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  #1  
Alt 15.07.2018, 04:47
lotol lotol ist offline
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Beiträge: 716
Standard AW: Wie verhalte ich mich am besten?

Liebe Hanne-M,

Zitat:
...Ich habe versucht, ihr alles recht zu machen und jedes Wort von mir selbst auf die Goldwaage gelegt.

Habe allerdings gestern darüber hier einen Thread gelesen, wer was in so einer Situation nicht hören möchte und gedacht, ja das eine oder andere habe ich bestimmt auch mal gesagt und mir dabei aber erhofft, dass ich Trost gespendet oder Mut gemacht hätte Man kann nicht immer alles richtig machen. Eigentlich gar nichts.
Daß man nicht immer alles richtig machen kann, ist nicht nur richtig, sondern auch menschlich. => errare humanum est.
https://neueswort.de/errare-humanum-est/

Daß man jedoch gar nichts richtig machen kann, sehe ich ganz und gar nicht so.
Natürlich versucht jeder in gewissen Situationen - so wie auch Du das tatest - Trost und Mut zu spenden.
Dabei ist es aus meiner Sicht auch völlig irrelevant, was jemand in einer Situation evtl. hören will oder nicht.

Genauer gesagt, ist es völlig müßig, auch nur einen Gedanken daran zu "verschwenden" bzw. (gewählte oder zu wählende) Worte auf die Goldwaage zu legen.

Denn darum geht es gar nicht!
Sondern viel mehr darum, gegenüber einem befreundeten Menschen authentisch zu bleiben.
Kurzum:
Sich wegen der evtl. beschissenen Situation, in der er sich befindet, nicht selbst irgendwie zu "verbiegen".
Das erwartet er nämlich ganz gewiß nicht.
Vielleicht eher eine Hilfe dahingehend, Perspektiven eröffnen zu können, an die er in all seiner "Angst-Benebelung" gar nicht denkt.

Damit meine ich, daß jemand in einer beschissenen Situation evtl. nicht mehr recht viel hat, an dem er sich "aufrichten" kann.
Weil er auf Grund der Situation möglicherweise total verunsichert ist.
Was soll er denn - v.a. wenn er verängstigt ist - noch glauben können?

Es geht dabei nicht darum, irgendwas "schönreden" zu wollen.
Sondern nur darum, einem befreundeten/geliebten Menschen beim "Sortieren"
behilflich sein zu können.
Mit evtl. Nüchternheit in der Beurteilung/Einordnung der Situation, zu der evtl. gar nicht mehr in der Lage ist, das so tun zu können.

Zitat:
Ich habe ihr geholfen, die Diagnose zu übersetzen und ehrlich zu sein ohne ihr den Mut zu nehmen. Ich habe immer angenommen, dass sie stark ist, weil sie hart gekämpft und nie aufgegeben hat.
Zitat:
Inzwischen ist es aber so, dass sie alles und jeden hasst
. Eine geballte Ladung Wut kommt da immer und immer wieder zum Vorschein, wenn wir Kontakt hatten, oder aber ein (zu) langes Schweigen. Beides tut mir weh. Ich war immer am runterschlucken, weil auch sie mir in meiner schweren Zeit geholfen hat. Ich habe sie nie gedrängt, etwas gegen ihre Probleme zu unternehmen, sondern alles auf meine Kappe genommen. Immer wieder überlegt, ob ich daran Schuld bin. Ob ich der Auslöser für Ihre Wut bin.
Mach Dich bitte frei davon, daß Du an irgendwas schuld wärst!
Das kommt mir genau so vor, wie wenn hier ab und zu über die "Ungerechtigkeit" "philosophiert wird", daß nun jemand einen Krebs "erwischt" hat bzw. von einem erwischt wurde.
Ist doch alles nur reiner Zufall.

Eben so gut könnte man darüber "philosophieren", was jemand (Autofahrer) auf einer Landstraße passiert, wenn jemand ein Autoreifen platzt.
"Schuld-Zuweisungen" dafür an wen und wofür?

Zitat:
Inzwischen ist es aber so, dass sie alles und jeden hasst.
Kennst Du die Gründe dafür, warum das so ist?

Aus meiner Sicht hast Du guten Willens getan, was Dir angemessen schien und Dir möglich war.
Vielleicht auch mehr "gegeben", was ja an sich kein Problem unter einander Liebenden ist.

Aber es gibt auch Grenzen dabei.
Einerseits die, daß man jedem (auch Deiner Freundin) zugestehen muß, daß er sein Leben so führt, wie er das für richtig hält, und andererseits die, inwieweit man selbst dazu bereit ist, ihn dabei auch noch weiterhin "begleiten" zu wollen.

Damit will ich sagen, daß man auch (notfalls) bereit dazu sein muß, "(ehemals) verbindende Brücken" abzubrechen, wenn die Aufrecht-Erhaltung von ihnen oder genauer gesagt, das Bemühen darum, nicht auch entspr. "honoriert" werden.

Versuch bitte, wie w.o.g. auf Deine Freundin zuzugehen.
Und wenn sie darauf nicht positiv reagiert, dann laß sie alleine "glücklich werden", weil sie Dich dazu möglicherweise gar nicht braucht.

Wozu sollte man denn jemand freundschaftlich "vergewaltigen" wollen, wenn er das gar nicht will?

Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung

Geändert von lotol (15.07.2018 um 04:51 Uhr) Grund: Korrektur/Ergänzung
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  #2  
Alt 15.07.2018, 12:27
Hanne-M Hanne-M ist offline
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Beiträge: 11
Standard AW: Wie verhalte ich mich am besten?

Hallo lieber lotol,
ich danke Dir, dass Du Dir nochmal die Mühe gemacht hast hier zu antworten.
Ich weiß nicht, warum sie über alles meckert. Ich kann nur mutmaßen: Verzweiflung? Überforderung? oder Ausschluss von allem, was nicht in ihr Leben passt (nur geht das nicht immer, weil man nicht alles im Leben oder übergeordnetem Umfeld ändern kann.)

Natürlich lasse ich sie ihr Leben leben und von "Vergewaltigung" kann nicht die Rede sein. Wozu auch? Wer gehen will, muss das so tun, dann aber offen und ehrlich das auch so sagen und nicht schweigen.

Meine Ideen sind nur Vorschläge und meine Witze, so doof sie manchmal auch sein mögen, sind kein Grund dafür, jemandem zu drohen.

Auch erwarte ich nicht, für meine Hilfe honoriert zu werden - dafür gibt es schließlich Freunde- , sondern eher eine reflektierte Unterhaltung. So wie es auch mit meinen anderen Freunden funktioniert. "Was hälst Du davon, wenn.../ nein, weil.." oder auch "gute Idee, aber.." Das ist nur ein Bespiel von vielen. Ich mag nicht wegen irgendeiner Lapalie angeschrien oder "bedroht" werden.
Der "Ton macht die Musik". Man kann einmal meckern, zweimal, dreimal..., nur ist irgendwann auch meine Schmerzgrenze erreicht.

Was das Aufeinander zugehen betrifft, habe ich so den Eindruck, dass das bisher nur ich gemacht habe. Freundschaft hat nichts damit zu tun, dass immer nur einer im Recht sein will und andere Meinungen nicht zulässt.

Das hat sie mit anderen auch schon so gemacht (vor ihrer Erkrankung) und sie letzen Endes aus ihrem Leben geworfen, nur weil diese ihr eigenes Leben nicht so gestalten durften, wie sie (meine Freundin) es für richtig gehalten hat. Kleines Thema Erziehung. Warum mischt sich eine Nicht-Mutter (auch andere) in die Erziehung einer anderen ein? Selbst wenn sie hundertmal Recht hätte. Es ist nicht ihr Kind, nicht ihr Leben oder ihre Entscheidung. Sie hat nicht bekommen, was sie wollte und diese Freundin weggeworfen.

Zu so einem "Spielball" will ich nicht werden. Das ist der Grund, warum ich derzeit nicht diejenige sein mag, die schon wieder auf sie zugeht. Das hat auch etwas mit Respekt zu tun.

Danke Dir dafür, dass Du mir ein Stück Mut gemacht hast. Als Betroffener ist es manchmal besser, wenn ein Außenstehender eine Situation emotional losgelöster betrachtet.

Liebe Grüße
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  #3  
Alt 15.07.2018, 22:21
lotol lotol ist offline
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Beiträge: 716
Standard AW: Wie verhalte ich mich am besten?

Liebe Hanne-M,

Zitat:
Das hat sie mit anderen auch schon so gemacht (vor ihrer Erkrankung) und sie letzen Endes aus ihrem Leben geworfen, nur weil diese ihr eigenes Leben nicht so gestalten durften, wie sie (meine Freundin) es für richtig gehalten hat. Kleines Thema Erziehung. Warum mischt sich eine Nicht-Mutter (auch andere) in die Erziehung einer anderen ein? Selbst wenn sie hundertmal Recht hätte. Es ist nicht ihr Kind, nicht ihr Leben oder ihre Entscheidung. Sie hat nicht bekommen, was sie wollte und diese Freundin weggeworfen.

Zu so einem "Spielball" will ich nicht werden. Das ist der Grund, warum ich derzeit nicht diejenige sein mag, die schon wieder auf sie zugeht. Das hat auch etwas mit Respekt zu tun.
Letzteres ist ohne weiteres nachvollziehbar.

Und wenn Deine "Freundin" so "gestrickt" ist wie von Dir beschrieben, ziehe ich meinen Rat, auf sie zuzugehen, zurück.
Denn, kurz gesagt:
Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.

Zitat:
Danke Dir dafür, dass Du mir ein Stück Mut gemacht hast. Als Betroffener ist es manchmal besser, wenn ein Außenstehender eine Situation emotional losgelöster betrachtet.
Nichts zu danken - geschah gerne.
Als Außenstehender registriere ich dominant, daß Dich diese (vermeintliche) "Freundschaft" eher belastet als sie Dir guttun kann.

Genau so wie man überstandene (geheilte) Krankheiten einfach hinter sich lassen können muß, ist das manchmal auch für Beziehungen erforderlich.
Es hat wenig Sinn, etwas aufrecht erhalten zu wollen, wenn man sich schon fragen muß ob einem das überhaupt guttut.

Ganz abgesehen davon, daß sich normalerweise so eine Frage unter Befreundeten gar nicht stellt, weil man sie als Bereicherung/Beglückung des eigenen Lebens empfindet.
Und wenn das nicht oder nicht mehr der Fall ist, muß wohl jeder für sich selbst entscheiden können, wie er sich am besten verhält.

Liebe Grüße
lotol
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung

Geändert von lotol (15.07.2018 um 22:26 Uhr) Grund: Nachtrag/Korrektur
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