation vorbereiten. Versuchen ihm die Krankheit und die Folgen auf das äussere des Großvaters erklären. Ich würde das so häufig machen das die Veränderung den Schrecken verliert.
Im Sommer würde ich meine Kinder mitnehmen, würde vorher fragen wie die Tagesform ist und dann wenn sie einigermassen gut ist die Kinder fragen ob sie ihn sehen wollen. Wenn ja lass sie abschiednehmen und wenn nein es ebenfalls akzeptieren. Mache einen kurzen Besuch und rede danach auführlich mit deinen Kindern. Und wenn sie wollen nimm sie nachts in dein Bett
Ich glaube ich hätte meiner Mutter irgendwann Vorwürfe gemacht wenn sie mir den Abschied nicht ermöglicht hätte
ich hoffe das meine Gedanken dich ein wenig weiterbringen
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  #3  
Alt 05.04.2006, 21:38
eternity_76 eternity_76 ist offline
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Registriert seit: 16.03.2006
Ort: In Hessen
Beiträge: 67
Standard AW: Konfrontation eines 9jährigen mit dem Sterben seines Opas-ja oder nein?

Hallo Asteri.
Du mußt wohl eine wirklich schwierige Entscheidung treffen. Die Antwort kann Dir leider niemand abnehmen, aber vielleicht hilft es Dir ja ein paar Erfahrungen zu kenne.
Ich selbst habe auch Krebs, und kam nur sehr knapp mit dem Leben davon. Darüber hinnaus starb der 13 Jährige Sohn von sehr lieben Freunden, vor kurzem an Krebs. Meine Töchter sind 10 und 5 Jahre alt.
Ich habe sie bei beginn meiner Krankheit langsam und vorsichtig aufgeklärt über das was ich habe. Der großen mußte ich auch klar machen das ich auch daran sterben könnte. Es war und ist für sie sehr wichtig alles zu wissen, selbst wenn es erstmal hart sein wird. Sobald sie auch nur das Gefühl hat wir würden ihr was verheimlichen, "riecht" sie den Braten sofort.
Allerdings hatte sie auch sehr schwerwiegende Probleme damit, wenn auch erst 1 Jahr nach meiner letzten Therapie. Sie hörte auf zu laufen und ihre Psyche reagierte auf meine Krankheit mit extremen Schmerzen in den Beinen. Ein sehr lieber und großartiger Kinderpsychologe hat uns helfen können und ihr geht es wieder gut.
Aber ich würde es wieder so machen.
Auch hat sie den Krebskranken Jungen ein paar Monate vor seinem Tod noch gesehen. Es war ihr überaus wichtig.
Als er dann im sterben lag haben wir nur noch telefoniert oder gemailt, weil er durch den Krebs sehr gezeichnet war. Ich denke es wäre für sie noch schlimmer gewesen ihn zu sehen. Es ist oft sehr schmerzhaft wenn man einen Menschen sieht, der nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Die Vorstellung, wie ein solch kranker Mensch vielleicht leiden muß wird meiner Meinung nach dadurch noch heftiger.
Es ist schon schwierig einem Kind diese Krankheit und ihre Auswirkungen zu erklären, aber es wirklich zu sehen ist nochmal eine ganze Ecke mehr.
Jedenfalls habe ich die Erfahrung hier mit meinen Kindern und den Kindern meiner Familie gemacht.
Egal wie Du entscheidest, ich wünsche Dir alles liebe und das Du und Dein Sohn ( und natürlich auch die anderen Angehörigen!) das gut überstehen.
Deinem Vater schicke auch noch ein dickes Paket Kraft !!
Sanny
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  #4  
Alt 05.04.2006, 21:59
asteri71 asteri71 ist offline
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Beiträge: 172
Standard AW: Konfrontation eines 9jährigen mit dem Sterben seines Opas-ja oder nein?

Hallo eternity 76,
danke für deine netten Worte.Ich habe mich gerade auf deiner homepage umgesehen.Wollte eigentlich einen Gästebucheintrag hinterlassen,aber das klappte nicht.Also auf diesem Weg-Hut ab,du scheinst wirklich eine ganz starke Frau zu sein!
Das mit deinem kleinen Sohn tut mir so Leid,aber er hatte ja keine andere Chance.
Ich hoffe,nochmal von dir zu hören!
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  #5  
Alt 05.04.2006, 22:10
asteri71 asteri71 ist offline
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Registriert seit: 04.04.2006
Beiträge: 172
Standard AW: Konfrontation eines 9jährigen mit dem Sterben seines Opas-ja oder nein?

Hallo Werner Trompertz,
danke für deine Meinung.Vielleicht hast du Recht und Kinder können mit vielem noch besser umgehen als wir Erwachsene.Kinder verstellen sich nicht.
Ich habe kurz auf deine Homepage geschaut und war sehr betroffen.
Ich glaube nicht,dass es etwas Schlimmeres im Leben gibt,als das eigene Kind zu verlieren.Wie alt war denn dein Kleiner?
Ich habe mich eigentlich in dieses Forum eingeschrieben,weil ich mit Menschen,die sich in ähnlichen Situationen befinden wie ich,sprechen wollte.
Und jetzt erkenne ich,dass das Schicksal zu den meisten hier viel härter ist als zu mir.Und die Kraft,die ihr trotz allem,oder wahrscheinlich gerade deshalb, aufbringt,ist unbeschreiblich...
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  #6  
Alt 05.04.2006, 22:22
*Heidi* *Heidi* ist offline
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Beiträge: 9
Standard AW: Konfrontation eines 9jährigen mit dem Sterben seines Opas-ja oder nein?

Das ist sicher sehr schwer , ich persönlich würde es nicht tun , aber ich bin wahrscheinlich
eine Glucke die Kinder viel zuviel beschützt .
Was du auch immer tust , ich wünsche , du tust das Richtige .
__________________
LG
*Rottimama*
Heidi

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  #7  
Alt 05.04.2006, 22:33
asteri71 asteri71 ist offline
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Registriert seit: 04.04.2006
Beiträge: 172
Standard AW: Konfrontation eines 9jährigen mit dem Sterben seines Opas-ja oder nein?

Hallo Heidi,
danke für deinen Beitrag.Für mich ist es so schwer,weil mein Sohn ja meinen Vater nur gesund kennt.Immer,wenn sie zusammen waren,waren es wunderschöne Ferien. Ich habe Angst,dass er sich als Erwachsener vielleicht nicht mehr an all diese schönen Ferien erinnern würde,sondern an ein trauriges,vielleicht auch schockierendes in seinen Augen Bild.
Ich denke,ich lasse die Zeit entscheiden...Vor Mitte Juni gibt es sowieso keine Möglichkeit für eine Reise nach Hause.
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  #8  
Alt 05.04.2006, 21:32
Benutzerbild von werner trompertz
werner trompertz werner trompertz ist offline
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Registriert seit: 05.01.2005
Ort: Bergisch Gladbach
Beiträge: 232
Standard AW: Konfrontation eines 9jährigen mit dem Sterben seines Opas-ja oder nein?

Hallo

Glaube mir Kinder sind in vielen Situationen viel reifer wie wir,Kinder sind noch unbelastet von dem was Ihnen die Erwachsenen vorleben.Es kommt darauf an wie Du dein Kind auf so eine Begegnung vorbereitest,oder ob Du Ihm Angst machst mit dem Wort Sterben und Trauer.Oder ob Du dich mal mit dem leben nach dem Tod beschäftigst, so hast Du auch die möglichkeit Dein Kind auch in eine richtige Richtung zu lenken.Vielleicht wäre Dein Vater auch mal erfreut nochmal seinen Enkel zusehen.

Schlimm finde ich es wenn man sagt:

Oh Gott der Opa ist Krank,wenn ich Angst habe dann auch mein Kind.

Vieleicht kommst Du oder Dein Kind auch mal in de Situation zu sterben soll es dann auch Angst haben?

Werner
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