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Alt 08.01.2007, 13:33
ursframa ursframa ist offline
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Registriert seit: 08.01.2007
Ort: Schweiz
Beiträge: 9
Standard Du fehlst mir so......(Meine Geschichte)

Hallo zusammen

Jede Person hier, hat seine eigene Geschichte.

Und nun, passierte das Schrecklichste auch bei mir.

Mein lieber Papi

Am 24.12. ist mein Papi (nicht mein leiblicher) aber dennoch waren wir uns sehr nah, gestorben.

Er war Arzt. Aber nicht nur. Er half mir über Jahre hinweg - mit meinen Unfallfolgen zu leben, zu kämpfen, für die Gerechtigkeit, aber auch für meine Schmerzen. Ich habe viele Erinnerungen an Dich. Als ich Dich kennenlernte, gabst Du mir die Antwort, die ich absolut nicht hören wollte in jener schwierigen Lebenslage. Aber Du hast Dich nicht getäuscht und mir einfach die Wahrheit gesagt.
NIE, wurde Dir etwas zu viel. Er und meine Mutti waren die Einzigen, die all die Jahre hindurch zu mir gehalten haben. Egal, wie schwierig es oft war. (oder ich am verzweifeln war....) Entweder half er wieder, mit Anrufen beim Anwalt oder den Versicherungen, oder meine Mutti.
Er und ich, standen uns sehr nahe. Obwohl er ein ruhiger Mensch war. Eine unermessliche Wahrheit drang aus jeder Deiner Poren und Deiner REINEN Seele.
Wir waren Freunde. Wir waren aufrichtig und liebevoll und haben Augenblicke miteinander geteilt, Ängste und Erfolge ohne irgendeine Gegenleistung dafür zu erwarten ausser dieser Freundschaft. Wir haben uns ausgesucht und uns direkt gemocht. Auch wenn wir uns nicht häufig gesehen haben, wegen Deiner Arbeit und den Alltagsroutinen, so wussten wir doch, dass wir aufeinander zählen konnten, wenn wir uns brauchten.

NUR eines wusste ich nicht, dass er krank war. Das erzählte er mir nicht! Nein er erzählte es niemanden......

Es schmerzt mich sehr, dass ich nicht bei Dir war, als es Dir gesundheitlich schlecht ging. Alles ging so schnell, Du gabst mir keine Zeit Dich zu sehen. Vielleicht wolltest Du auch nicht, dass ich Dich so sähe und wünschtest Dir, dass ich Dich so in Erinnerung behalte wie an dem letzten Abend, als wir uns trafen und Du mich so stark und liebevoll umarmtest, dass ich es bis heute spüre. Und Deine Worte, halte durch... es kommt schon gut.
Das ist eine Vermutung.. Doch ich denke, dass Deine Frau mich nicht mehr an Dich heranlassen wollte. Obwohl sie wusste, wie wir zueinander standen. Sie musste niemals Angst um Dich haben. Wegen mir. Du warst mein Papi.

Anno 2005 musstest Du für ca 1 Monat eine Pause einlegen. Da bekam ich es mit der Angst zu tun. Du, wie ich damals nahm mich nicht so ernst...Du; ich bin da für dich. Ich müsse mir keine Gedanken machen. Ich bin schliesslich Arzt. er spüre es schon...
Dabei hatte er seit Sommer Mühe. Er musste oft an Wochenenden schlafen gehen... So wie ich, damals, als der Unfall geschah - als ich noch weiterarbeitete...bis ich nach 4 Jahren einen Zusammenbruch erlitt. Er half mir, er stand mir bei, er unterstützte mich, weil ich mit dem nicht umgehen konnte, ICH und nicht mehr arbeiten können? Wow, das war ein Ding, aber er war da, immer und jede Zeit.
Und dann das

Keiner wusste es. Am 25.11. erhielt ich die bittere Wahrheit. Krebs mit Ablegern in der Leber.....
Niemand glaubte mehr an ihn, jeder sagte mir, das schafft keiner mehr.
Ich fing an zu lesen, was dieser Krebs bedeutet. Aber ICH glaubte an Dich....
Ich konnte iDir nur noch SMS schreiben. Wie ich an Dich glaube, wie ich Dich vermisse, wie ich Dich mag....
Ich musste es schreiben, obwohl er wusste, dass ich ihn sehr lieb gewonnen hatte. Auch er mich. Wir wussten es ohne grosse Worte. Ich war wie betäubt....aber ich hoffte....-

bis ich am 24.12. diese entsetzliche Nachricht erhielt.
Ich dachte Warum? Warum gerade am Heiligen Tag? Warum konnte ich nicht mehr mit ihm reden? Warum immer die liebsten Menschen?
Ich weiss - am 3.1. war die Beerdigung - man versuchte mich zu trösten. Ich war aus Stein... immer wieder hörte ich, das Leben geht weiter.....
Das weiss ich - aber mich stören diese Worte...denn sie tun weh....
Denke an die schönen Stunden......
Als wir, wegen ihm in seine Heimat flogen...
Auf seine Insel.... in Spanien. Wir waren so vertraut miteinander.

Da ich schon mit 7 Jahren den Vater verlor (Nicht durch den Tod - aber ich empfand es so. Die alten Wunden reissen wieder auf......
Ich versuchte Kontakt herzustellen vor 10 Jahren - um mit ihm und mir Frieden zu schliessen. ER will nicht - er ist wieder weg, abgehauen ins Ausland) Ich empfinde keinen Hass oder Groll, nur Traurigkeit. Ich glaubte es überwunden zu haben. Da ER für mich der Papi war.
Er kannte ihn auch, mein Vater, half mir aber über diesen Schmerz hinweg.
Er sagte noch, lass es so bleiben wie es ist. Es tut Dir nur weh!! Er tut Dir weh!!

Sorry, dass ich mich so mitteile. Ich weiss, hier haben auch einige - liebe Menschen verloren, ich empfinde tiefes Beileid.

Vielleicht habe ich noch mehr Mühe damit umzugehen, weil ich vor 5 Jahren meine Freundin verlor? Mein Papi wusste es als erstes...orientierte mich damals, er telefonierte mir, von seiner Heimat, seiner Insel aus und teilte es mir mit. Sie war eine Patienin von ihm.....
an Ostern 2006 starb meine Tante an Krebs....(hatte mit dem schon Mühe, konnte aber dabei sein.......) und er jetzt am 24.12.2006

Einen kleinen Trost an dem ich mich etwas halten kann. Jemand schrieb mir, stell Dir vor, er ist nun Dein Weihnachtsengel. Ja ich glaube an Engel. Ich spreche täglich mit ihm. Aber es ist nicht dasselbe.

Wunden heilen...ich weiss. Aber bei mir wird dies lange dauern... ich bin immer noch wie geschockt.

Mir ist kalt - es ist Winter. Der nächste Sommer wird kommen - gewiss - aber dazu muss die Zeit meine Wunden heilen...

Danke. Danke, dass ich hier meine Gedanken niederschreiben durfte.

Geändert von ursframa (08.01.2007 um 13:39 Uhr)
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