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  #1  
Alt 20.12.2005, 18:31
claudia22 claudia22 ist offline
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Standard Habe beruflich mit Leukämie-erkranktem zu tun, wie damit umgehen?

Hallo
Ich habe heute erfahren, daß einer meiner Klienten an Leukämie erkrankt ist. Ich arbeite im Rahmen der Betreuung und kenne ihn seit einem Jahr. Die Diagnose kommt nicht ganz überraschend, da er schon länger wegen Vorstufen eines kehlkopfkrebses in Behandlung war.
Der Arzt sagte, er habe noch ca. 2-3 Monate zu leben.
Wie soll ich mit meinem Klienten am besten umgehen? Momentan ist er verärgert, ich vermute, er befindet sich in dieser ersten Phase, wo man die Krankheit noch verdrängt. Er möchte zu Hause sterben, was ich mir schwierig vorstelle, denn wegen Morphium müßte dann ein Arzt ja dauernd kommen? Ich werde versuchen, ihn mal zu einem Besuch im Hospiz zu bewegen, denn ich denke, da ist er nicht alleine und in guten medizinischen Händen.
Was kann ich noch tun? Und welche körperliche Symptomatik ist im Endstadium zu erwarten?
Viele liebe Grüße Claudia
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  #2  
Alt 20.12.2005, 19:50
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teufelchen_26 teufelchen_26 ist offline
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Standard AW: Habe beruflich mit Leukämie-erkranktem zu tun, wie damit umgehen?

liebe claudia,

ich finde man sollte die leute möglichst normal behandeln. es ist klar daß er schlecht drauf ist. wenn er noch 2-3 jahre glücklich zu hause leben kann, sollte ihm dieser wunsch auf jeden fall bis zu letzt erfüllt bleiben.

hat er angehörige? lebt er allein? es gibt auch hospitzbetreuung zu hause. die leute kommen dann je nach bedarf vorbei. es gibt inzwischen morphiumplaster die es bis zum schluß ermöglichen zu hause zu bleiben. meine mum will auch nicht ins krankenhaus oder hospitz. ich kann das verstehen, sie will nicht alleine oder bei fremden leuten in einer fremden umgebung leben.

meist dauerd es bis die leute so richtig pflegebedürftig sind.

erstmal, wenn du ihm wirklich helfen willst, würde ich eine 2. meinung von ärzten einholen und mich im internet nach alternativen möglichkeiten erkundigen. oft sind die therapiemöglichkeiten nicht überall ausgeschöpft.

lass ihn selber seine entscheidungen treffen. es ist seine kostbare zeit und sollte selber bestimmen, was das beste für ihn ist.

liebe grüße

das teufelchen
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  #3  
Alt 20.12.2005, 20:01
claudia22 claudia22 ist offline
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Standard AW: Habe beruflich mit Leukämie-erkranktem zu tun, wie damit umgehen?

Hallo Teufelchen und alle anderen
Es handelt sich nicht um Jahre sondern um 2-3 Monate.
Er ist körperlich arg abgebaut, ich denke, eine Behandlung würde er gar nicht überleben...zumindest haben die Ärzte wohl so entschieden, ich werde das in den nächsten Tagen näher erfahren.
Das mit den Pflastern und der ambulanten Hospizbehandlung klingt gut, werd mich da nochmal informieren.
Naja seine Mutter ist schon über 70, ist schwer zu sagen, inwieweit sie für ihn dasein kann (wohnt im Nebenhaus). Er wohnt alleine, hat noch Kontakt zu Geschwistern und auch Freunde, ich denke das wird nicht einfach. Natürlich werde ich seine Wünsche respektieren. Andererseits könnte ich mir vorstellen, daß es gegen Ende hin doch recht anstrengend wird.
Vielleicht kannst du oder andere noch was zu den körperlichen Symptomen sagen, die im Endstadium auftreten?

Ehrlich gesagt geht mir das alles ganz schön nahe...er ist einfach ein guter Mensch.

Viele Grüße Claudia
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  #4  
Alt 20.12.2005, 23:25
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teufelchen_26 teufelchen_26 ist offline
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Standard AW: Habe beruflich mit Leukämie-erkranktem zu tun, wie damit umgehen?

hallo claudia,

sorry...hab mich verlesen... meine mum hat einen anderen krebs (gebärmutterhalskrebs). sie hat abgenoommen. ist sehr schwach... und da der krebs im unterleib ist und sich ausgebreitet hat, hat sie ein lymphödem (inzwischen an beiden beinen) also die lymphsysteme sind sehr eingedrückt und funtionieren nicht mehr. sie bekommt dagegen lymphdrainage (wofür wir kämpfen musste weil die blö.. ärztin ihr das nicht verschreiben wollte) aber die hilft auch nicht mehr...

also kann sie nicht laufen, da ihre beine angeschwollen sind und weh tuen, die lymphflüssigkeit sammelt sich im ganzen körper und der ist angeschwollen... sie hat sehr starke schmerzen im unterleib und in den beinen... bekommt morphiumpflaster gemischt mit anderen schmerzmittel. sie helfen halbwegs, aber nicht ganz.. sie kann sich kaum bewegen... alles tut weh und der tumor drückt überall.

sie kann keine 2 schritte alleine gehen. ihre muskeln sind weg sie hat ganz dünne arme... manchmal bekommt sie schlecht luft...

am besten ist wenn er vorzeitig pflegestufe bestellt. wir haben das sehr spät gemacht, da sie es nicht wollte. aber du bekommst geld für pflege... in diesem fall entweder für jemanden der ihn pflegen kann (verwandte, mutter) wenn das nicht möglich ist, dann kann auch jemand nach hause kommen. entweder pfleger...

pflegestufe 1 kann beantragt werden, wenn er sich nicht mehr selber versorgen kann... also essen machen, sauber machen, essen einkaufen, sowas..

es dauert lange bevor die pflegestufe durch geht bzw. bearbeitet wird, deshalb so früh wie möglich beantragen..

es gibt hospitze die durch spenden finanziert werden... da mal nachfragen, wenn etwas in der nähe ist... kenn ich mich nicht so aus weil mein papa meine mutter pflegt...

ansonsten solange er noch kann sollte er rausgehen versuchen ein wenig noch zu genießen was er an zeit hat.

beruhigungstabletten aus pflanzlichen stoffen sind ganz gut oder antidepressiva wenn er dolle traurig ist. wen er der offene typ ist, ist eine therapie ganz gut.

wenn du einfach ein wenig da bist, wird er das zu schätzen wissen.

er kann ab pflegestufe 1 auch ein pflegebed bestellen und wenn er nicht laufen kann auch einen rollstuhl... kann vom arzt verschrieben werden.

am besten da mal gut beraten lassen.

liebe grüße und viel kraft
ich bin zu traurig um weiter zu schreiben..dakommt einiges hoch)

teufechen
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  #5  
Alt 21.12.2005, 16:19
claudia22 claudia22 ist offline
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Standard AW: Habe beruflich mit Leukämie-erkranktem zu tun, wie damit umgehen?

Hallo Teufelchen
Deine Antwort hat mir sehr geholfen!!! Ich sehe Ihn an Freitag und werde mit ihm besprechen, wie er dazu denkt.
Das mit der Pflegebeantragung...mann das ist wirklich wichtig, hab ich noch gar nicht dran gedacht...
Ich finds toll, daß du trotz deiner Trauer geschrieben hast..auch bei mir kommen Erinnerungen hoch (Bruder hatte vor zwei Jahren Krebs), aber ich habe mich entschlossen, das mit meinem Klienten durchzustehen, soweit ich kann.

Wirklich ein tolles Forum, kein Geplänkel oder sowas...find das echt super !

Danke dir Teufelchen, ich wünsche dir viel Kraft

Falls noch weitere Ideen vorhanden sind, immer her damit, freu mich echt
Liebe Grüße Claudia
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  #6  
Alt 21.12.2005, 18:55
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teufelchen_26 teufelchen_26 ist offline
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Standard AW: Habe beruflich mit Leukämie-erkranktem zu tun, wie damit umgehen?

hallo claudia...


mir ist noch eingefallen... frag auch gleich wegen Rente das kann er auch beantragen, wenn er nicht mehr arbeiten kann, wenn er es noch nicht gemacht hat.

die morphiumplaster müssen nur alle 3 tage gewechselt werden. und sind einfach anzubringen und zu entfernen. manche patienten brauch eine schmerzpumpe in den letzten tagen und sauerstoff und müssen dann doch zum schluß ins krankenhaus.

was machst du eigentlich vom beruf, dass du dich so lieb um deine klienten kümmerst? :-))

sprich vielleicht auch mal mit den angehörigen, wenn es geht... wichtig ist, dass er nicht viel allein sein muß, denn einsam sterben ist glaube ich noch schlimmer.

liebe Grüße
teufelchen
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  #7  
Alt 21.12.2005, 20:39
claudia22 claudia22 ist offline
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Standard AW: Habe beruflich mit Leukämie-erkranktem zu tun, wie damit umgehen?

Hallo Teufelchen

Ich arbeite im Rahmen der Betreuung eines bestimmten Personenkreises, näher möchte ich das öffentlich wegen Schweigepflicht nicht erläutern.
Ich denke, wenn man Menschen nicht mag, sollte man diesen Beruf auch lieber nicht machen, was jedoch nicht heißt, das ich nicht auch mal sauer bin auf meine Klienten
Das sage ich gerade deshalb, weil ich heute mit ihm telefoniert habe und er ziemlich verärgert klang. Von meinen Kollegen weiß ich, das er über seine Erkrankung und seinen bevorstehenden Tod verächtlich spricht, sich selbst abwertet. Jedoch sehe ich ihn am Freitag und weiß dann mehr, auch über die genauere Diagnose.
Der Mensch, den es getroffen hat, befindet sich bereits in Rente. Ich werde mit ihm besprechen, inwieweit alle mithelfen können. Auch ich finde die Vorstellung, daß er alleine in der Wohnung stirbt unangenehm. Ich vermute, er wird zu einem späteren Zeitpunkt sich für einen Umzug zu seiner Mutter oder ein Hospiz entscheiden...mal sehen.

Am Freitag abend werde ich bestimmt dann noch einige Fragen haben

Bis dahin schon mal DANKE!
Liebe Grüße Claudia
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  #8  
Alt 23.12.2005, 17:18
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teufelchen_26 teufelchen_26 ist offline
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Standard AW: Habe beruflich mit Leukämie-erkranktem zu tun, wie damit umgehen?

hallo claudia,

wenn ich dir die nächsten tage nicht antworte sei mir nicht böse ... bin bei meiner family und da geht eh schon alles drunter und drüber... außerdem weiß ich nicht ob das internet funktioniert.

ich wünsche dir trotzdem ein schönes weihnachtsfest und ich finde es schön wie du dich für deine kunden einsetzt, das zeigt dass es doch auch gute menschen geben kann...

auch gleich noch einen guten rutsch!

teufelchen
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  #9  
Alt 02.01.2006, 18:53
claudia22 claudia22 ist offline
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Standard AW: Habe beruflich mit Leukämie-erkranktem zu tun, wie damit umgehen?

Hallo Teufelchen
ich hab ja länger nichts mehr hören lassen, irgendwie sind die feiertage immer so anstrengend, auch wenns schön war.
Mein Klient ist gestern verstorben, bevor ich überhaupt etwas beginnen konnte. Er lief die letzte Woche ohne Mundschutz herum, bei Leukämie wohl gefährlich wegen Ansteckungsgefahr. Gegen Ende der Woche ging es ihm schlechter, er wollte jedoch nicht ins Krankenhaus. Am Sonntag kam der Notarzt und er kam sofort in die Klinik, verstarb jedoch kurze Zeit später.
Ich denke er hat es so gewollt - sonst hätte er sich besser geschützt, bzw. er hat es in Kauf genommen.
Heute morgen rief mich seine Mutter an und teilte mir seinen Tod mit. Ich war zwar schon geschockt und traurig, aber ich denke, er ist seinen Weg gegangen und ich hoffe es geht ihm nun wirklich gut!

Morgen sehe ich noch mal seine Mutter, dann ist die Betreuung abgeschlossen. Er wollte keine Trauerfeier und ein anonymes Grab, so daß es keine Möglichkeit eines offiziellen Abschieds gibt. Naja, ich werde das für mich tun, um ihn dann für mich endgültig zu verabschieden.

Anonsten noch zu den Depressionen: Das ist die Volkskrankheit nummer 1 die tabuisiert wird ohne ende. Auch ich kann nur zu Psychotherapie und/oder Medikamenten raten, je nachdem was hilft. Allerdings gehen Depressionen bei vielen dann auch wieder vorbei, so daß man die Tabletten wieder absetzen kann. Falls du dich für Sinn und Behandlung etc. interessierst empfehle ich dir das Buch von Daniel Hell: Welchen Sinn macht Depression...seit langem das beste Buch über dieses Thema das ich kennengelernt habe.

Ich danke dir fürs Zuhören und Antworten, das hat mir wirklich sehr sehr viel geholfen, vor allem auch Mut gemacht
Ich hoffe, auch dir und deiner Familie gehts gut, jedenfalls wünsche ich dir das von Herzen
Alles Liebe Claudia
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  #10  
Alt 09.01.2006, 12:24
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teufelchen_26 teufelchen_26 ist offline
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Standard AW: Habe beruflich mit Leukämie-erkranktem zu tun, wie damit umgehen?

hallo claudia,

auch meine mutter hat es geschafft nach langem kampf ist sie am 31.12.05 eingeschlafen.

das teufelchen
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  #11  
Alt 09.01.2006, 12:53
Britta66 Britta66 ist offline
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Standard AW: Habe beruflich mit Leukämie-erkranktem zu tun, wie damit umgehen?

Hallo Teufelchen!
Das mit Deiner Mutter tut mir sehr leid.Ich fühle mit Dir was in Dir im mom los ist.Habe meine Mutter 1994 an Krebs verloren und nun ist mein Vater auch an Krebs erkrankt.
Ich wünsche Dir von Herzen das Du deine Trauer gut verarbeiten kannst.
Alles erdenklich Liebe von Britta
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