Uns blieben ganze 17 Tage

[Jaecky]

Liebe Carla,

ich finde es gut und richtig, das du dich auch mal um dich kümmerst. Es ist schön, dass dir deine Therapeutin gut tut.

Lass dir Tränen fließen, wenn dir danach ist. Alpenveilchen hat völlig recht, lass die Leute denken was sie wollen, na und.

Ich denke auch, deine Mutter muss das für sich entscheiden. Irgendwann wird sie wahrscheinlich selbst drauf kommen und zu so einem Treff gehen oder ähnliches.

Ich umarme dich ganz doll

Alles Liebe
Jäcky

[Carlotta76]

Liebe Carla,

ich habe mich sehr gefreut, von Dir zu hören. Und bitte entschuldige, wenn ich mich jetzt erst melde. Seit meine Mama verstorben ist, fällt es mir so schwer zu schreiben. Es ist jedes Mal ein richtiger Kraftakt. Aber eigentlich tut es mir so gut, mich mit Menschen auszutauschen, die Ähnliches durchmachen. Daher habe ich jetzt auch im Hinterbliebenen Forum einen Faden eröffnet.

Liebe Carla, ich kann sehr gut nachvollziehen, dass es immer wieder Situationen gibt, bei denen man mit aller Wucht daran erinnert wird, dass einem der geliebte Mensch genommen wurde und man alleine zurückgeblieben ist. Ich denke, es ist sehr gut, wenn Du dann in diesen Momenten weinen kannst.

Es ist einfach ein unaussprechlich großer Verlust.

Ich denke, es ist auch ganz richtig, wenn Du zu Deiner Mutter Grenzen ziehst. Natürlich hat auch sie zu kämpfen mit dieser Situation, aber sie ist ebenfalls erwachsen und muss für sich selbst Verantwortung übernehmen.

Ich freue mich auch, wenn Du schreibst, dass Du eine Therapeutin hast und dass Dir die Therapie gut tut. Mir fällt es grundsätzlich nicht leicht, mich zu öffnen und vor anderen über meine Probleme zu sprechen. Wenn es mir besonders schlecht geht, so wie jetzt, kann ich auch nur selten schreiben. Auf der anderen Seite hilft es mir sehr, wenn ich darüber rede. Da meine Mama das wusste, hat sie, während sie bei der Erstdiagnose in der Klinik lag, für mich den Kontakt zu der Psychoonkologin von der Thoraxklinik hergestellt, zu der ich dann regelmäßig gehen durfte. Das hat mir sehr gut getan. Im Dezember, kurz bevor es anfing, meiner Mama so rapide schlecht zu gehen, ist mir gesagt worden, dass ich leider nicht kommen könne, dafür reichten die Kapazitäten einfach nicht. Ich bin ja auch lediglich Angehörige. Ich befinde mich seit September letzten Jahres bei mehreren Psychotherapeuten auf der Warteliste, aber das dauert. Und man weiß ja dann auch nicht, ob man zusammenpasst. Daher freut es mich umso mehr, dass Du eine Therapeutin gefunden hast.

Liebe Carla, ich hoffe, ich habe Dich nicht erschlagen mit meinem vielen "Geschreibsel."

Alles Liebe

Carlotta

[carla44]

Liebe Carlotta,

Dein "Geschreibsel" wie Du das nennst, ist doch nur zu verständlich. Du bist noch total erschüttert, trauerst und da gehen einem viele Gedanken durch den Kopf. Ganz abgesehen von den Gefühlen, die hin und her springen und man sich oft nicht mal selber verstehen kann.

Ja, meine Therapeutin ist ein Glücksfall. Sie ist allerdings keine Psychologin, sondern eine Atemtherapeutin mit Heilpraktikerausbildung und Psychotherapie und Trauerbegleitung. Deshalb muss ich das auch selber bezahlen, weil das keine Kasse übernimmt. Und sie ist ein gute Bekannte von mir, wir haben jahrelang gemeinsam Musik gemacht. Was ich jetzt leider gar nicht kann. Da kommen immer zu viele Gefühle wieder hoch und dann kann ich eben nicht auf einer Bühne stehen.
Und da sie auch noch bei mir im Ort wohnt, paßt das super.

Die Grenzen zu meiner Mutter muss ich ja leider so ziehen, das ist auch Selbstschutz. Meine Mutter hat schon immer die Familie dominiert mit ihrer Art und das leider oft nicht zum Besten. Gerade letztens sagte sie noch zu mir: Pferd müßte man sein, dann würde man wenigstens mal besucht.
Das war wieder so ein Seitenhieb von ihr, weil ich täglich bei meinen Pferden im Stall bin und mit denen arbeite.
Klar, meine Mutter kann nicht Autofahren. Aber sie sagt auch nicht, komm doch mal Samstag auf nen Kaffee vorbei oder so oder wir kochen mal Sonntag gemeinsam. Ich höre immer nur, dass sie so alleine ist und dass das beschi.... ist.
Ja, hallo, ich arbeite jede Woche Vollzeit, habe noch die Pferde, bin keinen Tag vor 20 Uhr zu Hause und mache am WE meinen Haushalt.

Ich habe zu dieser Familie (Mutter und Bruder) manchmal keine Lust mehr. Mein Bruder ist nur noch im Ausland arbeiten, oft Monate lang, meine Mutter jammert nur rum. Und abladen kann man das alles bei mir...

Liebe Carlotta, schreib ruhig ein bißchen, wenn Du kannst. Ich denke, dass es wichtig ist, sich dieser ganzen chaotischen Gefühle bewußt zu werden und sie auch zuzulassen.
Und ansonsten gibt es nichts, was Dich drängt. Lass Dir Zeit. Wir alle hier brauchen die Zeit, um diese Verluste zu verstehen. Leider wird nichts mehr so sein, wie es mal war, aber es werden bestimmt auch wieder gute Momente kommen. Gestern zum Beispiel schien ganz toll die Sonne, das sieht man meinem Gesicht heute an ;-)

Liebe Grüße und lass Dich mal umarmen.
Carla

[Jaecky]

Liebe Carla,

ich kann verstehen, dass ist alles etwas viel für dich. Arbeit, Pferde, deine Mutter und du musst ja auch noch an dich denken. Wie wäre es denn, wenn du deine Mutter in einer Senioren-WG unterbringst oder etwas ähnliches. Dann wäre sie nicht allein und du müsstest dir nicht ständig ein schlechtes Gewissen einreden lassen.

Die Pferde tuen dir gut, und das ist prima. So kannst du ab und zu mal abschalten und allem ein bisschen entfliehen.

Ich umarme dich ganz doll und denk an dich.

Liebe Grüße
Jäcky

[carla44]

Hallo Ihr Lieben,

ich muss schnell mal was loswerden, denn ich weiß, dass Ihr mich versteht.

Ich habe schon die ganze Woche extremen Stress auf Arbeit, nichts läuft rund, ich komme kaum zum Nachdenken oder zum Luftholen ;-(

Und vorhin, als ich nach Hause kam, schalte ich mein Handy aus (mache ich zu Hause immer, da wir hier null Empfang haben). Jedenfalls in dem Moment sehe ich auf das Display, kein Anruf und keine SMS.

Und heute ist der 8.März, Frauentag. Ich habe an diesem Tag die letzten Jahre immer eine SMS bekommen, ungefähr so:
Meine liebe Tochter, ich wünsche Dir alles Gute zum Frauentag ... Dein lieber Papa.

Nie wieder wird es so eine SMS für mich geben und es fühlt sich gerade an, als ob ich in einen riesigen Abgrund gestürzt bin und einfach immer weiter ins Bodenlose falle.
Ich höre in Gedanken Papas Stimme, als wenn er gerade am Telefon zu mir spricht und ich weiß, dass ich ihn nie wieder hören kann. Es tut richtig körperlich weh und ich kann gerade gar nicht mehr.

Ihr wißt bestimmt, was ich meine.
Danke, dass Ihr mir zuhört.
Carla

[Billchen]

hi Süsse

ich war heute auf dem Friedhof und ich habe auch dieses ...NIE mehr... so stark gefühlt daß es mehr weh tut als meine gebrochenen Knochen....
laß dich sanft umarmen und
JA
ich weiß genau wie du dich fühlst

Deine Sybille

[undine]

Liebe Carla,

ich nehme dich mal in den Arm

Dieses verdammte Gefühl der Endgültigkeit! Ich habe diese SMS Silvester so vermisst und mich genauso gefühlt wie du jetzt!

Alles Liebe und ich denke an dich,
Undine

[Jaecky]

Liebe Liebe Carla,

oh ich weiss wie du dich fühlst, ich kann dich so gut verstehen. An solchen Tagen wird einen leider wieder bewusst, wie endgültig das alles ist und man fällt in ein tiefes Loch. Aus diesem komm ich gerade gar nicht raus.

Ich umarme dich ganz ganz doll und bin in Gedanken bei dir

Liebe Grüße
Jäcky

[Mirilena]

Liebe Carla,

auch ich kann sehr gut nachempfinden, was du fühlst.

Es gibt diese Tage, da nirgends mehr ein Licht zu sehen ist und einen die Traurigkeit und Schmerz überrollen und mit sich reißen wie eine gewaltige Welle. Nichts, woran man sich festhalten kann und keine Wurzeln mehr, die einem Schutz bieten. Und es kann eine Klitzekleinigkeit sein, die all das auslöst...

Auch wenn es nicht annähernd dasselbe ist und in keinster Weise sein soll:
Liebe Carla, ich wünsche dir nachträglich alles Liebe zum Weltfrauentag und vor allem, dass mal wieder etwas rund läuft und du durchatmen kannst!

Stille Grüße und Umarmung
Miriam

[carla44]

Ach ihr Lieben hier alle,

Es tut so gut von Euch so liebe Worte zu lesen.
Ich komm noch nicht mal heute über das alles weg, immer noch fühle ich mich so fertig, könnte bei jeder Kleinigkeit losheulen und tue es dann meistens auch.

Ich bin so froh, dass es Euch alle hier gibt, auch wenn uns diese besch... Krankheit unserer Lieben hier zusammen geführt hat. Aber wenn ich von Euch lese, fühle ich mich mit meinen Gedanken und Gefühlen nicht ganz so verloren.

Danke Euch, dass Ihr für mich da seid.
Schläft heute Nacht gut.
Liebe Grüße
Carla

[Carlotta76]

Liebe Carla,

ich möchte Dich ganz fest umarmen und festhalten , wenn ich darf. Ich weiß, es ist manchmal so unsäglich schlimm. Ich denke, das Leben wird wahrscheinlich nie mehr so wie vorher sein, aber ich hoffe, dass es irgendwann erträglich wird und dass irgendwann die schönen Erinnerungen häufiger zu Tage treten.

Liebe Carla, ich bin ebenfalls so froh, dass ich Euch habe. Ihr gebt mir das Gefühl mit dieser Trauer nicht alleine zu sein, bei Euch fühle ich mich verstanden und dafür bin ich sehr dankbar.

Wenn Du magst, können wir auch gerne über PN unsere Kontaktdaten austauschen.

Alles Liebe

Carlotta

[mai-regen]

Liebe Carla,
vielen lieben Dank für die lieben Worte in meinem Thread.Du hast so bildlich geschrieben,ich hab dich fast mit deinem Papa üben sehen.Ich weiss,er konnte diese sch***** Krankheit nicht besiegen.Meine Mum kann das auch nicht.Aber ihr hattet noch eine besonders innige Zeit miteinander und wir auch.Der Humor deines Papas gefällt mir.Uns hilft es auch viel,manches nicht so ernst zu nehmen...Meine Mum ist durch die Schwächung der Muskulatur inkontinent geworden,dass war am Anfang so peinlich für sie.Mit viel Liebe und so manchem schwarzen Humor konnte ich diese Schranke überwinden und jetzt ist das alles kein Problem mehr.
Ich war wirklich sooo froh,dass sie noch mal zu uns kommen konnte.Für Gesunde nur ein paar Stufen,für uns der Mount Everest!!!
Liebe Grüsse und Danke!
Sylvia

[carla44]

Liebe Sylvia,

Ja, mein Papa war auch inkontinent. Es fing vor fast genau einem Jahr an, nach den Bestrahlungen, die er um Ostern herum bekam.

Meine Mutter konnte damit gar nicht umgehen, hatte kein Verständnis dafür. Für mich war es vor allem schlimm, als ich meinem Papa die Windeln wechseln mußte. Das erste Mal ist mir das so schwer gefallen, da wäre ich am liebsten weggelaufen... Wie muss sich das erst für meinen lieben Papa angefühlt haben?

Ich war so unvorbereitet und es ging ja auch alles so schnell. Mich belastet das alles immer noch sehr. Manchmal denke ich, ich hätte noch viel mehr für ihn tun können. Aber heute weiß ich auch mehr als vor einem Jahr. Und Selbstzweifel bringen ja auch nichts. Aber die Gedanken sind eben oft da.

Ich wünsche Euch allen schöne und ruhige Ostertage.
Liebe Grüße
Carla

[carla44]

Hallo Ihr Lieben,

Nun ist Ostern schon vorbei und bei uns ist es grau und trübe. Meine Jungs waren beide da mit Freundinnen, schön dass die Familie so wieder ein bisschen größer wird. Nur meine Mutter saß irgendwie daneben, als ob sie nicht dazu gehört. Die eine Freundin findet sie "komisch", obwohl das eine ganz liebe, nette ist. Leider kann meine Mutter ihre Abneigung nicht verbergen. Das ist sehr schade, aber irgendwie auch nicht mein Problem, oder?

Mein Bruder hat sich auch mal wieder gemeldet, ist aber schon wieder unterwegs. In seiner letzten Mail schrieb er dann was davon, dass er sich jetzt mal darum kümmern will, dass ich ggf seinen Nachlass mal verwalte usw., damit das nicht in falsche Hände kommt. Keine Ahnung, was das nun wieder soll.
Ich habe ihn darauf angesprochen, aber er ist mir ausgewichen, will das einfach rechtzeitig klären, sagte er.
Die ganze Mail war irgendwie seltsam. Und seine vielen Auslandseinsätze kommen mir auch eher wie eine Flucht vor.
Jedenfalls ist er weder für meine Mutter noch für mich da.

Da weiß ich doch, dass auch meine Mutter mal "an mir hängen bleiben wird".

So, Ihr Lieben, ich gruesse Euch ganz herzlich. Und danke fürs Lesen.
Carla.

[mai-regen]

Liebe Carla,
Danke für dein Posting bei mir.Dein Verständnis und die aufmunternden Worte taten mir gut.
Zu deinen Zeilen hier,es ist schön,dass deine beiden erwachsenen Söhne Ostern mit Freundinnen bei dir waren.Und Hauptsache,DU kannst gut mit ihnen! Ich will dir nicht zu nahe treten aber ich habe mich bei dir durchgelesen und du schreibt ja von psychischen Problemen deiner Mama,auch während der Erkrankung deines Papas.Warscheinlich geht es ihr auch jetzt nicht so besonders und sie kann deshalb ihre negativen Gefühle nicht ganz verbergen.
Vieleicht kann dein Sohn der Freundin vermitteln,welche schweren Zeiten hinter ihr liegen,so dass es die Freundin einordnen kann...
Zu der Sache mit deinem Bruder,nun ja,ich weiss ja nicht,was er beruflich so macht,aber es klingt schon,als würde er vor allem davonlaufen.Und seine Aussage würde ich erst mal im Raum stehen lassen.Er hat sicher während der schweren Zeit gesehen,dass du die Starke bei euch bist.Und er hat wohl keine Familie,oder?
Noch kurz zu mir,meine Mum und ich wissen,dass wir uns lieb haben.Wir standen uns immer nahe.Aber du hast Recht,die Nerven liegen bloß,und wer sich sehr nah ist,kann auch schnell verletzen.Ich glaube,eine ihrer grössten Ängste ist,es könnte mir zu viel werden und was dann aus ihr wird.
Und ich kenne durch meinen Job leider zu viele Wege,was kommen kann.Und ich weiss auch,genau wie ihr es dann einsehen musstest,es gibt Situationen,da schaff ich es zuhause nicht mehr.Und irgendwie wollte ich eine Absolution von ihr hören,dass ein Hospiz okay wäre,nur in diesem Fall.Meine Mum weiss aber ( gottseidank) nicht so genau,wie der Verlauf ihrer Krankheit noch werden kann.Sie weiss,sie wird daran vermutlich sterben,aber den Weg dahin verdrängt sie.
Eigentlich gut so.Planen kann und will ich sowieso nicht.Ein Tag nach dem anderen.
Liebe Carla,da hab ich ja einen halben Roman bei dir geschrieben,sorry!
Liebe Grüsse,halt die Ohren steiff,und ich freue mich,wieder von dir zu lesen!
Sylvia