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  #1  
Alt 10.02.2008, 09:41
Benutzerbild von Eleve
Eleve Eleve ist offline
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Standard Krebs verpflichtet... oder?

Hallo,

eigentlich ist das ja eine recht faire Sache mit dem Krebs. Viele Leute werden einfach plötzlich aus dem Leben gerissen und hinterlassen eine Menge Unordnung.
Wieder andere leben ewig und ihre Liebsten werden plötzlich aus dem Leben gerissen und hinterlassen eine Menge Unordnung.


Wir dagegen haben es besser: Wir haben Krebs. Also dürfen wir davon ausgehen, daß unser Leben früher endet. Einmal kurz auf die Statistik geschielt, da hat man dann seine Richtwerte.

Also, im Stil von "Das Beste kommt zum Schluß" macht man eine Liste und gönnt sich alles, was man im Leben schon mal erleben wollte. Außerdem macht man seinen Frieden mit der lieben Familie und Verwandtschaft.
Naja, und daß man seinen Haushalt und seine Papiere in Ordnung bringt ist ja sowieso kar. Testament, Patientenverfügung. Ist dann noch Zeit kann man sich mit den Büchern von Frau Kübler-Ross befassen oder alles über Nahtoderfahrung lesen. Man kann sich evtl. noch taufen lassen oder aus der Kirche austreten, je nach Einstellung.
So aufgeräumt kann man dann jederzeit beruhigt abtreten, denn es ist alles erledigt. Vielleicht schafft man es sogar, in der letzten Stunde die Liebsten ums Sterbebett zu versammeln und so begleitet "hinüberzugehen".

*seufz*
Mal ernsthaft, kommt diese Phase, wenn man Metas hat? Oder hat man auch mit Krebs das Recht, so unbedarft und unaufgeräumt zu sterben wie jedes Unfallopfer auch? Ich fühle mich irgendwie unter Druck, seit ich diesen Krebs habe...
Den Tod weiterhin ignorieren, so lange es geht (und wenn wir Liskatzes Beitrag lesen geht das bei Einzelnen wohl ziemlich lange)? Oder sich innerlich und äußerlich vorbereiten? Ab wann?
Welche Einstellung hat Ihr?

Viele Grüße,
Eleve
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  #2  
Alt 10.02.2008, 10:01
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Blinzeln AW: Krebs verpflichtet... oder?

@ eleve

ich geh' mal davon aus, dass ich aus Deinem Beitrag einen ironischen Unterton rauslesen darf/muss/soll/kann und fühle mich davon sehr angesprochen

Was ich jetzt schon anführen kann, ist: Seit "meinem" BK lese andere Bücher als davor..... NEIN - k e i n e "aufbauenden"

Aus der Kirche ausgetreten bin ich schon vor Jahren - und dabei bleibt's, denk' ich

Ich zitiere hier gern einmal mehr Henry Miller: "Leben ist das, was uns zustößt, während wir uns etwas ganz anderes vorgenommen haben"

LG
__________________
Ilse
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  #3  
Alt 10.02.2008, 10:30
Anwi Anwi ist offline
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Standard AW: Krebs verpflichtet... oder?

Hallo Eleve,
egal, ob man krebskrank oder gesund ist, man sollte unter allen Umständen versuchen, sein Leben möglichst "aufgeräumt" zu beenden, finde ich. Zumal wenn man Familie hat.
Diese Einstellung hatte ich schon vor der Erkrankung und hab sie auch jetzt noch.
Natürlich fühle ich jetzt oft, dass die Zeit, die mir dafür bleibt, vielleicht knapper geworden ist. Das hat aber den Vorteil, dass man nicht mehr dazu neigt, Unannehmlichkeiten "auf die lange Bank" zu schieben.

Auch trau ich mich jetzt öfters mal, deutlich meine Meinung zu äußern. Ich äußere Dinge, die ich mir früher nur im Stillen dachte. Ja, ich bin in dieser Beziehung total mutig geworden....Da ich früher stets auf die Wahrung von Harmonie bedacht war bzw. diese auf keinen Fall durch Äußerung meiner eigenen Meinung "stören" wollte, habe ich früher Vieles "geschluckt".

Ich hab keine Angst mehr, dass anderen meine Meinung nicht gefallen könnte, und muss es nicht mehr unter allen Umständen allen anderen recht machen. Das ist eine neu gewonnene innere Freiheit.
Wir alle müssen irgendwann gehen - der eine früher, der andere später. Ich gehöre vermutlich zu denen, die früher gehen. Aber es kommt nicht nur auf die Lebensquantität an, sondern vor allem darauf, dass man aus seiner Lebenszeit was Sinnvolles macht.
Wir haben zumindest den Vorteil, dass uns die Vergänglichkeit des Lebens stärker bewusst ist als anderen und wir die Zeit besser zu schätzen wissen und vielleicht auch besser zu nutzen wissen.
LG
Anwi
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  #4  
Alt 10.02.2008, 11:06
Lisa1973 Lisa1973 ist offline
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Standard AW: Krebs verpflichtet... oder?

Hallo Eleve,

danke für Deinen Beitrag, der mich sehr zum Nachdenken angeregt, ja wachgerüttelt hat.

Ich bin eine Leukämiepatientin, die nach erfolgreicher Blutstammzelltransplantation wieder (fast) ihr altes Leben führen kann.

Mein Gefühl, wie wertvoll mein Leben ist und wie schnell es vorbei sein kann und wie wichtig es ist, jeden Moment zu genießen und Freude am Leben zu haben, war während der Chemo und der langen Zeit nach der Transplantation, als es darum ging, dass die neuen Zellen in meinem Körper ihre Arbeit aufnehmen, dauernd sehr präsent.

Jetzt, wo ich wohl alles überstanden habe, droht meine Wertschätzung meines Lebens vom Alltagsstress überdeckt zu werden.
Vor allem, weil ich einen neuen Job habe, in dem ich mich total aufreibe und auch am Feierabend keine Ruhe finde...

Sicher gibt es viele Menschen, die solchen Ärger hinnehmen und denken es ist halt so, aber mir wurde beim Lesen Deiner Zeilen wieder klar, dass mein Leben zu wertvoll ist, um es derart zu vergeuden.

"Krebs verpflichtet..." ich möchte mich meinem Leben und meiner Lebensqualität verpflichten. Gerade mit der Erfahrung im Hintergrund, wie schnell alles vorbei sein kann.

Liebe Grüße und alles Gute,
Lisa
__________________
Diagnose Multiple Sklerose Aug. 2000
Diagnose sekundäre AML März 2006
allogene SZT Aug. 2006 - heute weitgehend beschwerdefrei
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  #5  
Alt 10.02.2008, 11:15
Benutzerbild von BarbaraO
BarbaraO BarbaraO ist offline
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Standard AW: Krebs verpflichtet... oder?

Hallo Eleve ,
dann haben Dich diese Gedanken also auch schon in der Mache gehabt.

Ich habe mich wegen der Ordnung so entschieden, alles so zu lassen, wie es ist. Schulden hinterlasse ich nicht. Habe ich nie gehabt und werde auch keine mehr machen. Da wird niemand in die eigene Tasche greifen müssen um mich unter die Erde zu bringen oder verbrennen zu lassen. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich möchte...ein Seemannsgrab vielleicht? Ich bin an der Nordsee aufgewachsen und möchte eigentlich kein Grab.
Meine Kram behalte ich bis zuletzt. Was mit den rund 2000 Büchern, meinen gesammelten Schafen und sonstigen Sachen passiert, ist mit schurz.
Für meine Katzen wird gesorgt sein. Für meinen Mann wird sich hoffentlich noch was finden. Er ist ja noch jung.
Ob ich es schaffe, kurz vorher noch die Fenster zu putzen oder noch mal schnell durchzusaugen, glaube ich nicht. Es ist mir auch egal. Ich werde mein Leben genießen. Ich habe nur dieses eine. Das habe ich begriffen.

Lieber Gruß

Geändert von BarbaraO (10.02.2008 um 11:17 Uhr)
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  #6  
Alt 10.02.2008, 11:30
Gloria-Beetle Gloria-Beetle ist offline
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Daumen hoch AW: Krebs verpflichtet... oder?

Hallo Eleve,

hallo all Ihr Lieben, die Ihr zu dem Thema schon geschrieben habt,

vorab mal bin ich der Meinung, dass sollte jeder so halten wie er will.

Ich habe seit 2 Jahren Metas und bisher immer gehoft etwas ordnen zu können, aber da das Ordnen so ganz meinem bisherigen Leben widersprach ist das meiste so wie es immer war. Vor kurzem ging es mir nachts mal ganz schlecht (im Nachhinein oder vielmehr am nächsten Morgen wurde Vorhofflimmern festgestellt) da hab ich die unruhige Zeit genützt und mein Testament geschrieben. Da ich keine direkten Erben habe -das nächste sind ein Cousin und eine Cousine mit denen ich keinen Kontakt habe- sollen zumindest die Menschen bedacht werden, die mir seit meiner Erkrankung sehr zur Seite stehen, ausserdem muss natürlich für die Katzen gesorgt werden, eine Freundin hat mir fest versprochen meine Lieblinge aufzunehmen, dafür erhalten sie einen Betrag als Apanage .

Sehr sorgen tue ich mich um meine Eltern, die beide Pflegefälle sind und ganz auf mich angewiesen sind. Leider habe ich da die ideale Lösung noch nicht gefunden, aber ich hoffe mir bleibt nocbh ein wenig Zeit auch das zu regeln. Ich muss dazu noch sagen, dass unsere Familie wirklich nur noch aus Vater(80), Mutter (83) und mir (krebskrank) besteht.

Für mich persönlich gibt es Sachen die man regeln muss, aber ansonsten lebe ich weiter in den Tag hinein wie ich das lange Zeit meines Lebens gemacht habe, denn wichtig ist:

So kann ich jeden Tag geniessen der mir noch bleibt und ich hoffe sehr es sind nach ganz ganz viele. Das hoffe ich für alle, die meinen Beitrag lesen und wenn wir nichts besseres zu tun haben, dan ordnen wir einfach.


In diesem Sinne ganz ganz liebe Grüsse


Gl ria

Geändert von Gloria-Beetle (10.02.2008 um 11:51 Uhr)
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  #7  
Alt 10.02.2008, 11:36
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Sunpower77 Sunpower77 ist offline
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Standard AW: Krebs verpflichtet... oder?

Ach Eleve,

ich glaube, diese Art von Gedanken haben wir alle mehr oder weniger gehabt. Ich habe diese Achterbahn der Gefühle auch immer mal wieder. Im ersten Schock "ich will nicht sterben, nicht jetzt schon", dem Schicksal ergebend "ich habe alles geregelt, es wäre jetzt ok" bis zum Trotz "ha, ich bin eine der 9,8 %, die nach 10 Jahren noch lebt" (lt. diesem amerikanischen Programm, wo man seine Daten eingeben kann und dann eine Prognose erhält).

Wenn ich außerhalb dieser "Phasen" bin, dann lebe ich relativ normal aber ich lasse derzeit kaum etwas aus. Ich mache sehr viel Urlaub, ich verwöhne meiner Kinde, ich tue mir und anderen viel Gutes. Ich wertschätze mein Leben auch viel mehr, nichts ist mehr selbstverständlich.
__________________
LG

Pia


*Streite nie mit einem Dummen - dazu musst du auf sein Niveau herab und dort schlägt er dich mit seiner Erfahrung*
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  #8  
Alt 10.02.2008, 11:44
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Mary-Lou Mary-Lou ist offline
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Standard AW: Krebs verpflichtet... oder?

Eleve, Du bringst es auf den Punkt. - Sagte doch neulich mein Röntgenarzt zu mir, ich hätte ihm gegenüber einen klaren Vorteil, schließlich wüsste ich schon, dass ich Krebs hätte . . .
Ganz ehrlich, ich habe mir sicher schon manches Mal Gedanken gemacht, was ist wenn . . . aber, ich weigere mich (zumindest im Moment noch), mich auf dieses Thema näher einzulassen. Sicher ich hasse Friedhöfe, stellt sich die Frage - was dann? Aber eigentlich - ist das mein Problem? . Immerhin habe ich anfangs schon ein schönes Verschen für meine Traueranzeige im ersten Schock herausgesucht.

Aber ich halte es da in der Zwischenzeit 1 1/2 Jahre nach Diagnosestellung mit Erich Kästner "Wirds besser? Wirds schlimmer? fragt man sich alljährlich. Seien wir ehrlich, das Leben ist immer lebensgefährlich!". Nachdem ich mich in den vergangenen Jahren (als vermeintlich Gesunde) jeden Morgen beim Aufstehen ohne Testament in eine gefährliche Welt begeben habe ohne groß zu überlegen, selbstverständlich am Straßenverkehr teilnehme oder unbedarft in Flugzeuge steige, weiß ich heute auch nicht, ob mir im nächsten Moment ein Ziegelstein auf den Kopf fällt.

Aber ganz im Ernst, denke mal, das ist von Typ zu Typ auch unterschiedlich. Der Eine hat immer alles geregelt und der Andere eben nicht, ist halt eine Frage des Naturells und wahrscheinlich auch des Fortschritts der Erkrankung.
Für mich ganz persönlich gilt seit der Erkrankung eher, dass ich mich mehr auf das Leben konzentriere - den Tod aber noch versuche ausser Acht zu lassen.

Schaut hinaus - genießt die Sonne und das Leben
in diesem Sinne
__________________

****************
„Die hellen Tage behalte ich, die dunklen gebe ich dem Schicksal zurück“
Zsuzsa Bánk
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  #9  
Alt 10.02.2008, 12:37
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Vegi Vegi ist offline
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Standard AW: Krebs verpflichtet... oder?

Hallo Eleve,
nein, ich glaube nicht das Krebs verpflichtet, ich glaube das Leben verpflichtet. Da ich ein religiöser Mensch bin, aber nicht im Sinne von Kirchenreligiösität oder Formenreligiösität, habe ich, schon lange vor meiner Krebserkrankung ,alles was mit der Beerdigung meines Körpers zu tun hat geregelt. Während der Therapie konnte ich lernen, das Vieles auch ohne mich läuft. Ja tatsächlich, die Welt dreht sich weiter auch ohne mich.
Was mich mehr bewegt ist nicht die Frage wann ich sterbe, sondern wie ich sterbe. Ich würde da den Ziegelstein auf dem Kopf vorziehen. Zack,weg.
Na ja, aber auch das ist nicht wirklich wichtig. Wichtig ist heute. Heute scheint die Sonne und darum gehe ich heute spazieren.

sonnige Grüße an alle
__________________
Gertrud

Nichtstun ist besser, als mit Tun nichts zu schaffen (Laotse)
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  #10  
Alt 10.02.2008, 12:44
Micha65 Micha65 ist offline
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Standard AW: Krebs verpflichtet... oder?

Zitat:
Oder hat man auch mit Krebs das Recht, so unbedarft und unaufgeräumt zu sterben wie jedes Unfallopfer auch? Ich fühle mich irgendwie unter Druck, seit ich diesen Krebs habe...
Liebe Eleve,

nach meiner abgeschlossenen Therapie hatte ich das Gefühl, jetzt muß ich alles ordnen. Habe damit auch angefangen. Viel Energie und Zeit reingepulvert. Vor lauter Ehrgeiz habe ich fast "das Leben genießen" dabei vergessen und irgendwann sagte eine kleine Stimme in mir. "Und was ist wenn du alles geordnet hast, bist du dann bereit zu sterben?" Upps - oh nein, dazu bin ich nach wie vor noch nicht bereit. Daraufhin habe ich das Ordnung machen auf das mir absolut Wichtige reduziert und habe immer ein paar "Baustellen" offen. Das gefällt mir irgendwie besser.

Lass dich nicht unter Druck setzen.

Liebe Grüße und allen einen schönen, sonnigen Sonntag.
Micha65
__________________
Nimm Dir Zeit für die Freude und das Lachen, die Liebe und das Glück, Entspannung und Begeisterung.
Nimm Dir Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
(unbekannt)
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  #11  
Alt 14.02.2008, 11:45
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Krebs verpflichtet... oder?

Hallo Eleve,

Zitat:
Zitat von Eleve Beitrag anzeigen
*seufz*
Mal ernsthaft, kommt diese Phase, wenn man Metas hat? Oder hat man auch mit Krebs das Recht, so unbedarft und unaufgeräumt zu sterben wie jedes Unfallopfer auch? Ich fühle mich irgendwie unter Druck, seit ich diesen Krebs habe...
Den Tod weiterhin ignorieren, so lange es geht (und wenn wir Liskatzes Beitrag lesen geht das bei Einzelnen wohl ziemlich lange)? Oder sich innerlich und äußerlich vorbereiten? Ab wann?
Welche Einstellung hat Ihr?
Meiner Frau (bei ihr wurde der BK 01/07 diagnostiziert und sofort behandelt) und mir ging es natürlich ähnlich wie den meisten hier. Tod und Sterben wurden zum Thema, und sofort nach der stationären Behandlung wurde das Testament geschrieben und der Notar wegen Vorsorgevollmachten aufgesucht.

Diese Phase ist aber schon lange vorbei, zum Glück. Theoretisch wissen wir alle, dass wir sterblich sind und dass das Leben große Risiken birgt. Praktisch verdrängen wird das. Wer denkt an 5.000 Verkehrstote jährlich, wenn er die Straße überquert. Oder an noch mehr Tote im Haushalt, wenn er Gardienen aufhängt. Oder an die hunderttausenden Herz-Kreislauf-Toten, wenn er sich zur Schweinshaxe ein Bier eingiesst und nachher eine Zigarrette anzündet. Oder abends an eine Neuaflage von Tschernobyl?

Eben. Damit kann kein Mensch dauerhaft leben, und die "Verdrängung" scheint uns mittlerweile das Gesündeste zu sein. Wer das nicht kann, kann sich eigentlich gleich einen Strick nehmen. Insofern ist IMHO die "Undebarftheit" und "Unaufgeräumtheit" einfach ein Teil des normalen, hoffentlich so weit wie möglich von Freude erfüllten Lebens.

"Vorbereiten" (wie denn überhaupt?) kann mensch sich IMHO immer noch, wenn der Sensenmann an die Tür klopft. Bis dahin: jetzt erst recht! Hoch die Tassen, und nach uns die Sintflut!

Viele Grüße,
Stefan
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  #12  
Alt 14.02.2008, 23:21
Benutzerbild von Amba
Amba Amba ist offline
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Standard AW: Krebs verpflichtet... oder?

Na, daß ist aber mal wieder nach meinem Geschmack! Schön habt ihr alle geschrieben! Die meisten auch mir aus der Seele (oder woher?)!

Richtig: das Bewußtsein von Endlichkeit läßt uns überhaupt erst unser Leben genießen! OK, dafür hätte es keinen Krebs o.ä. gebraucht! Aber wir sind halt Menschen - da muß eine Erinnerung schon mal sein!

Ich habe übrigens unsere Familiengeschichte angefangen aufzuschreiben - meine Kinder kennen fast nix davon, und wär doch schade, wenn der letzte Chronist (meine Wenigkeit) das Zeitliche segnet, ohne davon zu berichten, wie alles anfing......

Übrigens, wer mit seiner Asche ganz, ganz eigene Vorstellungen verfolgt, und nicht nur auf offiziellen Friedwald angewiesen sein möchte (schließlich gibt es noch viele andere schöne Plätze....), schreibe mir eine PN. Hab sowas schon mal durch.....

Alles Liebe! Amba
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  #13  
Alt 15.02.2008, 10:13
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Krebs verpflichtet... oder?

Hallo Amba,

ich schließe mich an: schön, mal wieder von dir zu lesen!

Zitat:
Zitat von Amba Beitrag anzeigen
Richtig: das Bewußtsein von Endlichkeit läßt uns überhaupt erst unser Leben genießen! OK, dafür hätte es keinen Krebs o.ä. gebraucht! Aber wir sind halt Menschen - da muß eine Erinnerung schon mal sein!
Denke ich auch. Und der BK ist da (ohne die Krankheit bagatellisieren zu wollen - bitte nicht falsch verstehen!) immerhin eine "Erinnerung", aus der frau meist noch praktische Schlüsse ziehen kann. Letztens ist ein Bekannter von mir an LK gestorben - innerhalb von 4 Monaten, die er in Kliniken verbracht hat. Der hatte keine Zeit mehr, sein Leben zu geniessen :-/

Zitat:
Übrigens, wer mit seiner Asche ganz, ganz eigene Vorstellungen verfolgt, und nicht nur auf offiziellen Friedwald angewiesen sein möchte (schließlich gibt es noch viele andere schöne Plätze....), schreibe mir eine PN. Hab sowas schon mal durch.....
Ah, eine Seelenverwandte ;-) Meiner Frau und mir schmeckt das deutsche Bestattungsrecht auch nicht. Testamentarisch ist festgehalten, dass wir eine Urnenbestattung in einem bestimmten Ausland wünschen. Und wie die Erben dann halblegal unter Umgehung des o.g. Rechtes die Asche zurück nach D kriegen können, um sie am von uns gewünschten Ort zu verstreuen, ist in einer "inoffiziellen" Anlage zum Testament beschrieben...

Eigentlich traurig, dass man selbst "posthum" noch tricksen muss, um Bürokratie und Lobbies zu umgehen. Aber so isses in D wohl nunmal.

Viele Grüße,
Stefan
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  #14  
Alt 17.02.2008, 13:55
Benutzerbild von Kimmy07
Kimmy07 Kimmy07 ist offline
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Standard AW: Krebs verpflichtet... oder?

Hallo und schönen Sonntag,

ein schöner Thread, musste beim Lesen viel nachdenken und schmunzeln. Ich habe die Erkrankung für mich so geregelt: Jeder zieht im Leben eine Arschkarte. Ich hatte meine letztes Jahr und hab in Zukunft Ruhe.
Ich fand auch die Bemerkung des Röntgenarztes cool.... manchmal, wenn ich mir andere Menschen anschaue, überlege ich: wer von denen trägt irgendeinen Krebs mit sich herum, ohne dass er es weiss? Ich weiss es, und ich kann in jungen Jahren aktiv dagegen kämpfen. So ist es mir lieber.... und ironischerweise denke ich oft, es hätte schlimmer kommen können. Wenn mir mein Mann von jungen 20jährigen Multiple Sklerose Patientinnen erzählt, die er betreut, oder wenn ich an die vielen traurigen Schicksale meiner jungen Patienten in einer neurologischen Reha denke, die Opfer von Verkehrsunfällen wurden, oder Skiunfälle.... es hätte mich schlimmer treffen können.

Ich habe mich eher für das Motto "Krebs als Chance" entschieden. Und mir fest vorgenommen, mal meinen 3 Jahre alten Postberg aufzuräumen, Kontoauszüge zu sortieren.....gähn. Naja, irgendwann.

Vor ein paar Tagen haben wir einen Tieftauchgang probiert und sind auf 53 m Tiefe gegangen. Beim Aufstieg hatte ich die Kontrolle verloren und nur das beherzte Eingreifen meines Mannes hat Schlimmes verhindert. Nach dem ersten Schock und Verdauen siegte der Triumph. Besser sich beim Tauchen selbst umgebracht als durch den Krebs erledigt.... Krebs verpflichtet, und zwar zu leben, und Dummheiten auszuprobieren.

lieben Gruss,
K.
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  #15  
Alt 07.11.2009, 17:05
Blumi63 Blumi63 ist offline
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Standard AW: Krebs verpflichtet... oder?

Hallo Miteinander,

bin zufällig auf diesen älteren Thread gestoßen und finde ihn Klasse, wollte ihn deshalb aktualisieren, aber den meisten Postings ist nichts hinzuzufügen, finde ich

Krebs verpflichtet .....? Krebs als Chance, so sehe ich das. Habe schon so viele Dinge seit meiner Erkrankung in Angriff genommen, die mir wirklich Freude machen. Ohne diesen BK-Tritt in den Hintern, hätte ich mich wahrscheinlich bis heute noch nicht aufraffen können. Die Wertigkeiten vieler Dinge haben sich, meiner Meinung nach zum Positiven, verschoben.

Schönes Wochenende



Marion
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