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  #1  
Alt 09.02.2005, 08:13
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Standard Ansteckende Krankheit??

Mein Vater ist im Januar 2005 an Rippenfellkrebs verstorben. Schon während seiner Krankheit kam es zu einigen seltsamen Begegnungen mit Bekannten. Er saß oft vor seinem Haus und schaute bei Bauarbeiten zu. Einige seiner Bekannten drehten ab und gingen in die andere Richtung, wenn sie ihn sahen. Er war sehr tapfer und positiv eingestellt, deshalb konnte ich das damals schon ganz schlecht wegstecken. Nun aber, nachdem mein Vater verstorben ist, passiert es meiner Mutter. Sie hat meinen Vater hingebungsvoll gepflegt und all ihre eigenen Bedürfnisse zurückgestellt. Nun versucht sie wieder ins "normalen Leben" zu kommen. Wenn sie alleine spazieren geht, was schon eine Überwindung ist, drehen Bekannte ab, wenn sie sie sehen oder tun so, als würden sie sie nicht erkennen.
Ist es denn niemanden bewußt, wie weh das tut, nicht nur einen geliebten Menschen zu verlieren, sondern auch noch so behandelt zu werden, als hätte man eine ansteckende Krankheit. Warum kann man denn nicht einfach guten Tag sagen und weitergehen, wenn man kein Gespräch führen möchte?
Wem ging es denn auch so und wie kann man es besser ertragen?
Liebe Grüße von Sonne 2003, die auch oft nicht sicher ist die passenden Worte zu finden.
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  #2  
Alt 09.02.2005, 10:17
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Standard Ansteckende Krankheit??

Hallo liebe Sonne 2003,
es tut mir für Deine Mutti sehr leid. Die Bekannten wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen, sie sind unsicher, haben vielleicht auch Angst etwas falsches zu sagen. Auf die Idee, daß Sie Deine Mutti verletzten könnten, kommen sie wahrscheinlich nicht, denn viele Menschen denken garnicht weiter oder sind nur mit sich beschäftigt. Deiner Mutti würde ich versuchen die Erklärung nahezubringen, damit sie sich nicht persönlich verletzt fühlt.
Trotzdem,wenn es sich um gute Bekannte handelt, kannst Du mit ihnen nicht einmal telefonieren und die Situation erklären?
Ich wünsche Euch viel Kraft und Zuversicht, den Alltag ohne Mann und Papa zu meistern und sende ganz viele liebe Grüsse Elfie
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  #3  
Alt 09.02.2005, 11:09
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Standard Ansteckende Krankheit??

Hallo Sonne,

kuck mal unter "Hinterbliebene sind Aliens", da gehts auch um das Thema.

Gruß Tanja

http://www.elternlos.de
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  #4  
Alt 09.02.2005, 17:43
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Ansteckende Krankheit??

Hallo Sonne,
ich selbst bin 2000 an Brustkrebs erkrankt,mein Sohn starb im März 2002 und meine Mutter im Oktober 2002. Schon als bekannt war, dass ich schwer krank war, haben sich viele Menschen zurückgezogen. Einige haben meinem Mann eiskalt gesagt, dass sie damit nicht umgehen könnten. Ob ich damit umgehen kann, hat niemanden interessiert. Was mich am meisten verletzt hat, war dass es gerade die Menschen waren, die mir jahrelang mit ihren Problemen Zeit und Nerven gekostet haben. Erst war ich tief enttäuscht, dann war ich wütend darüber,heute geht es mir am Allerwertesten vorbei. Heute stehe ich über so ein charakterloses Verhalten. Aber es hat schon einige Jahre und viel Hilfe durch meinen Psychologen gedauert, bis ich wie jetzt damit umgehen kann. Heute kann ich seelenruhig an diesen Leuten vorbeigehen ohne sie zu sehen.Ich denke oft, wie schlimm es den Menschen geht die Aids o.ä. haben. Für sie ist es doch besonders schlimm, dass sie ihre Krankheit mehr oder weniger verstecken müssen, weil sie sonst wie Aussätzige behandelt werden. Es bleibt deiner Mutter wohl nichts Anderes übrig, als sich wirklich "ein dickes Fell" zuzulegen. Für mich ist das nicht ganz so schwer, ich lebe in einer Großstadt, aber in einer kleinen Gemeinde ist es natürlich wesentlich schwieriger.Ich wünsche deiner Mutti und dir viel Kraft.
LG Rubbelmaus
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  #5  
Alt 10.02.2005, 23:07
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Standard Ansteckende Krankheit??

Ich kann Euch voll nachvollziehen. Als mein lieber Daddy im Mai letzten Jahres an LK erkrankte, wussten die lieben Nachbarn, Freunde und Mitmenschen auch nicht wie sie damit umgehen sollten. Also haben sie sich wohl vorgenommen, gar NICHT damit umzugehen. Als ich meinen Vater lezten Sommer im Rollstuhl am Rhein spazieren fuhr, und uns ein Nachbar entgegenkam, der nicht mehr ausweichen konnte, hat er meinem Vater die Schulter getätschelt und gesagt "Dat wird schon wieder" und war direkt verschwunden. Ich hätte ausflippen können, mein Vater war kein Kind das sich das Bein aufgeschlagen hat, sondern ein erwachsener Mensch der tödlich erkrankt war. Mittlerweile ist er gestorben und auf der Beerdigung waren sie dann auch alle wieder. Ich finde das so schrecklich verlogen. Ich habe mir fest vorgenommen mich um Leute die krank sind zu kümmern, einfach mal eine nette Postkarte in den Briefkasten schmeissen, mal anrufen, mal vorbeigehen (je nachdem wie gut man halt bekannt ist). Ich denke es ist soo unglaublich wichtig zu zeigen, dass es einem nahe geht dass der andere krank ist. Wenn man sich schon dahinter versteckt angeblich nicht die richtigen Worte zu finden, dann sollte man das einem kranken auch ruhig sagen. Nach dem Motto: Mir fehlen wirklich die Worte dass es Dich jetzt erwischt hat, aber ich bete für Dich dass Du das gut überstehst! Reicht doch auch schon. Aber nicht wegschauen, ignorieren, etc. Das lasse ich für Erwachsene Menschen nicht gelten. Nie wieder!!!!
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  #6  
Alt 11.02.2005, 12:21
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Standard Ansteckende Krankheit??

liebe Elfie,
ich möchte dir für deine lieben Worte danken. Es sind "nur Bekannte", darüber bin ich sehr froh, denn die Beiträge haben mir nochmal ganz deutlich gemacht, wie oft sich sogar sogenannte Freunde so verhalten. Wir wurden von unseren Freunden begleitet und unterstützt, während der Krankheit und auch bis heute.
liebe Rubbelmaus,
auch dir möchte ich danken. Es ist für mich unfassbar, wie Mitmenschen sich verhalten. Du hast für dich und dein Schicksal einen Weg gefunden mit diesen Kränkungen umzugehen. Ich wünsche dir von Herzen, dass du gemeinsam mit deinem Mann das Leben lebst. Dich an den schönen Erinnerungen der vergangenen glücklichen Zeiten mit deinem Sohn und deiner Mutter freuen kannst und auch viele schöne kommende Momente und Jahre mit den Menschen die du liebst hast.
liebe Kirsten,
deine Mail spricht mir aus dem Herzen, denn ich hoffe, dass wir aus dem was wir erleben und erlebt haben lernen können. Ich glaube, dass es für meine Mutter nicht möglich ist sich ein dickes Fell zuzulegen, auch für mich käme es nicht in Frage.
Liebe Grüße an alle Sonne 2003
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