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Alt 08.10.2012, 20:16
mon ami mon ami ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.10.2012
Beiträge: 19
Standard Möchte einfach mal erzählen....

Hallo,

ich bin mon ami........so hat mich mein Mann immer genannt.
Ich sitze hier und finde nicht so recht die richtigen Worte.
War ich bisher stets ein stiller Leser hier im Forum, so habe ich mich doch entschlossen auch meine Geschichte zu schreiben, weil ihr sicher meinen
unfassbaren Schmerz nachvollziehen könnt.

Mein Mann ist am 18 August diesen Jahres an einer Lungenkrebserkrankung gestorben.
Genau fünf Monate hatten wir von der Diagnose bis zum Ende.

Mein Gott.......was sind fünf Monate.

Er hatte einen fortgeschrittenen Lungenkrebs, der die Speiseröhre bereits
durchbrochen hatte.
Wir haben fünf Monate erlebt, die nur negativ verlaufen sind.

Trotz vier Zyklen Chemotherapie ist der Tumor weiter gewachsen.....es war
so furchtbar und deprimierend.
Mein Mann hatte so gehofft noch einmal in die Werkstatt gehen zu können,
noch einmal Motorrad fahren, aber er hat es nicht mehr geschafft.

Für mich war es besonders schlimm zu sehen, wie er sich von der Familie und auch Freunden distanziert hat. Er wollte nur noch mich um sich haben.
Die Kinder nur bedingt.

Jeder Versuch von mir ihn aus seiner Isolation heraus zu holen scheiterte kläglich.
Diese Veränderung eines Menschen mit zu erleben, sowohl psychisch als auch physisch ist wirklich sehr sehr schlimm.
Streitpunkt war so oft das Essen. Ich wußte wieviel Energie allein der Tumor täglich forderte, also hatte ich quasi ständig eine Kalorienzählmaschine im Kopf und kam oftmals nur auf 800 -1000kcal....wenn überhaupt.

Aber ich konnte es nicht aufhalten..........konnte das Fortschreiten seiner Krankheit, den körperlichen verfall nicht aufhalten.

Ich habe ihm so oft gesagt, dass ich auf ihn aufpasse, so gut wie ich kann.

Tja und dann bekam er eine Lungenentzündung und mußte ins Krankenhaus.
Ich habe das zu Beginn nicht als akute Bedrohung gesehen, aber wurde schnell eines Besseren belehrt.
Mein Mann hatte Angst alleine, also bat ich darum bei ihm bleiben zu können, was man mir auch ermöglichte.
Man stellte ein Bett für mich neben sein Krankenbett und ich konnte Tag
und Nacht bei ihm sein.......bis zuletzt.
Diese vier Tage waren so wichtig für mich und auch für unsere Kinder.
Diese Zeit war so intensiv und geprägt von sehr viel Liebe.

Es hat uns alle sehr viel Kraft gekostet diesen Weg bis zu Ende mit zu gehen und wir sind echt an unsere Grenzen gestoßen.

Aber mein Mann ist friedlich gegangen und ich konnte mein Versprechen gut auf ihn aufzupassen erfüllen, dafür bin ich dankbar.

Tja und nun vergehn die Wochen,
ich funktioniere ..........
erledige Behördengänge usw,

aber realisieren kann ich das Alles überhaupt noch nicht.
Seine Jacken hängen noch im Flur und die Krankenhaustasche steht noch da..........ich bin nicht in der Lage sie auszupacken.

Ich vermisse ihn so unendlich,
die Gewissheit ihn hier auf Erden nie wieder sehen zu können, kann ich kaum ertragen.
Tja und dann sind da die Bilder vom Krankenhaus, Arztgespräche, Gespräche und Berührungen mit meinem Mann und dann der Tod.............der so endgültig ist und das Leben eines geliebten Menschen auspustet.

Ich weiß im Moment überhaupt nicht, wie es mir gelingen soll ein Stück weit
Normalität, bzw einen Alltag zu erlangen.

Zur Zeit bin ich immer froh, wenn ich einen Tag geschafft habe und bete dafür, dass ich die Kraft auch für den nächsten Tag habe.

Ich grüße euch ganz herzlich

mon ami
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