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#1
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AW: Suizid nach 1. Chemo-Block
Hallo Ihr Lieben,
ich möchte euch nur kurz mal erzählen, wie es bei uns war: Mein Spatz war, bis auf eine Woche, gar nicht im Krankenhaus. Alles ambulant und die letzten Wochen mit Unterstützung eines Pflegedienstes, um den Tropf anzulegen, sonst haben unsere Jungs und ich alles alleine erledigt. Und wir sind heute zufrieden damit, wir sind eine Familie! Was mich ein wenig belastet hat, ist die Tatsache, dass mein Spatz genau in dem Moment endgültig gegangen ist, als ich nur kurz zur Toilette war! Unser jüngster Sohn(20) war gerade alleine bei ihm und ich kam wirklich mit dem allerletzten Atemzug wieder rein. Zuerst dachte ich auch, ich hätte versagt aber jetzt glaube ich, es war irgendwie "eine Sache unter Männern", von meinem Spatz ganz bewusst so gewollt. Ich hoffe, ihr versteht, wie ich das meine. Aber meine 3 Männer hatten immer ein ganz besonders inniges Verhältnis zueinander. Ja, und mit dem Abstand von einem halben Jahr weiß ich, wir haben alles getan, um es unserem "Baba" recht zu machen und uns auch, so, dass wir damit weiterleben können. Liebe Grüße Carmen
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So lass uns Abschied nehmen, wie zwei Sterne durch jenes Übermaß von Nacht getrennt, das eine Nähe ist, die sich an Ferne erprobt und an dem Fernsten sich erkennt. R.M.Rilke Für meinen geliebten Ronni (12.09.1964- 24.01.2009) |
#2
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AW: Suizid nach 1. Chemo-Block
Hallo Zusammen,
bitte beachtet das Thema: Suizid nach 1. Chemo-Block! Alle Themen (Begleitung bis zum natürlichen Tod), welche ihr anschneidet sind extrem wichtig, aber haben mit dem Ursprungsthema nichts mehr gemeinsam.
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Jutta _________________________________________ |
#3
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AW: Suizid nach 1. Chemo-Block
Hallo Jutta,
du hast recht, entschuldige. Da ich aber so langsam bin haben sich dein und mein Beitrag überschnitten. Habs erst nach dem Speichern gelesen. liebe Grüsse Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
#4
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AW: Suizid nach 1. Chemo-Block
Danke Helmut,
für deine Offenheit. An dich, Twinkle, solltest du hier noch unterwegs sein, wieder mal einen lieben Gruss. Rosita |
#5
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AW: Suizid nach 1. Chemo-Block
Liebe Twinkle,
nachdem das Thema anfänglich "etwas entgleist" ist, habe ich jetzt noch einmal Dein erstes posting gelesen. Ich denke, dass wir Angehörigen die Dinge immer von einer ganz anderen Seite sehen. Natürlich meinen wir es nur gut, wenn wir unterstützen, Ratschläge geben, uns überall erkundigen und schlau machen, was man alles tun kann, welche Chemos es gibt, welche anderen Optionen, usw. usw. Natürlich ist es unser Anliegen, dass die geliebten Menschen solange bei uns bleiben, wie es geht. Ich denke, dass auch die Betroffenen es selber so sehen am Anfang und dass sie "kämpfen" wollen, wie es immer heißt. Je nach den Begleitumständen klappt das oft auch ganz gut, aber eben nicht immer. Jeder Mensch hat seine Grenzen. Und wenn wir Angehörigen dann meinen: "Ach, die erste Chemo hat doch ganz gut geholfen, also probieren wir auch noch die nächste, es geht Dir doch jetzt ganz gut", dann ist das aus der Sicht des Gesunden. Für den Betroffenen ist es ganz anders. Durch seine Adern läuft das Gift, sein Körper wird durch CTs, MRTs, OPs, usw. usw. geschunden und gequält. Der Betroffene hat ständig die Nebenwirkungen zu ertragen, ihm ist es schlecht, er hat Schmerzen, usw. Und manchmal - ich denke bei Deinem Papa war es so - verliert man sogar seine Würde (diese Grenze ist eben bei jedem individuell). So, wie Du es geschildert hast, war Dein Papa kurz vorher ganz klar in seinem Denken. Ich denke, dass er "seine Grenze" erreicht hatte und sich bewusst für diesen Schritt entschieden hat, um eben seine Würde für sich zu behalten. Und nicht zuletzt eben auch für Euch. Er wollte bestimmt in Eurer Erinnerung so sein, wie er früher war. Erinnere Dich an Dein ganzes Leben vorher. War er nicht immer für Dich da, hat mit Dir gelacht, geweint, vieles unternommen, usw.? Hat er nicht immer für Euer Wohl entschieden? Ich gehe mal davon aus, dass es so war. Jetzt am Schluss hat er dann einmal in seinem Leben mehr für sich entschieden. Ich denke nicht, dass er sich das leicht gemacht hat. Aber so war es dann sein Wille und ich denke, dass Du ihm das verzeihen kannst. Der Verlust, der Schmerz und die Trauer sind groß, das ist natürlich so. Aber in Deinem Herzen wird Dein Papa immer weiterleben. So hätte er es bestimmt gewollt. Aber eben so, dass Du an das ganze Leben mit ihm vorher denkst und nicht die letzten Wochen, die er es so schwer hatte. Irgendwann einmal wird Dir das auch gelingen, da bin ich sicher. Irgendwann wirst Du ihm dieses eine Mal, wo er für sich entschieden hat, verzeihen können und vielleicht sogar verstehen können. Alles Liebe, Mapa
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#6
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AW: Suizid nach 1. Chemo-Block
Hallo Mapa,
Zitat:
Was das "Kämpfen" und die guten Ratschläge betrifft, wurde meine Frau auf ihre alten Tage, kurz vor ihrem Tod, noch richtig kämpferisch. In dem Sinne, dass sie Leute, die solche dummen Sprüche abgesondert haben, damit es ihnen selbst besser geht, konsequent abgelehnt hat. Sie hat mir gesagt, dass sie sowas nicht mehr hören will, und ich habe sie dagegen abgeschirmt. Telefonate und Besuche von Menschen mit bestimmter Geisteshaltung einfach abgeblockt. Meine Frau hatte BK mit Metastasen in Nebennieren und Lymphsystem. Die schneller wuchsen, als man gucken konnte. Schon vor dem Chemo-Versuch war fast klar, dass sie sterben muss. Bei ihrer Befundlage war die Statistik eindeutig: die Chemo wird nur mit einer Wahrscheinlichkeit von unter 10 % ihr Leben verlängern (und nur die Dauer - nicht die Lebensqualität). Als die Chemo nach einigen Terminen erfolglos abgebrochen wurde, weil die Metas so schnell wie vorher weiter wuchsen und sie körperlich immer schneller abbaute... da war endgültig klar, dass sie sterben muss. Und ab da, das muss man meiner Prinzessin lassen, hat sie im Angesicht des Todes in ihren letzten Monaten plötzlich mehr Selbstbewusstsein und Durchsetzungsfähigkeit entwickelt als in vielen Jahren zuvor. Sie wollte weder "alte Bekannte" sehen, die sich seit Urzeiten nicht gemeldet hatten, aber plötzlich bei der Todkranken nochmal Händchen halten wollten. Auch keine "Ratgeber", die von den und den neuen Behandlungsmöglichkeiten schwätzen mussten. Schon gar keine "Gesundbeter", ob religiös motiviert oder nicht, die an Gottvertrauen, Zuversicht und da-darf-man-doch-den-Mut-nicht-verlieren appelliert haben. Auch nicht den Stationspsychologen, und auch nicht ihre Onkologin, die die wirklich unbegreifliche Instinktlosigkeit besessen hat, meiner Frau ins Gesicht zu sagen, dass man ja "medizinisch noch lange nicht am Ende" wäre, aber dass es dabei sehr auf den "Kampfeswillen" meiner Frau ankäme. Mit dieser Onkolgin (die meine Frau seit 2 Jahren kannte und soviel Menschenkenntnis hätte zeigen müssen, meiner Frau spätestens zu diesem Zeitpunkt so einen Dummschwatz über medizinische Möglichkeiten und "Kampfeswillen" zu ersparen) hatte ich dann noch in Abwesenheit meiner Frau ein sehr direktes und ausgesprochen unschönes Gespräch. Manche Ärzte vertragen es nunmal nicht, wenn man ihnen sagt, was man von ihrer sozialen Kompetenz hält. Zitat:
Viele Grüße, Stefan |
#7
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AW: Suizid nach 1. Chemo-Block
Hallo Stefans,
ich kann Deinen Auführungen nur zustimmen. Ich hatte das Wort kämpfen bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil es eben etwas zwiedeutig ist. Aber es wird eben gerne benutzt, wie Du an den Worten der Onkologin bei Euch auch sehen konntest. Zitat:
Zitat:
Liebe Grüße, Mapa
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#8
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AW: Suizid nach 1. Chemo-Block
Hallo Carmen,
Zitat:
Und da gibt es halt Menschen, die lieber allein sterben möchten. Was für die Hintzerbliebenen oft richtig bitter ist. Eine gute Freundin von uns (Krankenschwester von Beruf) hat ihre Mutter jahrelang gepflegt, aber sie hat schon vorher gesagt: ich weiss genau, dass meine Mutter allein sterben wird. Und das tat sie dann auch, wie dein Mann, als ihre Tochter nur kurz mal weg war. Woran unserer Freundin trotzdem lange zu knabbern hatte. Für deinen Mann war das gut und richtig so, und hoffentlich kannst du damit in Frieden leben. Meiner Frau bin ich im nachhinein sehr dankbar, dass sie das nicht so gemacht hat. Sie wollte mich offenbar dabei haben. Viele Grüße, Stefan |
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